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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
wie geschaffen. In militärischer Zucht und Gewandtheit ausgezeichnet,
galt er für den tapfersten und besten Heerführer, der, wenn es galt,
eine Stadt zu belagern oder zu befestigen, ein Lager abzustecken
und dergleichen, nie Anderer Rath bedurfte. Ueberall suchte er die
Gedanken Anderer zu erforschen und seine eigenen zu verbergen.
Er lachte über den Götzendienst und hielt die Bonzen für Betrüger,
welche die Leichtgläubigkeit des Volkes missbrauchten und ihre
Schwelgereien damit zu decken suchten. Diesem Urtheile gegenüber
steht dasjenige Kaempfer's, der etwa 100 Jahre später unter dem
Einflusse seiner japanischen Umgebung Nobunaga einen Wütherich
nannte.

Fassen wir die Hauptzüge des hier über Nobunaga Erwähnten
schliesslich noch einmal zusammen, so ist es Folgendes:

In der Periode von 1542--1582 tritt inmitten der inneren Wirren
Nobunaga in den Vordergrund als Kämpfer für die Rechte des Mikado
und macht dem Shogunat der Ashikaga ein Ende, als Feind des
buddhistischen Mönchthums, dessen Macht er bricht, als Begünstiger,
doch nicht als Freund des Christenthums, dessen Geist ihm fremd
bleibt. Das Lob, welches ihm der Jesuitenpater Crasset in seiner
"L'histoire de l'Eglise du Japon" spendet, stimmt nicht mit dem
citierten Ausspruch Kaempfer's, noch mit vielen anderen Thatsachen
aus seiner Lebensgeschichte. Ota Nobunaga war ein Taira, doch
hatte diese Familienabstammung nichts mit seiner Erhebung zur Macht
zu thun, letztere war vielmehr ausschliesslich das Resultat einer her-
vorragenden militärischen Befähigung und eines unbegrenzten Ehr-
geizes. Aber es gelang ihm trotz dieser Eigenschaften nicht, dem
nach Frieden schmachtenden Lande die so nöthige Ruhe zu bringen.
Der Mann, dessen Ehrgeiz und Misstrauen das Leben der nächsten
Verwandten nicht schonte, der das nur dem Mikado zustehende und
nur auf Verstorbene anwendbare Recht der Apotheose für sich in
Anspruch nahm und seine Statue unter die Bildnisse der Götter ver-
setzte und ihr vor diesen Reverenz erweisen liess, war bei allen
sonstigen hohen Gaben kein Kenner und Freund des Christenthums.
Nur aus Hass gegen die buddhistischen Priester und um einen unge-
fährlichen, billigen Alliierten im Kampfe gegen dieselben zu haben,
begünstigte er die Ausbreitung der neuen Lehre.

Das Christenthum hatte in wenigen Jahrzehnten unter der Pro-
tection des Nobunaga erstaunliche Fortschritte gemacht. Um das
Jahr 1581 zählten die Jesuiten gegen 150000 Bekenner desselben in
allen Schichten der Gesellschaft und über 200 Kirchen. Die Daimio
(Könige schreiben die Jesuiten) von Bungo, Omura, Arima auf

5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc.
wie geschaffen. In militärischer Zucht und Gewandtheit ausgezeichnet,
galt er für den tapfersten und besten Heerführer, der, wenn es galt,
eine Stadt zu belagern oder zu befestigen, ein Lager abzustecken
und dergleichen, nie Anderer Rath bedurfte. Ueberall suchte er die
Gedanken Anderer zu erforschen und seine eigenen zu verbergen.
Er lachte über den Götzendienst und hielt die Bonzen für Betrüger,
welche die Leichtgläubigkeit des Volkes missbrauchten und ihre
Schwelgereien damit zu decken suchten. Diesem Urtheile gegenüber
steht dasjenige Kaempfer’s, der etwa 100 Jahre später unter dem
Einflusse seiner japanischen Umgebung Nobunaga einen Wütherich
nannte.

Fassen wir die Hauptzüge des hier über Nobunaga Erwähnten
schliesslich noch einmal zusammen, so ist es Folgendes:

In der Periode von 1542—1582 tritt inmitten der inneren Wirren
Nobunaga in den Vordergrund als Kämpfer für die Rechte des Mikado
und macht dem Shôgunat der Ashikaga ein Ende, als Feind des
buddhistischen Mönchthums, dessen Macht er bricht, als Begünstiger,
doch nicht als Freund des Christenthums, dessen Geist ihm fremd
bleibt. Das Lob, welches ihm der Jesuitenpater Crasset in seiner
»L’histoire de l’Eglise du Japon« spendet, stimmt nicht mit dem
citierten Ausspruch Kaempfer’s, noch mit vielen anderen Thatsachen
aus seiner Lebensgeschichte. Ota Nobunaga war ein Taira, doch
hatte diese Familienabstammung nichts mit seiner Erhebung zur Macht
zu thun, letztere war vielmehr ausschliesslich das Resultat einer her-
vorragenden militärischen Befähigung und eines unbegrenzten Ehr-
geizes. Aber es gelang ihm trotz dieser Eigenschaften nicht, dem
nach Frieden schmachtenden Lande die so nöthige Ruhe zu bringen.
Der Mann, dessen Ehrgeiz und Misstrauen das Leben der nächsten
Verwandten nicht schonte, der das nur dem Mikado zustehende und
nur auf Verstorbene anwendbare Recht der Apotheose für sich in
Anspruch nahm und seine Statue unter die Bildnisse der Götter ver-
setzte und ihr vor diesen Reverenz erweisen liess, war bei allen
sonstigen hohen Gaben kein Kenner und Freund des Christenthums.
Nur aus Hass gegen die buddhistischen Priester und um einen unge-
fährlichen, billigen Alliierten im Kampfe gegen dieselben zu haben,
begünstigte er die Ausbreitung der neuen Lehre.

Das Christenthum hatte in wenigen Jahrzehnten unter der Pro-
tection des Nobunaga erstaunliche Fortschritte gemacht. Um das
Jahr 1581 zählten die Jesuiten gegen 150000 Bekenner desselben in
allen Schichten der Gesellschaft und über 200 Kirchen. Die Daimio
(Könige schreiben die Jesuiten) von Bungo, Ômura, Arima auf

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[311/0337] 5. Periode. Von Nobunaga bis auf Iyeyasu, oder Zeit der Usurpatoren etc. wie geschaffen. In militärischer Zucht und Gewandtheit ausgezeichnet, galt er für den tapfersten und besten Heerführer, der, wenn es galt, eine Stadt zu belagern oder zu befestigen, ein Lager abzustecken und dergleichen, nie Anderer Rath bedurfte. Ueberall suchte er die Gedanken Anderer zu erforschen und seine eigenen zu verbergen. Er lachte über den Götzendienst und hielt die Bonzen für Betrüger, welche die Leichtgläubigkeit des Volkes missbrauchten und ihre Schwelgereien damit zu decken suchten. Diesem Urtheile gegenüber steht dasjenige Kaempfer’s, der etwa 100 Jahre später unter dem Einflusse seiner japanischen Umgebung Nobunaga einen Wütherich nannte. Fassen wir die Hauptzüge des hier über Nobunaga Erwähnten schliesslich noch einmal zusammen, so ist es Folgendes: In der Periode von 1542—1582 tritt inmitten der inneren Wirren Nobunaga in den Vordergrund als Kämpfer für die Rechte des Mikado und macht dem Shôgunat der Ashikaga ein Ende, als Feind des buddhistischen Mönchthums, dessen Macht er bricht, als Begünstiger, doch nicht als Freund des Christenthums, dessen Geist ihm fremd bleibt. Das Lob, welches ihm der Jesuitenpater Crasset in seiner »L’histoire de l’Eglise du Japon« spendet, stimmt nicht mit dem citierten Ausspruch Kaempfer’s, noch mit vielen anderen Thatsachen aus seiner Lebensgeschichte. Ota Nobunaga war ein Taira, doch hatte diese Familienabstammung nichts mit seiner Erhebung zur Macht zu thun, letztere war vielmehr ausschliesslich das Resultat einer her- vorragenden militärischen Befähigung und eines unbegrenzten Ehr- geizes. Aber es gelang ihm trotz dieser Eigenschaften nicht, dem nach Frieden schmachtenden Lande die so nöthige Ruhe zu bringen. Der Mann, dessen Ehrgeiz und Misstrauen das Leben der nächsten Verwandten nicht schonte, der das nur dem Mikado zustehende und nur auf Verstorbene anwendbare Recht der Apotheose für sich in Anspruch nahm und seine Statue unter die Bildnisse der Götter ver- setzte und ihr vor diesen Reverenz erweisen liess, war bei allen sonstigen hohen Gaben kein Kenner und Freund des Christenthums. Nur aus Hass gegen die buddhistischen Priester und um einen unge- fährlichen, billigen Alliierten im Kampfe gegen dieselben zu haben, begünstigte er die Ausbreitung der neuen Lehre. Das Christenthum hatte in wenigen Jahrzehnten unter der Pro- tection des Nobunaga erstaunliche Fortschritte gemacht. Um das Jahr 1581 zählten die Jesuiten gegen 150000 Bekenner desselben in allen Schichten der Gesellschaft und über 200 Kirchen. Die Daimio (Könige schreiben die Jesuiten) von Bungo, Ômura, Arima auf

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Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/337>, abgerufen am 22.11.2024.