Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.3. Periode. Von Yoritomo's Tod bis zur Dynastie der Ashikaga etc. den Haufen geworfen, das ganze Land und auch das benachbarteKorea erobert und warf nun auch seine Augen auf Japan. Korea- nische Abgesandte desselben überbrachten dem 91. Mikado Go-Uda- Tenno, der um diese Zeit den Thron einnahm (von 1275--1287), einen Brief, dessen Insolenz den Hof empörte; denn in ihm verlangte der Mongolenfürst mit klaren Worten Unterwerfung und Tributzahlung, also Dinge, an welche Japan nicht gewöhnt war. Man wies die Ab- gesandten mit ihrem Gesuche nach Kamakura an Tokimune, der sie entrüstet abwies, aber Kublai-Khan schickte neue Gesandtschaften und liess seine Forderung wiederholen, jedoch mit keinem besseren Erfolg. Darauf überzog er von Korea aus die zunächst gelegenen japanischen Inseln mit Krieg, liess auf 450 Dschunken ein Heer auf Tsushima und Iki landen und sie in Besitz nehmen. Dann wandten sich die Mongolen nach Kiushiu, wo jedoch japanische Streitkräfte die Küste besetzt hatten und zum Empfang bereit waren, so dass sie mit Verlust wieder abzogen (1275). Drei Jahre darauf landete ein neuer Gesandter des Kublai-Khan in Nagato. Der Shukken liess ihn vor sich nach Kamakura bringen und enthaupten, und dies wieder- holte sich noch einmal. Bald darauf erschien der Feind auf mehreren Tausend chinesischen und koreanischen Dschunken bei Tsushima von neuem, landete wieder auf Kiushiu, und zwar nach japanischen (offenbar übertriebenen) Angaben mit mehr denn 100000 Mann, worunter 10000 Koreaner waren. Das verbreitete Schrecken über ganz Japan, zumal die ersten herbeigeeilten Truppen geschlagen wurden. Wie in derlei ernsten Zeiten immer, begab sich der Mikado zum Tempel seiner Urahnin, der Sonnengöttin Amaterasu, um seine Opfer zu bringen und ihre Hülfe zu erflehen. Hojo Tokimune aber sammelte alle verfügbaren Truppen des Landes, rückte dem Feinde entgegen und schlug ihn in der Nähe von Takashima. Ein schreck- licher Taifun kam den Japanern zur Hülfe, erfasste und vernichtete den grössten Theil der in ihren Dschunken fliehenden Feinde (1281). Wenige Jahre nach diesen Ereignissen starb der Shukken im Alter Die chinesischen Historiker, welche dieser tatarischen Invasion 3. Periode. Von Yoritomo’s Tod bis zur Dynastie der Ashikaga etc. den Haufen geworfen, das ganze Land und auch das benachbarteKorea erobert und warf nun auch seine Augen auf Japan. Korea- nische Abgesandte desselben überbrachten dem 91. Mikado Go-Uda- Tennô, der um diese Zeit den Thron einnahm (von 1275—1287), einen Brief, dessen Insolenz den Hof empörte; denn in ihm verlangte der Mongolenfürst mit klaren Worten Unterwerfung und Tributzahlung, also Dinge, an welche Japan nicht gewöhnt war. Man wies die Ab- gesandten mit ihrem Gesuche nach Kamakura an Tokimune, der sie entrüstet abwies, aber Kublai-Khan schickte neue Gesandtschaften und liess seine Forderung wiederholen, jedoch mit keinem besseren Erfolg. Darauf überzog er von Korea aus die zunächst gelegenen japanischen Inseln mit Krieg, liess auf 450 Dschunken ein Heer auf Tsushima und Iki landen und sie in Besitz nehmen. Dann wandten sich die Mongolen nach Kiushiu, wo jedoch japanische Streitkräfte die Küste besetzt hatten und zum Empfang bereit waren, so dass sie mit Verlust wieder abzogen (1275). Drei Jahre darauf landete ein neuer Gesandter des Kublai-Khan in Nagato. Der Shukken liess ihn vor sich nach Kamakura bringen und enthaupten, und dies wieder- holte sich noch einmal. Bald darauf erschien der Feind auf mehreren Tausend chinesischen und koreanischen Dschunken bei Tsushima von neuem, landete wieder auf Kiushiu, und zwar nach japanischen (offenbar übertriebenen) Angaben mit mehr denn 100000 Mann, worunter 10000 Koreaner waren. Das verbreitete Schrecken über ganz Japan, zumal die ersten herbeigeeilten Truppen geschlagen wurden. Wie in derlei ernsten Zeiten immer, begab sich der Mikado zum Tempel seiner Urahnin, der Sonnengöttin Amaterasu, um seine Opfer zu bringen und ihre Hülfe zu erflehen. Hôjô Tokimune aber sammelte alle verfügbaren Truppen des Landes, rückte dem Feinde entgegen und schlug ihn in der Nähe von Takashima. Ein schreck- licher Taifún kam den Japanern zur Hülfe, erfasste und vernichtete den grössten Theil der in ihren Dschunken fliehenden Feinde (1281). 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3. Periode. Von Yoritomo’s Tod bis zur Dynastie der Ashikaga etc.
den Haufen geworfen, das ganze Land und auch das benachbarte
Korea erobert und warf nun auch seine Augen auf Japan. Korea-
nische Abgesandte desselben überbrachten dem 91. Mikado Go-Uda-
Tennô, der um diese Zeit den Thron einnahm (von 1275—1287),
einen Brief, dessen Insolenz den Hof empörte; denn in ihm verlangte
der Mongolenfürst mit klaren Worten Unterwerfung und Tributzahlung,
also Dinge, an welche Japan nicht gewöhnt war. Man wies die Ab-
gesandten mit ihrem Gesuche nach Kamakura an Tokimune, der sie
entrüstet abwies, aber Kublai-Khan schickte neue Gesandtschaften
und liess seine Forderung wiederholen, jedoch mit keinem besseren
Erfolg. Darauf überzog er von Korea aus die zunächst gelegenen
japanischen Inseln mit Krieg, liess auf 450 Dschunken ein Heer auf
Tsushima und Iki landen und sie in Besitz nehmen. Dann wandten
sich die Mongolen nach Kiushiu, wo jedoch japanische Streitkräfte
die Küste besetzt hatten und zum Empfang bereit waren, so dass sie
mit Verlust wieder abzogen (1275). Drei Jahre darauf landete ein
neuer Gesandter des Kublai-Khan in Nagato. Der Shukken liess ihn
vor sich nach Kamakura bringen und enthaupten, und dies wieder-
holte sich noch einmal. Bald darauf erschien der Feind auf mehreren
Tausend chinesischen und koreanischen Dschunken bei Tsushima von
neuem, landete wieder auf Kiushiu, und zwar nach japanischen
(offenbar übertriebenen) Angaben mit mehr denn 100000 Mann,
worunter 10000 Koreaner waren. Das verbreitete Schrecken über
ganz Japan, zumal die ersten herbeigeeilten Truppen geschlagen
wurden. Wie in derlei ernsten Zeiten immer, begab sich der Mikado
zum Tempel seiner Urahnin, der Sonnengöttin Amaterasu, um seine
Opfer zu bringen und ihre Hülfe zu erflehen. Hôjô Tokimune aber
sammelte alle verfügbaren Truppen des Landes, rückte dem Feinde
entgegen und schlug ihn in der Nähe von Takashima. Ein schreck-
licher Taifún kam den Japanern zur Hülfe, erfasste und vernichtete
den grössten Theil der in ihren Dschunken fliehenden Feinde (1281).
Wenige Jahre nach diesen Ereignissen starb der Shukken im Alter
von 30 Jahren. Ihm folgte sein Sohn Sadatoki, der Fürst von
Sagami (1285).
Die chinesischen Historiker, welche dieser tatarischen Invasion
Erwähnung thun, sollen im wesentlichen mit den japanischen Bericht-
erstattern übereinstimmen. Um jene Zeit war Marco Polo Gast,
Freund und Berather des Kublai-Khan am chinesischen Hofe, wo er
zuerst Kunde erhielt von der Existenz eines Inselreiches im Osten
von China und von den grossen Reichthümern, welche es besitzen
sollte. Offenbar waren solche Nachrichten für Kublai-Khan ein
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