Niigata zu willigen. Alle Ereignisse des Jahres zeigten, dass der Einfluss des Mikado wuchs und der Bakufu demselben sich, soweit es ging, zu fügen suchte. Die noch gefangenen Kuge wurden frei gegeben und andere Anordnungen des Ii Kamon beseitigt, seine Spione und sonstige Helfer bestraft, der Bakufu umgestaltet. Beim Shogun gewannen die früheren Daimio von Owari und Echizen, sowie Shito- tsubashi grossen Einfluss, in Kioto das Kleeblatt Sat-cho-to (Sat- suma, Cho-shiu, To-sa).
Auf Wunsch des Mikado wurde eine Versammlung der mächtigeren Daimio des Landes nach Yedo berufen, um hier gemeinsam mit dem Shogun und seinen Ministern, sowie mit dem als Vertreter des Mikado fungierenden Kuge Ohara die Lage des Landes zu besprechen. Zu dieser Conferenz reiste auch Shimadzu Saburo, der Vater des Daimio von Satsuma. Auf seinem Wege nach Kioto traf er in Himeji mehrere hundert Ronin, welche ihn baten, ihr Führer zu sein und mitzuwirken, um den Mikado in seine Rechte einzusetzen und dann die Fremden zu vertreiben. Er suchte sie zu beschwichtigen und liess sie in Fushimi zurück, wo es später zwischen ihnen und seinen Vasallen zu einem grossen Gemetzel kam. Seine Abneigung gegen die Fremden wurde dann durch das, was er in Yokohama sah und hörte, noch vermehrt und von seinem Gefolge getheilt.
Der Bakufu hatte um diese Zeit grosser Aufregung, wo die Land- strassen durch die Daimiozüge besonders belebt waren, die Fremden bitten lassen, den Tokaido zu meiden, aber eine kleine englische Gesellschaft aus Yokohama achtete nicht darauf und machte am 14. September 1862 einen Spazierritt dahin, als der grosse Zug des Shimadzu Saburo gerade des Weges von Yedo kam. Es waren drei Herren und eine Dame; man sprach von Umkehr, aber einer aus der Gesellschaft, ein junger Kaufmann, Namens Richardson aus Shanghai, bestand darauf, dass man weiter reite, indem er erklärte, er wisse, wie man solches Volk behandeln müsse. Die Landessitte aber ver- langte in solchem Falle ein Einbiegen in einen Seitenweg, oder das Absteigen und Halten zur Seite der Strasse. Das Gefolge des Shimadzu Saburo, schon an und für sich von keinen freundlichen Gefühlen gegen die Fremden getragen, betrachtete in diesem Falle das Ver- halten derselben als Beleidigung ihres Herrn, welche auf der Stelle gerächt werden musste. So traten denn alsbald mehrere Samurai aus dem Zuge vor, entblössten ihre Arme und hieben unbarmherzig mit ihren grossen Schwertern auf die Herren ein. Zwei derselben entkamen mit ihren leichteren Wunden in Gesellschaft der Dame durch die Schnelligkeit ihrer Pferde glücklich nach Yokohama, Richardson
26*
7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Niigata zu willigen. Alle Ereignisse des Jahres zeigten, dass der Einfluss des Mikado wuchs und der Bakufu demselben sich, soweit es ging, zu fügen suchte. Die noch gefangenen Kuge wurden frei gegeben und andere Anordnungen des Ii Kamon beseitigt, seine Spione und sonstige Helfer bestraft, der Bakufu umgestaltet. Beim Shôgun gewannen die früheren Daimio von Owari und Echizen, sowie Shito- tsubashi grossen Einfluss, in Kiôto das Kleeblatt Sat-chô-to (Sat- suma, Chô-shiu, To-sa).
Auf Wunsch des Mikado wurde eine Versammlung der mächtigeren Daimio des Landes nach Yedo berufen, um hier gemeinsam mit dem Shôgun und seinen Ministern, sowie mit dem als Vertreter des Mikado fungierenden Kuge Ohara die Lage des Landes zu besprechen. Zu dieser Conferenz reiste auch Shimadzu Saburo, der Vater des Daimio von Satsuma. Auf seinem Wege nach Kiôto traf er in Himeji mehrere hundert Rônin, welche ihn baten, ihr Führer zu sein und mitzuwirken, um den Mikado in seine Rechte einzusetzen und dann die Fremden zu vertreiben. Er suchte sie zu beschwichtigen und liess sie in Fushimi zurück, wo es später zwischen ihnen und seinen Vasallen zu einem grossen Gemetzel kam. Seine Abneigung gegen die Fremden wurde dann durch das, was er in Yokohama sah und hörte, noch vermehrt und von seinem Gefolge getheilt.
Der Bakufu hatte um diese Zeit grosser Aufregung, wo die Land- strassen durch die Daimiozüge besonders belebt waren, die Fremden bitten lassen, den Tôkaidô zu meiden, aber eine kleine englische Gesellschaft aus Yokohama achtete nicht darauf und machte am 14. September 1862 einen Spazierritt dahin, als der grosse Zug des Shimadzu Saburo gerade des Weges von Yedo kam. Es waren drei Herren und eine Dame; man sprach von Umkehr, aber einer aus der Gesellschaft, ein junger Kaufmann, Namens Richardson aus Shanghai, bestand darauf, dass man weiter reite, indem er erklärte, er wisse, wie man solches Volk behandeln müsse. Die Landessitte aber ver- langte in solchem Falle ein Einbiegen in einen Seitenweg, oder das Absteigen und Halten zur Seite der Strasse. Das Gefolge des Shimadzu Saburo, schon an und für sich von keinen freundlichen Gefühlen gegen die Fremden getragen, betrachtete in diesem Falle das Ver- halten derselben als Beleidigung ihres Herrn, welche auf der Stelle gerächt werden musste. So traten denn alsbald mehrere Samurai aus dem Zuge vor, entblössten ihre Arme und hieben unbarmherzig mit ihren grossen Schwertern auf die Herren ein. Zwei derselben entkamen mit ihren leichteren Wunden in Gesellschaft der Dame durch die Schnelligkeit ihrer Pferde glücklich nach Yokohama, Richardson
26*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0431"n="403"/><fwplace="top"type="header">7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.</fw><lb/>
Niigata zu willigen. Alle Ereignisse des Jahres zeigten, dass der<lb/>
Einfluss des Mikado wuchs und der Bakufu demselben sich, soweit<lb/>
es ging, zu fügen suchte. Die noch gefangenen Kuge wurden frei<lb/>
gegeben und andere Anordnungen des Ii Kamon beseitigt, seine Spione<lb/>
und sonstige Helfer bestraft, der Bakufu umgestaltet. Beim Shôgun<lb/>
gewannen die früheren Daimio von Owari und Echizen, sowie Shito-<lb/>
tsubashi grossen Einfluss, in Kiôto das Kleeblatt Sat-chô-to (Sat-<lb/>
suma, Chô-shiu, To-sa).</p><lb/><p>Auf Wunsch des Mikado wurde eine Versammlung der mächtigeren<lb/>
Daimio des Landes nach Yedo berufen, um hier gemeinsam mit dem<lb/>
Shôgun und seinen Ministern, sowie mit dem als Vertreter des Mikado<lb/>
fungierenden Kuge Ohara die Lage des Landes zu besprechen. Zu<lb/>
dieser Conferenz reiste auch <hirendition="#g">Shimadzu Saburo</hi>, der Vater des<lb/>
Daimio von Satsuma. Auf seinem Wege nach Kiôto traf er in Himeji<lb/>
mehrere hundert Rônin, welche ihn baten, ihr Führer zu sein und<lb/>
mitzuwirken, um den Mikado in seine Rechte einzusetzen und dann<lb/>
die Fremden zu vertreiben. Er suchte sie zu beschwichtigen und<lb/>
liess sie in Fushimi zurück, wo es später zwischen ihnen und seinen<lb/>
Vasallen zu einem grossen Gemetzel kam. Seine Abneigung gegen<lb/>
die Fremden wurde dann durch das, was er in Yokohama sah und<lb/>
hörte, noch vermehrt und von seinem Gefolge getheilt.</p><lb/><p>Der Bakufu hatte um diese Zeit grosser Aufregung, wo die Land-<lb/>
strassen durch die Daimiozüge besonders belebt waren, die Fremden<lb/>
bitten lassen, den Tôkaidô zu meiden, aber eine kleine englische<lb/>
Gesellschaft aus Yokohama achtete nicht darauf und machte am<lb/>
14. September 1862 einen Spazierritt dahin, als der grosse Zug des<lb/>
Shimadzu Saburo gerade des Weges von Yedo kam. Es waren drei<lb/>
Herren und eine Dame; man sprach von Umkehr, aber einer aus der<lb/>
Gesellschaft, ein junger Kaufmann, Namens Richardson aus Shanghai,<lb/>
bestand darauf, dass man weiter reite, indem er erklärte, er wisse,<lb/>
wie man solches Volk behandeln müsse. Die Landessitte aber ver-<lb/>
langte in solchem Falle ein Einbiegen in einen Seitenweg, oder das<lb/>
Absteigen und Halten zur Seite der Strasse. Das Gefolge des Shimadzu<lb/>
Saburo, schon an und für sich von keinen freundlichen Gefühlen<lb/>
gegen die Fremden getragen, betrachtete in diesem Falle das Ver-<lb/>
halten derselben als Beleidigung ihres Herrn, welche auf der Stelle<lb/>
gerächt werden musste. So traten denn alsbald mehrere Samurai<lb/>
aus dem Zuge vor, entblössten ihre Arme und hieben unbarmherzig<lb/>
mit ihren grossen Schwertern auf die Herren ein. Zwei derselben<lb/>
entkamen mit ihren leichteren Wunden in Gesellschaft der Dame durch<lb/>
die Schnelligkeit ihrer Pferde glücklich nach Yokohama, Richardson<lb/><fwplace="bottom"type="sig">26*</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[403/0431]
7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
Niigata zu willigen. Alle Ereignisse des Jahres zeigten, dass der
Einfluss des Mikado wuchs und der Bakufu demselben sich, soweit
es ging, zu fügen suchte. Die noch gefangenen Kuge wurden frei
gegeben und andere Anordnungen des Ii Kamon beseitigt, seine Spione
und sonstige Helfer bestraft, der Bakufu umgestaltet. Beim Shôgun
gewannen die früheren Daimio von Owari und Echizen, sowie Shito-
tsubashi grossen Einfluss, in Kiôto das Kleeblatt Sat-chô-to (Sat-
suma, Chô-shiu, To-sa).
Auf Wunsch des Mikado wurde eine Versammlung der mächtigeren
Daimio des Landes nach Yedo berufen, um hier gemeinsam mit dem
Shôgun und seinen Ministern, sowie mit dem als Vertreter des Mikado
fungierenden Kuge Ohara die Lage des Landes zu besprechen. Zu
dieser Conferenz reiste auch Shimadzu Saburo, der Vater des
Daimio von Satsuma. Auf seinem Wege nach Kiôto traf er in Himeji
mehrere hundert Rônin, welche ihn baten, ihr Führer zu sein und
mitzuwirken, um den Mikado in seine Rechte einzusetzen und dann
die Fremden zu vertreiben. Er suchte sie zu beschwichtigen und
liess sie in Fushimi zurück, wo es später zwischen ihnen und seinen
Vasallen zu einem grossen Gemetzel kam. Seine Abneigung gegen
die Fremden wurde dann durch das, was er in Yokohama sah und
hörte, noch vermehrt und von seinem Gefolge getheilt.
Der Bakufu hatte um diese Zeit grosser Aufregung, wo die Land-
strassen durch die Daimiozüge besonders belebt waren, die Fremden
bitten lassen, den Tôkaidô zu meiden, aber eine kleine englische
Gesellschaft aus Yokohama achtete nicht darauf und machte am
14. September 1862 einen Spazierritt dahin, als der grosse Zug des
Shimadzu Saburo gerade des Weges von Yedo kam. Es waren drei
Herren und eine Dame; man sprach von Umkehr, aber einer aus der
Gesellschaft, ein junger Kaufmann, Namens Richardson aus Shanghai,
bestand darauf, dass man weiter reite, indem er erklärte, er wisse,
wie man solches Volk behandeln müsse. Die Landessitte aber ver-
langte in solchem Falle ein Einbiegen in einen Seitenweg, oder das
Absteigen und Halten zur Seite der Strasse. Das Gefolge des Shimadzu
Saburo, schon an und für sich von keinen freundlichen Gefühlen
gegen die Fremden getragen, betrachtete in diesem Falle das Ver-
halten derselben als Beleidigung ihres Herrn, welche auf der Stelle
gerächt werden musste. So traten denn alsbald mehrere Samurai
aus dem Zuge vor, entblössten ihre Arme und hieben unbarmherzig
mit ihren grossen Schwertern auf die Herren ein. Zwei derselben
entkamen mit ihren leichteren Wunden in Gesellschaft der Dame durch
die Schnelligkeit ihrer Pferde glücklich nach Yokohama, Richardson
26*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 403. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/431>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.