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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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VIII. Fauna.
Menge, dass auf einen Pistolenschuss hin sich mindestens 10000 Stück
erhoben. Selbst auf den Schlossgräben und Teichen der Städte, z. B.
mitten in Tokio, finden sich wilde Enten (Kamo) und Gänse (Gan)
in grossen Schaaren das ganze Jahr hindurch. Sogar der sonst
scheue und vorsichtige U oder Cormoran, den übeler Geruch und
schwarzgraues Gefieder nicht gerade empfehlen, findet hier Schutz
und gesellt sich als dritter im Bunde allenthalben hinzu. Er ist ein
besonders geschickter Taucher und Fischer, der sein Jagdgebiet
keineswegs auf Binnenwasser beschränkt und auch den Seefisch zu
würdigen weiss. Gleich Krähen und Reihern liebt er es, auf Bäumen
in Colonien sein Brutgeschäft zu besorgen. Zum Fischfang abgerichtet
und verwendet fand ich ihn nur in beschränktem Maasse in Owari
und Mino, woran seine grosse Unreinlichkeit schuld sein mag, welche
der in solchen Dingen weniger empfindliche Chinese leichter übersieht.


d. Reptilien und Batrachier

treten unter der japanischen Thierwelt, ebenso wie in derjenigen
Chinas, weder durch ihre Artenzahl, noch durch die Menge der
Individuen besonders hervor. Um so bemerkenswerther ist die Art
der Zusammensetzung der 30 Species mit ihren Beziehungen zur
indischen, nordamerikanischen und nordeuropäischen Fauna. Nach
den tropischen Gewässern weisen die 7 marinen Glieder -- 3 Schild-
kröten und 4 Seeschlangen -- hin, welche mit dem Südwestmonsun
und Kuro-shiwo im Sommer bis zu den Südküsten der grossen Inseln
gelangen; auf das indische Festland verweist eine Trionyx, ein
Gekko und ein Trigonocephalus, nach Nordamerika gehen die Be-
ziehungen mehrerer Salamander, nach Europa und Nordasien die des
übrigen Theiles. Wenn wir hier der systematischen Ordnung folgen,
so kommen zunächst in Betracht drei Meeres- und zwei Süsswasser-
Schildkröten, nämlich Chelonia imbricata, Ch. viridis und Ch. cephalo,
ferner Trionyx stellatus und Emys japonica Schl.

Das seltene Vorkommen der Seeschildkröten (umi-game)
wird von allen Seiten constatiert und lässt sich schon aus den unge-
nauen japanischen Abbildungen sowie daraus schliessen, dass alles
in Japan verarbeitete Schildpat (bekko) importiert wird. Offenbar
ist hier für die werthvolle Caretschildkröte (Ch. imbricata) und die
viel grössere C. cephalo (Shogakubo) die Nordgrenze der Ueberschrei-
tung ihrer tropischen Heimat. Gleiches gilt von den vier See-

VIII. Fauna.
Menge, dass auf einen Pistolenschuss hin sich mindestens 10000 Stück
erhoben. Selbst auf den Schlossgräben und Teichen der Städte, z. B.
mitten in Tôkio, finden sich wilde Enten (Kamo) und Gänse (Gan)
in grossen Schaaren das ganze Jahr hindurch. Sogar der sonst
scheue und vorsichtige U oder Cormoran, den übeler Geruch und
schwarzgraues Gefieder nicht gerade empfehlen, findet hier Schutz
und gesellt sich als dritter im Bunde allenthalben hinzu. Er ist ein
besonders geschickter Taucher und Fischer, der sein Jagdgebiet
keineswegs auf Binnenwasser beschränkt und auch den Seefisch zu
würdigen weiss. Gleich Krähen und Reihern liebt er es, auf Bäumen
in Colonien sein Brutgeschäft zu besorgen. Zum Fischfang abgerichtet
und verwendet fand ich ihn nur in beschränktem Maasse in Owari
und Mino, woran seine grosse Unreinlichkeit schuld sein mag, welche
der in solchen Dingen weniger empfindliche Chinese leichter übersieht.


d. Reptilien und Batrachier

treten unter der japanischen Thierwelt, ebenso wie in derjenigen
Chinas, weder durch ihre Artenzahl, noch durch die Menge der
Individuen besonders hervor. Um so bemerkenswerther ist die Art
der Zusammensetzung der 30 Species mit ihren Beziehungen zur
indischen, nordamerikanischen und nordeuropäischen Fauna. Nach
den tropischen Gewässern weisen die 7 marinen Glieder — 3 Schild-
kröten und 4 Seeschlangen — hin, welche mit dem Südwestmonsun
und Kuro-shiwo im Sommer bis zu den Südküsten der grossen Inseln
gelangen; auf das indische Festland verweist eine Trionyx, ein
Gekko und ein Trigonocephalus, nach Nordamerika gehen die Be-
ziehungen mehrerer Salamander, nach Europa und Nordasien die des
übrigen Theiles. Wenn wir hier der systematischen Ordnung folgen,
so kommen zunächst in Betracht drei Meeres- und zwei Süsswasser-
Schildkröten, nämlich Chelonia imbricata, Ch. viridis und Ch. cephalo,
ferner Trionyx stellatus und Emys japonica Schl.

Das seltene Vorkommen der Seeschildkröten (umi-game)
wird von allen Seiten constatiert und lässt sich schon aus den unge-
nauen japanischen Abbildungen sowie daraus schliessen, dass alles
in Japan verarbeitete Schildpat (bekko) importiert wird. Offenbar
ist hier für die werthvolle Caretschildkröte (Ch. imbricata) und die
viel grössere C. cephalo (Shogakubo) die Nordgrenze der Ueberschrei-
tung ihrer tropischen Heimat. Gleiches gilt von den vier See-

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[212/0236] VIII. Fauna. Menge, dass auf einen Pistolenschuss hin sich mindestens 10000 Stück erhoben. Selbst auf den Schlossgräben und Teichen der Städte, z. B. mitten in Tôkio, finden sich wilde Enten (Kamo) und Gänse (Gan) in grossen Schaaren das ganze Jahr hindurch. Sogar der sonst scheue und vorsichtige U oder Cormoran, den übeler Geruch und schwarzgraues Gefieder nicht gerade empfehlen, findet hier Schutz und gesellt sich als dritter im Bunde allenthalben hinzu. Er ist ein besonders geschickter Taucher und Fischer, der sein Jagdgebiet keineswegs auf Binnenwasser beschränkt und auch den Seefisch zu würdigen weiss. Gleich Krähen und Reihern liebt er es, auf Bäumen in Colonien sein Brutgeschäft zu besorgen. Zum Fischfang abgerichtet und verwendet fand ich ihn nur in beschränktem Maasse in Owari und Mino, woran seine grosse Unreinlichkeit schuld sein mag, welche der in solchen Dingen weniger empfindliche Chinese leichter übersieht. d. Reptilien und Batrachier treten unter der japanischen Thierwelt, ebenso wie in derjenigen Chinas, weder durch ihre Artenzahl, noch durch die Menge der Individuen besonders hervor. Um so bemerkenswerther ist die Art der Zusammensetzung der 30 Species mit ihren Beziehungen zur indischen, nordamerikanischen und nordeuropäischen Fauna. Nach den tropischen Gewässern weisen die 7 marinen Glieder — 3 Schild- kröten und 4 Seeschlangen — hin, welche mit dem Südwestmonsun und Kuro-shiwo im Sommer bis zu den Südküsten der grossen Inseln gelangen; auf das indische Festland verweist eine Trionyx, ein Gekko und ein Trigonocephalus, nach Nordamerika gehen die Be- ziehungen mehrerer Salamander, nach Europa und Nordasien die des übrigen Theiles. Wenn wir hier der systematischen Ordnung folgen, so kommen zunächst in Betracht drei Meeres- und zwei Süsswasser- Schildkröten, nämlich Chelonia imbricata, Ch. viridis und Ch. cephalo, ferner Trionyx stellatus und Emys japonica Schl. Das seltene Vorkommen der Seeschildkröten (umi-game) wird von allen Seiten constatiert und lässt sich schon aus den unge- nauen japanischen Abbildungen sowie daraus schliessen, dass alles in Japan verarbeitete Schildpat (bekko) importiert wird. Offenbar ist hier für die werthvolle Caretschildkröte (Ch. imbricata) und die viel grössere C. cephalo (Shogakubo) die Nordgrenze der Ueberschrei- tung ihrer tropischen Heimat. Gleiches gilt von den vier See-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/236>, abgerufen am 21.11.2024.