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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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4. Viehzucht und Seidenzucht.
lockere Gespinnst der Raupe, innerhalb dessen sie ihren Cocon bildete,
die Tama-mayu oder Doppelcocons, franz. douppions, die Degara,
franz. Cocons perces, d. h. Cocons, aus denen die Schmetterlinge ge-
krochen sind, sowie die unvollendeten Cocons. Aus diesen verschie-
denen Coconssorten, die alle zur Darstellung von Grege untauglich
sind, macht der Japaner seine Ma-wata oder Seidenwatte, indem er
sie zuerst in warmem Wasser, dem etwas Holz- oder Strohasche zu-
gesetzt war, aufweicht, dann aufschneidet und die todten Puppen ent-
fernt. Hierauf wird die Seide eines jeden Cocons mit den Fingern
ausgebreitet und an den Enden von Stäbchen befestigt, um in dieser
gestreckten Lage zu bleiben. So kommen die kleinen Fliesse von
20--60 Cocons übereinander. Nach dem Trocknen füttert man mit
denselben Kleider und Bettdecken, oder sie werden, wie bei uns die
Wolle versponnen, oder endlich neben andern Seidenabfällen verkauft
und versandt. Eine zweite Gruppe der letzteren wird bei dem Ab-
haspeln der Cocons erhalten. Insbesondere zählt hierher das äussere
Gewebe der Cocons, welches nach dem Einweichen derselben in heissem
Wasser beim Schlagen mit einem kleinen Handbesen an diesem hängen
bleibt und entfernt wird, bis der eigentliche gleichmässige Haspel-
faden sich zeigt. Diese lockeren Seidenfäden nennt der Japaner
Kawa-muki (Rindenseide), Noshi-ito und Shike-ito, der Fran-
zose Frisons. Zu ihnen gesellen sich andere Bruchstücke beim Ab-
haspeln und unvollkommene Cocons. --

Einen weiteren Ausfuhrartikel aus der Seidenzucht, dessen Be-
deutung bereits früher erörtert wurde, bilden die Seidenraupeneier,
jap. Tane, franz. graines. Endlich kommen auch Erzeugnisse der
Seidenweberei des Landes auf den fremden Markt.

Nach der Qualität der Haspel- oder Rohseide und ihrer "Auf-
machung", d. h. der Art, wie ihre Strähne zusammengelegt und ver-
packt werden, unterscheiden die Händler in Yokohama drei geogra-
phische Seidenzonen in Hondo:

a) Der nördliche Distrikt liefert die nach der Landschaft
Oshiu benannte Oshiu-Seide, etwa 20 % der Gesammtproduktion,
dazu noch gegen 25 % aller ausgeführten Cartons (mit graines. Die
Stadt Fukushima am Abukuma-gawa kann als Centrum des inten-
sivsten Betriebes der Seidenzucht in Oshiu gelten. Das Gebiet um-
fasst in erster Linie die Strecke zwischen 37° und 38 1/3 ° N. und 140 bis
141° O. Gr. Es gehören derselben an:

a. Das östliche Iwashiro, vornehmlich vom Abukuma-gawa
durchflossen, mit den Städten Fukushima, Yanagawa, Nihonmatsu,
Rein, Japan. II. 16

4. Viehzucht und Seidenzucht.
lockere Gespinnst der Raupe, innerhalb dessen sie ihren Cocon bildete,
die Tama-mayu oder Doppelcocons, franz. douppions, die Degara,
franz. Cocons percés, d. h. Cocons, aus denen die Schmetterlinge ge-
krochen sind, sowie die unvollendeten Cocons. Aus diesen verschie-
denen Coconssorten, die alle zur Darstellung von Grège untauglich
sind, macht der Japaner seine Ma-wata oder Seidenwatte, indem er
sie zuerst in warmem Wasser, dem etwas Holz- oder Strohasche zu-
gesetzt war, aufweicht, dann aufschneidet und die todten Puppen ent-
fernt. Hierauf wird die Seide eines jeden Cocons mit den Fingern
ausgebreitet und an den Enden von Stäbchen befestigt, um in dieser
gestreckten Lage zu bleiben. So kommen die kleinen Fliesse von
20—60 Cocons übereinander. Nach dem Trocknen füttert man mit
denselben Kleider und Bettdecken, oder sie werden, wie bei uns die
Wolle versponnen, oder endlich neben andern Seidenabfällen verkauft
und versandt. Eine zweite Gruppe der letzteren wird bei dem Ab-
haspeln der Cocons erhalten. Insbesondere zählt hierher das äussere
Gewebe der Cocons, welches nach dem Einweichen derselben in heissem
Wasser beim Schlagen mit einem kleinen Handbesen an diesem hängen
bleibt und entfernt wird, bis der eigentliche gleichmässige Haspel-
faden sich zeigt. Diese lockeren Seidenfäden nennt der Japaner
Kawa-muki (Rindenseide), Noshi-ito und Shike-ito, der Fran-
zose Frisons. Zu ihnen gesellen sich andere Bruchstücke beim Ab-
haspeln und unvollkommene Cocons. —

Einen weiteren Ausfuhrartikel aus der Seidenzucht, dessen Be-
deutung bereits früher erörtert wurde, bilden die Seidenraupeneier,
jap. Tane, franz. graines. Endlich kommen auch Erzeugnisse der
Seidenweberei des Landes auf den fremden Markt.

Nach der Qualität der Haspel- oder Rohseide und ihrer »Auf-
machung«, d. h. der Art, wie ihre Strähne zusammengelegt und ver-
packt werden, unterscheiden die Händler in Yokohama drei geogra-
phische Seidenzonen in Hondo:

a) Der nördliche Distrikt liefert die nach der Landschaft
Ôshiu benannte Ôshiu-Seide, etwa 20 % der Gesammtproduktion,
dazu noch gegen 25 % aller ausgeführten Cartons (mit graines. Die
Stadt Fukushima am Abukuma-gawa kann als Centrum des inten-
sivsten Betriebes der Seidenzucht in Ôshiu gelten. Das Gebiet um-
fasst in erster Linie die Strecke zwischen 37° und 38⅓° N. und 140 bis
141° O. Gr. Es gehören derselben an:

α. Das östliche Iwashiro, vornehmlich vom Abukuma-gawa
durchflossen, mit den Städten Fukushima, Yanagawa, Nihonmatsu,
Rein, Japan. II. 16
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[241/0263] 4. Viehzucht und Seidenzucht. lockere Gespinnst der Raupe, innerhalb dessen sie ihren Cocon bildete, die Tama-mayu oder Doppelcocons, franz. douppions, die Degara, franz. Cocons percés, d. h. Cocons, aus denen die Schmetterlinge ge- krochen sind, sowie die unvollendeten Cocons. Aus diesen verschie- denen Coconssorten, die alle zur Darstellung von Grège untauglich sind, macht der Japaner seine Ma-wata oder Seidenwatte, indem er sie zuerst in warmem Wasser, dem etwas Holz- oder Strohasche zu- gesetzt war, aufweicht, dann aufschneidet und die todten Puppen ent- fernt. Hierauf wird die Seide eines jeden Cocons mit den Fingern ausgebreitet und an den Enden von Stäbchen befestigt, um in dieser gestreckten Lage zu bleiben. So kommen die kleinen Fliesse von 20—60 Cocons übereinander. Nach dem Trocknen füttert man mit denselben Kleider und Bettdecken, oder sie werden, wie bei uns die Wolle versponnen, oder endlich neben andern Seidenabfällen verkauft und versandt. Eine zweite Gruppe der letzteren wird bei dem Ab- haspeln der Cocons erhalten. Insbesondere zählt hierher das äussere Gewebe der Cocons, welches nach dem Einweichen derselben in heissem Wasser beim Schlagen mit einem kleinen Handbesen an diesem hängen bleibt und entfernt wird, bis der eigentliche gleichmässige Haspel- faden sich zeigt. Diese lockeren Seidenfäden nennt der Japaner Kawa-muki (Rindenseide), Noshi-ito und Shike-ito, der Fran- zose Frisons. Zu ihnen gesellen sich andere Bruchstücke beim Ab- haspeln und unvollkommene Cocons. — Einen weiteren Ausfuhrartikel aus der Seidenzucht, dessen Be- deutung bereits früher erörtert wurde, bilden die Seidenraupeneier, jap. Tane, franz. graines. Endlich kommen auch Erzeugnisse der Seidenweberei des Landes auf den fremden Markt. Nach der Qualität der Haspel- oder Rohseide und ihrer »Auf- machung«, d. h. der Art, wie ihre Strähne zusammengelegt und ver- packt werden, unterscheiden die Händler in Yokohama drei geogra- phische Seidenzonen in Hondo: a) Der nördliche Distrikt liefert die nach der Landschaft Ôshiu benannte Ôshiu-Seide, etwa 20 % der Gesammtproduktion, dazu noch gegen 25 % aller ausgeführten Cartons (mit graines. Die Stadt Fukushima am Abukuma-gawa kann als Centrum des inten- sivsten Betriebes der Seidenzucht in Ôshiu gelten. Das Gebiet um- fasst in erster Linie die Strecke zwischen 37° und 38⅓° N. und 140 bis 141° O. Gr. Es gehören derselben an: α. Das östliche Iwashiro, vornehmlich vom Abukuma-gawa durchflossen, mit den Städten Fukushima, Yanagawa, Nihonmatsu, Rein, Japan. II. 16

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/263>, abgerufen am 22.11.2024.