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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln.
silber, ein sehr bescheidenes und wird sich nie mit dem mancher
anderen Länder der Erde messen können. Kupfer und Antimon sind
schon reichlicher vorhanden, aber nur an Eisen und Kohlen ist das
Land reich. Jenes findet sich vorwiegend als Magneteisen in mäch-
tigen Stöcken oder als Eisensand in den Flussbetten und an den
Küsten; die Kohlen treten in vielen kleinen Flötzen in verschiedenen
Theilen des Landes auf, vornehmlich auf Yezo, und zwar von der äl-
testen Anthracitkohle bis zur jüngsten Braunkohle, doch nirgends in
grosser Mächtigkeit, noch in der Güte, welche viele europäische Stein-
kohlen auszeichnet. Petroleum wird in mehreren Provinzen gewon-
nen, doch lange nicht genügend für den Bedarf. Steinsalz fehlt*).

Kein Theil der Naturgeschichte Japans hat bisher so wenig Be-
achtung gefunden, als die Geologie. Was wir davon wissen, sind
da und dort gesammelte Bruchstücke. Aber die vielen Störungen,
welche das Gerippe der Inseln und die verschiedenen Sedimentbil-
dungen durch Eruptionen und sonstige vulkanische Thätigkeit im
Laufe der Zeit in ihrer Lagerung erfahren haben, machen die Lage-
rungsverhältnisse und wechselseitigen Beziehungen zum Theil sehr
verwickelt, so dass erst längere und umfassende, systematisch ange-
stellte Untersuchungen darüber ein vollkommen klares Bild gewähren
können. Das Bedürfniss hiernach scheint in der Neuzeit auch bei
der japanischen Regierung lebhafter empfunden zu werden, und es ist
erfreulich zu beobachten, dass sie neuerdings Männer engagiert hat,
vornehmlich Deutsche, die ihrer ganzen wissenschaftlichen Vorbildung
nach zu der Hoffnung berechtigen, dass hier endlich ein lang vernach-
lässigtes Feld erfolgreich bebaut werden wird.

Geologische Beobachtungen anzustellen gehörte zwar nicht in das
Bereich meiner besonderen Aufgaben in Japan, doch gab es dazu
während meiner Reisen vielfach Gelegenheit. Oft freilich konnte ich
von dem, was am Wege lag, nur flüchtig Notiz nehmen, so gern ich
manches sich darbietende interessante Profil weiter verfolgt hätte.
Wenn ich nichtsdestoweniger in dem Folgenden versuche, aus meinen
Beobachtungen Verschiedenes herauszugreifen und, soweit es geht,
übersichtlich zu ordnen, so leiten mich dabei wesentlich zwei Gründe.

*) Die Berechnungen, welche amerikanische Ingenieure im Dienste der Co-
lonialregierung von Yezo in der Neuzeit über den Reichthum an Kohlen und
andern werthvollen Mineralien gemacht haben, lassen manche Einwürfe zu und
sind theilweise eher geeignet, den Japanern Sand in die Augen zu streuen, als
ein richtiges Bild zu geben; doch soll dies keineswegs von Allen gelten, und
insbesondere hat Lyman auf geologischem Gebiete schon sehr dankenswerthe
Arbeiten geliefert.

Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln.
silber, ein sehr bescheidenes und wird sich nie mit dem mancher
anderen Länder der Erde messen können. Kupfer und Antimon sind
schon reichlicher vorhanden, aber nur an Eisen und Kohlen ist das
Land reich. Jenes findet sich vorwiegend als Magneteisen in mäch-
tigen Stöcken oder als Eisensand in den Flussbetten und an den
Küsten; die Kohlen treten in vielen kleinen Flötzen in verschiedenen
Theilen des Landes auf, vornehmlich auf Yezo, und zwar von der äl-
testen Anthracitkohle bis zur jüngsten Braunkohle, doch nirgends in
grosser Mächtigkeit, noch in der Güte, welche viele europäische Stein-
kohlen auszeichnet. Petroleum wird in mehreren Provinzen gewon-
nen, doch lange nicht genügend für den Bedarf. Steinsalz fehlt*).

Kein Theil der Naturgeschichte Japans hat bisher so wenig Be-
achtung gefunden, als die Geologie. Was wir davon wissen, sind
da und dort gesammelte Bruchstücke. Aber die vielen Störungen,
welche das Gerippe der Inseln und die verschiedenen Sedimentbil-
dungen durch Eruptionen und sonstige vulkanische Thätigkeit im
Laufe der Zeit in ihrer Lagerung erfahren haben, machen die Lage-
rungsverhältnisse und wechselseitigen Beziehungen zum Theil sehr
verwickelt, so dass erst längere und umfassende, systematisch ange-
stellte Untersuchungen darüber ein vollkommen klares Bild gewähren
können. Das Bedürfniss hiernach scheint in der Neuzeit auch bei
der japanischen Regierung lebhafter empfunden zu werden, und es ist
erfreulich zu beobachten, dass sie neuerdings Männer engagiert hat,
vornehmlich Deutsche, die ihrer ganzen wissenschaftlichen Vorbildung
nach zu der Hoffnung berechtigen, dass hier endlich ein lang vernach-
lässigtes Feld erfolgreich bebaut werden wird.

Geologische Beobachtungen anzustellen gehörte zwar nicht in das
Bereich meiner besonderen Aufgaben in Japan, doch gab es dazu
während meiner Reisen vielfach Gelegenheit. Oft freilich konnte ich
von dem, was am Wege lag, nur flüchtig Notiz nehmen, so gern ich
manches sich darbietende interessante Profil weiter verfolgt hätte.
Wenn ich nichtsdestoweniger in dem Folgenden versuche, aus meinen
Beobachtungen Verschiedenes herauszugreifen und, soweit es geht,
übersichtlich zu ordnen, so leiten mich dabei wesentlich zwei Gründe.

*) Die Berechnungen, welche amerikanische Ingenieure im Dienste der Co-
lonialregierung von Yezo in der Neuzeit über den Reichthum an Kohlen und
andern werthvollen Mineralien gemacht haben, lassen manche Einwürfe zu und
sind theilweise eher geeignet, den Japanern Sand in die Augen zu streuen, als
ein richtiges Bild zu geben; doch soll dies keineswegs von Allen gelten, und
insbesondere hat Lyman auf geologischem Gebiete schon sehr dankenswerthe
Arbeiten geliefert.
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[31/0051] Stand unseres Wissens und Aufbau der Inseln. silber, ein sehr bescheidenes und wird sich nie mit dem mancher anderen Länder der Erde messen können. Kupfer und Antimon sind schon reichlicher vorhanden, aber nur an Eisen und Kohlen ist das Land reich. Jenes findet sich vorwiegend als Magneteisen in mäch- tigen Stöcken oder als Eisensand in den Flussbetten und an den Küsten; die Kohlen treten in vielen kleinen Flötzen in verschiedenen Theilen des Landes auf, vornehmlich auf Yezo, und zwar von der äl- testen Anthracitkohle bis zur jüngsten Braunkohle, doch nirgends in grosser Mächtigkeit, noch in der Güte, welche viele europäische Stein- kohlen auszeichnet. Petroleum wird in mehreren Provinzen gewon- nen, doch lange nicht genügend für den Bedarf. Steinsalz fehlt *). Kein Theil der Naturgeschichte Japans hat bisher so wenig Be- achtung gefunden, als die Geologie. Was wir davon wissen, sind da und dort gesammelte Bruchstücke. Aber die vielen Störungen, welche das Gerippe der Inseln und die verschiedenen Sedimentbil- dungen durch Eruptionen und sonstige vulkanische Thätigkeit im Laufe der Zeit in ihrer Lagerung erfahren haben, machen die Lage- rungsverhältnisse und wechselseitigen Beziehungen zum Theil sehr verwickelt, so dass erst längere und umfassende, systematisch ange- stellte Untersuchungen darüber ein vollkommen klares Bild gewähren können. Das Bedürfniss hiernach scheint in der Neuzeit auch bei der japanischen Regierung lebhafter empfunden zu werden, und es ist erfreulich zu beobachten, dass sie neuerdings Männer engagiert hat, vornehmlich Deutsche, die ihrer ganzen wissenschaftlichen Vorbildung nach zu der Hoffnung berechtigen, dass hier endlich ein lang vernach- lässigtes Feld erfolgreich bebaut werden wird. Geologische Beobachtungen anzustellen gehörte zwar nicht in das Bereich meiner besonderen Aufgaben in Japan, doch gab es dazu während meiner Reisen vielfach Gelegenheit. Oft freilich konnte ich von dem, was am Wege lag, nur flüchtig Notiz nehmen, so gern ich manches sich darbietende interessante Profil weiter verfolgt hätte. Wenn ich nichtsdestoweniger in dem Folgenden versuche, aus meinen Beobachtungen Verschiedenes herauszugreifen und, soweit es geht, übersichtlich zu ordnen, so leiten mich dabei wesentlich zwei Gründe. *) Die Berechnungen, welche amerikanische Ingenieure im Dienste der Co- lonialregierung von Yezo in der Neuzeit über den Reichthum an Kohlen und andern werthvollen Mineralien gemacht haben, lassen manche Einwürfe zu und sind theilweise eher geeignet, den Japanern Sand in die Augen zu streuen, als ein richtiges Bild zu geben; doch soll dies keineswegs von Allen gelten, und insbesondere hat Lyman auf geologischem Gebiete schon sehr dankenswerthe Arbeiten geliefert.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/51>, abgerufen am 21.11.2024.