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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
aufging, noch die Stadt zu halten, noch auch den Fremden, welche
sich nach Hiogo zurückzogen, Schutz zu bieten, flüchtete unerkannt
auf ein amerikanisches Schiff und ging dann von hier mit seinen
Begleitern über auf seine Corvette Kayo-maru, welche ihn nach Yedo
brachte.

Am 7. Februar kam ein besonderer Gesandter des Mikado zu
den fremden Vertretern nach Hiogo und überreichte denselben ein
Schreiben, datiert vom 3. desselben, worin der Kaiser den Fürsten aller
fremden Nationen und deren Unterthanen anzeigt, dass infolge der
Resignation des Shogun er die Regierungsgewalt übernommen habe und
hinfort ausüben werde, sowie, dass er ein besonderes Amt gebildet
habe zur Behandlung fremder Angelegenheiten. Dieses Schreiben,
welches in feierlichster Weise überreicht wurde, trug die Unterschrift
Mutsuhito, und ist bemerkenswerth als das erste, in welchem
der Personenname eines Mikado an die Oeffentlichkeit trat. Am
5. Februar erklärte der Hof den Tokugawa Keiki und seine An-
hänger für Rebellen und aller Rechte und Ehren verlustig. Zugleich
wurde eine grosse Armee aufgeboten, dieselben zu unterwerfen. Der
Mikado ernannte seinen Verwandten, den Prinzen Arisugawa (Arisu-
gawa-no-miya) zum Oberbefehlshaber und übergab demselben die
Embleme eines solchen, das Brocatbanner und das Schwert der
Gerechtigkeit. Die fremden Diplomaten informierten ihre Landsleute
über die bevorstehenden Kämpfe, während deren die strengste Neu-
tralität zu wahren sei.

Auf Einladung der Regierung begaben sich am 16. März zwei
Mitglieder der englischen Legation, E. Satow und Dr. med. Willis,
nach Kioto, wo sie auf das zuvorkommendste aufgenommen wurden.
Der Fürst von Satsuma machte ihnen seinen Besuch und dankte
Willis für seine bisherigen Dienstleistungen den Verwundeten gegen-
über und seine Bereitwilligkeit, sie ferner zu gewähren. Es ist dieser
Besuch bemerkenswerth als der erste, welchen die alte Mikadostadt
seit dem Beginn der neuen Beziehungen von Fremden erhielt. Nach-
dem die Gesandten nach Osaka übergesiedelt waren, erging vom
Mikado eine Einladung an dieselben nach Kioto, welcher die Ver-
treter Englands, Frankreichs und Hollands bald darauf entsprachen.
Schon vorher hatte die Regierung eine Proclamation erlassen, dass
sie die bestehenden Verträge anerkenne und mit den fremden Na-
tionen in freundlichen Verkehr treten wolle. --

Damit war jedoch der langgenährte Fremdenhass bei vielen Sa-
murai noch nicht beseitigt. Derselbe äusserte sich bald in Kioto
durch einen Mordanfall zweier Samurai auf die englische Gesandt-

7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854.
aufging, noch die Stadt zu halten, noch auch den Fremden, welche
sich nach Hiogo zurückzogen, Schutz zu bieten, flüchtete unerkannt
auf ein amerikanisches Schiff und ging dann von hier mit seinen
Begleitern über auf seine Corvette Kayô-maru, welche ihn nach Yedo
brachte.

Am 7. Februar kam ein besonderer Gesandter des Mikado zu
den fremden Vertretern nach Hiogo und überreichte denselben ein
Schreiben, datiert vom 3. desselben, worin der Kaiser den Fürsten aller
fremden Nationen und deren Unterthanen anzeigt, dass infolge der
Resignation des Shôgun er die Regierungsgewalt übernommen habe und
hinfort ausüben werde, sowie, dass er ein besonderes Amt gebildet
habe zur Behandlung fremder Angelegenheiten. Dieses Schreiben,
welches in feierlichster Weise überreicht wurde, trug die Unterschrift
Mutsuhito, und ist bemerkenswerth als das erste, in welchem
der Personenname eines Mikado an die Oeffentlichkeit trat. Am
5. Februar erklärte der Hof den Tokugawa Keiki und seine An-
hänger für Rebellen und aller Rechte und Ehren verlustig. Zugleich
wurde eine grosse Armee aufgeboten, dieselben zu unterwerfen. Der
Mikado ernannte seinen Verwandten, den Prinzen Arisugawa (Arisu-
gawa-no-miya) zum Oberbefehlshaber und übergab demselben die
Embleme eines solchen, das Brocatbanner und das Schwert der
Gerechtigkeit. Die fremden Diplomaten informierten ihre Landsleute
über die bevorstehenden Kämpfe, während deren die strengste Neu-
tralität zu wahren sei.

Auf Einladung der Regierung begaben sich am 16. März zwei
Mitglieder der englischen Legation, E. Satow und Dr. med. Willis,
nach Kiôto, wo sie auf das zuvorkommendste aufgenommen wurden.
Der Fürst von Satsuma machte ihnen seinen Besuch und dankte
Willis für seine bisherigen Dienstleistungen den Verwundeten gegen-
über und seine Bereitwilligkeit, sie ferner zu gewähren. Es ist dieser
Besuch bemerkenswerth als der erste, welchen die alte Mikadostadt
seit dem Beginn der neuen Beziehungen von Fremden erhielt. Nach-
dem die Gesandten nach Ôsaka übergesiedelt waren, erging vom
Mikado eine Einladung an dieselben nach Kiôto, welcher die Ver-
treter Englands, Frankreichs und Hollands bald darauf entsprachen.
Schon vorher hatte die Regierung eine Proclamation erlassen, dass
sie die bestehenden Verträge anerkenne und mit den fremden Na-
tionen in freundlichen Verkehr treten wolle. —

Damit war jedoch der langgenährte Fremdenhass bei vielen Sa-
murai noch nicht beseitigt. Derselbe äusserte sich bald in Kiôto
durch einen Mordanfall zweier Samurai auf die englische Gesandt-

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[413/0441] 7. Periode. Japan seit dem Jahre 1854. aufging, noch die Stadt zu halten, noch auch den Fremden, welche sich nach Hiogo zurückzogen, Schutz zu bieten, flüchtete unerkannt auf ein amerikanisches Schiff und ging dann von hier mit seinen Begleitern über auf seine Corvette Kayô-maru, welche ihn nach Yedo brachte. Am 7. Februar kam ein besonderer Gesandter des Mikado zu den fremden Vertretern nach Hiogo und überreichte denselben ein Schreiben, datiert vom 3. desselben, worin der Kaiser den Fürsten aller fremden Nationen und deren Unterthanen anzeigt, dass infolge der Resignation des Shôgun er die Regierungsgewalt übernommen habe und hinfort ausüben werde, sowie, dass er ein besonderes Amt gebildet habe zur Behandlung fremder Angelegenheiten. Dieses Schreiben, welches in feierlichster Weise überreicht wurde, trug die Unterschrift Mutsuhito, und ist bemerkenswerth als das erste, in welchem der Personenname eines Mikado an die Oeffentlichkeit trat. Am 5. Februar erklärte der Hof den Tokugawa Keiki und seine An- hänger für Rebellen und aller Rechte und Ehren verlustig. Zugleich wurde eine grosse Armee aufgeboten, dieselben zu unterwerfen. Der Mikado ernannte seinen Verwandten, den Prinzen Arisugawa (Arisu- gawa-no-miya) zum Oberbefehlshaber und übergab demselben die Embleme eines solchen, das Brocatbanner und das Schwert der Gerechtigkeit. Die fremden Diplomaten informierten ihre Landsleute über die bevorstehenden Kämpfe, während deren die strengste Neu- tralität zu wahren sei. Auf Einladung der Regierung begaben sich am 16. März zwei Mitglieder der englischen Legation, E. Satow und Dr. med. Willis, nach Kiôto, wo sie auf das zuvorkommendste aufgenommen wurden. Der Fürst von Satsuma machte ihnen seinen Besuch und dankte Willis für seine bisherigen Dienstleistungen den Verwundeten gegen- über und seine Bereitwilligkeit, sie ferner zu gewähren. Es ist dieser Besuch bemerkenswerth als der erste, welchen die alte Mikadostadt seit dem Beginn der neuen Beziehungen von Fremden erhielt. Nach- dem die Gesandten nach Ôsaka übergesiedelt waren, erging vom Mikado eine Einladung an dieselben nach Kiôto, welcher die Ver- treter Englands, Frankreichs und Hollands bald darauf entsprachen. Schon vorher hatte die Regierung eine Proclamation erlassen, dass sie die bestehenden Verträge anerkenne und mit den fremden Na- tionen in freundlichen Verkehr treten wolle. — Damit war jedoch der langgenährte Fremdenhass bei vielen Sa- murai noch nicht beseitigt. Derselbe äusserte sich bald in Kiôto durch einen Mordanfall zweier Samurai auf die englische Gesandt-

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/441>, abgerufen am 22.11.2024.