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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881.

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Wirkungen subterraner Kräfte.
Kämpfer zerstörten ein Erdbeben und darauffolgende Feuersbrünste
1703 fast ganz Yedo. Die Erschütterung trat nach anderen Angaben
am 30. December früh 2 Uhr ein. In Odawara stürzten durch die-
selbe ganze Häuserreihen ein. Tausende von Menschen kamen um
das Leben. Wer eine Zuflucht in der Nähe des Meeres gesucht hatte,
wurde von der heranbrausenden Fluth verschlungen. Am Abend des
1. Januar regnete es tüchtig, und die Erschütterungen nahmen erst
am Morgen des nächsten Tages ein Ende. Dieses Erdbeben hat wohl
gegen 200000 Menschen das Leben gekostet, denn in Sagama kamen
allein 100000 Menschen um, in Yedo 37000. Vier Jahre später war
die letzte gewaltige Eruption des Fuji-no-yama von heftigen Erd-
erschütterungen im nämlichen Gebiete begleitet.

Dann folgt der Bericht über ein bedeutendes Erdbeben, das im
Jahre 1726 in Echizen auftrat.

Die Provinz Echigo, die Stadt Kioto und andere Landestheile
wurden im März des Jahres 1751 durch Erdstösse bedeutend mitge-
nommen. In Echigo verloren dabei 16000 Menschen ihr Leben.

Im Jahre 1782 wurde das Kuwanto zweimal im August durch
starke Erdbeben heimgesucht, dann folgte am 10. September an der
Yedo-Bucht (wahrscheinlich als Folge einer Erderschütterung in einem
südlichen Gebiete) eine Fluth, welche unter anderem die Stadttheile
Fukagawa und Honjo überschwemmte und ebenfalls viele Zerstörungen
anrichtete.

Der letzte gewaltige Ausbruch des Asama-yama im folgenden
Jahre 1783 hatte gleichfalls weit verbreitete, heftige Erderschütterungen
im Gefolge. Auch die letzte Eruption des Onzenga-take auf Shimabara
1792 erschütterte die Umgegend in ungewöhnlicher Weise.

Dewa war im Hochsommer 1804 der Schauplatz häufig wieder-
holter, heftiger Erschütterungen, welche viele Veränderungen hervor-
riefen und ebenfalls manchem Menschen den Tod brachten. Im März
1822 machten sich in Oshiu und auf Yezo innerhalb dreier Tage 150
mehr oder minder heftige Stösse bemerkbar.

Am 18. December 1828 verbreitete ein Erdbeben über Echigo
seine Schrecken. Ueber 30000 Menschen und 6000 grössere Hausthiere
verloren dadurch ihr Leben.

Zwei Jahre später, am 18. August, ist wieder einmal Kioto vor
allem der Schauplatz der Verwüstung durch ein gleiches Naturereig-
niss. Das Tokugawa-Schloss Nijo, viele Häuser und Magazine stürzten
ein, und es wurden unzählige Menschen erschlagen. Unter donner-
ähnlichem Tosen trat das Ereigniss gegen 4 Uhr Nachmittags ein.
Anfangs war man nur erstaunt, aber bald wankten die Häuser wie

Wirkungen subterraner Kräfte.
Kämpfer zerstörten ein Erdbeben und darauffolgende Feuersbrünste
1703 fast ganz Yedo. Die Erschütterung trat nach anderen Angaben
am 30. December früh 2 Uhr ein. In Odawara stürzten durch die-
selbe ganze Häuserreihen ein. Tausende von Menschen kamen um
das Leben. Wer eine Zuflucht in der Nähe des Meeres gesucht hatte,
wurde von der heranbrausenden Fluth verschlungen. Am Abend des
1. Januar regnete es tüchtig, und die Erschütterungen nahmen erst
am Morgen des nächsten Tages ein Ende. Dieses Erdbeben hat wohl
gegen 200000 Menschen das Leben gekostet, denn in Sagama kamen
allein 100000 Menschen um, in Yedo 37000. Vier Jahre später war
die letzte gewaltige Eruption des Fuji-no-yama von heftigen Erd-
erschütterungen im nämlichen Gebiete begleitet.

Dann folgt der Bericht über ein bedeutendes Erdbeben, das im
Jahre 1726 in Echizen auftrat.

Die Provinz Echigo, die Stadt Kiôto und andere Landestheile
wurden im März des Jahres 1751 durch Erdstösse bedeutend mitge-
nommen. In Echigo verloren dabei 16000 Menschen ihr Leben.

Im Jahre 1782 wurde das Kuwantô zweimal im August durch
starke Erdbeben heimgesucht, dann folgte am 10. September an der
Yedo-Bucht (wahrscheinlich als Folge einer Erderschütterung in einem
südlichen Gebiete) eine Fluth, welche unter anderem die Stadttheile
Fukagawa und Honjô überschwemmte und ebenfalls viele Zerstörungen
anrichtete.

Der letzte gewaltige Ausbruch des Asama-yama im folgenden
Jahre 1783 hatte gleichfalls weit verbreitete, heftige Erderschütterungen
im Gefolge. Auch die letzte Eruption des Onzenga-take auf Shimabara
1792 erschütterte die Umgegend in ungewöhnlicher Weise.

Dewa war im Hochsommer 1804 der Schauplatz häufig wieder-
holter, heftiger Erschütterungen, welche viele Veränderungen hervor-
riefen und ebenfalls manchem Menschen den Tod brachten. Im März
1822 machten sich in Ôshiu und auf Yezo innerhalb dreier Tage 150
mehr oder minder heftige Stösse bemerkbar.

Am 18. December 1828 verbreitete ein Erdbeben über Echigo
seine Schrecken. Ueber 30000 Menschen und 6000 grössere Hausthiere
verloren dadurch ihr Leben.

Zwei Jahre später, am 18. August, ist wieder einmal Kiôto vor
allem der Schauplatz der Verwüstung durch ein gleiches Naturereig-
niss. Das Tokugawa-Schloss Nijô, viele Häuser und Magazine stürzten
ein, und es wurden unzählige Menschen erschlagen. Unter donner-
ähnlichem Tosen trat das Ereigniss gegen 4 Uhr Nachmittags ein.
Anfangs war man nur erstaunt, aber bald wankten die Häuser wie

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[61/0081] Wirkungen subterraner Kräfte. Kämpfer zerstörten ein Erdbeben und darauffolgende Feuersbrünste 1703 fast ganz Yedo. Die Erschütterung trat nach anderen Angaben am 30. December früh 2 Uhr ein. In Odawara stürzten durch die- selbe ganze Häuserreihen ein. Tausende von Menschen kamen um das Leben. Wer eine Zuflucht in der Nähe des Meeres gesucht hatte, wurde von der heranbrausenden Fluth verschlungen. Am Abend des 1. Januar regnete es tüchtig, und die Erschütterungen nahmen erst am Morgen des nächsten Tages ein Ende. Dieses Erdbeben hat wohl gegen 200000 Menschen das Leben gekostet, denn in Sagama kamen allein 100000 Menschen um, in Yedo 37000. Vier Jahre später war die letzte gewaltige Eruption des Fuji-no-yama von heftigen Erd- erschütterungen im nämlichen Gebiete begleitet. Dann folgt der Bericht über ein bedeutendes Erdbeben, das im Jahre 1726 in Echizen auftrat. Die Provinz Echigo, die Stadt Kiôto und andere Landestheile wurden im März des Jahres 1751 durch Erdstösse bedeutend mitge- nommen. In Echigo verloren dabei 16000 Menschen ihr Leben. Im Jahre 1782 wurde das Kuwantô zweimal im August durch starke Erdbeben heimgesucht, dann folgte am 10. September an der Yedo-Bucht (wahrscheinlich als Folge einer Erderschütterung in einem südlichen Gebiete) eine Fluth, welche unter anderem die Stadttheile Fukagawa und Honjô überschwemmte und ebenfalls viele Zerstörungen anrichtete. Der letzte gewaltige Ausbruch des Asama-yama im folgenden Jahre 1783 hatte gleichfalls weit verbreitete, heftige Erderschütterungen im Gefolge. Auch die letzte Eruption des Onzenga-take auf Shimabara 1792 erschütterte die Umgegend in ungewöhnlicher Weise. Dewa war im Hochsommer 1804 der Schauplatz häufig wieder- holter, heftiger Erschütterungen, welche viele Veränderungen hervor- riefen und ebenfalls manchem Menschen den Tod brachten. Im März 1822 machten sich in Ôshiu und auf Yezo innerhalb dreier Tage 150 mehr oder minder heftige Stösse bemerkbar. Am 18. December 1828 verbreitete ein Erdbeben über Echigo seine Schrecken. Ueber 30000 Menschen und 6000 grössere Hausthiere verloren dadurch ihr Leben. Zwei Jahre später, am 18. August, ist wieder einmal Kiôto vor allem der Schauplatz der Verwüstung durch ein gleiches Naturereig- niss. Das Tokugawa-Schloss Nijô, viele Häuser und Magazine stürzten ein, und es wurden unzählige Menschen erschlagen. Unter donner- ähnlichem Tosen trat das Ereigniss gegen 4 Uhr Nachmittags ein. Anfangs war man nur erstaunt, aber bald wankten die Häuser wie

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 1. Leipzig, 1881, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan01_1881/81>, abgerufen am 24.11.2024.