--5° C. Sein Geschmack ist angenehm, doch weniger mild, als der des Olivenöls, dem es im Preise weit nachsteht, so dass letzteres viel mit ihm verfälscht wird. Man erkennt Sesamöl leicht an der rothen Färbung, welche eintritt, wenn man es mit gleichviel Salzsäure von 1,18 specifischem Gewicht und etwas Zucker schüttelt. Das Erdnuss- öl, als drittes im Bunde des Marseiller Oelhandels wird erkannt und vom Olivenöl unterschieden durch die Arachinsäure, welche sich aus der heissen alkoholischen Lösung der abgeschiedenen Fettsäuren beim Erkalten perlmutterglänzend ausscheidet. *)
In Japan wird die Sesampflanze nirgends in grösserem Umfang gebaut. Häufig sieht man einzelne Beete damit bepflanzt, mehr noch andere und ganze Ackerränder damit eingefasst. Daher wird denn auch der Bedarf an Speiseöl nur theilweise durch sie gedeckt, sodass man noch nach verschiedenen andern Ersatzmitteln greifen muss.
7) Ye-(sprich E) no-abura, richtiger Yegoma-no-abura, das Oel aus den Samen der Yegoma-Pflanze (Perilla ocymoides L.). Das- selbe fungirt in Japan und China von Alters her als trocknendes Oel statt des Leinöls. Gleich dem Flachsbau selbst war letzteres bis in die Neuzeit den Ostasiaten fremd geblieben. Die Entwickelung der Perilla ocymoides L., einer in allen Theilen stark und eigenthümlich riechen- den Labiate, ist eine langsame. Im April erfolgt die Aussaat; doch haben die Pflanzen erst gegen Ende September oder Anfang October ihre volle Grösse erreicht. Ihre vielfach verästelten Stengel zeigen dann 1 m--1,50 m Höhe. Nun erst erscheinen in achselständigen Aehr- chen die kleinen weissen Blüthchen, welche bald abfallen und in der ersten Hälfte des Octobers den Boden bedecken. Vierzehn Tage später folgt bereits die Samenreife, also sehr rasch, wie bei den meisten Lippenblüthlern. Die graubraunen Samen sind noch viel kleiner als die des Raps und leicht zwischen den Fingern zerreiblich. Sie fallen leicht aus den Kapseln, so dass die Ernte vor völliger Reife erfolgen muss, will man nicht Gefahr laufen, dass ein stärkerer Wind einen ansehnlichen Theil zu Boden wirft.
Nach den Untersuchungen des Chemikers Cloez in Paris ergaben in Südfrankreich gezogene Perillasamen durch Auspressen 30 %, durch Extraction mit Schwefelkohlenstoff 34,5 %, japanische Samen aber 39,2 % des trocknenden, farblosen, dünnflüssigen Oels, das gleich dem Leinöl in der Malerei verwendbar ist und in Japan für verschiedene technische Zwecke hohe Bedeutung hat. Man benutzt es insbesondere:
*)Dingler's Polyt. Journ. 1882 pag. 324.
I. Land- und Forstwirthschaft.
—5° C. Sein Geschmack ist angenehm, doch weniger mild, als der des Olivenöls, dem es im Preise weit nachsteht, so dass letzteres viel mit ihm verfälscht wird. Man erkennt Sesamöl leicht an der rothen Färbung, welche eintritt, wenn man es mit gleichviel Salzsäure von 1,18 specifischem Gewicht und etwas Zucker schüttelt. Das Erdnuss- öl, als drittes im Bunde des Marseiller Oelhandels wird erkannt und vom Olivenöl unterschieden durch die Arachinsäure, welche sich aus der heissen alkoholischen Lösung der abgeschiedenen Fettsäuren beim Erkalten perlmutterglänzend ausscheidet. *)
In Japan wird die Sesampflanze nirgends in grösserem Umfang gebaut. Häufig sieht man einzelne Beete damit bepflanzt, mehr noch andere und ganze Ackerränder damit eingefasst. Daher wird denn auch der Bedarf an Speiseöl nur theilweise durch sie gedeckt, sodass man noch nach verschiedenen andern Ersatzmitteln greifen muss.
7) Ye-(sprich E) no-abura, richtiger Yegoma-no-abura, das Oel aus den Samen der Yegoma-Pflanze (Perilla ocymoides L.). Das- selbe fungirt in Japan und China von Alters her als trocknendes Oel statt des Leinöls. Gleich dem Flachsbau selbst war letzteres bis in die Neuzeit den Ostasiaten fremd geblieben. Die Entwickelung der Perilla ocymoides L., einer in allen Theilen stark und eigenthümlich riechen- den Labiate, ist eine langsame. Im April erfolgt die Aussaat; doch haben die Pflanzen erst gegen Ende September oder Anfang October ihre volle Grösse erreicht. Ihre vielfach verästelten Stengel zeigen dann 1 m—1,50 m Höhe. Nun erst erscheinen in achselständigen Aehr- chen die kleinen weissen Blüthchen, welche bald abfallen und in der ersten Hälfte des Octobers den Boden bedecken. Vierzehn Tage später folgt bereits die Samenreife, also sehr rasch, wie bei den meisten Lippenblüthlern. Die graubraunen Samen sind noch viel kleiner als die des Raps und leicht zwischen den Fingern zerreiblich. Sie fallen leicht aus den Kapseln, so dass die Ernte vor völliger Reife erfolgen muss, will man nicht Gefahr laufen, dass ein stärkerer Wind einen ansehnlichen Theil zu Boden wirft.
Nach den Untersuchungen des Chemikers Cloëz in Paris ergaben in Südfrankreich gezogene Perillasamen durch Auspressen 30 %, durch Extraction mit Schwefelkohlenstoff 34,5 %, japanische Samen aber 39,2 % des trocknenden, farblosen, dünnflüssigen Oels, das gleich dem Leinöl in der Malerei verwendbar ist und in Japan für verschiedene technische Zwecke hohe Bedeutung hat. Man benutzt es insbesondere:
*)Dingler’s Polyt. Journ. 1882 pag. 324.
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—5° C. Sein Geschmack ist angenehm, doch weniger mild, als der
des Olivenöls, dem es im Preise weit nachsteht, so dass letzteres viel
mit ihm verfälscht wird. Man erkennt Sesamöl leicht an der rothen
Färbung, welche eintritt, wenn man es mit gleichviel Salzsäure von
1,18 specifischem Gewicht und etwas Zucker schüttelt. Das Erdnuss-
öl, als drittes im Bunde des Marseiller Oelhandels wird erkannt und
vom Olivenöl unterschieden durch die Arachinsäure, welche sich aus
der heissen alkoholischen Lösung der abgeschiedenen Fettsäuren beim
Erkalten perlmutterglänzend ausscheidet. *)
In Japan wird die Sesampflanze nirgends in grösserem Umfang
gebaut. Häufig sieht man einzelne Beete damit bepflanzt, mehr noch
andere und ganze Ackerränder damit eingefasst. Daher wird denn
auch der Bedarf an Speiseöl nur theilweise durch sie gedeckt, sodass
man noch nach verschiedenen andern Ersatzmitteln greifen muss.
7) Ye-(sprich E) no-abura, richtiger Yegoma-no-abura, das
Oel aus den Samen der Yegoma-Pflanze (Perilla ocymoides L.). Das-
selbe fungirt in Japan und China von Alters her als trocknendes Oel
statt des Leinöls. Gleich dem Flachsbau selbst war letzteres bis in die
Neuzeit den Ostasiaten fremd geblieben. Die Entwickelung der Perilla
ocymoides L., einer in allen Theilen stark und eigenthümlich riechen-
den Labiate, ist eine langsame. Im April erfolgt die Aussaat; doch
haben die Pflanzen erst gegen Ende September oder Anfang October
ihre volle Grösse erreicht. Ihre vielfach verästelten Stengel zeigen
dann 1 m—1,50 m Höhe. Nun erst erscheinen in achselständigen Aehr-
chen die kleinen weissen Blüthchen, welche bald abfallen und in der
ersten Hälfte des Octobers den Boden bedecken. Vierzehn Tage später
folgt bereits die Samenreife, also sehr rasch, wie bei den meisten
Lippenblüthlern. Die graubraunen Samen sind noch viel kleiner als
die des Raps und leicht zwischen den Fingern zerreiblich. Sie fallen
leicht aus den Kapseln, so dass die Ernte vor völliger Reife erfolgen
muss, will man nicht Gefahr laufen, dass ein stärkerer Wind einen
ansehnlichen Theil zu Boden wirft.
Nach den Untersuchungen des Chemikers Cloëz in Paris ergaben
in Südfrankreich gezogene Perillasamen durch Auspressen 30 %, durch
Extraction mit Schwefelkohlenstoff 34,5 %, japanische Samen aber
39,2 % des trocknenden, farblosen, dünnflüssigen Oels, das gleich dem
Leinöl in der Malerei verwendbar ist und in Japan für verschiedene
technische Zwecke hohe Bedeutung hat. Man benutzt es insbesondere:
*) Dingler’s Polyt. Journ. 1882 pag. 324.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/204>, abgerufen am 21.11.2024.
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