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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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III. Topographie.
3000 Einwohnern und im Nordosten am Oshiu-Kaido die Vorstadt Senji
mit 11400 Einwohnern. Rechnet man diese und einige unbedeutendere
Vorstädte von Tokio mit, wie dies vielfach geschieht, so betrug die Be-
völkerung von Japans Hauptstadt im Jahre 1875 gegen 640000 Seelen.
Dieselbe ist fortwährend im Steigen begriffen und wird die hohe
Ziffer von mehr als 1 Million Bewohnern, welche sie vor 1860 um-
fasst haben soll, wohl bald wieder erreichen, wenn nicht Krankheiten
und andere Ursachen die Entwickelung hemmen.

Yokohama *) und Kanagawa. Yokohama, vor 20 Jahren
noch ein kleines Fischerdorf, ist jetzt eine ansehnliche Stadt mit
65000 Einwohnern **) und von hoher Bedeutung im grossen Weltver-
kehr, ein Vorposten auf der Route von San Francisco nach Hongkong
oder Shanghai, das nordöstliche Ende auf derjenigen, welcher die
Dampfer der Peninsular and Oriental Line von Southampton und die
der Messageries Maritimes von Marseille aus durch den Suez-Canal
folgen. In ihrem schönen, geräumigen Hafen ***) herrscht daher ein
reges Leben. Postdampfer kommen und gehen, Kriegsschiffe der
verschiedensten seefahrenden Nationen geben sich hier Stelldichein +),
und die Handelsflottille, welche neben den grossen Packetbooten den
Waarenverkehr vermittelt, ist durch meist viele kleinere Fahrzeuge
reich vertreten. Die verschiedensten Consumartikel für den Haushalt
der Europäer, Fabrikate mancherlei Art für Einheimische und Fremde
werden von denselben herbeigeführt und gegen Ladungen der Lan-
desproducte, wie Thee, Seide, Reis, Kampfer, Erzeugnisse des Kunst-
gewerbes und anderes mehr vertauscht. Der gesammte Waarenumsatz
beträgt jährlich etwa 34 Millionen Dollars.

Ein niedriger Hügelzug, stellenweise mit einem lichten Kiefern-
bestande bedeckt, umgürtet halbkreisförmig das flache Gestade der klei-
nen Bucht, auf welche der riesige und meist schneebedeckte Kegel des
Fuji-san im fernen Westen herabschaut, und an welcher die Schwester-
städte Kanagawa und Yokohama, jene auf der Nord-, diese auf der
Südseite sich ausbreiten. Seine Enden fallen steil zum Meer ab.
Der südliche Vorsprung heisst Homaku-no-saki, bei den Fremden
"Treaty point". Oben auf der Höhe des hier endenden Hügelrückens,

*) Der Name kommt von Yoko, quer, und hama, ein flaches Gestade.
**) Darunter 2950 Fremde, meist Engländer und Amerikaner.
***) Derselbe hat eine Tiefe von 12--15 Metern, reicht also für die grössten
Schiffe mehr als aus.
+) Unter dem japanischen Volke wurden sie vielfach nur als bum-bum-fune
(Bumm-bumm-Schiffe) bezeichnet, wegen der vielen Salutschüsse, die so oft von
ihnen gehört werden.

III. Topographie.
3000 Einwohnern und im Nordosten am Ôshiu-Kaidô die Vorstadt Senji
mit 11400 Einwohnern. Rechnet man diese und einige unbedeutendere
Vorstädte von Tôkio mit, wie dies vielfach geschieht, so betrug die Be-
völkerung von Japans Hauptstadt im Jahre 1875 gegen 640000 Seelen.
Dieselbe ist fortwährend im Steigen begriffen und wird die hohe
Ziffer von mehr als 1 Million Bewohnern, welche sie vor 1860 um-
fasst haben soll, wohl bald wieder erreichen, wenn nicht Krankheiten
und andere Ursachen die Entwickelung hemmen.

Yokohama *) und Kanagawa. Yokohama, vor 20 Jahren
noch ein kleines Fischerdorf, ist jetzt eine ansehnliche Stadt mit
65000 Einwohnern **) und von hoher Bedeutung im grossen Weltver-
kehr, ein Vorposten auf der Route von San Francisco nach Hongkong
oder Shanghai, das nordöstliche Ende auf derjenigen, welcher die
Dampfer der Peninsular and Oriental Line von Southampton und die
der Messageries Maritimes von Marseille aus durch den Suez-Canal
folgen. In ihrem schönen, geräumigen Hafen ***) herrscht daher ein
reges Leben. Postdampfer kommen und gehen, Kriegsschiffe der
verschiedensten seefahrenden Nationen geben sich hier Stelldichein †),
und die Handelsflottille, welche neben den grossen Packetbooten den
Waarenverkehr vermittelt, ist durch meist viele kleinere Fahrzeuge
reich vertreten. Die verschiedensten Consumartikel für den Haushalt
der Europäer, Fabrikate mancherlei Art für Einheimische und Fremde
werden von denselben herbeigeführt und gegen Ladungen der Lan-
desproducte, wie Thee, Seide, Reis, Kampfer, Erzeugnisse des Kunst-
gewerbes und anderes mehr vertauscht. Der gesammte Waarenumsatz
beträgt jährlich etwa 34 Millionen Dollars.

Ein niedriger Hügelzug, stellenweise mit einem lichten Kiefern-
bestande bedeckt, umgürtet halbkreisförmig das flache Gestade der klei-
nen Bucht, auf welche der riesige und meist schneebedeckte Kegel des
Fuji-san im fernen Westen herabschaut, und an welcher die Schwester-
städte Kanagawa und Yokohama, jene auf der Nord-, diese auf der
Südseite sich ausbreiten. Seine Enden fallen steil zum Meer ab.
Der südliche Vorsprung heisst Homaku-no-saki, bei den Fremden
»Treaty point«. Oben auf der Höhe des hier endenden Hügelrückens,

*) Der Name kommt von Yoko, quer, und hama, ein flaches Gestade.
**) Darunter 2950 Fremde, meist Engländer und Amerikaner.
***) Derselbe hat eine Tiefe von 12—15 Metern, reicht also für die grössten
Schiffe mehr als aus.
†) Unter dem japanischen Volke wurden sie vielfach nur als bum-bum-fune
(Bumm-bumm-Schiffe) bezeichnet, wegen der vielen Salutschüsse, die so oft von
ihnen gehört werden.
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[556/0598] III. Topographie. 3000 Einwohnern und im Nordosten am Ôshiu-Kaidô die Vorstadt Senji mit 11400 Einwohnern. Rechnet man diese und einige unbedeutendere Vorstädte von Tôkio mit, wie dies vielfach geschieht, so betrug die Be- völkerung von Japans Hauptstadt im Jahre 1875 gegen 640000 Seelen. Dieselbe ist fortwährend im Steigen begriffen und wird die hohe Ziffer von mehr als 1 Million Bewohnern, welche sie vor 1860 um- fasst haben soll, wohl bald wieder erreichen, wenn nicht Krankheiten und andere Ursachen die Entwickelung hemmen. Yokohama *) und Kanagawa. Yokohama, vor 20 Jahren noch ein kleines Fischerdorf, ist jetzt eine ansehnliche Stadt mit 65000 Einwohnern **) und von hoher Bedeutung im grossen Weltver- kehr, ein Vorposten auf der Route von San Francisco nach Hongkong oder Shanghai, das nordöstliche Ende auf derjenigen, welcher die Dampfer der Peninsular and Oriental Line von Southampton und die der Messageries Maritimes von Marseille aus durch den Suez-Canal folgen. In ihrem schönen, geräumigen Hafen ***) herrscht daher ein reges Leben. Postdampfer kommen und gehen, Kriegsschiffe der verschiedensten seefahrenden Nationen geben sich hier Stelldichein †), und die Handelsflottille, welche neben den grossen Packetbooten den Waarenverkehr vermittelt, ist durch meist viele kleinere Fahrzeuge reich vertreten. Die verschiedensten Consumartikel für den Haushalt der Europäer, Fabrikate mancherlei Art für Einheimische und Fremde werden von denselben herbeigeführt und gegen Ladungen der Lan- desproducte, wie Thee, Seide, Reis, Kampfer, Erzeugnisse des Kunst- gewerbes und anderes mehr vertauscht. Der gesammte Waarenumsatz beträgt jährlich etwa 34 Millionen Dollars. Ein niedriger Hügelzug, stellenweise mit einem lichten Kiefern- bestande bedeckt, umgürtet halbkreisförmig das flache Gestade der klei- nen Bucht, auf welche der riesige und meist schneebedeckte Kegel des Fuji-san im fernen Westen herabschaut, und an welcher die Schwester- städte Kanagawa und Yokohama, jene auf der Nord-, diese auf der Südseite sich ausbreiten. Seine Enden fallen steil zum Meer ab. Der südliche Vorsprung heisst Homaku-no-saki, bei den Fremden »Treaty point«. Oben auf der Höhe des hier endenden Hügelrückens, *) Der Name kommt von Yoko, quer, und hama, ein flaches Gestade. **) Darunter 2950 Fremde, meist Engländer und Amerikaner. ***) Derselbe hat eine Tiefe von 12—15 Metern, reicht also für die grössten Schiffe mehr als aus. †) Unter dem japanischen Volke wurden sie vielfach nur als bum-bum-fune (Bumm-bumm-Schiffe) bezeichnet, wegen der vielen Salutschüsse, die so oft von ihnen gehört werden.

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/598>, abgerufen am 22.11.2024.