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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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I. Geschichte des japanischen Volkes.
welches andere Nationen bisher vergeblich erstrebt hatten. Japan und
sein Heimathland vor allem, dann aber auch die ganze civilisierte Welt
ernteten die daraus entspringenden Vortheile und werden seinen Namen
immer hoch halten müssen. Menschenkenntniss und diplomatisches
Geschick verrieth Perry vor allem dadurch, dass er mit Selbstgefühl
und kluger Berechnung Nagasaki, die Holländer und auch die an-
gebotenen Dienste des Dr. von Siebold vermied und offen erklärte,
dass die Amerikaner sich niemals solchen Beschränkungen und Er-
niedrigungen wie die Holländer und Chinesen unterwerfen würden.
Sein zwar freundliches, aber würdevolles und bestimmtes Auftreten,
die Beobachtung und Entfaltung von viel Etikette und Glanz, ohne das
geringste Bestreben, die Japaner in diesen Dingen ängstlich nach-
zuahmen, imponierten diesen eben so, wie die Macht, welche er ihnen
vorführte, und die Proben, die er ihnen von der amerikanischen Civi-
lisation durch reiche Geschenke an den Hof, ganz besonders aber
durch Anlage und Benutzung einer kleinen Eisenbahn, sowie eines
Telegraphen gab. Solches waren die Mittel, mit denen er den diplo-
matischen Zweck seiner Expedition erreichte und Japan erschloss.

Sobald diese Erfolge der Union bekannt wurden, regten sich
auch die europäischen Mächte, schickten Schiffe mit Gesandtschaften
und Geschenken nach Japan und bemühten sich mit Erfolg um die
gleichen Vergünstigungen. Den Vorsprung gewann Russland. Der
russische Admiral Putiatin erschien schon im September 1852 zu diesem
Zwecke vor Nagasaki und dann bei Perry in Nafa. Sein Anerbieten,
mit Perry gemeinsame Sache zu machen, lehnte dieser ab. Der rus-
sische Admiral zog unverrichteter Sache von Nagasaki wieder ab,
erschien aber im folgenden Jahre von neuem und zwar nur mit der
Fregatte Diana, mit der er von Petropawlowsk glücklich durch die
auf ihn fahndende englische Flotte nach Shimoda gelangte. Hier
erlebten die Russen am 23. December 1854 ein heftiges Erdbeben,
welches zusammen mit der dann hereinbrechenden Fluth den grössten
Theil der Stadt zerstörte und das stolze Schiff so mitnahm, dass es
verlassen werden musste. Einen Monat später erschien, wie bereits
bemerkt wurde, Commander Adams mit dem Powhatan und nahm
die Schiffbrüchigen auf. Putiatin brachte seine Verhandlungen mit
dem Bakufu zu einem glücklichen Abschluss, wonach den Russen
Kanagawa (Yokohama) und Nagasaki geöffnet wurde. Auf einem
amerikanischen Schooner kehrte er bald darauf mit seiner Mannschaft
nach Petropawlowsk zurück. Die Holländer suchten noch im näm-
lichen Jahre ihre Stellung zu den Japanern gleichfalls zu verbessern
und hatten zu dem Zweck einen Kriegsdampfer von Batavia nach

I. Geschichte des japanischen Volkes.
welches andere Nationen bisher vergeblich erstrebt hatten. Japan und
sein Heimathland vor allem, dann aber auch die ganze civilisierte Welt
ernteten die daraus entspringenden Vortheile und werden seinen Namen
immer hoch halten müssen. Menschenkenntniss und diplomatisches
Geschick verrieth Perry vor allem dadurch, dass er mit Selbstgefühl
und kluger Berechnung Nagasaki, die Holländer und auch die an-
gebotenen Dienste des Dr. von Siebold vermied und offen erklärte,
dass die Amerikaner sich niemals solchen Beschränkungen und Er-
niedrigungen wie die Holländer und Chinesen unterwerfen würden.
Sein zwar freundliches, aber würdevolles und bestimmtes Auftreten,
die Beobachtung und Entfaltung von viel Etikette und Glanz, ohne das
geringste Bestreben, die Japaner in diesen Dingen ängstlich nach-
zuahmen, imponierten diesen eben so, wie die Macht, welche er ihnen
vorführte, und die Proben, die er ihnen von der amerikanischen Civi-
lisation durch reiche Geschenke an den Hof, ganz besonders aber
durch Anlage und Benutzung einer kleinen Eisenbahn, sowie eines
Telegraphen gab. Solches waren die Mittel, mit denen er den diplo-
matischen Zweck seiner Expedition erreichte und Japan erschloss.

Sobald diese Erfolge der Union bekannt wurden, regten sich
auch die europäischen Mächte, schickten Schiffe mit Gesandtschaften
und Geschenken nach Japan und bemühten sich mit Erfolg um die
gleichen Vergünstigungen. Den Vorsprung gewann Russland. Der
russische Admiral Putiatin erschien schon im September 1852 zu diesem
Zwecke vor Nagasaki und dann bei Perry in Nafa. Sein Anerbieten,
mit Perry gemeinsame Sache zu machen, lehnte dieser ab. Der rus-
sische Admiral zog unverrichteter Sache von Nagasaki wieder ab,
erschien aber im folgenden Jahre von neuem und zwar nur mit der
Fregatte Diana, mit der er von Petropawlowsk glücklich durch die
auf ihn fahndende englische Flotte nach Shimoda gelangte. Hier
erlebten die Russen am 23. December 1854 ein heftiges Erdbeben,
welches zusammen mit der dann hereinbrechenden Fluth den grössten
Theil der Stadt zerstörte und das stolze Schiff so mitnahm, dass es
verlassen werden musste. Einen Monat später erschien, wie bereits
bemerkt wurde, Commander Adams mit dem Powhatan und nahm
die Schiffbrüchigen auf. Putiatin brachte seine Verhandlungen mit
dem Bakufu zu einem glücklichen Abschluss, wonach den Russen
Kanagawa (Yokohama) und Nagasaki geöffnet wurde. Auf einem
amerikanischen Schooner kehrte er bald darauf mit seiner Mannschaft
nach Petropawlowsk zurück. Die Holländer suchten noch im näm-
lichen Jahre ihre Stellung zu den Japanern gleichfalls zu verbessern
und hatten zu dem Zweck einen Kriegsdampfer von Batavia nach

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[396/0424] I. Geschichte des japanischen Volkes. welches andere Nationen bisher vergeblich erstrebt hatten. Japan und sein Heimathland vor allem, dann aber auch die ganze civilisierte Welt ernteten die daraus entspringenden Vortheile und werden seinen Namen immer hoch halten müssen. Menschenkenntniss und diplomatisches Geschick verrieth Perry vor allem dadurch, dass er mit Selbstgefühl und kluger Berechnung Nagasaki, die Holländer und auch die an- gebotenen Dienste des Dr. von Siebold vermied und offen erklärte, dass die Amerikaner sich niemals solchen Beschränkungen und Er- niedrigungen wie die Holländer und Chinesen unterwerfen würden. Sein zwar freundliches, aber würdevolles und bestimmtes Auftreten, die Beobachtung und Entfaltung von viel Etikette und Glanz, ohne das geringste Bestreben, die Japaner in diesen Dingen ängstlich nach- zuahmen, imponierten diesen eben so, wie die Macht, welche er ihnen vorführte, und die Proben, die er ihnen von der amerikanischen Civi- lisation durch reiche Geschenke an den Hof, ganz besonders aber durch Anlage und Benutzung einer kleinen Eisenbahn, sowie eines Telegraphen gab. Solches waren die Mittel, mit denen er den diplo- matischen Zweck seiner Expedition erreichte und Japan erschloss. Sobald diese Erfolge der Union bekannt wurden, regten sich auch die europäischen Mächte, schickten Schiffe mit Gesandtschaften und Geschenken nach Japan und bemühten sich mit Erfolg um die gleichen Vergünstigungen. Den Vorsprung gewann Russland. Der russische Admiral Putiatin erschien schon im September 1852 zu diesem Zwecke vor Nagasaki und dann bei Perry in Nafa. Sein Anerbieten, mit Perry gemeinsame Sache zu machen, lehnte dieser ab. Der rus- sische Admiral zog unverrichteter Sache von Nagasaki wieder ab, erschien aber im folgenden Jahre von neuem und zwar nur mit der Fregatte Diana, mit der er von Petropawlowsk glücklich durch die auf ihn fahndende englische Flotte nach Shimoda gelangte. Hier erlebten die Russen am 23. December 1854 ein heftiges Erdbeben, welches zusammen mit der dann hereinbrechenden Fluth den grössten Theil der Stadt zerstörte und das stolze Schiff so mitnahm, dass es verlassen werden musste. Einen Monat später erschien, wie bereits bemerkt wurde, Commander Adams mit dem Powhatan und nahm die Schiffbrüchigen auf. Putiatin brachte seine Verhandlungen mit dem Bakufu zu einem glücklichen Abschluss, wonach den Russen Kanagawa (Yokohama) und Nagasaki geöffnet wurde. Auf einem amerikanischen Schooner kehrte er bald darauf mit seiner Mannschaft nach Petropawlowsk zurück. Die Holländer suchten noch im näm- lichen Jahre ihre Stellung zu den Japanern gleichfalls zu verbessern und hatten zu dem Zweck einen Kriegsdampfer von Batavia nach

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 396. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/424>, abgerufen am 22.11.2024.