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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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1. Ainos und Japaner, Ursprung, Körperbeschaffenheit etc.
auffallend und schwer verständlich bei diesem ganzen Verfahren er-
scheint uns nur die Thatsache, dass, während man den jungen Bären
mit Sorgfalt aufzieht, seine Anwesenheit im Ainohause keineswegs
lediglich der Erzielung eines guten Bratens gilt, er vielmehr als Fe-
tisch oder gar als eine Art höheres Wesen angesehen und verehrt
wird. Eine eigenthümliche Sitte ist ferner das Aufstecken der Schädel
solcher Bären, welche auf der Jagd getödtet wurden, auf Pfählen
todter Zäune oder auf Stangen in der Nähe der Wohnungen.

Die Zahl der Ainos auf Yezo selbst wird sehr verschieden ange-
geben, zu 17000 bis 80000, doch kommen 17000 der Wahrheit wohl
am nächsten. Man findet sie in kleinen Dörfchen längs der Küste
und grösseren Flüsse, nicht im gebirgigen Innern.

Die Gilänen im nördlichen Sachalin und die Kamtschadalen in
Kamtschatka nördlich der Kurilen sind nahe Verwandte der Ainos.
Alle diese Völkchen, sowie eine Anzahl anderer wenig zahlreicher
Stämme des nordöstlichen Asiens trennt Rittich von den Mongolen
und fasst sie als Hyperboräer oder Arktiker zusammen, indem er her-
vorhebt, dass sie ihrem Ursprung nach noch völlig unbekannt seien *).

Die heutigen Japaner (Nippon jin) sind ein Mischvolk, hervor-
gegangen aus fremden Einwanderern, die grösstentheils lange vor
Christo den südlichen Theil des Reiches einnahmen und dann von
hier gen Norden erobernd vordrangen, und einer schon vorhandenen
autochthonen Bevölkerung. Die japanische Geschichte erwähnt diese
Ureinwohner nur im Norden der Insel Hondo, nennt sie Emishi und
Ezo (Yezo), hebt hervor, dass sie sich tätowierten und ihr Kopf- und
Barthaar nicht pflegten, gibt aber sonst wenig Aufschluss über
dieselben. Man nimmt jedoch an, dass sie auch der mongolischen
Rasse angehörten und, wenn nicht gleichen Stammes mit den Ainos,
so doch nahe Verwandte derselben waren, deren Hauptnahrquellen
ebenfalls im Fischfang und in der Jagd bestanden.

Ob die bekannten Waffen aus der Steinzeit, welche man in Japan
vielfach gefunden hat, von den Emishi herrühren, oder von einem
noch älteren Volke, auf welches dieselben selbst erst als Einwanderer
folgten, hat man nicht zu ermitteln vermocht. Dagegen stammen
jene kupfernen Glocken, die von Zeit zu Zeit in grösserer Zahl, doch
nie weiter nordwärts als das Hakonegebirge, beim Bebauen des Feldes
gefunden wurden, davon einige schon vor mehr als 1200 Jahren, wohl
ohne Zweifel aus der älteren Zeit des jetzigen Volkes, da man nicht

*) A. F. Rittich: Die Ethnographie Russlands. Ergänzungsheft 54 zu
Petermann's Mittheilungen.

1. Ainos und Japaner, Ursprung, Körperbeschaffenheit etc.
auffallend und schwer verständlich bei diesem ganzen Verfahren er-
scheint uns nur die Thatsache, dass, während man den jungen Bären
mit Sorgfalt aufzieht, seine Anwesenheit im Ainohause keineswegs
lediglich der Erzielung eines guten Bratens gilt, er vielmehr als Fe-
tisch oder gar als eine Art höheres Wesen angesehen und verehrt
wird. Eine eigenthümliche Sitte ist ferner das Aufstecken der Schädel
solcher Bären, welche auf der Jagd getödtet wurden, auf Pfählen
todter Zäune oder auf Stangen in der Nähe der Wohnungen.

Die Zahl der Ainos auf Yezo selbst wird sehr verschieden ange-
geben, zu 17000 bis 80000, doch kommen 17000 der Wahrheit wohl
am nächsten. Man findet sie in kleinen Dörfchen längs der Küste
und grösseren Flüsse, nicht im gebirgigen Innern.

Die Gilänen im nördlichen Sachalin und die Kamtschadalen in
Kamtschatka nördlich der Kurilen sind nahe Verwandte der Ainos.
Alle diese Völkchen, sowie eine Anzahl anderer wenig zahlreicher
Stämme des nordöstlichen Asiens trennt Rittich von den Mongolen
und fasst sie als Hyperboräer oder Arktiker zusammen, indem er her-
vorhebt, dass sie ihrem Ursprung nach noch völlig unbekannt seien *).

Die heutigen Japaner (Nippon jin) sind ein Mischvolk, hervor-
gegangen aus fremden Einwanderern, die grösstentheils lange vor
Christo den südlichen Theil des Reiches einnahmen und dann von
hier gen Norden erobernd vordrangen, und einer schon vorhandenen
autochthonen Bevölkerung. Die japanische Geschichte erwähnt diese
Ureinwohner nur im Norden der Insel Hondo, nennt sie Emishi und
Ezo (Yezo), hebt hervor, dass sie sich tätowierten und ihr Kopf- und
Barthaar nicht pflegten, gibt aber sonst wenig Aufschluss über
dieselben. Man nimmt jedoch an, dass sie auch der mongolischen
Rasse angehörten und, wenn nicht gleichen Stammes mit den Ainos,
so doch nahe Verwandte derselben waren, deren Hauptnahrquellen
ebenfalls im Fischfang und in der Jagd bestanden.

Ob die bekannten Waffen aus der Steinzeit, welche man in Japan
vielfach gefunden hat, von den Emishi herrühren, oder von einem
noch älteren Volke, auf welches dieselben selbst erst als Einwanderer
folgten, hat man nicht zu ermitteln vermocht. Dagegen stammen
jene kupfernen Glocken, die von Zeit zu Zeit in grösserer Zahl, doch
nie weiter nordwärts als das Hakonegebirge, beim Bebauen des Feldes
gefunden wurden, davon einige schon vor mehr als 1200 Jahren, wohl
ohne Zweifel aus der älteren Zeit des jetzigen Volkes, da man nicht

*) A. F. Rittich: Die Ethnographie Russlands. Ergänzungsheft 54 zu
Petermann’s Mittheilungen.
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[447/0477] 1. Ainos und Japaner, Ursprung, Körperbeschaffenheit etc. auffallend und schwer verständlich bei diesem ganzen Verfahren er- scheint uns nur die Thatsache, dass, während man den jungen Bären mit Sorgfalt aufzieht, seine Anwesenheit im Ainohause keineswegs lediglich der Erzielung eines guten Bratens gilt, er vielmehr als Fe- tisch oder gar als eine Art höheres Wesen angesehen und verehrt wird. Eine eigenthümliche Sitte ist ferner das Aufstecken der Schädel solcher Bären, welche auf der Jagd getödtet wurden, auf Pfählen todter Zäune oder auf Stangen in der Nähe der Wohnungen. Die Zahl der Ainos auf Yezo selbst wird sehr verschieden ange- geben, zu 17000 bis 80000, doch kommen 17000 der Wahrheit wohl am nächsten. Man findet sie in kleinen Dörfchen längs der Küste und grösseren Flüsse, nicht im gebirgigen Innern. Die Gilänen im nördlichen Sachalin und die Kamtschadalen in Kamtschatka nördlich der Kurilen sind nahe Verwandte der Ainos. Alle diese Völkchen, sowie eine Anzahl anderer wenig zahlreicher Stämme des nordöstlichen Asiens trennt Rittich von den Mongolen und fasst sie als Hyperboräer oder Arktiker zusammen, indem er her- vorhebt, dass sie ihrem Ursprung nach noch völlig unbekannt seien *). Die heutigen Japaner (Nippon jin) sind ein Mischvolk, hervor- gegangen aus fremden Einwanderern, die grösstentheils lange vor Christo den südlichen Theil des Reiches einnahmen und dann von hier gen Norden erobernd vordrangen, und einer schon vorhandenen autochthonen Bevölkerung. Die japanische Geschichte erwähnt diese Ureinwohner nur im Norden der Insel Hondo, nennt sie Emishi und Ezo (Yezo), hebt hervor, dass sie sich tätowierten und ihr Kopf- und Barthaar nicht pflegten, gibt aber sonst wenig Aufschluss über dieselben. Man nimmt jedoch an, dass sie auch der mongolischen Rasse angehörten und, wenn nicht gleichen Stammes mit den Ainos, so doch nahe Verwandte derselben waren, deren Hauptnahrquellen ebenfalls im Fischfang und in der Jagd bestanden. Ob die bekannten Waffen aus der Steinzeit, welche man in Japan vielfach gefunden hat, von den Emishi herrühren, oder von einem noch älteren Volke, auf welches dieselben selbst erst als Einwanderer folgten, hat man nicht zu ermitteln vermocht. Dagegen stammen jene kupfernen Glocken, die von Zeit zu Zeit in grösserer Zahl, doch nie weiter nordwärts als das Hakonegebirge, beim Bebauen des Feldes gefunden wurden, davon einige schon vor mehr als 1200 Jahren, wohl ohne Zweifel aus der älteren Zeit des jetzigen Volkes, da man nicht *) A. F. Rittich: Die Ethnographie Russlands. Ergänzungsheft 54 zu Petermann’s Mittheilungen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/477>, abgerufen am 22.11.2024.