6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Gärten und Tempelhainen, wo sie 30 m Höhe und 2--3 m Umfang erreicht.
26. Abies Tsuga S. & Z. (Tsuga Sieboldi Carr.), jap. Tsuga. Die Tsugatanne findet sich auf allen grösseren japanischen Inseln, vor- nehmlich in 1500--2000 Meter Höhe (Region der Tannen und Lärchen), namentlich auf leichterem Boden vulkanischer Bergabhänge. Sie bildet hier meist geschlossene, bodenreine Bestände, mit denen sich nur wenige fremde Baumarten mischen. Selten steigt sie bis 700 Meter abwärts, erreicht aber alsdann ihre bedeutendste Entwickelung mit 3--4, zuweilen sogar 5 m Stammumfang und 24 m Höhe bei 12--14 m Schaftlänge. Die stattlichsten Exemplare mit 4--5 m dicken Stämmen und gleichstarken Momi vermischt, fand ich im Walde von Kirishima- yama im südlichen Kiushiu. Im Gebirgsnadelwalde nehmen gipfel- wärts Dicke und Höhe, namentlich letztere, bedeutend ab, so dass z. B. an Stellen über 2000 m Erhebung die Stämme bis auf 6--8 m Höhe herabsinken, wie man dies unter Andern bei Ersteigung des Nantai-san im Gebirge von Nikko leicht beobachten kann.
Wo die Tsuga in geschlossenen Gruppen auftritt, bildet sie gleich ihrem nordamerikanischen Verwandten, dem Hemlock tree (A. cana- densis Michaux) schöne, gerade Stämme, neigt dagegen wie dieser zur Gabelung und zu krummem Wuchse, wenn sie einzeln steht. Das Holz hat vortreffliche Eigenschaften und wird unter allen Tannen- hölzern Japans am höchsten geschätzt. Es ist von röthlicher Farbe, gradfaserig, feinkörnig, harzreich, fester und zäher als das aller Kiefern und Tannen, daher widerstandsfähiger. Auch wird es durch Wechsel in der Temperatur und Luftfeuchtigkeit wenig beeinflusst. Dieser Eigenschaft und der Widerstandskraft gegen Nässe wegen ver- wendet es der wohlhabende Japaner gern zur Herstellung der ge- dielten Veranda seines Hauses und schätzt es namentlich dann hoch, wenn es eine tiefer rothe Farbe aufweist. Der hohe Preis in Folge schwieriger Beschaffung, wegen schwerer Zugängigkeit der Wälder und ungeeigneter Transportmittel, verhindert auch bei diesem Holze eine ausgedehntere Verwendung im Haus- und Schiffsbau, wozu es sich vortrefflich eignet.
27. Pinus densiflora S. & Z., jap. Aka-matsu und Me-matsu.
28. P. Massoniana S. & Z. (P. Thunbergi Parl.), jap. Kuro-matsu und O-matsu. Diese beiden Kiefern, zur Gruppe Pinaster Endl. ge- hörend, zählen zu den verbreitetsten und beliebtesten Bäumen Japans. Erstere zeigt mit P. sylvestris, letztere mit P. austriaca viel Aehn- lichkeit. Wie bei dieser, so ist auch bei der Kuro-matsu, d. h. der "Schwarzkiefer", die Färbung der Rinde von Stamm und Aesten durch-
6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Gärten und Tempelhainen, wo sie 30 m Höhe und 2—3 m Umfang erreicht.
26. Abies Tsuga S. & Z. (Tsuga Sieboldi Carr.), jap. Tsuga. Die Tsugatanne findet sich auf allen grösseren japanischen Inseln, vor- nehmlich in 1500—2000 Meter Höhe (Region der Tannen und Lärchen), namentlich auf leichterem Boden vulkanischer Bergabhänge. Sie bildet hier meist geschlossene, bodenreine Bestände, mit denen sich nur wenige fremde Baumarten mischen. Selten steigt sie bis 700 Meter abwärts, erreicht aber alsdann ihre bedeutendste Entwickelung mit 3—4, zuweilen sogar 5 m Stammumfang und 24 m Höhe bei 12—14 m Schaftlänge. Die stattlichsten Exemplare mit 4—5 m dicken Stämmen und gleichstarken Momi vermischt, fand ich im Walde von Kirishima- yama im südlichen Kiushiu. Im Gebirgsnadelwalde nehmen gipfel- wärts Dicke und Höhe, namentlich letztere, bedeutend ab, so dass z. B. an Stellen über 2000 m Erhebung die Stämme bis auf 6—8 m Höhe herabsinken, wie man dies unter Andern bei Ersteigung des Nantai-san im Gebirge von Nikko leicht beobachten kann.
Wo die Tsuga in geschlossenen Gruppen auftritt, bildet sie gleich ihrem nordamerikanischen Verwandten, dem Hemlock tree (A. cana- densis Michaux) schöne, gerade Stämme, neigt dagegen wie dieser zur Gabelung und zu krummem Wuchse, wenn sie einzeln steht. Das Holz hat vortreffliche Eigenschaften und wird unter allen Tannen- hölzern Japans am höchsten geschätzt. Es ist von röthlicher Farbe, gradfaserig, feinkörnig, harzreich, fester und zäher als das aller Kiefern und Tannen, daher widerstandsfähiger. Auch wird es durch Wechsel in der Temperatur und Luftfeuchtigkeit wenig beeinflusst. Dieser Eigenschaft und der Widerstandskraft gegen Nässe wegen ver- wendet es der wohlhabende Japaner gern zur Herstellung der ge- dielten Veranda seines Hauses und schätzt es namentlich dann hoch, wenn es eine tiefer rothe Farbe aufweist. Der hohe Preis in Folge schwieriger Beschaffung, wegen schwerer Zugängigkeit der Wälder und ungeeigneter Transportmittel, verhindert auch bei diesem Holze eine ausgedehntere Verwendung im Haus- und Schiffsbau, wozu es sich vortrefflich eignet.
27. Pinus densiflora S. & Z., jap. Aka-matsu und Me-matsu.
28. P. Massoniana S. & Z. (P. Thunbergi Parl.), jap. Kuro-matsu und O-matsu. Diese beiden Kiefern, zur Gruppe Pinaster Endl. ge- hörend, zählen zu den verbreitetsten und beliebtesten Bäumen Japans. Erstere zeigt mit P. sylvestris, letztere mit P. austriaca viel Aehn- lichkeit. Wie bei dieser, so ist auch bei der Kuro-matsu, d. h. der »Schwarzkiefer«, die Färbung der Rinde von Stamm und Aesten durch-
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[281/0305]
6. Eigenschaften und Verwendung der wichtigeren Waldbäume etc.
Gärten und Tempelhainen, wo sie 30 m Höhe und 2—3 m Umfang
erreicht.
26. Abies Tsuga S. & Z. (Tsuga Sieboldi Carr.), jap. Tsuga. Die
Tsugatanne findet sich auf allen grösseren japanischen Inseln, vor-
nehmlich in 1500—2000 Meter Höhe (Region der Tannen und Lärchen),
namentlich auf leichterem Boden vulkanischer Bergabhänge. Sie bildet
hier meist geschlossene, bodenreine Bestände, mit denen sich nur
wenige fremde Baumarten mischen. Selten steigt sie bis 700 Meter
abwärts, erreicht aber alsdann ihre bedeutendste Entwickelung mit
3—4, zuweilen sogar 5 m Stammumfang und 24 m Höhe bei 12—14 m
Schaftlänge. Die stattlichsten Exemplare mit 4—5 m dicken Stämmen
und gleichstarken Momi vermischt, fand ich im Walde von Kirishima-
yama im südlichen Kiushiu. Im Gebirgsnadelwalde nehmen gipfel-
wärts Dicke und Höhe, namentlich letztere, bedeutend ab, so dass
z. B. an Stellen über 2000 m Erhebung die Stämme bis auf 6—8 m
Höhe herabsinken, wie man dies unter Andern bei Ersteigung des
Nantai-san im Gebirge von Nikko leicht beobachten kann.
Wo die Tsuga in geschlossenen Gruppen auftritt, bildet sie gleich
ihrem nordamerikanischen Verwandten, dem Hemlock tree (A. cana-
densis Michaux) schöne, gerade Stämme, neigt dagegen wie dieser
zur Gabelung und zu krummem Wuchse, wenn sie einzeln steht. Das
Holz hat vortreffliche Eigenschaften und wird unter allen Tannen-
hölzern Japans am höchsten geschätzt. Es ist von röthlicher Farbe,
gradfaserig, feinkörnig, harzreich, fester und zäher als das aller
Kiefern und Tannen, daher widerstandsfähiger. Auch wird es durch
Wechsel in der Temperatur und Luftfeuchtigkeit wenig beeinflusst.
Dieser Eigenschaft und der Widerstandskraft gegen Nässe wegen ver-
wendet es der wohlhabende Japaner gern zur Herstellung der ge-
dielten Veranda seines Hauses und schätzt es namentlich dann hoch,
wenn es eine tiefer rothe Farbe aufweist. Der hohe Preis in Folge
schwieriger Beschaffung, wegen schwerer Zugängigkeit der Wälder
und ungeeigneter Transportmittel, verhindert auch bei diesem Holze
eine ausgedehntere Verwendung im Haus- und Schiffsbau, wozu es
sich vortrefflich eignet.
27. Pinus densiflora S. & Z., jap. Aka-matsu und Me-matsu.
28. P. Massoniana S. & Z. (P. Thunbergi Parl.), jap. Kuro-matsu
und O-matsu. Diese beiden Kiefern, zur Gruppe Pinaster Endl. ge-
hörend, zählen zu den verbreitetsten und beliebtesten Bäumen Japans.
Erstere zeigt mit P. sylvestris, letztere mit P. austriaca viel Aehn-
lichkeit. Wie bei dieser, so ist auch bei der Kuro-matsu, d. h. der
»Schwarzkiefer«, die Färbung der Rinde von Stamm und Aesten durch-
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/305>, abgerufen am 22.11.2024.
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