genannt "the Bluff", findet man Dutzende schöner ein-, auch zwei- stöckiger Villen der fremden Kaufleute, deren Geschäftsstadt ostwärts unten am Strande sich hinzieht, während im Hintergrunde das Viertel der Eingebornen sich anschliesst.
Yokohama besitzt eine protestantische und eine katholische Kirche, worin in englischer, beziehungsweise französischer Sprache gepredigt wird; es hat Clubs, Wettrennen zu Pferd und zu Boot und zeitweise auch Concert und Theater. In seinen Gasthöfen wohnt und lebt der Fremde für 2--3 Dollars täglich vielfach besser, als in manchem europäischen Hotel I. Ranges. Das Leben der Fremden in den Ver- tragshäfen ist überhaupt, was körperliche Verpflegung anlangt, viel luxuriöser, als die meisten es in der Heimath zu führen gewohnt waren, wozu das billig zu beschaffende Wildpret und Geflügel, ins- besondere Fasanen, Hühner und Enten, sowie eine Fülle der wohl- schmeckendsten Fische, Austern und andere Seethiere nicht wenig beitragen.
Seit 1872 führt eine Eisenbahn, welche jetzt ganz unter japanischer Bedienung und Verwaltung steht, von Yokohama an der Westseite der Tokio-ura (Yedo-Bucht) entlang nordwärts nach der vier deutsche Meilen entfernten Hauptstadt. Der Bahnhof liegt im Nordosten der Stadt auf Boden, welcher dem Meer abgewonnen wurde. Die Bahn und ein breiter Weg zur Linken führen zunächst nach dem nur 15 Minuten Wegs entfernten Kanagawa über einen sehr breiten Damm, durch welchen man den westlichsten, seichten Theil der Bai abge- schnitten hat. Kanagawa, eine langgestreckte Stadt, durch welche der Tokaido führt, hat 11000 Bewohner. Sie wurde zuerst den Frem- den geöffnet, die aber schon nach kurzer Zeit sich nach dem viel besser gelegenen Yokohama zogen, wo man auch das neue Regierungs- gebäude (Ken-cho) und die Zollräume errichtete. Dennoch führt das Gouvernement den Namen Kanagawa-ken, auch heisst der englische Consul von Yokohama bei seiner Behörde immer noch Consul von Kanagawa.
Den Consulatsbehörden und fremden Aerzten macht das neue Viertel von Kanagawa in der Nähe der Bahn viel zu thun, denn hier ist das ausgedehnte Yoshiwara, wo sich namentlich die Matrosen oft blutige Köpfe und Schlimmeres holen.
Das Städtchen Kawasaki mit 3200 Bewohnern liegt am rechten Ufer des Tamagawa und ungefähr in der Mitte der Bahnlinie zwischen Yokohama und Shinagawa. Wie die Bahn dann weiter zwischen Bucht und Tokaido von dieser südwestlichen Vorstadt den Häusern von Tokio entlang läuft, zeigt der Plan von letzterem. Nordwestlich
II. Tôkaidô. a. Kuwantô (Yokohama).
genannt »the Bluff«, findet man Dutzende schöner ein-, auch zwei- stöckiger Villen der fremden Kaufleute, deren Geschäftsstadt ostwärts unten am Strande sich hinzieht, während im Hintergrunde das Viertel der Eingebornen sich anschliesst.
Yokohama besitzt eine protestantische und eine katholische Kirche, worin in englischer, beziehungsweise französischer Sprache gepredigt wird; es hat Clubs, Wettrennen zu Pferd und zu Boot und zeitweise auch Concert und Theater. In seinen Gasthöfen wohnt und lebt der Fremde für 2—3 Dollars täglich vielfach besser, als in manchem europäischen Hôtel I. Ranges. Das Leben der Fremden in den Ver- tragshäfen ist überhaupt, was körperliche Verpflegung anlangt, viel luxuriöser, als die meisten es in der Heimath zu führen gewohnt waren, wozu das billig zu beschaffende Wildpret und Geflügel, ins- besondere Fasanen, Hühner und Enten, sowie eine Fülle der wohl- schmeckendsten Fische, Austern und andere Seethiere nicht wenig beitragen.
Seit 1872 führt eine Eisenbahn, welche jetzt ganz unter japanischer Bedienung und Verwaltung steht, von Yokohama an der Westseite der Tôkio-ura (Yedo-Bucht) entlang nordwärts nach der vier deutsche Meilen entfernten Hauptstadt. Der Bahnhof liegt im Nordosten der Stadt auf Boden, welcher dem Meer abgewonnen wurde. Die Bahn und ein breiter Weg zur Linken führen zunächst nach dem nur 15 Minuten Wegs entfernten Kanagawa über einen sehr breiten Damm, durch welchen man den westlichsten, seichten Theil der Bai abge- schnitten hat. Kanagawa, eine langgestreckte Stadt, durch welche der Tôkaidô führt, hat 11000 Bewohner. Sie wurde zuerst den Frem- den geöffnet, die aber schon nach kurzer Zeit sich nach dem viel besser gelegenen Yokohama zogen, wo man auch das neue Regierungs- gebäude (Ken-chô) und die Zollräume errichtete. Dennoch führt das Gouvernement den Namen Kanagawa-ken, auch heisst der englische Consul von Yokohama bei seiner Behörde immer noch Consul von Kanagawa.
Den Consulatsbehörden und fremden Aerzten macht das neue Viertel von Kanagawa in der Nähe der Bahn viel zu thun, denn hier ist das ausgedehnte Yoshiwara, wo sich namentlich die Matrosen oft blutige Köpfe und Schlimmeres holen.
Das Städtchen Kawasaki mit 3200 Bewohnern liegt am rechten Ufer des Tamagawa und ungefähr in der Mitte der Bahnlinie zwischen Yokohama und Shinagawa. Wie die Bahn dann weiter zwischen Bucht und Tôkaido von dieser südwestlichen Vorstadt den Häusern von Tôkio entlang läuft, zeigt der Plan von letzterem. Nordwestlich
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II. Tôkaidô. a. Kuwantô (Yokohama).
genannt »the Bluff«, findet man Dutzende schöner ein-, auch zwei-
stöckiger Villen der fremden Kaufleute, deren Geschäftsstadt ostwärts
unten am Strande sich hinzieht, während im Hintergrunde das Viertel
der Eingebornen sich anschliesst.
Yokohama besitzt eine protestantische und eine katholische Kirche,
worin in englischer, beziehungsweise französischer Sprache gepredigt
wird; es hat Clubs, Wettrennen zu Pferd und zu Boot und zeitweise
auch Concert und Theater. In seinen Gasthöfen wohnt und lebt der
Fremde für 2—3 Dollars täglich vielfach besser, als in manchem
europäischen Hôtel I. Ranges. Das Leben der Fremden in den Ver-
tragshäfen ist überhaupt, was körperliche Verpflegung anlangt, viel
luxuriöser, als die meisten es in der Heimath zu führen gewohnt
waren, wozu das billig zu beschaffende Wildpret und Geflügel, ins-
besondere Fasanen, Hühner und Enten, sowie eine Fülle der wohl-
schmeckendsten Fische, Austern und andere Seethiere nicht wenig
beitragen.
Seit 1872 führt eine Eisenbahn, welche jetzt ganz unter japanischer
Bedienung und Verwaltung steht, von Yokohama an der Westseite
der Tôkio-ura (Yedo-Bucht) entlang nordwärts nach der vier deutsche
Meilen entfernten Hauptstadt. Der Bahnhof liegt im Nordosten der
Stadt auf Boden, welcher dem Meer abgewonnen wurde. Die Bahn
und ein breiter Weg zur Linken führen zunächst nach dem nur
15 Minuten Wegs entfernten Kanagawa über einen sehr breiten Damm,
durch welchen man den westlichsten, seichten Theil der Bai abge-
schnitten hat. Kanagawa, eine langgestreckte Stadt, durch welche
der Tôkaidô führt, hat 11000 Bewohner. Sie wurde zuerst den Frem-
den geöffnet, die aber schon nach kurzer Zeit sich nach dem viel
besser gelegenen Yokohama zogen, wo man auch das neue Regierungs-
gebäude (Ken-chô) und die Zollräume errichtete. Dennoch führt das
Gouvernement den Namen Kanagawa-ken, auch heisst der englische
Consul von Yokohama bei seiner Behörde immer noch Consul von
Kanagawa.
Den Consulatsbehörden und fremden Aerzten macht das neue
Viertel von Kanagawa in der Nähe der Bahn viel zu thun, denn hier
ist das ausgedehnte Yoshiwara, wo sich namentlich die Matrosen oft
blutige Köpfe und Schlimmeres holen.
Das Städtchen Kawasaki mit 3200 Bewohnern liegt am rechten
Ufer des Tamagawa und ungefähr in der Mitte der Bahnlinie zwischen
Yokohama und Shinagawa. Wie die Bahn dann weiter zwischen
Bucht und Tôkaido von dieser südwestlichen Vorstadt den Häusern
von Tôkio entlang läuft, zeigt der Plan von letzterem. Nordwestlich
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 557. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/599>, abgerufen am 22.11.2024.
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