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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VII. Die Flora der japanischen Inseln.
Der immergrüne Hochwald besteht oft auf weite Strecken nur aus
einigen Eichenarten (Quercus cuspidata, Qu. glabra, Qu. acuta,
Qu. glauca) mit Ternstroemia japonica, Eurya japonica und anderen
immergrünen Sträuchern als Unterholz.

Noch einige der bemerkenswerthesten Bewohner der sommer-
grünen Bergwaldungen mögen hier Erwähnung finden. Bis zu einer
Höhe von 1300, ja 1400 Metern erblicken wir in den Gebirgen des
mittleren Japan (z. B. bei Chiuzenji und auf Mikuni-toge) inmitten der
vielerlei Pflanzenformen einen Baum von nur 6--8 Meter Höhe und
mässigem Umfang, dessen glatter, bräunlicher Stamm uns durch die
stückweise, wie bei der Platane abspringende Rinde auffällt und der
im Hochsommer eine Fülle grosser rother Blüthensträusse trägt, derent-
wegen er auch als Zierpflanze in Gärten vorkommt. Es ist der Saru-
suberi, d. h. Affengleiter (Lagerstroemia indica). Auch der Sanshio
(Zanthoxylum piperitum), ein als Gewürzpflanze häufig in der Nähe
der Häuser angebauter Strauch, dessen Stamm und Aeste sich durch
stumpfe Dornen auszeichnen, ist hier zu Hause, ebenso das noch viel
stärker bewehrte Acanthopanax spinosum Miq. und die Aralia horrida
Smith. Unter den Hydrangeen ist es namentlich die Hydrangea pani-
culata, ein ansehnlicher Strauch, welcher diese Region bis 1700 Meter
Höhe bewohnt, und unter den Sumacharten neben dem kletternden
Giftsumach der Rhus semialata Murray, welcher sich von Rhus Os-
beckii DC. nicht unterscheidet und hier im September zur Blüthe
kommt, an den Südabhängen des Himalaya in derselben Höhe aber
schon 3--4 Monate früher.

Rhus sylvestris, der dritte Waldbewohner unter den japanischen
Sumacharten, steigt in der Regel nicht so hoch, sondern findet sich
am häufigsten in den Laubwäldern unter 1000 Meter, d. h. bis zu
der äussersten Grenze, welche in günstigen Lagen Castanea vulgaris
Lamk. nach oben erreicht. Zwischen 600 und 1000 Meter Höhe
finden wir die essbare Kastanie wohl zuweilen neben der Rosskastanie
(Aesculus turbinata Bl.), doch hat sie andere Bedürfnisse. Aesculus
liebt die Gesellschaft von Fagus, Calopanax ricinifolium und Magnolia
hypoleuca, den humusreichen Boden schattiger Hochwälder, auf dem
Lomarien, Woodwardien und andere schöne Farrenkräuter ihre Wedel
ausbreiten und Asperula odorata kein seltener Gast ist; Castanea da-
gegen zieht die sonnigen Bergabhänge vor, an denen sie nicht selten
für sich lichte Bestände bildet. Sie ist dann meist auch der Träger
der durch ganz Japan bis nach Sachalin hin verbreiteten Mistel
(Viscum album L.), die ich auch auf Birnbäumen, Weissdorn und
Eberesche, auf blattwechselnden Buchen und Eichen (eine Seltenheit

VII. Die Flora der japanischen Inseln.
Der immergrüne Hochwald besteht oft auf weite Strecken nur aus
einigen Eichenarten (Quercus cuspidata, Qu. glabra, Qu. acuta,
Qu. glauca) mit Ternstroemia japonica, Eurya japonica und anderen
immergrünen Sträuchern als Unterholz.

Noch einige der bemerkenswerthesten Bewohner der sommer-
grünen Bergwaldungen mögen hier Erwähnung finden. Bis zu einer
Höhe von 1300, ja 1400 Metern erblicken wir in den Gebirgen des
mittleren Japan (z. B. bei Chiuzenji und auf Mikuni-tôge) inmitten der
vielerlei Pflanzenformen einen Baum von nur 6—8 Meter Höhe und
mässigem Umfang, dessen glatter, bräunlicher Stamm uns durch die
stückweise, wie bei der Platane abspringende Rinde auffällt und der
im Hochsommer eine Fülle grosser rother Blüthensträusse trägt, derent-
wegen er auch als Zierpflanze in Gärten vorkommt. Es ist der Saru-
suberi, d. h. Affengleiter (Lagerstroemia indica). Auch der Sanshio
(Zanthoxylum piperitum), ein als Gewürzpflanze häufig in der Nähe
der Häuser angebauter Strauch, dessen Stamm und Aeste sich durch
stumpfe Dornen auszeichnen, ist hier zu Hause, ebenso das noch viel
stärker bewehrte Acanthopanax spinosum Miq. und die Aralia horrida
Smith. Unter den Hydrangeen ist es namentlich die Hydrangea pani-
culata, ein ansehnlicher Strauch, welcher diese Region bis 1700 Meter
Höhe bewohnt, und unter den Sumacharten neben dem kletternden
Giftsumach der Rhus semialata Murray, welcher sich von Rhus Os-
beckii DC. nicht unterscheidet und hier im September zur Blüthe
kommt, an den Südabhängen des Himalaya in derselben Höhe aber
schon 3—4 Monate früher.

Rhus sylvestris, der dritte Waldbewohner unter den japanischen
Sumacharten, steigt in der Regel nicht so hoch, sondern findet sich
am häufigsten in den Laubwäldern unter 1000 Meter, d. h. bis zu
der äussersten Grenze, welche in günstigen Lagen Castanea vulgaris
Lamk. nach oben erreicht. Zwischen 600 und 1000 Meter Höhe
finden wir die essbare Kastanie wohl zuweilen neben der Rosskastanie
(Aesculus turbinata Bl.), doch hat sie andere Bedürfnisse. Aesculus
liebt die Gesellschaft von Fagus, Calopanax ricinifolium und Magnolia
hypoleuca, den humusreichen Boden schattiger Hochwälder, auf dem
Lomarien, Woodwardien und andere schöne Farrenkräuter ihre Wedel
ausbreiten und Asperula odorata kein seltener Gast ist; Castanea da-
gegen zieht die sonnigen Bergabhänge vor, an denen sie nicht selten
für sich lichte Bestände bildet. Sie ist dann meist auch der Träger
der durch ganz Japan bis nach Sachalin hin verbreiteten Mistel
(Viscum album L.), die ich auch auf Birnbäumen, Weissdorn und
Eberesche, auf blattwechselnden Buchen und Eichen (eine Seltenheit

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[170/0192] VII. Die Flora der japanischen Inseln. Der immergrüne Hochwald besteht oft auf weite Strecken nur aus einigen Eichenarten (Quercus cuspidata, Qu. glabra, Qu. acuta, Qu. glauca) mit Ternstroemia japonica, Eurya japonica und anderen immergrünen Sträuchern als Unterholz. Noch einige der bemerkenswerthesten Bewohner der sommer- grünen Bergwaldungen mögen hier Erwähnung finden. Bis zu einer Höhe von 1300, ja 1400 Metern erblicken wir in den Gebirgen des mittleren Japan (z. B. bei Chiuzenji und auf Mikuni-tôge) inmitten der vielerlei Pflanzenformen einen Baum von nur 6—8 Meter Höhe und mässigem Umfang, dessen glatter, bräunlicher Stamm uns durch die stückweise, wie bei der Platane abspringende Rinde auffällt und der im Hochsommer eine Fülle grosser rother Blüthensträusse trägt, derent- wegen er auch als Zierpflanze in Gärten vorkommt. Es ist der Saru- suberi, d. h. Affengleiter (Lagerstroemia indica). Auch der Sanshio (Zanthoxylum piperitum), ein als Gewürzpflanze häufig in der Nähe der Häuser angebauter Strauch, dessen Stamm und Aeste sich durch stumpfe Dornen auszeichnen, ist hier zu Hause, ebenso das noch viel stärker bewehrte Acanthopanax spinosum Miq. und die Aralia horrida Smith. Unter den Hydrangeen ist es namentlich die Hydrangea pani- culata, ein ansehnlicher Strauch, welcher diese Region bis 1700 Meter Höhe bewohnt, und unter den Sumacharten neben dem kletternden Giftsumach der Rhus semialata Murray, welcher sich von Rhus Os- beckii DC. nicht unterscheidet und hier im September zur Blüthe kommt, an den Südabhängen des Himalaya in derselben Höhe aber schon 3—4 Monate früher. Rhus sylvestris, der dritte Waldbewohner unter den japanischen Sumacharten, steigt in der Regel nicht so hoch, sondern findet sich am häufigsten in den Laubwäldern unter 1000 Meter, d. h. bis zu der äussersten Grenze, welche in günstigen Lagen Castanea vulgaris Lamk. nach oben erreicht. Zwischen 600 und 1000 Meter Höhe finden wir die essbare Kastanie wohl zuweilen neben der Rosskastanie (Aesculus turbinata Bl.), doch hat sie andere Bedürfnisse. Aesculus liebt die Gesellschaft von Fagus, Calopanax ricinifolium und Magnolia hypoleuca, den humusreichen Boden schattiger Hochwälder, auf dem Lomarien, Woodwardien und andere schöne Farrenkräuter ihre Wedel ausbreiten und Asperula odorata kein seltener Gast ist; Castanea da- gegen zieht die sonnigen Bergabhänge vor, an denen sie nicht selten für sich lichte Bestände bildet. Sie ist dann meist auch der Träger der durch ganz Japan bis nach Sachalin hin verbreiteten Mistel (Viscum album L.), die ich auch auf Birnbäumen, Weissdorn und Eberesche, auf blattwechselnden Buchen und Eichen (eine Seltenheit

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/192>, abgerufen am 23.11.2024.