Streifennatter, gibt es eine fast schwarze Varietät, die Karasu-hebi oder Rabenschlange, welche auf allen grossen Inseln vorkommt. Mehrere Arten Tropidonotus, in Grösse, Färbung und Lebensweise unserer gewöhnlichen Ringelnatter nahestehend, findet man besonders häufig in Reisfeldern.
Von Eidechsen hat Japan drei Arten aufzuweisen: Lacerta tachydromoides, Tokage genannt, Eumeces quinquelineatus L., die Aotokage oder blaugrüne Eidechse, und einen kleinen Gekkonen, Platydactylus Yamori. Yamori, d. h. Hauswächter, ist der sehr be- zeichnende Name dieses zierlichen Thierchens, das im südlichen Japan Abends an den Decken und Wänden der Wohnungen zum Insecten- fange erscheint, wie seine Verwandten in Indien, wenn auch bei weitem weniger zahlreich. Den Tag über lebt es zurückgezogen und verborgen in dunklen Ritzen.
Unseren über ein weites Gebiet der Erde verbreiteten Fröschen und Kröten begegnen wir auch in Japan, nämlich Bufo vulgaris, Kike und Gama bei den Eingeborenen, Rana esculenta, japanisch Kawadzu oder Kaeru, R. temporaria (Aka-kaeru, d. h. rother Kaeru), R. rugosa (Tsutsi-kaeru), Hyla arborea (Ama-kaeru) und ausserdem H. Bürgeri. Dagegen finden wir einige uns fremdartige Molche, welche noch eine etwas eingehendere Erwähnung verdienen. Da ist zunächst der kleine Imori oder Brunnenwächter (Triton subcristatus) mit seinem dunkel zinnoberrothen Bauche, welcher kaum einer offenen Quelle, einem Wassergraben, Teich oder kleinen Bassin im Garten fehlt. Eine ganz andere Lebensweise führt der viel grössere San-jo- no-uwo *) oder Gebirgsmolch (Onychodactylus japonicus Schl., Lacerta japonica Thbg.), der 10--12 cm lang wird, den Tag über verborgen an feuchten, schattigen Stellen der Gebirge sitzt, Nachts und bei Regen hervorkommt und dann gefangen, abgekocht und getrocknet wird, besonders im Hakone-Gebirge. Man verkauft die Thiere in Päckchen, eingereiht an zugespitzten Holzstäbchen, welche durch die Köpfe ge- führt werden, und gebraucht sie gegen Schwindsucht und Würmer der Kinder. Zwei andere Arten, Ellipsoglossa naevia und E. nebulosa, geben zu keiner besonderen Bemerkung Veranlassung, dagegen fesselt der Riesensalamander (Cryptobranchus japonicus Hoev.) noch unser besonderes Interesse, einmal wegen seines engen Verbreitungs- bezirkes und seiner Lebensweise, sodann auch und ganz besonders wegen seiner Beziehungen zu anderwärts vorkommenden noch leben- den oder fossilen Arten.
*) Das Wort uwo, Fisch, wird auch für molchartige Thiere gebraucht.
VIII. Fauna.
Streifennatter, gibt es eine fast schwarze Varietät, die Karasu-hebi oder Rabenschlange, welche auf allen grossen Inseln vorkommt. Mehrere Arten Tropidonotus, in Grösse, Färbung und Lebensweise unserer gewöhnlichen Ringelnatter nahestehend, findet man besonders häufig in Reisfeldern.
Von Eidechsen hat Japan drei Arten aufzuweisen: Lacerta tachydromoides, Tokage genannt, Eumeces quinquelineatus L., die Aotokage oder blaugrüne Eidechse, und einen kleinen Gekkonen, Platydactylus Yamori. Yamori, d. h. Hauswächter, ist der sehr be- zeichnende Name dieses zierlichen Thierchens, das im südlichen Japan Abends an den Decken und Wänden der Wohnungen zum Insecten- fange erscheint, wie seine Verwandten in Indien, wenn auch bei weitem weniger zahlreich. Den Tag über lebt es zurückgezogen und verborgen in dunklen Ritzen.
Unseren über ein weites Gebiet der Erde verbreiteten Fröschen und Kröten begegnen wir auch in Japan, nämlich Bufo vulgaris, Kike und Gama bei den Eingeborenen, Rana esculenta, japanisch Kawadzu oder Kaëru, R. temporaria (Aka-kaëru, d. h. rother Kaëru), R. rugosa (Tsutsi-kaëru), Hyla arborea (Ama-kaëru) und ausserdem H. Bürgeri. Dagegen finden wir einige uns fremdartige Molche, welche noch eine etwas eingehendere Erwähnung verdienen. Da ist zunächst der kleine Imori oder Brunnenwächter (Triton subcristatus) mit seinem dunkel zinnoberrothen Bauche, welcher kaum einer offenen Quelle, einem Wassergraben, Teich oder kleinen Bassin im Garten fehlt. Eine ganz andere Lebensweise führt der viel grössere San-jo- no-uwo *) oder Gebirgsmolch (Onychodactylus japonicus Schl., Lacerta japonica Thbg.), der 10—12 cm lang wird, den Tag über verborgen an feuchten, schattigen Stellen der Gebirge sitzt, Nachts und bei Regen hervorkommt und dann gefangen, abgekocht und getrocknet wird, besonders im Hakone-Gebirge. Man verkauft die Thiere in Päckchen, eingereiht an zugespitzten Holzstäbchen, welche durch die Köpfe ge- führt werden, und gebraucht sie gegen Schwindsucht und Würmer der Kinder. Zwei andere Arten, Ellipsoglossa naevia und E. nebulosa, geben zu keiner besonderen Bemerkung Veranlassung, dagegen fesselt der Riesensalamander (Cryptobranchus japonicus Hoev.) noch unser besonderes Interesse, einmal wegen seines engen Verbreitungs- bezirkes und seiner Lebensweise, sodann auch und ganz besonders wegen seiner Beziehungen zu anderwärts vorkommenden noch leben- den oder fossilen Arten.
*) Das Wort uwo, Fisch, wird auch für molchartige Thiere gebraucht.
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VIII. Fauna.
Streifennatter, gibt es eine fast schwarze Varietät, die Karasu-hebi
oder Rabenschlange, welche auf allen grossen Inseln vorkommt.
Mehrere Arten Tropidonotus, in Grösse, Färbung und Lebensweise
unserer gewöhnlichen Ringelnatter nahestehend, findet man besonders
häufig in Reisfeldern.
Von Eidechsen hat Japan drei Arten aufzuweisen: Lacerta
tachydromoides, Tokage genannt, Eumeces quinquelineatus L., die
Aotokage oder blaugrüne Eidechse, und einen kleinen Gekkonen,
Platydactylus Yamori. Yamori, d. h. Hauswächter, ist der sehr be-
zeichnende Name dieses zierlichen Thierchens, das im südlichen Japan
Abends an den Decken und Wänden der Wohnungen zum Insecten-
fange erscheint, wie seine Verwandten in Indien, wenn auch bei
weitem weniger zahlreich. Den Tag über lebt es zurückgezogen und
verborgen in dunklen Ritzen.
Unseren über ein weites Gebiet der Erde verbreiteten Fröschen
und Kröten begegnen wir auch in Japan, nämlich Bufo vulgaris,
Kike und Gama bei den Eingeborenen, Rana esculenta, japanisch
Kawadzu oder Kaëru, R. temporaria (Aka-kaëru, d. h. rother Kaëru),
R. rugosa (Tsutsi-kaëru), Hyla arborea (Ama-kaëru) und ausserdem
H. Bürgeri. Dagegen finden wir einige uns fremdartige Molche,
welche noch eine etwas eingehendere Erwähnung verdienen. Da ist
zunächst der kleine Imori oder Brunnenwächter (Triton subcristatus)
mit seinem dunkel zinnoberrothen Bauche, welcher kaum einer offenen
Quelle, einem Wassergraben, Teich oder kleinen Bassin im Garten
fehlt. Eine ganz andere Lebensweise führt der viel grössere San-jo-
no-uwo *) oder Gebirgsmolch (Onychodactylus japonicus Schl., Lacerta
japonica Thbg.), der 10—12 cm lang wird, den Tag über verborgen an
feuchten, schattigen Stellen der Gebirge sitzt, Nachts und bei Regen
hervorkommt und dann gefangen, abgekocht und getrocknet wird,
besonders im Hakone-Gebirge. Man verkauft die Thiere in Päckchen,
eingereiht an zugespitzten Holzstäbchen, welche durch die Köpfe ge-
führt werden, und gebraucht sie gegen Schwindsucht und Würmer
der Kinder. Zwei andere Arten, Ellipsoglossa naevia und E. nebulosa,
geben zu keiner besonderen Bemerkung Veranlassung, dagegen fesselt
der Riesensalamander (Cryptobranchus japonicus Hoev.) noch
unser besonderes Interesse, einmal wegen seines engen Verbreitungs-
bezirkes und seiner Lebensweise, sodann auch und ganz besonders
wegen seiner Beziehungen zu anderwärts vorkommenden noch leben-
den oder fossilen Arten.
*) Das Wort uwo, Fisch, wird auch für molchartige Thiere gebraucht.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 214. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/238>, abgerufen am 16.02.2025.
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