5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
bunte Gewänder und Rosenkränze, Reliquienverehrung, Mönchs- und Nonnenklöster, Cölibat, Priesterhierarchie, pomphafte Processionen, Wallfahrten und vieles Andere. Der neue Convertite konnte also seinen alten Rosenkranz, seine Glöckchen, Lichter, sein Räucherwerk und sonstige äussere Zugaben seines alten Glaubens benutzen, um den neuen Gottesdienst mitzumachen; beugte er vorher seine Kniee vor buddhistischen Götzen in Tempeln und längs der Wege, so that er dies nun nach Anleitung der neuen Lehrer vor Christus-, Marien- und Heiligenbildern.
Nach dem Zeugniss der Holländer, das freilich nicht immer un- parteiisch erscheint, stellten die Jesuiten zuweilen in den Kirchen die Geschichten aus der heiligen Schrift auch auf Schaugerüsten dar, ein Verfahren, das jedenfalls viel Anklang fand und an das Panto- mimenspiel vor den Shintotempeln an den grossen Festtagen erinnern mochte. "An diesen ungewöhnlichen Kirchengeprängen vergafften sich die Japaner überaus sehr, sonderlich im Königreiche Amangu- zium", d. i. Yamaguchi (Denkwürdige Gesandtschaften etc. pag. 211. Amsterdam 1669).
Die nächsten Motive zur freundlichen Aufnahme der Fremden sind ausser in der natürlichen Gutmüthigkeit und Neugier der Japaner jedenfalls in den materiellen Interessen der Fürsten zu suchen, welche dadurch wesentlich gefördert wurden. Die Portugiesen brachten reich- beladene Schiffe aus Goa, Malacca, den Philippinen und Macao nach Japan. Die Fürsten von Bungo, Omura, Arima, Kagoshima, Yama- guchi, Hirato und Goto boten ihnen gute Häfen zur Landung. Ein Jeder trachtete durch solchen Handel zu gewinnen. Wer nun die Jesuiten zu Freunden hatte, konnte die Ruder der Portugiesen lenken, wohin er wollte, weil die Schiffer sich ganz nach deren Wünschen und Weisungen richteten. Lange Zeit hindurch waren Schusswaffen die begehrteste Waare. Sie, Christenthum und Portugiesen (Namban) bildeten die neuen Erscheinungen, welche man gleichzeitig kennen gelernt hatte und in der Folge stets mit einander associierte, so dass vielfach die Furcht vor dem einen auch Schrecken vor den übrigen einflösste.
Pater Alex. Valignan, der Superior, eine von Nobunaga gern gesehene Persönlichkeit, theilte Japan in drei Districte, die Haupt- insel (Hondo), Kiushiu, welches die Väter Ximo nannten, und Shikoku. Auf Hondo hatten die Jesuiten drei Niederlassungen, nämlich in der Hauptstadt Meako (Miako), zu Anzuquiama (d. i. Azuchiyama in Omi) und Takacuqui (d. i. Takazuki in Setsu). In Miako gab es gegen 20000 Christen; dort wohnten zwei Patres und zwei Fratres. Sie
5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
bunte Gewänder und Rosenkränze, Reliquienverehrung, Mönchs- und Nonnenklöster, Cölibat, Priesterhierarchie, pomphafte Processionen, Wallfahrten und vieles Andere. Der neue Convertite konnte also seinen alten Rosenkranz, seine Glöckchen, Lichter, sein Räucherwerk und sonstige äussere Zugaben seines alten Glaubens benutzen, um den neuen Gottesdienst mitzumachen; beugte er vorher seine Kniee vor buddhistischen Götzen in Tempeln und längs der Wege, so that er dies nun nach Anleitung der neuen Lehrer vor Christus-, Marien- und Heiligenbildern.
Nach dem Zeugniss der Holländer, das freilich nicht immer un- parteiisch erscheint, stellten die Jesuiten zuweilen in den Kirchen die Geschichten aus der heiligen Schrift auch auf Schaugerüsten dar, ein Verfahren, das jedenfalls viel Anklang fand und an das Panto- mimenspiel vor den Shintôtempeln an den grossen Festtagen erinnern mochte. »An diesen ungewöhnlichen Kirchengeprängen vergafften sich die Japaner überaus sehr, sonderlich im Königreiche Amangu- zium«, d. i. Yamaguchi (Denkwürdige Gesandtschaften etc. pag. 211. Amsterdam 1669).
Die nächsten Motive zur freundlichen Aufnahme der Fremden sind ausser in der natürlichen Gutmüthigkeit und Neugier der Japaner jedenfalls in den materiellen Interessen der Fürsten zu suchen, welche dadurch wesentlich gefördert wurden. Die Portugiesen brachten reich- beladene Schiffe aus Goa, Malacca, den Philippinen und Macao nach Japan. Die Fürsten von Bungo, Ômura, Arima, Kagoshima, Yama- guchi, Hiratô und Gotô boten ihnen gute Häfen zur Landung. Ein Jeder trachtete durch solchen Handel zu gewinnen. Wer nun die Jesuiten zu Freunden hatte, konnte die Ruder der Portugiesen lenken, wohin er wollte, weil die Schiffer sich ganz nach deren Wünschen und Weisungen richteten. Lange Zeit hindurch waren Schusswaffen die begehrteste Waare. Sie, Christenthum und Portugiesen (Namban) bildeten die neuen Erscheinungen, welche man gleichzeitig kennen gelernt hatte und in der Folge stets mit einander associierte, so dass vielfach die Furcht vor dem einen auch Schrecken vor den übrigen einflösste.
Pater Alex. Valignan, der Superior, eine von Nobunaga gern gesehene Persönlichkeit, theilte Japan in drei Districte, die Haupt- insel (Hondo), Kiushiu, welches die Väter Ximo nannten, und Shikoku. Auf Hondo hatten die Jesuiten drei Niederlassungen, nämlich in der Hauptstadt Meako (Miako), zu Anzuquiama (d. i. Azuchiyama in Omi) und Takaçuqui (d. i. Takazuki in Setsu). In Miako gab es gegen 20000 Christen; dort wohnten zwei Patres und zwei Fratres. Sie
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5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
bunte Gewänder und Rosenkränze, Reliquienverehrung, Mönchs- und
Nonnenklöster, Cölibat, Priesterhierarchie, pomphafte Processionen,
Wallfahrten und vieles Andere. Der neue Convertite konnte also
seinen alten Rosenkranz, seine Glöckchen, Lichter, sein Räucherwerk
und sonstige äussere Zugaben seines alten Glaubens benutzen, um
den neuen Gottesdienst mitzumachen; beugte er vorher seine Kniee
vor buddhistischen Götzen in Tempeln und längs der Wege, so that
er dies nun nach Anleitung der neuen Lehrer vor Christus-, Marien-
und Heiligenbildern.
Nach dem Zeugniss der Holländer, das freilich nicht immer un-
parteiisch erscheint, stellten die Jesuiten zuweilen in den Kirchen
die Geschichten aus der heiligen Schrift auch auf Schaugerüsten dar,
ein Verfahren, das jedenfalls viel Anklang fand und an das Panto-
mimenspiel vor den Shintôtempeln an den grossen Festtagen erinnern
mochte. »An diesen ungewöhnlichen Kirchengeprängen vergafften
sich die Japaner überaus sehr, sonderlich im Königreiche Amangu-
zium«, d. i. Yamaguchi (Denkwürdige Gesandtschaften etc. pag. 211.
Amsterdam 1669).
Die nächsten Motive zur freundlichen Aufnahme der Fremden
sind ausser in der natürlichen Gutmüthigkeit und Neugier der Japaner
jedenfalls in den materiellen Interessen der Fürsten zu suchen, welche
dadurch wesentlich gefördert wurden. Die Portugiesen brachten reich-
beladene Schiffe aus Goa, Malacca, den Philippinen und Macao nach
Japan. Die Fürsten von Bungo, Ômura, Arima, Kagoshima, Yama-
guchi, Hiratô und Gotô boten ihnen gute Häfen zur Landung. Ein
Jeder trachtete durch solchen Handel zu gewinnen. Wer nun die
Jesuiten zu Freunden hatte, konnte die Ruder der Portugiesen lenken,
wohin er wollte, weil die Schiffer sich ganz nach deren Wünschen
und Weisungen richteten. Lange Zeit hindurch waren Schusswaffen
die begehrteste Waare. Sie, Christenthum und Portugiesen (Namban)
bildeten die neuen Erscheinungen, welche man gleichzeitig kennen
gelernt hatte und in der Folge stets mit einander associierte, so dass
vielfach die Furcht vor dem einen auch Schrecken vor den übrigen
einflösste.
Pater Alex. Valignan, der Superior, eine von Nobunaga gern
gesehene Persönlichkeit, theilte Japan in drei Districte, die Haupt-
insel (Hondo), Kiushiu, welches die Väter Ximo nannten, und Shikoku.
Auf Hondo hatten die Jesuiten drei Niederlassungen, nämlich in der
Hauptstadt Meako (Miako), zu Anzuquiama (d. i. Azuchiyama in Omi)
und Takaçuqui (d. i. Takazuki in Setsu). In Miako gab es gegen
20000 Christen; dort wohnten zwei Patres und zwei Fratres. Sie
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 313. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/339>, abgerufen am 22.11.2024.
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