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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886.

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6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
vornehmlich an den Bergabhängen und in den Thalschluchten des
mittleren Honshiu am oberen Kisogawa und in Kishiu und Yamato
(siehe pg. 257), auf Boden, welcher aus der Verwitterung von Granit,
alten Schiefern oder vulkanischem Gestein hervorging, dem Wasser
leichten Abzug, den Wurzeln tiefes Eindringen gestattet. In ge-
schlossenen, bodenreinen Beständen bilden sie hier prächtige Cultur-
hochwälder mit kerzengraden Stämmen, welche 30--35 m Höhe und
3--4 m Umfang erreichen und in einem Alter von 160--200 Jahren
noch ebenso gesund aussehen, wie in der Jugend. Zweihundertjährige
Stämme haben an der Basis 2,5--3 m Umfang und 18 m höher, wo
die Krone beginnt, noch 1,8--2 m. Hi-no-ki und Sawara trifft man
häufiger, als Hiba. Sind sie, wie in den meisten Fällen, unter ein-
ander gemischt, so kann man sie auf den ersten Blick kaum unter-
scheiden, während die dritte Art im Bunde in ihrem Aussehen weit
abweicht. Das schönere Gelbgrün der Oberseite des Laubes, das
Blaugrün und die besondere Zeichnung der Unterseite bei Thujopsis
dolabrata sind so auffällige Merkmale dieser schönsten aller Cypressen,
dass man sie nicht leicht mit andern Nadelhölzern verwechseln wird.

Wie schon hervorgehoben wurde, sind die Cypressenwälder künst-
liche Anlagen. Die Samen keimen am besten im Schatten, worauf
bei der Anzucht besonders geachtet werden muss.

Oben an in der Werthschätzung steht der Hi-no-ki, welcher dem
Ahnencultus (Shinto-Dienst) besonders heilig ist und aus diesem Grunde
mehr als die folgende angebaut wird. Das Holz ist weiss oder hell-
rosafarbig, glatt, leicht und doch sehr zäh, feinkörnig, harzarm und
knotenrein. Man verwendet es mit Vorliebe zu Lackwaaren und aus-
schliesslich zum Bau der Shintotempel. Ebenso waren die Wohnungen
des Mikado und seiner Familie in Kioto stets aus Hi-no-ki-Holz er-
richtet und mit der Rinde der Bäume, welche sich in höherem Alter
derselben leicht in langen Streifen ablöst, überdacht. Auf weissen,
unlackierten Tischchen aus Hi-no-ki überreichte man früher den zum
Seppuku (Bauchaufschlitzen) Verurtheilten den Dolch und auf ähnlichen
Tischchen präsentiert man noch jetzt den Göttern an ihren Festen Speise
und Trank.

Sawara unterscheidet sich im Aussehen nur durch eine etwas
hellgrünere Krone und bei näherer Betrachtung auch durch die ver-
schiedene Gestalt der kleinen schuppenförmigen Blätter, im Holze da-
gegen sehr auffallend von dem des Hi-no-ki. Dasselbe ist röthlich,
rauh und weniger geschätzt.

Das Holz der Hiba hat gelbliche Farbe und zeichnet sich be-
sonders durch seine Ausdauer im Wasser aus, weshalb es viel zu

6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
vornehmlich an den Bergabhängen und in den Thalschluchten des
mittleren Honshiu am oberen Kisogawa und in Kishiu und Yamato
(siehe pg. 257), auf Boden, welcher aus der Verwitterung von Granit,
alten Schiefern oder vulkanischem Gestein hervorging, dem Wasser
leichten Abzug, den Wurzeln tiefes Eindringen gestattet. In ge-
schlossenen, bodenreinen Beständen bilden sie hier prächtige Cultur-
hochwälder mit kerzengraden Stämmen, welche 30—35 m Höhe und
3—4 m Umfang erreichen und in einem Alter von 160—200 Jahren
noch ebenso gesund aussehen, wie in der Jugend. Zweihundertjährige
Stämme haben an der Basis 2,5—3 m Umfang und 18 m höher, wo
die Krone beginnt, noch 1,8—2 m. Hi-no-ki und Sawara trifft man
häufiger, als Hiba. Sind sie, wie in den meisten Fällen, unter ein-
ander gemischt, so kann man sie auf den ersten Blick kaum unter-
scheiden, während die dritte Art im Bunde in ihrem Aussehen weit
abweicht. Das schönere Gelbgrün der Oberseite des Laubes, das
Blaugrün und die besondere Zeichnung der Unterseite bei Thujopsis
dolabrata sind so auffällige Merkmale dieser schönsten aller Cypressen,
dass man sie nicht leicht mit andern Nadelhölzern verwechseln wird.

Wie schon hervorgehoben wurde, sind die Cypressenwälder künst-
liche Anlagen. Die Samen keimen am besten im Schatten, worauf
bei der Anzucht besonders geachtet werden muss.

Oben an in der Werthschätzung steht der Hi-no-ki, welcher dem
Ahnencultus (Shintô-Dienst) besonders heilig ist und aus diesem Grunde
mehr als die folgende angebaut wird. Das Holz ist weiss oder hell-
rosafarbig, glatt, leicht und doch sehr zäh, feinkörnig, harzarm und
knotenrein. Man verwendet es mit Vorliebe zu Lackwaaren und aus-
schliesslich zum Bau der Shintôtempel. Ebenso waren die Wohnungen
des Mikado und seiner Familie in Kiôto stets aus Hi-no-ki-Holz er-
richtet und mit der Rinde der Bäume, welche sich in höherem Alter
derselben leicht in langen Streifen ablöst, überdacht. Auf weissen,
unlackierten Tischchen aus Hi-no-ki überreichte man früher den zum
Seppuku (Bauchaufschlitzen) Verurtheilten den Dolch und auf ähnlichen
Tischchen präsentiert man noch jetzt den Göttern an ihren Festen Speise
und Trank.

Sawara unterscheidet sich im Aussehen nur durch eine etwas
hellgrünere Krone und bei näherer Betrachtung auch durch die ver-
schiedene Gestalt der kleinen schuppenförmigen Blätter, im Holze da-
gegen sehr auffallend von dem des Hi-no-ki. Dasselbe ist röthlich,
rauh und weniger geschätzt.

Das Holz der Hiba hat gelbliche Farbe und zeichnet sich be-
sonders durch seine Ausdauer im Wasser aus, weshalb es viel zu

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[277/0301] 6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc. vornehmlich an den Bergabhängen und in den Thalschluchten des mittleren Honshiu am oberen Kisogawa und in Kishiu und Yamato (siehe pg. 257), auf Boden, welcher aus der Verwitterung von Granit, alten Schiefern oder vulkanischem Gestein hervorging, dem Wasser leichten Abzug, den Wurzeln tiefes Eindringen gestattet. In ge- schlossenen, bodenreinen Beständen bilden sie hier prächtige Cultur- hochwälder mit kerzengraden Stämmen, welche 30—35 m Höhe und 3—4 m Umfang erreichen und in einem Alter von 160—200 Jahren noch ebenso gesund aussehen, wie in der Jugend. Zweihundertjährige Stämme haben an der Basis 2,5—3 m Umfang und 18 m höher, wo die Krone beginnt, noch 1,8—2 m. Hi-no-ki und Sawara trifft man häufiger, als Hiba. Sind sie, wie in den meisten Fällen, unter ein- ander gemischt, so kann man sie auf den ersten Blick kaum unter- scheiden, während die dritte Art im Bunde in ihrem Aussehen weit abweicht. Das schönere Gelbgrün der Oberseite des Laubes, das Blaugrün und die besondere Zeichnung der Unterseite bei Thujopsis dolabrata sind so auffällige Merkmale dieser schönsten aller Cypressen, dass man sie nicht leicht mit andern Nadelhölzern verwechseln wird. Wie schon hervorgehoben wurde, sind die Cypressenwälder künst- liche Anlagen. Die Samen keimen am besten im Schatten, worauf bei der Anzucht besonders geachtet werden muss. Oben an in der Werthschätzung steht der Hi-no-ki, welcher dem Ahnencultus (Shintô-Dienst) besonders heilig ist und aus diesem Grunde mehr als die folgende angebaut wird. Das Holz ist weiss oder hell- rosafarbig, glatt, leicht und doch sehr zäh, feinkörnig, harzarm und knotenrein. Man verwendet es mit Vorliebe zu Lackwaaren und aus- schliesslich zum Bau der Shintôtempel. Ebenso waren die Wohnungen des Mikado und seiner Familie in Kiôto stets aus Hi-no-ki-Holz er- richtet und mit der Rinde der Bäume, welche sich in höherem Alter derselben leicht in langen Streifen ablöst, überdacht. Auf weissen, unlackierten Tischchen aus Hi-no-ki überreichte man früher den zum Seppuku (Bauchaufschlitzen) Verurtheilten den Dolch und auf ähnlichen Tischchen präsentiert man noch jetzt den Göttern an ihren Festen Speise und Trank. Sawara unterscheidet sich im Aussehen nur durch eine etwas hellgrünere Krone und bei näherer Betrachtung auch durch die ver- schiedene Gestalt der kleinen schuppenförmigen Blätter, im Holze da- gegen sehr auffallend von dem des Hi-no-ki. Dasselbe ist röthlich, rauh und weniger geschätzt. Das Holz der Hiba hat gelbliche Farbe und zeichnet sich be- sonders durch seine Ausdauer im Wasser aus, weshalb es viel zu

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Zitationshilfe: Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 277. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/301>, abgerufen am 22.11.2024.