orangen in der Gestalt vergleichbar. Die dunkelbraune Farbe der- selben, mit schwarzen Flecken und Streifen, rührt von einem gummi- artigen Ueberzug her, der sich durch Waschen mit Wasser oder Sodalösung entfernen lässt, worauf die Eierschale weiss erscheint, wie das auch bei einzelnen Eiern von Anfang an schon der Fall ist. Oeffnet man die Eier kurze Zeit, nachdem sie gelegt wurden, so wird man überrascht, keine Dottermasse in ihnen zu finden, sondern schon ausgebildete krummliegende Räupchen, welche in ihrem schlafenden Zustande verharren, bis eine grössere Wärme sie weckt. Alsdann lösen sie, vornehmlich in den Morgenstunden, die pergamentartige Eierschale am Rande, wo der Kopf liegt, und sind beim Hervor- kriechen durch rasches Wachsen etwa 7--8 mm gross, d. h. etwa vierthalb mal so lang als der Durchmesser der Eier. --
Yama-mai-Seide ist theurer als die gewöhnliche. In Matsumoto kosteten 1875 25 Momme (c. 93,75 Gramm) Haspelseide von jener 1 yen, während man für denselben Preis 35 Momme der gewöhnlichen Seide erhielt. Die Preise beider Sorten verhalten sich demnach wie 7 : 5, woraus sich sowohl auf die besonderen Schwierigkeiten der Erziehung des Eichenspinners, als auch auf die Güte seines Gespinnstes schliessen lässt. Aus obiger Preisangabe berechnet sich das Picul Yama-mai- Seide auf rund 640 Dollars, und dies stimmt mit der Angabe von Bavier*), wonach der Preis sich je nach der Qualität von 400 bis 800 Dollars per Picul bewegt, das ist von 27 bis 54 Mark per Kilo- gramm. Nach demselben Autor soll die Gesammtproduktion Japans an Yama-mai-Seide etwa 100 Ballen, a 75 Pfund engl. betragen, also rund 3400 kg nach unserem Gewichte. Es war mir nicht möglich, die Richtigkeit dieser Angabe, für welche v. Bavier selbst nicht ein- stehen will, zu prüfen; doch scheint mir die Schätzung eher zu hoch gegriffen zu sein, als unter dem wirklichen Ertrag der Ernte zu bleiben, da die Yama-mai-Seide im Lande bleibt und hier nur in be- schränktem Maasse verwendet wird. (Siehe Kunstgewerbe: Textil- industrie.)
Der Kastanienspinner (Caligula japonica Butl.) ist die einzige Art unter den in Japan wildlebenden Bombyciden, deren Cocons, be- ziehungsweise Raupen, zuweilen gesammelt und verwerthet werden. Jene heissen Sukari, die Raupen Genziki-mushi (Kampferspinner), aber auch Shiraga-mushi (Grauhaarraupe).**)Hilgendorf hat zuerst auf dieses Insekt aufmerksam gemacht und das wichtigste
*) Japans Seidenzucht etc. von E. von Bavier. pg. 99.
**) Official Catalogue. Jap. Section. Philadelphia 1876, pg. 120.
4. Viehzucht und Seidenzucht.
orangen in der Gestalt vergleichbar. Die dunkelbraune Farbe der- selben, mit schwarzen Flecken und Streifen, rührt von einem gummi- artigen Ueberzug her, der sich durch Waschen mit Wasser oder Sodalösung entfernen lässt, worauf die Eierschale weiss erscheint, wie das auch bei einzelnen Eiern von Anfang an schon der Fall ist. Oeffnet man die Eier kurze Zeit, nachdem sie gelegt wurden, so wird man überrascht, keine Dottermasse in ihnen zu finden, sondern schon ausgebildete krummliegende Räupchen, welche in ihrem schlafenden Zustande verharren, bis eine grössere Wärme sie weckt. Alsdann lösen sie, vornehmlich in den Morgenstunden, die pergamentartige Eierschale am Rande, wo der Kopf liegt, und sind beim Hervor- kriechen durch rasches Wachsen etwa 7—8 mm gross, d. h. etwa vierthalb mal so lang als der Durchmesser der Eier. —
Yama-maï-Seide ist theurer als die gewöhnliche. In Matsumoto kosteten 1875 25 Momme (c. 93,75 Gramm) Haspelseide von jener 1 yen, während man für denselben Preis 35 Momme der gewöhnlichen Seide erhielt. Die Preise beider Sorten verhalten sich demnach wie 7 : 5, woraus sich sowohl auf die besonderen Schwierigkeiten der Erziehung des Eichenspinners, als auch auf die Güte seines Gespinnstes schliessen lässt. Aus obiger Preisangabe berechnet sich das Picul Yama-maï- Seide auf rund 640 Dollars, und dies stimmt mit der Angabe von Bavier*), wonach der Preis sich je nach der Qualität von 400 bis 800 Dollars per Picul bewegt, das ist von 27 bis 54 Mark per Kilo- gramm. Nach demselben Autor soll die Gesammtproduktion Japans an Yama-maï-Seide etwa 100 Ballen, à 75 Pfund engl. betragen, also rund 3400 kg nach unserem Gewichte. Es war mir nicht möglich, die Richtigkeit dieser Angabe, für welche v. Bavier selbst nicht ein- stehen will, zu prüfen; doch scheint mir die Schätzung eher zu hoch gegriffen zu sein, als unter dem wirklichen Ertrag der Ernte zu bleiben, da die Yama-maï-Seide im Lande bleibt und hier nur in be- schränktem Maasse verwendet wird. (Siehe Kunstgewerbe: Textil- industrie.)
Der Kastanienspinner (Caligula japonica Butl.) ist die einzige Art unter den in Japan wildlebenden Bombyciden, deren Cocons, be- ziehungsweise Raupen, zuweilen gesammelt und verwerthet werden. Jene heissen Sukari, die Raupen Genziki-mushi (Kampferspinner), aber auch Shiraga-mushi (Grauhaarraupe).**)Hilgendorf hat zuerst auf dieses Insekt aufmerksam gemacht und das wichtigste
*) Japans Seidenzucht etc. von E. von Bavier. pg. 99.
**) Official Catalogue. Jap. Section. Philadelphia 1876, pg. 120.
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4. Viehzucht und Seidenzucht.
orangen in der Gestalt vergleichbar. Die dunkelbraune Farbe der-
selben, mit schwarzen Flecken und Streifen, rührt von einem gummi-
artigen Ueberzug her, der sich durch Waschen mit Wasser oder
Sodalösung entfernen lässt, worauf die Eierschale weiss erscheint, wie
das auch bei einzelnen Eiern von Anfang an schon der Fall ist.
Oeffnet man die Eier kurze Zeit, nachdem sie gelegt wurden, so wird
man überrascht, keine Dottermasse in ihnen zu finden, sondern schon
ausgebildete krummliegende Räupchen, welche in ihrem schlafenden
Zustande verharren, bis eine grössere Wärme sie weckt. Alsdann
lösen sie, vornehmlich in den Morgenstunden, die pergamentartige
Eierschale am Rande, wo der Kopf liegt, und sind beim Hervor-
kriechen durch rasches Wachsen etwa 7—8 mm gross, d. h. etwa
vierthalb mal so lang als der Durchmesser der Eier. —
Yama-maï-Seide ist theurer als die gewöhnliche. In Matsumoto
kosteten 1875 25 Momme (c. 93,75 Gramm) Haspelseide von jener 1 yen,
während man für denselben Preis 35 Momme der gewöhnlichen Seide
erhielt. Die Preise beider Sorten verhalten sich demnach wie 7 : 5,
woraus sich sowohl auf die besonderen Schwierigkeiten der Erziehung
des Eichenspinners, als auch auf die Güte seines Gespinnstes schliessen
lässt. Aus obiger Preisangabe berechnet sich das Picul Yama-maï-
Seide auf rund 640 Dollars, und dies stimmt mit der Angabe von
Bavier *), wonach der Preis sich je nach der Qualität von 400 bis
800 Dollars per Picul bewegt, das ist von 27 bis 54 Mark per Kilo-
gramm. Nach demselben Autor soll die Gesammtproduktion Japans
an Yama-maï-Seide etwa 100 Ballen, à 75 Pfund engl. betragen, also
rund 3400 kg nach unserem Gewichte. Es war mir nicht möglich,
die Richtigkeit dieser Angabe, für welche v. Bavier selbst nicht ein-
stehen will, zu prüfen; doch scheint mir die Schätzung eher zu hoch
gegriffen zu sein, als unter dem wirklichen Ertrag der Ernte zu
bleiben, da die Yama-maï-Seide im Lande bleibt und hier nur in be-
schränktem Maasse verwendet wird. (Siehe Kunstgewerbe: Textil-
industrie.)
Der Kastanienspinner (Caligula japonica Butl.) ist die einzige
Art unter den in Japan wildlebenden Bombyciden, deren Cocons, be-
ziehungsweise Raupen, zuweilen gesammelt und verwerthet werden.
Jene heissen Sukari, die Raupen Genziki-mushi (Kampferspinner),
aber auch Shiraga-mushi (Grauhaarraupe). **) Hilgendorf hat
zuerst auf dieses Insekt aufmerksam gemacht und das wichtigste
*) Japans Seidenzucht etc. von E. von Bavier. pg. 99.
**) Official Catalogue. Jap. Section. Philadelphia 1876, pg. 120.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/273>, abgerufen am 22.11.2024.
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