h) Unschädliche Arten der Tortur z. B. die Brenkenhoffschen Tröge, das Tropfbad auf den abgeschornen Wirbel des Kopfs, das tor- mentum cum scarabaeo, mure vel capra *).
i) Züchtigungen durch Ruthenstreiche, die Schmerz machen, aufs Ehrgefühl wirken, und daher nur für Kranke passen, die Strafe ver- dienen.
k) Das Wasser, ein Element, für welches der Mensch eine natürliche Furcht hat, und wel- ches auf eine mannichfaltige Art zur Cur der Wahnsinnigen gebraucht werden kann. Das beste Mittel sagt de Haen, die Convulsionen der Be- sessenen zu heben, besteht darin, dass man sie mit kaltem Wasser begiesst. Die Traufe und die Douche wirken theils durch Schmerz, theils durch Schreck, besonders wenn sie auf eine un- vermuthete Art zugelassen werden. Das Stürzen ins Wasser erregt Furcht und Kleinmuth, macht den Halsstarrigen geschmeidig und den Wüthrig zahm. Man kann die Kranken von einem Kahn oder von einer Fähre in den Fluss, oder von ei-
nem
*) Man nahm Feuerschröter oder Mäuse, setzte sie auf den blossen Leib und stürzte ein Glas über dieselben, oder bestrich empfindliche Theile des Körpers, z. B. die Fusssohlen, mit einer Salz- lake und liess dieselbe nachher von Ziegen ab- lecken. Jacob Döplers Schauplatz der Lei- bes- und Lebensstrafen. Sondershausen 1693.
h) Unſchädliche Arten der Tortur z. B. die Brenkenhoffſchen Tröge, das Tropfbad auf den abgeſchornen Wirbel des Kopfs, das tor- mentum cum ſcarabaeo, mure vel capra *).
i) Züchtigungen durch Ruthenſtreiche, die Schmerz machen, aufs Ehrgefühl wirken, und daher nur für Kranke paſſen, die Strafe ver- dienen.
k) Das Waſſer, ein Element, für welches der Menſch eine natürliche Furcht hat, und wel- ches auf eine mannichfaltige Art zur Cur der Wahnſinnigen gebraucht werden kann. Das beſte Mittel ſagt de Haen, die Convulſionen der Be- ſeſſenen zu heben, beſteht darin, daſs man ſie mit kaltem Waſſer begieſst. Die Traufe und die Douche wirken theils durch Schmerz, theils durch Schreck, beſonders wenn ſie auf eine un- vermuthete Art zugelaſſen werden. Das Stürzen ins Waſſer erregt Furcht und Kleinmuth, macht den Halsſtarrigen geſchmeidig und den Wüthrig zahm. Man kann die Kranken von einem Kahn oder von einer Fähre in den Fluſs, oder von ei-
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*) Man nahm Feuerſchröter oder Mäuſe, ſetzte ſie auf den bloſsen Leib und ſtürzte ein Glas über dieſelben, oder beſtrich empfindliche Theile des Körpers, z. B. die Fuſsſohlen, mit einer Salz- lake und lieſs dieſelbe nachher von Ziegen ab- lecken. Jacob Döplers Schauplatz der Lei- bes- und Lebensſtrafen. Sondershauſen 1693.
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h) Unſchädliche Arten der Tortur z. B.
die Brenkenhoffſchen Tröge, das Tropfbad auf
den abgeſchornen Wirbel des Kopfs, das tor-
mentum cum ſcarabaeo, mure vel capra *).
i) Züchtigungen durch Ruthenſtreiche,
die Schmerz machen, aufs Ehrgefühl wirken,
und daher nur für Kranke paſſen, die Strafe ver-
dienen.
k) Das Waſſer, ein Element, für welches
der Menſch eine natürliche Furcht hat, und wel-
ches auf eine mannichfaltige Art zur Cur der
Wahnſinnigen gebraucht werden kann. Das beſte
Mittel ſagt de Haen, die Convulſionen der Be-
ſeſſenen zu heben, beſteht darin, daſs man ſie
mit kaltem Waſſer begieſst. Die Traufe und
die Douche wirken theils durch Schmerz, theils
durch Schreck, beſonders wenn ſie auf eine un-
vermuthete Art zugelaſſen werden. Das Stürzen
ins Waſſer erregt Furcht und Kleinmuth, macht
den Halsſtarrigen geſchmeidig und den Wüthrig
zahm. Man kann die Kranken von einem Kahn
oder von einer Fähre in den Fluſs, oder von ei-
nem
*) Man nahm Feuerſchröter oder Mäuſe, ſetzte ſie
auf den bloſsen Leib und ſtürzte ein Glas über
dieſelben, oder beſtrich empfindliche Theile des
Körpers, z. B. die Fuſsſohlen, mit einer Salz-
lake und lieſs dieſelbe nachher von Ziegen ab-
lecken. Jacob Döplers Schauplatz der Lei-
bes- und Lebensſtrafen. Sondershauſen 1693.
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 192. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/197>, abgerufen am 21.11.2024.
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