Schnee, Fluren, Gräser und belaubte Bäume, und eine eben so reichhaltige Gruppe von Ideen hat ihre Stelle wieder eingenommen. Schwerer gelingt dies freilich in verrückten Köpfen, beson- ders wenn man sich mit der Topographie dersel- ben durch das Studium ihrer Associationen nicht hinlänglich bekannt gemacht hat.
Dieser Methode, durch Entziehung der Reize des Gemeingefühls, der Sinne, und vor- züglich durch Unterdrückung der innern Thätig- keiten des Gehirns zu wirken, füge ich noch die Gemüthszerstreuung zu, die durch einen, zu diesem Zwecke eigenthümlich geordneten, In- begriff psychischer Mittel wirklich wird. Wir bedienen uns ihrer zur Verhütung und Cur der Verrücktheit, und vollenden dieselbe durch sie in der Reconvalescenz. Der Zweck, den wir durch sie bezielen, ist doppelter Art. Theils suchen wir durch sie den habituell Zerstreuten zu sammlen und an einen bestimmten Gegenstand zu ketten, theils den Kranken, der einer fixen Idee leidenschaftlich nachhängt, von derselben abzuleiten. Den faselnden Narren müssen wir durch Gegenstände halten, die ein hinlängliches Interesse für ihn haben, und gerade so viel Kraft zu ihrer Beachtung erfordern, als er besitzt. Wo eine fixe Idee obwaltet, soll man den Kran- ken entweder von der Nichtigkeit seines Zwecks, oder von der Unmöglichkeit überzeugen, dass er realisirt werden könne, und ihm dieselbe dadurch
Schnee, Fluren, Gräſer und belaubte Bäume, und eine eben ſo reichhaltige Gruppe von Ideen hat ihre Stelle wieder eingenommen. Schwerer gelingt dies freilich in verrückten Köpfen, beſon- ders wenn man ſich mit der Topographie derſel- ben durch das Studium ihrer Aſſociationen nicht hinlänglich bekannt gemacht hat.
Dieſer Methode, durch Entziehung der Reize des Gemeingefühls, der Sinne, und vor- züglich durch Unterdrückung der innern Thätig- keiten des Gehirns zu wirken, füge ich noch die Gemüthszerſtreuung zu, die durch einen, zu dieſem Zwecke eigenthümlich geordneten, In- begriff pſychiſcher Mittel wirklich wird. Wir bedienen uns ihrer zur Verhütung und Cur der Verrücktheit, und vollenden dieſelbe durch ſie in der Reconvaleſcenz. Der Zweck, den wir durch ſie bezielen, iſt doppelter Art. Theils ſuchen wir durch ſie den habituell Zerſtreuten zu ſammlen und an einen beſtimmten Gegenſtand zu ketten, theils den Kranken, der einer fixen Idee leidenſchaftlich nachhängt, von derſelben abzuleiten. Den faſelnden Narren müſſen wir durch Gegenſtände halten, die ein hinlängliches Intereſſe für ihn haben, und gerade ſo viel Kraft zu ihrer Beachtung erfordern, als er beſitzt. Wo eine fixe Idee obwaltet, ſoll man den Kran- ken entweder von der Nichtigkeit ſeines Zwecks, oder von der Unmöglichkeit überzeugen, daſs er realiſirt werden könne, und ihm dieſelbe dadurch
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Schnee, Fluren, Gräſer und belaubte Bäume,
und eine eben ſo reichhaltige Gruppe von Ideen
hat ihre Stelle wieder eingenommen. Schwerer
gelingt dies freilich in verrückten Köpfen, beſon-
ders wenn man ſich mit der Topographie derſel-
ben durch das Studium ihrer Aſſociationen nicht
hinlänglich bekannt gemacht hat.
Dieſer Methode, durch Entziehung der
Reize des Gemeingefühls, der Sinne, und vor-
züglich durch Unterdrückung der innern Thätig-
keiten des Gehirns zu wirken, füge ich noch die
Gemüthszerſtreuung zu, die durch einen,
zu dieſem Zwecke eigenthümlich geordneten, In-
begriff pſychiſcher Mittel wirklich wird. Wir
bedienen uns ihrer zur Verhütung und Cur der
Verrücktheit, und vollenden dieſelbe durch ſie
in der Reconvaleſcenz. Der Zweck, den wir
durch ſie bezielen, iſt doppelter Art. Theils
ſuchen wir durch ſie den habituell Zerſtreuten zu
ſammlen und an einen beſtimmten Gegenſtand
zu ketten, theils den Kranken, der einer fixen
Idee leidenſchaftlich nachhängt, von derſelben
abzuleiten. Den faſelnden Narren müſſen wir
durch Gegenſtände halten, die ein hinlängliches
Intereſſe für ihn haben, und gerade ſo viel Kraft
zu ihrer Beachtung erfordern, als er beſitzt.
Wo eine fixe Idee obwaltet, ſoll man den Kran-
ken entweder von der Nichtigkeit ſeines Zwecks,
oder von der Unmöglichkeit überzeugen, daſs er
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/178>, abgerufen am 21.11.2024.
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