1) zur Darstellung geölter Papiere (Abura-kami) für Laternen, Regenschirme und Regenmäntel;
2) zur Darstellung des sogenannten Lederpapieres (Kami-kawa);
3) als Zusatz zu verschiedenen Lacksorten;
4) als Zusatz zum Fruchtmehl des Lack- und Talgbaums, um dar- aus leichter und vollständiger das jap. Pflanzenwachs zu gewinnen. *)
Die stickstoff- und phosphorreichen Oelkuchen, welche man als Dünger verwendet, würden ein eben so gutes Viehfutter abgeben, als die Leinkuchen.
Den vorerwähnten und einigen andern Verwendungen entspre- chend, finden wir die Yegoma unter allen Oellieferanten Japans nächst dem Raps am meisten angebaut. In England kennt man sie von ihrer indischen Heimat her seit dem Jahre 1770. In der Neu- zeit wurden im südlichen Frankreich Anbauversuche mit ihr gemacht. So hatte Leon de Lunaret von Montpellier im Jahre 1878 mit 500 Gramm Samen ein Stück Land von 50 m besäet und darauf 7 kg Samen ge- erntet.**) Eine ha kann hiernach mindestens 500 kg liefern. Als wei- teres Resultat jener Versuche ergab sich aber, dass Perilla ocymoides L. nur in der Mittelmeerregion die für ihre Entwickelung nöthige lange Sommerwärme findet und ihre Cultur in höheren Breiten Euro- pas unmöglich ist.
8) Dokuye-no-abura heisst das Oel aus den Nüssen der Elaeococca cordata Bl. (E. verrucosa S. & Z., Aleurites cordata Müll.), eines mittelgrossen Baumes mit ausgebreiteter Krone aus der Familie der Euphorbiaceen, den man in vielen Gegenden Japans und auch in China anbaut. ***) Von seinen vier japanischen Namen Dokuye, Abura-no-ki, Abura-giri und Yama-giri bedeutet der zweite "Oelbaum", der dritte "Oel-Kiri", der vierte "Wilder Kiri". Kiri (giri) ist aber der Name für die Paulownia imperialis, an welche Elaeococca cordata vornehmlich durch die grossen herzförmigen Blätter und zum Theil auch durch das Aussehen der Stämme erinnert. Ihre grossen, weissen Blüthensträusse erscheinen Ende Mai und Anfang Juni, die drei- bis viersamigen Kapseln reifen im Herbst und erinnern, wie ihr Inhalt, an Ricinus. Das aus den Samen gewonnene Oel wurde erst in
*) Das Nähere über die hier angegebenen Verwendungsweisen des Perillaöls folgt bei den entsprechenden Abschnitten.
**) Revue Horticole.
***) Der von Kaempfer in Amoen. exot. pag. 789 & 790 unter dem Namen Abrasin (Ricinus arboreus, fol. Alceae) und von Thunberg in Flor. jap. als Dryan- dra cordata, beschriebene Baum ist unzweifelhaft derselbe. Beide Autoren er- wähnen auch des Brennöls aus den Samen.
3. Handelsgewächse.
1) zur Darstellung geölter Papiere (Abura-kami) für Laternen, Regenschirme und Regenmäntel;
2) zur Darstellung des sogenannten Lederpapieres (Kami-kawa);
3) als Zusatz zu verschiedenen Lacksorten;
4) als Zusatz zum Fruchtmehl des Lack- und Talgbaums, um dar- aus leichter und vollständiger das jap. Pflanzenwachs zu gewinnen. *)
Die stickstoff- und phosphorreichen Oelkuchen, welche man als Dünger verwendet, würden ein eben so gutes Viehfutter abgeben, als die Leinkuchen.
Den vorerwähnten und einigen andern Verwendungen entspre- chend, finden wir die Yegoma unter allen Oellieferanten Japans nächst dem Raps am meisten angebaut. In England kennt man sie von ihrer indischen Heimat her seit dem Jahre 1770. In der Neu- zeit wurden im südlichen Frankreich Anbauversuche mit ihr gemacht. So hatte Léon de Lunaret von Montpellier im Jahre 1878 mit 500 Gramm Samen ein Stück Land von 50 m besäet und darauf 7 kg Samen ge- erntet.**) Eine ha kann hiernach mindestens 500 kg liefern. Als wei- teres Resultat jener Versuche ergab sich aber, dass Perilla ocymoides L. nur in der Mittelmeerregion die für ihre Entwickelung nöthige lange Sommerwärme findet und ihre Cultur in höheren Breiten Euro- pas unmöglich ist.
8) Dokuye-no-abura heisst das Oel aus den Nüssen der Elaeococca cordata Bl. (E. verrucosa S. & Z., Aleurites cordata Müll.), eines mittelgrossen Baumes mit ausgebreiteter Krone aus der Familie der Euphorbiaceen, den man in vielen Gegenden Japans und auch in China anbaut. ***) Von seinen vier japanischen Namen Dokuye, Abura-no-ki, Abura-giri und Yama-giri bedeutet der zweite »Oelbaum«, der dritte »Oel-Kiri«, der vierte »Wilder Kiri«. Kiri (giri) ist aber der Name für die Paulownia imperialis, an welche Elaeococca cordata vornehmlich durch die grossen herzförmigen Blätter und zum Theil auch durch das Aussehen der Stämme erinnert. Ihre grossen, weissen Blüthensträusse erscheinen Ende Mai und Anfang Juni, die drei- bis viersamigen Kapseln reifen im Herbst und erinnern, wie ihr Inhalt, an Ricinus. Das aus den Samen gewonnene Oel wurde erst in
*) Das Nähere über die hier angegebenen Verwendungsweisen des Perillaöls folgt bei den entsprechenden Abschnitten.
**) Revue Horticole.
***) Der von Kaempfer in Amoen. exot. pag. 789 & 790 unter dem Namen Abrasin (Ricinus arboreus, fol. Alceae) und von Thunberg in Flor. jap. als Dryan- dra cordata, beschriebene Baum ist unzweifelhaft derselbe. Beide Autoren er- wähnen auch des Brennöls aus den Samen.
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Regenschirme und Regenmäntel;
2) zur Darstellung des sogenannten Lederpapieres (Kami-kawa);
3) als Zusatz zu verschiedenen Lacksorten;
4) als Zusatz zum Fruchtmehl des Lack- und Talgbaums, um dar-
aus leichter und vollständiger das jap. Pflanzenwachs zu gewinnen. *)
Die stickstoff- und phosphorreichen Oelkuchen, welche man als
Dünger verwendet, würden ein eben so gutes Viehfutter abgeben, als
die Leinkuchen.
Den vorerwähnten und einigen andern Verwendungen entspre-
chend, finden wir die Yegoma unter allen Oellieferanten Japans
nächst dem Raps am meisten angebaut. In England kennt man sie
von ihrer indischen Heimat her seit dem Jahre 1770. In der Neu-
zeit wurden im südlichen Frankreich Anbauversuche mit ihr gemacht.
So hatte Léon de Lunaret von Montpellier im Jahre 1878 mit 500 Gramm
Samen ein Stück Land von 50 m besäet und darauf 7 kg Samen ge-
erntet. **) Eine ha kann hiernach mindestens 500 kg liefern. Als wei-
teres Resultat jener Versuche ergab sich aber, dass Perilla ocymoides
L. nur in der Mittelmeerregion die für ihre Entwickelung nöthige
lange Sommerwärme findet und ihre Cultur in höheren Breiten Euro-
pas unmöglich ist.
8) Dokuye-no-abura heisst das Oel aus den Nüssen der
Elaeococca cordata Bl. (E. verrucosa S. & Z., Aleurites cordata Müll.),
eines mittelgrossen Baumes mit ausgebreiteter Krone aus der Familie
der Euphorbiaceen, den man in vielen Gegenden Japans und auch in
China anbaut. ***) Von seinen vier japanischen Namen Dokuye,
Abura-no-ki, Abura-giri und Yama-giri bedeutet der zweite
»Oelbaum«, der dritte »Oel-Kiri«, der vierte »Wilder Kiri«. Kiri (giri)
ist aber der Name für die Paulownia imperialis, an welche Elaeococca
cordata vornehmlich durch die grossen herzförmigen Blätter und zum
Theil auch durch das Aussehen der Stämme erinnert. Ihre grossen,
weissen Blüthensträusse erscheinen Ende Mai und Anfang Juni, die
drei- bis viersamigen Kapseln reifen im Herbst und erinnern, wie ihr
Inhalt, an Ricinus. Das aus den Samen gewonnene Oel wurde erst in
*) Das Nähere über die hier angegebenen Verwendungsweisen des Perillaöls
folgt bei den entsprechenden Abschnitten.
**) Revue Horticole.
***) Der von Kaempfer in Amoen. exot. pag. 789 & 790 unter dem Namen
Abrasin (Ricinus arboreus, fol. Alceae) und von Thunberg in Flor. jap. als Dryan-
dra cordata, beschriebene Baum ist unzweifelhaft derselbe. Beide Autoren er-
wähnen auch des Brennöls aus den Samen.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/205>, abgerufen am 24.11.2024.
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