der lassen wir eine ununterbrochene Folge von Objekten, wie die Bilder einer magischen Lampe, vor den Sinnorganen vorübergehn, bey deren An- schauung die Seele sich passiv verhält, bloss von aussen bestimmt und durch die Folge der Vor- stellungen in ihrer Spannung gehalten wird. Oder wir halten nur ein Object vor und rechnen auf die eigenmächtigen Erregungen, die durch die Anschauung desselben in der Seele geweckt werden, auf den Uebergang der Anschauung zur Einbildungskraft, dem Gefühls- und dem Begeh- rungsvermögen.
In dem letzten Fall, wenn die Sinnesan- schauungen auf die Erregung des gesammten Spiels der Seelenkräfte berechnet sind, muss man ihnen durch ein mitgetheiltes Inter- esse Leben, und dies auf eine zweckmässige Art zu verschaffen wissen. Sonst lässt der Kranke die Objekte bey Seite liegen, ohne sie besonders zu beachten. Es werden daher auch für diese Reize Kranke erfordert, deren Besonnenheit schon einigermaassen geweckt ist. Ihnen dadurch, dass man sie in Verknüpfung mit der Verrückt- heit des Kranken bringt, Interesse zu verschaffen, ist meistens nicht zweckmässig. Wir müssen da- her dasselbe auf einem andern Wege zu gewinnen suchen. Wir wählen Sinnes- Eindrücke, die an sich und direct angenehme oder unangenehme körperliche Gefühle durch die Action erregen, die sie in den Nerven hervorbringen. Der Art
der laſſen wir eine ununterbrochene Folge von Objekten, wie die Bilder einer magiſchen Lampe, vor den Sinnorganen vorübergehn, bey deren An- ſchauung die Seele ſich paſſiv verhält, bloſs von auſsen beſtimmt und durch die Folge der Vor- ſtellungen in ihrer Spannung gehalten wird. Oder wir halten nur ein Object vor und rechnen auf die eigenmächtigen Erregungen, die durch die Anſchauung deſſelben in der Seele geweckt werden, auf den Uebergang der Anſchauung zur Einbildungskraft, dem Gefühls- und dem Begeh- rungsvermögen.
In dem letzten Fall, wenn die Sinnesan- ſchauungen auf die Erregung des geſammten Spiels der Seelenkräfte berechnet ſind, muſs man ihnen durch ein mitgetheiltes Inter- eſſe Leben, und dies auf eine zweckmäſsige Art zu verſchaffen wiſſen. Sonſt läſst der Kranke die Objekte bey Seite liegen, ohne ſie beſonders zu beachten. Es werden daher auch für dieſe Reize Kranke erfordert, deren Beſonnenheit ſchon einigermaaſsen geweckt iſt. Ihnen dadurch, daſs man ſie in Verknüpfung mit der Verrückt- heit des Kranken bringt, Intereſſe zu verſchaffen, iſt meiſtens nicht zweckmäſsig. Wir müſſen da- her daſſelbe auf einem andern Wege zu gewinnen ſuchen. Wir wählen Sinnes- Eindrücke, die an ſich und direct angenehme oder unangenehme körperliche Gefühle durch die Action erregen, die ſie in den Nerven hervorbringen. Der Art
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der laſſen wir eine ununterbrochene Folge von
Objekten, wie die Bilder einer magiſchen Lampe,
vor den Sinnorganen vorübergehn, bey deren An-
ſchauung die Seele ſich paſſiv verhält, bloſs von
auſsen beſtimmt und durch die Folge der Vor-
ſtellungen in ihrer Spannung gehalten wird.
Oder wir halten nur ein Object vor und rechnen
auf die eigenmächtigen Erregungen, die durch
die Anſchauung deſſelben in der Seele geweckt
werden, auf den Uebergang der Anſchauung zur
Einbildungskraft, dem Gefühls- und dem Begeh-
rungsvermögen.
In dem letzten Fall, wenn die Sinnesan-
ſchauungen auf die Erregung des geſammten Spiels
der Seelenkräfte berechnet ſind, muſs man
ihnen durch ein mitgetheiltes Inter-
eſſe Leben, und dies auf eine zweckmäſsige
Art zu verſchaffen wiſſen. Sonſt läſst der Kranke
die Objekte bey Seite liegen, ohne ſie beſonders
zu beachten. Es werden daher auch für dieſe
Reize Kranke erfordert, deren Beſonnenheit
ſchon einigermaaſsen geweckt iſt. Ihnen dadurch,
daſs man ſie in Verknüpfung mit der Verrückt-
heit des Kranken bringt, Intereſſe zu verſchaffen,
iſt meiſtens nicht zweckmäſsig. Wir müſſen da-
her daſſelbe auf einem andern Wege zu gewinnen
ſuchen. Wir wählen Sinnes- Eindrücke, die an
ſich und direct angenehme oder unangenehme
körperliche Gefühle durch die Action erregen,
die ſie in den Nerven hervorbringen. Der Art
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Reil, Johann Christian: Rhapsodieen über die Anwendung der psychischen Curmethode auf Geisteszerrüttungen. Halle, 1803, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reil_curmethode_1803/204>, abgerufen am 22.11.2024.
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