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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc.
benutzt werden, während Brod unbekannt war und auch jetzt noch
wenig verbreitet ist. Unter den Stärke liefernden Knollen spielen die
imo oder Wurzelknollen der Colocasia esculenta, wie bei den Südsee-
Insulanern, die erste Rolle, dann folgen eine Reihe anderer, wie
Bataten, Yamswurzeln, gewöhnliche Kartoffeln und verschiedene an-
dere, darunter auch die Rhizome der Lotosblume und junge Bambus-
triebe. Zwerg- und Dolichosbohnen, Erbsen und Saubohnen werden
viel gebaut, treten jedoch wie verschiedene Gemüse noch zurück
hinter zwei andere Gewächse, welche der Japaner kaum missen kann.
Es sind dies lange weisse Rettige oder daikon, die in Stücke ge-
schnitten und in Salz eingemacht fast bei jeder Mahlzeit serviert
werden, und die schönen dunkelvioletten Früchte der nasu oder Eier-
pflanze (Solanum melongena), die theils frisch in Suppe gekocht,
theils ebenfalls eingesalzen und an Stelle der daikon in Gebrauch
kommen. Für Suppen werden besonders vortreffliche Pilze (Aga-
ricus sp.) geschätzt.

Obstsorten liefert das Land mancherlei, doch nur wenige, die
unserem Geschmack zusagen. Am verbreitetsten ist die Dattelfeige
(Diospyros kaki Thbg.), eine stattliche, glänzend orangegelbe Frucht
von der Grösse eines Apfels, womit die ansehnlichen Bäume im Herbst
oft noch nach ihrem Blattabwurfe beladen sind. Sonst sind noch
prächtig aussehende Birnen von fadem, wässerigem Geschmack, selten
vorkommende, unscheinbare Aepfel und Pflaumen, ziemlich saure
Trauben, Pfirsiche und Aprikosen mit wenig Aroma, Wallnüsse und
Kastanien neben den guten Mandarinorangen warmer südlicher Land-
striche und einigen anderen Obstsorten, wie die Biwa oder Früchte
der Eriobotrya japonica Thbg. zu nennen *).

Milch, Käse und Butter fehlen, dagegen spielen Eier in der Diät
des Japaners -- doch nicht des gemeinen Mannes -- eine Rolle.
Weitaus die wichtigste thierische Nahrung liefert das Meer mit seinem
Reichthume an Fischen, Krusten- und Weichthieren. Enten und
wildes Geflügel, besonders Fasanen, dann alle grösseren Säugethiere,
mit Ausnahme des Hundegeschlechtes, also auch Affe, Dachs und
Bär werden gegessen. Der Verbrauch an Rindfleisch wächst mit
jedem Jahre.

Die Orientalen der Mittelmeerländer nehmen ihre Speisen mit
der rechten Hand gemeinsam aus einer grossen Schüssel auf rundem
Tischchen, das sie im Kreise umsitzen, in Japan wird jedem Theil-

*) Ausführliche Angaben hierüber und über die Producte der Landwirth-
schaft überhaupt wird der 2. Band dieses Werkes bringen.

3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc.
benutzt werden, während Brod unbekannt war und auch jetzt noch
wenig verbreitet ist. Unter den Stärke liefernden Knollen spielen die
imo oder Wurzelknollen der Colocasia esculenta, wie bei den Südsee-
Insulanern, die erste Rolle, dann folgen eine Reihe anderer, wie
Bataten, Yamswurzeln, gewöhnliche Kartoffeln und verschiedene an-
dere, darunter auch die Rhizome der Lotosblume und junge Bambus-
triebe. Zwerg- und Dolichosbohnen, Erbsen und Saubohnen werden
viel gebaut, treten jedoch wie verschiedene Gemüse noch zurück
hinter zwei andere Gewächse, welche der Japaner kaum missen kann.
Es sind dies lange weisse Rettige oder daikon, die in Stücke ge-
schnitten und in Salz eingemacht fast bei jeder Mahlzeit serviert
werden, und die schönen dunkelvioletten Früchte der nasu oder Eier-
pflanze (Solanum melongena), die theils frisch in Suppe gekocht,
theils ebenfalls eingesalzen und an Stelle der daikon in Gebrauch
kommen. Für Suppen werden besonders vortreffliche Pilze (Aga-
ricus sp.) geschätzt.

Obstsorten liefert das Land mancherlei, doch nur wenige, die
unserem Geschmack zusagen. Am verbreitetsten ist die Dattelfeige
(Diospyros kaki Thbg.), eine stattliche, glänzend orangegelbe Frucht
von der Grösse eines Apfels, womit die ansehnlichen Bäume im Herbst
oft noch nach ihrem Blattabwurfe beladen sind. Sonst sind noch
prächtig aussehende Birnen von fadem, wässerigem Geschmack, selten
vorkommende, unscheinbare Aepfel und Pflaumen, ziemlich saure
Trauben, Pfirsiche und Aprikosen mit wenig Aroma, Wallnüsse und
Kastanien neben den guten Mandarinorangen warmer südlicher Land-
striche und einigen anderen Obstsorten, wie die Biwa oder Früchte
der Eriobotrya japonica Thbg. zu nennen *).

Milch, Käse und Butter fehlen, dagegen spielen Eier in der Diät
des Japaners — doch nicht des gemeinen Mannes — eine Rolle.
Weitaus die wichtigste thierische Nahrung liefert das Meer mit seinem
Reichthume an Fischen, Krusten- und Weichthieren. Enten und
wildes Geflügel, besonders Fasanen, dann alle grösseren Säugethiere,
mit Ausnahme des Hundegeschlechtes, also auch Affe, Dachs und
Bär werden gegessen. Der Verbrauch an Rindfleisch wächst mit
jedem Jahre.

Die Orientalen der Mittelmeerländer nehmen ihre Speisen mit
der rechten Hand gemeinsam aus einer grossen Schüssel auf rundem
Tischchen, das sie im Kreise umsitzen, in Japan wird jedem Theil-

*) Ausführliche Angaben hierüber und über die Producte der Landwirth-
schaft überhaupt wird der 2. Band dieses Werkes bringen.
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[487/0521] 3. Kleidung, Wohnung und Nahrung der Japaner etc. benutzt werden, während Brod unbekannt war und auch jetzt noch wenig verbreitet ist. Unter den Stärke liefernden Knollen spielen die imo oder Wurzelknollen der Colocasia esculenta, wie bei den Südsee- Insulanern, die erste Rolle, dann folgen eine Reihe anderer, wie Bataten, Yamswurzeln, gewöhnliche Kartoffeln und verschiedene an- dere, darunter auch die Rhizome der Lotosblume und junge Bambus- triebe. Zwerg- und Dolichosbohnen, Erbsen und Saubohnen werden viel gebaut, treten jedoch wie verschiedene Gemüse noch zurück hinter zwei andere Gewächse, welche der Japaner kaum missen kann. Es sind dies lange weisse Rettige oder daikon, die in Stücke ge- schnitten und in Salz eingemacht fast bei jeder Mahlzeit serviert werden, und die schönen dunkelvioletten Früchte der nasu oder Eier- pflanze (Solanum melongena), die theils frisch in Suppe gekocht, theils ebenfalls eingesalzen und an Stelle der daikon in Gebrauch kommen. Für Suppen werden besonders vortreffliche Pilze (Aga- ricus sp.) geschätzt. Obstsorten liefert das Land mancherlei, doch nur wenige, die unserem Geschmack zusagen. Am verbreitetsten ist die Dattelfeige (Diospyros kaki Thbg.), eine stattliche, glänzend orangegelbe Frucht von der Grösse eines Apfels, womit die ansehnlichen Bäume im Herbst oft noch nach ihrem Blattabwurfe beladen sind. Sonst sind noch prächtig aussehende Birnen von fadem, wässerigem Geschmack, selten vorkommende, unscheinbare Aepfel und Pflaumen, ziemlich saure Trauben, Pfirsiche und Aprikosen mit wenig Aroma, Wallnüsse und Kastanien neben den guten Mandarinorangen warmer südlicher Land- striche und einigen anderen Obstsorten, wie die Biwa oder Früchte der Eriobotrya japonica Thbg. zu nennen *). Milch, Käse und Butter fehlen, dagegen spielen Eier in der Diät des Japaners — doch nicht des gemeinen Mannes — eine Rolle. Weitaus die wichtigste thierische Nahrung liefert das Meer mit seinem Reichthume an Fischen, Krusten- und Weichthieren. Enten und wildes Geflügel, besonders Fasanen, dann alle grösseren Säugethiere, mit Ausnahme des Hundegeschlechtes, also auch Affe, Dachs und Bär werden gegessen. Der Verbrauch an Rindfleisch wächst mit jedem Jahre. Die Orientalen der Mittelmeerländer nehmen ihre Speisen mit der rechten Hand gemeinsam aus einer grossen Schüssel auf rundem Tischchen, das sie im Kreise umsitzen, in Japan wird jedem Theil- *) Ausführliche Angaben hierüber und über die Producte der Landwirth- schaft überhaupt wird der 2. Band dieses Werkes bringen.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/521>, abgerufen am 22.11.2024.