Begleitung von 17 weiteren Jesuitenvätern; Ende Mai 1587 kam dieselbe in Goa an. Gross war die gegenseitige Freude, als der Provincial Valignan sie hier wieder begrüsste und den Entschluss aussprach, sie nach Japan zu begleiten. Man blieb noch 10 Monate in Goa, verliess dasselbe am 1. April 1588 und landete in Nagasaki 1590 nach einer achtjährigen Abwesenheit. Grosse Ereignisse hatten sich in dieser Zeit in Japan zugetragen, die Territorialverhältnisse und auch die Stellung der Kirche waren wesentlich verändert, und es gab schon manche Anzeichen, dass sich der heitere Himmel, welcher sich über die Sache des Christenthums bisher gewölbt hatte, bald trüben und grosse Stürme hereinbrechen würden.
Akechi Mitsuhida, der Mörder des Nobunaga, erntete mit seinen Spiessgesellen bald den Lohn seiner verbrecherischen That. Nur zwölf Tage dauerte seine Gewalt in Kioto und Nachbarschaft, lange genug, um viel Schönes, das Nobunaga gesammelt und gebaut hatte, zu rauben und zu verwüsten.
Die Nachricht von Nobunaga's Tod verbreitete überall grosse Bestürzung. Die Jesuiten sahen darin und in dem Umstande, dass auch der älteste Sohn desselben, der König von Mino, umgekommen war, welcher zuerst zu Azuchiyama vor dem Götzenbilde desselben seine Kniee gebeugt hatte, eine gerechte Strafe Gottes. Einer der- selben, der Pater Organtin, an den sich der Rebell Aquechi (Akechi) mit dem Versprechen wandte, den Christen noch mehr beistehen zu wollen als Nobunaga, wenn er Justo Ucondo (Takayama) bestimmen wolle, zu ihm überzutreten, erklärte sich wirklich hierzu bereit (His- toire de l'Eglise I, pag. 490). Es gereicht dem christlichen General zur Ehre, dass er seine Pflicht besser kannte und befolgte. Noch ehe Hideyoshi, der rasch mit Mori Frieden schloss und mit seinem Heere zur Hauptstadt eilte, um seinen Herrn und Gönner zu rächen und sich dessen Erbe, die höchste Gewalt, zu sichern, Kioto erreichte, war Takayama hier. Seinem christlichen Heere von nur 1000 Mann stellte Akechi eine Streitmacht von 8000 Mann gegenüber. Dennoch errang jener bedeutende Vortheile, die der mittlerweile heranrückende Faxiba (Hideyoshi) weiter ausnutzte. Die grosse Räuberbande war bald zerstreut; Akechi, ihr Führer, floh, wurde von Bauern erkannt und getödtet.
Soweit hatte Hideyoshi im Einverständniss und unter Mitwirkung von Nobutaka, dem König von Awa, wie ihn die Jesuiten nannten, gehandelt, der auf die Nachricht von seines Vaters Tode ebenfalls mit Truppen von Shikoku herbeigeeilt war. Er stand nun im Vorder- grunde unter den bedeutenden Männern Japans, dessen Geschicke er
I. Geschichte des japanischen Volkes.
Begleitung von 17 weiteren Jesuitenvätern; Ende Mai 1587 kam dieselbe in Goa an. Gross war die gegenseitige Freude, als der Provincial Valignan sie hier wieder begrüsste und den Entschluss aussprach, sie nach Japan zu begleiten. Man blieb noch 10 Monate in Goa, verliess dasselbe am 1. April 1588 und landete in Nagasaki 1590 nach einer achtjährigen Abwesenheit. Grosse Ereignisse hatten sich in dieser Zeit in Japan zugetragen, die Territorialverhältnisse und auch die Stellung der Kirche waren wesentlich verändert, und es gab schon manche Anzeichen, dass sich der heitere Himmel, welcher sich über die Sache des Christenthums bisher gewölbt hatte, bald trüben und grosse Stürme hereinbrechen würden.
Akechi Mitsuhida, der Mörder des Nobunaga, erntete mit seinen Spiessgesellen bald den Lohn seiner verbrecherischen That. Nur zwölf Tage dauerte seine Gewalt in Kiôto und Nachbarschaft, lange genug, um viel Schönes, das Nobunaga gesammelt und gebaut hatte, zu rauben und zu verwüsten.
Die Nachricht von Nobunaga’s Tod verbreitete überall grosse Bestürzung. Die Jesuiten sahen darin und in dem Umstande, dass auch der älteste Sohn desselben, der König von Mino, umgekommen war, welcher zuerst zu Azuchiyama vor dem Götzenbilde desselben seine Kniee gebeugt hatte, eine gerechte Strafe Gottes. Einer der- selben, der Pater Organtin, an den sich der Rebell Aquechi (Akechi) mit dem Versprechen wandte, den Christen noch mehr beistehen zu wollen als Nobunaga, wenn er Justo Ucondo (Takayama) bestimmen wolle, zu ihm überzutreten, erklärte sich wirklich hierzu bereit (His- toire de l’Eglise I, pag. 490). Es gereicht dem christlichen General zur Ehre, dass er seine Pflicht besser kannte und befolgte. Noch ehe Hideyoshi, der rasch mit Môri Frieden schloss und mit seinem Heere zur Hauptstadt eilte, um seinen Herrn und Gönner zu rächen und sich dessen Erbe, die höchste Gewalt, zu sichern, Kiôto erreichte, war Takayama hier. Seinem christlichen Heere von nur 1000 Mann stellte Akechi eine Streitmacht von 8000 Mann gegenüber. Dennoch errang jener bedeutende Vortheile, die der mittlerweile heranrückende Faxiba (Hideyoshi) weiter ausnutzte. Die grosse Räuberbande war bald zerstreut; Akechi, ihr Führer, floh, wurde von Bauern erkannt und getödtet.
Soweit hatte Hideyoshi im Einverständniss und unter Mitwirkung von Nobutaka, dem König von Awa, wie ihn die Jesuiten nannten, gehandelt, der auf die Nachricht von seines Vaters Tode ebenfalls mit Truppen von Shikoku herbeigeeilt war. Er stand nun im Vorder- grunde unter den bedeutenden Männern Japans, dessen Geschicke er
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I. Geschichte des japanischen Volkes.
Begleitung von 17 weiteren Jesuitenvätern; Ende Mai 1587 kam
dieselbe in Goa an. Gross war die gegenseitige Freude, als der
Provincial Valignan sie hier wieder begrüsste und den Entschluss
aussprach, sie nach Japan zu begleiten. Man blieb noch 10 Monate
in Goa, verliess dasselbe am 1. April 1588 und landete in Nagasaki
1590 nach einer achtjährigen Abwesenheit. Grosse Ereignisse hatten
sich in dieser Zeit in Japan zugetragen, die Territorialverhältnisse
und auch die Stellung der Kirche waren wesentlich verändert, und es
gab schon manche Anzeichen, dass sich der heitere Himmel, welcher
sich über die Sache des Christenthums bisher gewölbt hatte, bald
trüben und grosse Stürme hereinbrechen würden.
Akechi Mitsuhida, der Mörder des Nobunaga, erntete mit seinen
Spiessgesellen bald den Lohn seiner verbrecherischen That. Nur
zwölf Tage dauerte seine Gewalt in Kiôto und Nachbarschaft, lange
genug, um viel Schönes, das Nobunaga gesammelt und gebaut hatte,
zu rauben und zu verwüsten.
Die Nachricht von Nobunaga’s Tod verbreitete überall grosse
Bestürzung. Die Jesuiten sahen darin und in dem Umstande, dass
auch der älteste Sohn desselben, der König von Mino, umgekommen
war, welcher zuerst zu Azuchiyama vor dem Götzenbilde desselben
seine Kniee gebeugt hatte, eine gerechte Strafe Gottes. Einer der-
selben, der Pater Organtin, an den sich der Rebell Aquechi (Akechi)
mit dem Versprechen wandte, den Christen noch mehr beistehen zu
wollen als Nobunaga, wenn er Justo Ucondo (Takayama) bestimmen
wolle, zu ihm überzutreten, erklärte sich wirklich hierzu bereit (His-
toire de l’Eglise I, pag. 490). Es gereicht dem christlichen General
zur Ehre, dass er seine Pflicht besser kannte und befolgte. Noch
ehe Hideyoshi, der rasch mit Môri Frieden schloss und mit seinem
Heere zur Hauptstadt eilte, um seinen Herrn und Gönner zu rächen
und sich dessen Erbe, die höchste Gewalt, zu sichern, Kiôto erreichte,
war Takayama hier. Seinem christlichen Heere von nur 1000 Mann
stellte Akechi eine Streitmacht von 8000 Mann gegenüber. Dennoch
errang jener bedeutende Vortheile, die der mittlerweile heranrückende
Faxiba (Hideyoshi) weiter ausnutzte. Die grosse Räuberbande war
bald zerstreut; Akechi, ihr Führer, floh, wurde von Bauern erkannt
und getödtet.
Soweit hatte Hideyoshi im Einverständniss und unter Mitwirkung
von Nobutaka, dem König von Awa, wie ihn die Jesuiten nannten,
gehandelt, der auf die Nachricht von seines Vaters Tode ebenfalls
mit Truppen von Shikoku herbeigeeilt war. Er stand nun im Vorder-
grunde unter den bedeutenden Männern Japans, dessen Geschicke er
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 318. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/344>, abgerufen am 22.11.2024.
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