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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Kiushiu, sowie von Amakusa, Hirado und den Goto waren der
neuen Lehre ergeben und begünstigten ihre Ausbreitung in jeder
Weise. Auf Shikoku trat 1576 der Daimio von Tosa zum Christen-
thume über, trotz vieler Anfeindungen in seiner Familie und bei
den Grossen seines Landes. Auch auf Honshiu gab es mehrere christ-
liche Fürsten.

Manche günstige Umstände wirkten zusammen, dem Missions-
werke der Freunde Loyola's unter den Japanern solche Erfolge zu
sichern, welche sich mit der Raschheit der Ausbreitung des Christen-
thums durch die ersten Apostel vergleichen lassen. Die Gründung
des Jesuiten-Ordens fiel gerade in die Zeit der Entdeckung Japans
durch Mendez Pinto. Viele seiner Sendlinge brachten fast alle Er-
fordernisse mit, die einem Reformator Erfolg sichern. Hand in Hand
mit einem heiligen Ernste ging ihr sittlich makelloses Leben, ihre
Freudigkeit, Mühen und Entbehrungen aller Art, ja selbst den Tod
um Christi willen gern zu erdulden, ihre Herablassung und Mild-
thätigkeit gegen die Armen, während die Bonzen in ihrer sittlichen
Verderbtheit und Entartung kein Herz und Ohr für die Noth des ge-
meinen Mannes hatten. Und diese Noth war ja gerade um jene Zeit,
wie wir gesehen haben, besonders gross. Konnte das Christenthum
davon in diesem Leben auch nicht erlösen, so stellte es doch nach
dem Tode dem frommen Dulder das Paradies in Aussicht und gab
ihm Freudigkeit und neues Selbstbewusstsein.

Mit Xavier waren 1549 noch Torres und Fernandez nach Japan
gekommen. Ersterer theilte schon im selben Jahre Loyola seine Ab-
sicht mit, nach China zu gehen. Er hatte in Kagoshima erfahren,
dass die Japaner in allen Stücken auf die Chinesen als ihre Lehr-
meister blickten und sie nachahmten, von denselben auch ihre Reli-
gion erhalten hatten. Darum wollte er nun das Christenthum den
bezopften Nachbarn der Japaner verkünden, um dadurch demselben
auch in Japan leichteren Eingang zu verschaffen. Pater Balthasar de
Torrez blieb dagegen im Reiche Nippon, woselbst er seinem erfolg-
reichen Missionswerke 21 Jahre lang oblag bis zu seinem Tode auf
Xequi (Koshiki) im Jahre 1570. Es wird von ihm berichtet, dass er
ein echtes Vegetarianerleben führte, nie Fleischspeisen noch geistige
Getränke zu sich nahm und fast immer barfuss einherging.

Ein weiterer Grund, dem Christenthume rasch Eingang zu ver-
schaffen, lag in der Verwandtschaft des katholischen Ritus und Cere-
moniels mit dem buddhistischen; denn im Buddhismus finden wir ja
fast Alles, wenn auch in anderer Bedeutung wieder, was den katho-
lischen Cultus auszeichnet; Bilderverehrung, Weihrauch und Messe,

I. Geschichte des japanischen Volkes.
Kiushiu, sowie von Amakusa, Hirado und den Gotô waren der
neuen Lehre ergeben und begünstigten ihre Ausbreitung in jeder
Weise. Auf Shikoku trat 1576 der Daimio von Tosa zum Christen-
thume über, trotz vieler Anfeindungen in seiner Familie und bei
den Grossen seines Landes. Auch auf Honshiu gab es mehrere christ-
liche Fürsten.

Manche günstige Umstände wirkten zusammen, dem Missions-
werke der Freunde Loyola’s unter den Japanern solche Erfolge zu
sichern, welche sich mit der Raschheit der Ausbreitung des Christen-
thums durch die ersten Apostel vergleichen lassen. Die Gründung
des Jesuiten-Ordens fiel gerade in die Zeit der Entdeckung Japans
durch Mendez Pinto. Viele seiner Sendlinge brachten fast alle Er-
fordernisse mit, die einem Reformator Erfolg sichern. Hand in Hand
mit einem heiligen Ernste ging ihr sittlich makelloses Leben, ihre
Freudigkeit, Mühen und Entbehrungen aller Art, ja selbst den Tod
um Christi willen gern zu erdulden, ihre Herablassung und Mild-
thätigkeit gegen die Armen, während die Bonzen in ihrer sittlichen
Verderbtheit und Entartung kein Herz und Ohr für die Noth des ge-
meinen Mannes hatten. Und diese Noth war ja gerade um jene Zeit,
wie wir gesehen haben, besonders gross. Konnte das Christenthum
davon in diesem Leben auch nicht erlösen, so stellte es doch nach
dem Tode dem frommen Dulder das Paradies in Aussicht und gab
ihm Freudigkeit und neues Selbstbewusstsein.

Mit Xavier waren 1549 noch Torres und Fernandez nach Japan
gekommen. Ersterer theilte schon im selben Jahre Loyola seine Ab-
sicht mit, nach China zu gehen. Er hatte in Kagoshima erfahren,
dass die Japaner in allen Stücken auf die Chinesen als ihre Lehr-
meister blickten und sie nachahmten, von denselben auch ihre Reli-
gion erhalten hatten. Darum wollte er nun das Christenthum den
bezopften Nachbarn der Japaner verkünden, um dadurch demselben
auch in Japan leichteren Eingang zu verschaffen. Pater Balthasar de
Torrez blieb dagegen im Reiche Nippon, woselbst er seinem erfolg-
reichen Missionswerke 21 Jahre lang oblag bis zu seinem Tode auf
Xequi (Koshiki) im Jahre 1570. Es wird von ihm berichtet, dass er
ein echtes Vegetarianerleben führte, nie Fleischspeisen noch geistige
Getränke zu sich nahm und fast immer barfuss einherging.

Ein weiterer Grund, dem Christenthume rasch Eingang zu ver-
schaffen, lag in der Verwandtschaft des katholischen Ritus und Cere-
moniels mit dem buddhistischen; denn im Buddhismus finden wir ja
fast Alles, wenn auch in anderer Bedeutung wieder, was den katho-
lischen Cultus auszeichnet; Bilderverehrung, Weihrauch und Messe,

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[312/0338] I. Geschichte des japanischen Volkes. Kiushiu, sowie von Amakusa, Hirado und den Gotô waren der neuen Lehre ergeben und begünstigten ihre Ausbreitung in jeder Weise. Auf Shikoku trat 1576 der Daimio von Tosa zum Christen- thume über, trotz vieler Anfeindungen in seiner Familie und bei den Grossen seines Landes. Auch auf Honshiu gab es mehrere christ- liche Fürsten. Manche günstige Umstände wirkten zusammen, dem Missions- werke der Freunde Loyola’s unter den Japanern solche Erfolge zu sichern, welche sich mit der Raschheit der Ausbreitung des Christen- thums durch die ersten Apostel vergleichen lassen. Die Gründung des Jesuiten-Ordens fiel gerade in die Zeit der Entdeckung Japans durch Mendez Pinto. Viele seiner Sendlinge brachten fast alle Er- fordernisse mit, die einem Reformator Erfolg sichern. Hand in Hand mit einem heiligen Ernste ging ihr sittlich makelloses Leben, ihre Freudigkeit, Mühen und Entbehrungen aller Art, ja selbst den Tod um Christi willen gern zu erdulden, ihre Herablassung und Mild- thätigkeit gegen die Armen, während die Bonzen in ihrer sittlichen Verderbtheit und Entartung kein Herz und Ohr für die Noth des ge- meinen Mannes hatten. Und diese Noth war ja gerade um jene Zeit, wie wir gesehen haben, besonders gross. Konnte das Christenthum davon in diesem Leben auch nicht erlösen, so stellte es doch nach dem Tode dem frommen Dulder das Paradies in Aussicht und gab ihm Freudigkeit und neues Selbstbewusstsein. Mit Xavier waren 1549 noch Torres und Fernandez nach Japan gekommen. Ersterer theilte schon im selben Jahre Loyola seine Ab- sicht mit, nach China zu gehen. Er hatte in Kagoshima erfahren, dass die Japaner in allen Stücken auf die Chinesen als ihre Lehr- meister blickten und sie nachahmten, von denselben auch ihre Reli- gion erhalten hatten. Darum wollte er nun das Christenthum den bezopften Nachbarn der Japaner verkünden, um dadurch demselben auch in Japan leichteren Eingang zu verschaffen. Pater Balthasar de Torrez blieb dagegen im Reiche Nippon, woselbst er seinem erfolg- reichen Missionswerke 21 Jahre lang oblag bis zu seinem Tode auf Xequi (Koshiki) im Jahre 1570. Es wird von ihm berichtet, dass er ein echtes Vegetarianerleben führte, nie Fleischspeisen noch geistige Getränke zu sich nahm und fast immer barfuss einherging. Ein weiterer Grund, dem Christenthume rasch Eingang zu ver- schaffen, lag in der Verwandtschaft des katholischen Ritus und Cere- moniels mit dem buddhistischen; denn im Buddhismus finden wir ja fast Alles, wenn auch in anderer Bedeutung wieder, was den katho- lischen Cultus auszeichnet; Bilderverehrung, Weihrauch und Messe,

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/338>, abgerufen am 22.11.2024.