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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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IV. Orographie.
hoch, auf der Südseite sanft ansteigend und gut bewaldet, nach
Shigeoka hin steil abfallend und ziemlich steril. Es folgt nun ein
schieferiges Hügelland, worauf der Weg zur Kammhöhe von Mi-
kuni-toge
*) ansteigt, welche zwischen Onoichi und Miyenoichi
überschritten wird und in das Thal des Shirataki-gawa führt. Der
Pass ist 647 Meter hoch und gewährt, da die Bergrücken ringsum
nur wenig höher sind, eine weite interessante Rundschau. Gen O.
75° N. erblickt man die Berge von Shikoku, nach S. 67° W. einen
hohen bewaldeten Gipfel mit nackter, stark zerrissener First, den
man uns Nishi-yama-take (Westbergspitze) nannte. Etwas weiter
nordwestlich davon erhebt sich der vulkanische Kegel des Aso, fast
genau westlich von unserem Standpunkte erblicken wir aber eine
weite, muldenförmige Einsenkung im centralen Gebirge und über sie
hinweg Theile von Higo. Es ist die Richtung, in welcher der Weg
von Oka nach Kumamoto führt. Nördlich von dieser Depression
steigen wieder höhere Berge empor, während man fast nach Norden
die isolierten vulkanischen Kegel von Bungo aus der Ebene sich er-
heben sieht.

Den westlichen Theil des Grenzgebirges zwischen Satsuma und
Higo überschritt Woeikof auf dem Wege von Ushiyama nach Mitsu-
mata in 572 Meter Höhe. Auch hier zeigte sich, wie ich es auch
bei Mi-kuni-toge in Bungo fand, der Anstieg von Süden sanft, der
Nordabhang sehr steil, dem Einfallen der Schieferschichten ent-
sprechend. "Im NW. war das Meer zu sehen mit tief einschneiden-
den Buchten und hohen Inseln, im SO. die Spitze Kiri-shima mit Schnee
bedeckt (es war Mitte November). Die höheren Bergrücken waren
ungefähr eben so hoch, wie der von mir bereiste, und theilweise mit
Wald, theilweise, wie dieser selbst, mit Gras und Zwergbambus be-
deckt. Die Richtung war meist von N. nach S.", sagt Woeikof, was
freilich auf die von mir überschrittenen nicht passt.

Der centrale Gebirgszug senkt sich nach Norden, wie südwärts,
zum Meere. Abgesehen von den Vulkanen Aso und Kirishima-
yama
scheinen seine höchsten Gipfel nahe der Grenze von Higo und
Hiuga zu liegen. Ihre Höhe übersteigt jedoch kaum 1400--1500 Meter.
Der Weg von Hitoyoshi nach Sadowara überschreitet erst in Higo
den Ichi-ri-yama-toge (Ein-ri-Berg-Pass), dann an der Grenze
von Hiuga den Tempagoshi-toge, der wohl gegen 1000 Meter
hoch ist. Nordwärts davon erhebt sich der Eshiro-yama und noch

*) Dieser "Dreiländerpass" ist benannt nach den drei Daimioherrschaften von
Oka, Sayegi und Utsuki, welche hier an einander stiessen.

IV. Orographie.
hoch, auf der Südseite sanft ansteigend und gut bewaldet, nach
Shigeoka hin steil abfallend und ziemlich steril. Es folgt nun ein
schieferiges Hügelland, worauf der Weg zur Kammhöhe von Mi-
kuni-tôge
*) ansteigt, welche zwischen Onoichi und Miyenoichi
überschritten wird und in das Thal des Shirataki-gawa führt. Der
Pass ist 647 Meter hoch und gewährt, da die Bergrücken ringsum
nur wenig höher sind, eine weite interessante Rundschau. Gen O.
75° N. erblickt man die Berge von Shikoku, nach S. 67° W. einen
hohen bewaldeten Gipfel mit nackter, stark zerrissener First, den
man uns Nishi-yama-take (Westbergspitze) nannte. Etwas weiter
nordwestlich davon erhebt sich der vulkanische Kegel des Asô, fast
genau westlich von unserem Standpunkte erblicken wir aber eine
weite, muldenförmige Einsenkung im centralen Gebirge und über sie
hinweg Theile von Higo. Es ist die Richtung, in welcher der Weg
von Oka nach Kumamoto führt. Nördlich von dieser Depression
steigen wieder höhere Berge empor, während man fast nach Norden
die isolierten vulkanischen Kegel von Bungo aus der Ebene sich er-
heben sieht.

Den westlichen Theil des Grenzgebirges zwischen Satsuma und
Higo überschritt Woeikof auf dem Wege von Ushiyama nach Mitsu-
mata in 572 Meter Höhe. Auch hier zeigte sich, wie ich es auch
bei Mi-kuni-tôge in Bungo fand, der Anstieg von Süden sanft, der
Nordabhang sehr steil, dem Einfallen der Schieferschichten ent-
sprechend. »Im NW. war das Meer zu sehen mit tief einschneiden-
den Buchten und hohen Inseln, im SO. die Spitze Kiri-shima mit Schnee
bedeckt (es war Mitte November). Die höheren Bergrücken waren
ungefähr eben so hoch, wie der von mir bereiste, und theilweise mit
Wald, theilweise, wie dieser selbst, mit Gras und Zwergbambus be-
deckt. Die Richtung war meist von N. nach S.«, sagt Woeikof, was
freilich auf die von mir überschrittenen nicht passt.

Der centrale Gebirgszug senkt sich nach Norden, wie südwärts,
zum Meere. Abgesehen von den Vulkanen Asô und Kirishima-
yama
scheinen seine höchsten Gipfel nahe der Grenze von Higo und
Hiuga zu liegen. Ihre Höhe übersteigt jedoch kaum 1400—1500 Meter.
Der Weg von Hitoyoshi nach Sadowara überschreitet erst in Higo
den Ichi-ri-yama-tôge (Ein-ri-Berg-Pass), dann an der Grenze
von Hiuga den Tempagoshi-tôge, der wohl gegen 1000 Meter
hoch ist. Nordwärts davon erhebt sich der Eshiro-yama und noch

*) Dieser »Dreiländerpass« ist benannt nach den drei Daimioherrschaften von
Oka, Sayegi und Utsuki, welche hier an einander stiessen.
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[94/0116] IV. Orographie. hoch, auf der Südseite sanft ansteigend und gut bewaldet, nach Shigeoka hin steil abfallend und ziemlich steril. Es folgt nun ein schieferiges Hügelland, worauf der Weg zur Kammhöhe von Mi- kuni-tôge *) ansteigt, welche zwischen Onoichi und Miyenoichi überschritten wird und in das Thal des Shirataki-gawa führt. Der Pass ist 647 Meter hoch und gewährt, da die Bergrücken ringsum nur wenig höher sind, eine weite interessante Rundschau. Gen O. 75° N. erblickt man die Berge von Shikoku, nach S. 67° W. einen hohen bewaldeten Gipfel mit nackter, stark zerrissener First, den man uns Nishi-yama-take (Westbergspitze) nannte. Etwas weiter nordwestlich davon erhebt sich der vulkanische Kegel des Asô, fast genau westlich von unserem Standpunkte erblicken wir aber eine weite, muldenförmige Einsenkung im centralen Gebirge und über sie hinweg Theile von Higo. Es ist die Richtung, in welcher der Weg von Oka nach Kumamoto führt. Nördlich von dieser Depression steigen wieder höhere Berge empor, während man fast nach Norden die isolierten vulkanischen Kegel von Bungo aus der Ebene sich er- heben sieht. Den westlichen Theil des Grenzgebirges zwischen Satsuma und Higo überschritt Woeikof auf dem Wege von Ushiyama nach Mitsu- mata in 572 Meter Höhe. Auch hier zeigte sich, wie ich es auch bei Mi-kuni-tôge in Bungo fand, der Anstieg von Süden sanft, der Nordabhang sehr steil, dem Einfallen der Schieferschichten ent- sprechend. »Im NW. war das Meer zu sehen mit tief einschneiden- den Buchten und hohen Inseln, im SO. die Spitze Kiri-shima mit Schnee bedeckt (es war Mitte November). Die höheren Bergrücken waren ungefähr eben so hoch, wie der von mir bereiste, und theilweise mit Wald, theilweise, wie dieser selbst, mit Gras und Zwergbambus be- deckt. Die Richtung war meist von N. nach S.«, sagt Woeikof, was freilich auf die von mir überschrittenen nicht passt. Der centrale Gebirgszug senkt sich nach Norden, wie südwärts, zum Meere. Abgesehen von den Vulkanen Asô und Kirishima- yama scheinen seine höchsten Gipfel nahe der Grenze von Higo und Hiuga zu liegen. Ihre Höhe übersteigt jedoch kaum 1400—1500 Meter. Der Weg von Hitoyoshi nach Sadowara überschreitet erst in Higo den Ichi-ri-yama-tôge (Ein-ri-Berg-Pass), dann an der Grenze von Hiuga den Tempagoshi-tôge, der wohl gegen 1000 Meter hoch ist. Nordwärts davon erhebt sich der Eshiro-yama und noch *) Dieser »Dreiländerpass« ist benannt nach den drei Daimioherrschaften von Oka, Sayegi und Utsuki, welche hier an einander stiessen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/116>, abgerufen am 27.11.2024.