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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
hatten eine Kirche *), in der sie täglich predigten und Messe lasen.
Zu Azuchiyama am Biwasee, "dem Paradiese Nobunaga's", wie
es die Eingeborenen nannten, hatten sich ebenfalls vier Väter mit
Unterstützung ihres mächtigen Gönners niedergelassen, besassen eine
Kirche und ein prächtiges Haus und lehrten Tag für Tag. Ihre
dritte Niederlassung zu Takazuki beherbergte zwei Jesuitenväter.
Takayama (Justo Ukondo der Jesuiten), der christliche Gouverneur
dieser festen Stadt, baute ihnen Haus und Kirche. Auch verschie-
dene Städte ringsum hatten christliche Gotteshäuser. Eine Kirche
erhob sich ferner zu Sakai am Binnenmeere. Justo Ukondo erwies
sich namentlich eifrig, besonders später, als ihn Hideyoshi veranlasste,
Takazuki mit Akashi in Harima zu vertauschen. Hier wollte er
bald keine anderen als christliche Unterthanen dulden und zeigte
desshalb den Heiden gegenüber keineswegs die gewinnende christ-
liche Liebe. Durch seinen Einfluss trat auch Konishi (Don Augustin),
Setsu-no-Kami, der berühmte General und spätere Eroberer von Korea,
zum Christenthume über.

Auch in verschiedenen anderen Centralprovinzen, insbesondere in
Nagato und Suwo, gab es viele Christen. Ihr Centrum war Ama-
guchium (Yamaguchi) in Suwo, welches damals der Familie Ouji
gehörte. Als die Herrschaft jedoch an das mächtige Haus Mori fiel,
verlor die Kirche hier ihren früheren Halt.

Die älteste Niederlassung der Jesuiten auf Kiushiu und eine
ihrer Hauptstützen war Funai in Bungo. Der dortige Fürst Jakaton-
dono oder König Francis, "unser Maecenas", wie die Jesuiten ihn
nannten (Otomo Yoshishige Bungo no Kami), dessen Bekanntschaft
bereits Mendez Pinto gemacht hatte, der ihn auch ein zweites Mal
von Goa aus 1553 in Gesellchaft von Missionären besuchte, war mit
vielen Mitgliedern seiner Familie zum Christenthume übergetreten **).
(Er starb 1587.) In seiner Hauptstadt gab es ein Jesuiten-Colleg und
eine Universität, an welcher 20 portugiesische Patres wirkten und
akademische Grade verliehen. Ausserdem besassen die Schüler und
Freunde Loyola's nahe der Stadt drei Klöster, und so lange Takata

*) Von den Heiden Nambanji genannt.
**) Die Familie Otomo leitete ihre ursprüngliche Herrschaft auf Kiushiu von
einem Vasallen Yoritomo's ab, der damit belehnt wurde. Unter den Ashikaga
hatte sie dieselbe erweitert, so dass sie zur Zeit des Nobunaga fast die Hälfte
von Kiushiu umfasste. Otomo war Kiushiu Tandai (Vicegouverneur von Kiushiu).
Seine grossen Feinde waren Kikuji Takemasa von Chikuzen, Riozogi von Chi-
kugo und Shimadzu von Satsuma, die ihm den grössten Theil seiner Besitzungen
wieder raubten; den Rest verlor die Familie durch die Christenverfolgungen.

I. Geschichte des japanischen Volkes.
hatten eine Kirche *), in der sie täglich predigten und Messe lasen.
Zu Azuchiyama am Biwasee, »dem Paradiese Nobunaga’s«, wie
es die Eingeborenen nannten, hatten sich ebenfalls vier Väter mit
Unterstützung ihres mächtigen Gönners niedergelassen, besassen eine
Kirche und ein prächtiges Haus und lehrten Tag für Tag. Ihre
dritte Niederlassung zu Takazuki beherbergte zwei Jesuitenväter.
Takayama (Justo Ukondo der Jesuiten), der christliche Gouverneur
dieser festen Stadt, baute ihnen Haus und Kirche. Auch verschie-
dene Städte ringsum hatten christliche Gotteshäuser. Eine Kirche
erhob sich ferner zu Sakai am Binnenmeere. Justo Ukondo erwies
sich namentlich eifrig, besonders später, als ihn Hideyoshi veranlasste,
Takazuki mit Akashi in Harima zu vertauschen. Hier wollte er
bald keine anderen als christliche Unterthanen dulden und zeigte
desshalb den Heiden gegenüber keineswegs die gewinnende christ-
liche Liebe. Durch seinen Einfluss trat auch Konishi (Don Augustin),
Setsu-no-Kami, der berühmte General und spätere Eroberer von Korea,
zum Christenthume über.

Auch in verschiedenen anderen Centralprovinzen, insbesondere in
Nagato und Suwo, gab es viele Christen. Ihr Centrum war Ama-
guchium (Yamaguchi) in Suwo, welches damals der Familie Ouji
gehörte. Als die Herrschaft jedoch an das mächtige Haus Môri fiel,
verlor die Kirche hier ihren früheren Halt.

Die älteste Niederlassung der Jesuiten auf Kiushiu und eine
ihrer Hauptstützen war Funai in Bungo. Der dortige Fürst Jakaton-
dono oder König Francis, »unser Maecenas«, wie die Jesuiten ihn
nannten (Ôtomo Yoshishige Bungo no Kami), dessen Bekanntschaft
bereits Mendez Pinto gemacht hatte, der ihn auch ein zweites Mal
von Goa aus 1553 in Gesellchaft von Missionären besuchte, war mit
vielen Mitgliedern seiner Familie zum Christenthume übergetreten **).
(Er starb 1587.) In seiner Hauptstadt gab es ein Jesuiten-Colleg und
eine Universität, an welcher 20 portugiesische Patres wirkten und
akademische Grade verliehen. Ausserdem besassen die Schüler und
Freunde Loyola’s nahe der Stadt drei Klöster, und so lange Takata

*) Von den Heiden Nambanji genannt.
**) Die Familie Ôtomo leitete ihre ursprüngliche Herrschaft auf Kiushiu von
einem Vasallen Yoritomo’s ab, der damit belehnt wurde. Unter den Ashikaga
hatte sie dieselbe erweitert, so dass sie zur Zeit des Nobunaga fast die Hälfte
von Kiushiu umfasste. Ôtomo war Kiushiu Tandai (Vicegouverneur von Kiushiu).
Seine grossen Feinde waren Kikuji Takemasa von Chikuzen, Riozogi von Chi-
kugo und Shimadzu von Satsuma, die ihm den grössten Theil seiner Besitzungen
wieder raubten; den Rest verlor die Familie durch die Christenverfolgungen.
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[314/0340] I. Geschichte des japanischen Volkes. hatten eine Kirche *), in der sie täglich predigten und Messe lasen. Zu Azuchiyama am Biwasee, »dem Paradiese Nobunaga’s«, wie es die Eingeborenen nannten, hatten sich ebenfalls vier Väter mit Unterstützung ihres mächtigen Gönners niedergelassen, besassen eine Kirche und ein prächtiges Haus und lehrten Tag für Tag. Ihre dritte Niederlassung zu Takazuki beherbergte zwei Jesuitenväter. Takayama (Justo Ukondo der Jesuiten), der christliche Gouverneur dieser festen Stadt, baute ihnen Haus und Kirche. Auch verschie- dene Städte ringsum hatten christliche Gotteshäuser. Eine Kirche erhob sich ferner zu Sakai am Binnenmeere. Justo Ukondo erwies sich namentlich eifrig, besonders später, als ihn Hideyoshi veranlasste, Takazuki mit Akashi in Harima zu vertauschen. Hier wollte er bald keine anderen als christliche Unterthanen dulden und zeigte desshalb den Heiden gegenüber keineswegs die gewinnende christ- liche Liebe. Durch seinen Einfluss trat auch Konishi (Don Augustin), Setsu-no-Kami, der berühmte General und spätere Eroberer von Korea, zum Christenthume über. Auch in verschiedenen anderen Centralprovinzen, insbesondere in Nagato und Suwo, gab es viele Christen. Ihr Centrum war Ama- guchium (Yamaguchi) in Suwo, welches damals der Familie Ouji gehörte. Als die Herrschaft jedoch an das mächtige Haus Môri fiel, verlor die Kirche hier ihren früheren Halt. Die älteste Niederlassung der Jesuiten auf Kiushiu und eine ihrer Hauptstützen war Funai in Bungo. Der dortige Fürst Jakaton- dono oder König Francis, »unser Maecenas«, wie die Jesuiten ihn nannten (Ôtomo Yoshishige Bungo no Kami), dessen Bekanntschaft bereits Mendez Pinto gemacht hatte, der ihn auch ein zweites Mal von Goa aus 1553 in Gesellchaft von Missionären besuchte, war mit vielen Mitgliedern seiner Familie zum Christenthume übergetreten **). (Er starb 1587.) In seiner Hauptstadt gab es ein Jesuiten-Colleg und eine Universität, an welcher 20 portugiesische Patres wirkten und akademische Grade verliehen. Ausserdem besassen die Schüler und Freunde Loyola’s nahe der Stadt drei Klöster, und so lange Takata *) Von den Heiden Nambanji genannt. **) Die Familie Ôtomo leitete ihre ursprüngliche Herrschaft auf Kiushiu von einem Vasallen Yoritomo’s ab, der damit belehnt wurde. Unter den Ashikaga hatte sie dieselbe erweitert, so dass sie zur Zeit des Nobunaga fast die Hälfte von Kiushiu umfasste. Ôtomo war Kiushiu Tandai (Vicegouverneur von Kiushiu). Seine grossen Feinde waren Kikuji Takemasa von Chikuzen, Riozogi von Chi- kugo und Shimadzu von Satsuma, die ihm den grössten Theil seiner Besitzungen wieder raubten; den Rest verlor die Familie durch die Christenverfolgungen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/340>, abgerufen am 22.11.2024.