Bei dem gebirgigen Charakter des Landes und der reichen Menge der über das ganze Jahr vertheilten Niederschläge ist Japan natur- gemäss sehr wasserreich. Ein dichteres Netz von Flüssen, Bächen und flachen Seen, noch vermehrt durch zahlreiche Canäle, wie es z. B. die Ebene von Kuwanto zeigt, ist kaum denkbar. Aber die Stärke der fliessenden Gewässer wechselt oft und gewaltig, besonders im Sommer und Herbst, und ist in dieser Zeit am grössten, nicht blos, weil alsdann die reichsten Regengüsse fallen, sondern weil auch durch das allmähliche Schmelzen mächtiger Schneelager, welche das Gebirge während des Winters sammelte, eine in der kalten Zeit nicht vorhandene reiche Zufuhr stattfindet.
Wenn im Sommer bei hoher Temperatur des herrschenden Süd- westmonsuns länger andauernder Regen nicht selten mit tropischer Heftigkeit einsetzt, eilt durch jede Bergfurche das Wasser herbei und schwillt der kleine muntere Gebirgsbach zusehends zum mächtigen Strome an. Mit dem Getöse seiner dahineilenden trüben Fluthen mischt sich der dumpfe Donner loser Felsblöcke, welche die Wellen gleich manchen der leicht gebauten Brücken und Stege mit sich fort- reissen. Weiter thalabwärts aber vermögen selbst die sorgfältig an- gelegten soliden Dämme zu beiden Seiten des weiten Fluthbettes nicht immer die Macht der grossen Wassermassen zu bannen und ihren Verheerungen Einhalt zu thun. Ueberschwemmungen gehören gleich Erdbeben zu den bekanntesten und gefürchtetsten Landplagen.
Ist der Regen vorbei und der Fluss in sein enges, bescheidenes Bett zurückgekehrt, so lassen die weiten Geröllfelder zu beiden Seiten und zahllose mächtige Felsblöcke darin wohl noch deutlich genug die
V. Hydrographie des Landes.
Flüsse und Seen.
Bei dem gebirgigen Charakter des Landes und der reichen Menge der über das ganze Jahr vertheilten Niederschläge ist Japan natur- gemäss sehr wasserreich. Ein dichteres Netz von Flüssen, Bächen und flachen Seen, noch vermehrt durch zahlreiche Canäle, wie es z. B. die Ebene von Kuwantô zeigt, ist kaum denkbar. Aber die Stärke der fliessenden Gewässer wechselt oft und gewaltig, besonders im Sommer und Herbst, und ist in dieser Zeit am grössten, nicht blos, weil alsdann die reichsten Regengüsse fallen, sondern weil auch durch das allmähliche Schmelzen mächtiger Schneelager, welche das Gebirge während des Winters sammelte, eine in der kalten Zeit nicht vorhandene reiche Zufuhr stattfindet.
Wenn im Sommer bei hoher Temperatur des herrschenden Süd- westmonsuns länger andauernder Regen nicht selten mit tropischer Heftigkeit einsetzt, eilt durch jede Bergfurche das Wasser herbei und schwillt der kleine muntere Gebirgsbach zusehends zum mächtigen Strome an. Mit dem Getöse seiner dahineilenden trüben Fluthen mischt sich der dumpfe Donner loser Felsblöcke, welche die Wellen gleich manchen der leicht gebauten Brücken und Stege mit sich fort- reissen. Weiter thalabwärts aber vermögen selbst die sorgfältig an- gelegten soliden Dämme zu beiden Seiten des weiten Fluthbettes nicht immer die Macht der grossen Wassermassen zu bannen und ihren Verheerungen Einhalt zu thun. Ueberschwemmungen gehören gleich Erdbeben zu den bekanntesten und gefürchtetsten Landplagen.
Ist der Regen vorbei und der Fluss in sein enges, bescheidenes Bett zurückgekehrt, so lassen die weiten Geröllfelder zu beiden Seiten und zahllose mächtige Felsblöcke darin wohl noch deutlich genug die
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V.
Hydrographie des Landes.
Flüsse und Seen.
Bei dem gebirgigen Charakter des Landes und der reichen Menge
der über das ganze Jahr vertheilten Niederschläge ist Japan natur-
gemäss sehr wasserreich. Ein dichteres Netz von Flüssen, Bächen
und flachen Seen, noch vermehrt durch zahlreiche Canäle, wie es
z. B. die Ebene von Kuwantô zeigt, ist kaum denkbar. Aber die
Stärke der fliessenden Gewässer wechselt oft und gewaltig, besonders
im Sommer und Herbst, und ist in dieser Zeit am grössten, nicht
blos, weil alsdann die reichsten Regengüsse fallen, sondern weil auch
durch das allmähliche Schmelzen mächtiger Schneelager, welche das
Gebirge während des Winters sammelte, eine in der kalten Zeit nicht
vorhandene reiche Zufuhr stattfindet.
Wenn im Sommer bei hoher Temperatur des herrschenden Süd-
westmonsuns länger andauernder Regen nicht selten mit tropischer
Heftigkeit einsetzt, eilt durch jede Bergfurche das Wasser herbei und
schwillt der kleine muntere Gebirgsbach zusehends zum mächtigen
Strome an. Mit dem Getöse seiner dahineilenden trüben Fluthen
mischt sich der dumpfe Donner loser Felsblöcke, welche die Wellen
gleich manchen der leicht gebauten Brücken und Stege mit sich fort-
reissen. Weiter thalabwärts aber vermögen selbst die sorgfältig an-
gelegten soliden Dämme zu beiden Seiten des weiten Fluthbettes nicht
immer die Macht der grossen Wassermassen zu bannen und ihren
Verheerungen Einhalt zu thun. Ueberschwemmungen gehören gleich
Erdbeben zu den bekanntesten und gefürchtetsten Landplagen.
Ist der Regen vorbei und der Fluss in sein enges, bescheidenes
Bett zurückgekehrt, so lassen die weiten Geröllfelder zu beiden Seiten
und zahllose mächtige Felsblöcke darin wohl noch deutlich genug die
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. [101]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/123>, abgerufen am 26.11.2024.
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