immergrüner Blätter. Zu dieser schönen und vollen Belaubung gesellen sich bei den weiblichen Exemplaren im Sommer hin und wieder noch prächtige scharlachrothe Steinfrüchte, welche in Färbung und Gestalt an die viel grösseren, verwandten Cornelkirschen erinnern, doch nicht wie diese auch eine Verwendung finden. Dagegen sind die bräun- lichen, zweihäusigen Blüthchen, welche im Mai in Rispenstellung am Ende der Zweige auftreten, ziemlich unscheinbar.
Sehen wir ab von der Camellie, so hat sich kaum eine andere der zahlreichen japanischen Zierpflanzen einer grösseren Beliebtheit und weiteren Verbreitung zu erfreuen gehabt, als die Aucuba. Dabei haben auch hier Natur, Zufall und Cultur schon in ihrer Heimat, mehr aber noch bei uns eine Menge Abarten ausgebildet, die sich vornehm- lich durch Grösse, Form und Art der Panachierung der Blätter von einander unterscheiden.
Japan und China sind die Heimat der ursprünglichen einfachen Form. Dort findet man dieselbe, ebenso die geflecktblätterige, als 1--2 m hohen Strauch ziemlich häufig, besonders in Buschwaldungen der Hügellandschaften, sowie angepflanzt in Tempelhainen und Gärten. Ihre Verbreitungsgeschichte im Abendlande ist nicht ohne Interesse. Im Jahre 1784 erschien zuerst Thunbergs Beschreibung der Pflanze. Ein Jahr zuvor hatte John Graeffer ein weibliches Exemplar mit pa- nachierten Blättern (Aucuba japonica var. punctata) (ungleiche, gelb- weisse Flecken zerstreut über den gelbgrünen Grund der Blatt- fläche) nach England gebracht.*) Von dieser Pflanze stammen die meisten der unzähligen Büsche, welche man jetzt in Europa und Nord- amerika, sei es im Freien oder als beliebten Zimmerschmuck findet. Die Vermehrung erfolgt allenthalben und leicht durch Stecklinge. An- fangs hielt man die Aucuba (auch in Frankreich) ängstlich im Warm- haus, fand dann, dass sie sich besser fürs Kalthaus eigne, und wagte endlich auch die Verpflanzung ins freie Land. Das feuchte Klima Englands mit seinen milden Wintern und kühlen, feuchten Sommern sagt ihr am meisten zu. Der Strauch ist in London verbreiteter, wie irgend ein anderer, und fehlt kaum dem bescheidensten Gärtchen. Man kann dort schönere Büsche sehen, als irgendwo in Japan selbst. Auch in den Niederlanden und in Frankreich, sowie in den milderen Theilen Deutschlands, zumal in Bonn und Nachbarschaft, spielt Aucuba als immergrüne Freilandpflanze eine grosse Rolle und ist viel häufiger, als Kirschlorbeer, Ilex und andere. Im übrigen Deutschland erfriert sie während des Winters und kann, obwohl sie in der Regel von der
*) Aiton: Hortus Kewensis V. pg. 257.
I. Land- und Forstwirthschaft.
immergrüner Blätter. Zu dieser schönen und vollen Belaubung gesellen sich bei den weiblichen Exemplaren im Sommer hin und wieder noch prächtige scharlachrothe Steinfrüchte, welche in Färbung und Gestalt an die viel grösseren, verwandten Cornelkirschen erinnern, doch nicht wie diese auch eine Verwendung finden. Dagegen sind die bräun- lichen, zweihäusigen Blüthchen, welche im Mai in Rispenstellung am Ende der Zweige auftreten, ziemlich unscheinbar.
Sehen wir ab von der Camellie, so hat sich kaum eine andere der zahlreichen japanischen Zierpflanzen einer grösseren Beliebtheit und weiteren Verbreitung zu erfreuen gehabt, als die Aucuba. Dabei haben auch hier Natur, Zufall und Cultur schon in ihrer Heimat, mehr aber noch bei uns eine Menge Abarten ausgebildet, die sich vornehm- lich durch Grösse, Form und Art der Panachierung der Blätter von einander unterscheiden.
Japan und China sind die Heimat der ursprünglichen einfachen Form. Dort findet man dieselbe, ebenso die geflecktblätterige, als 1—2 m hohen Strauch ziemlich häufig, besonders in Buschwaldungen der Hügellandschaften, sowie angepflanzt in Tempelhainen und Gärten. Ihre Verbreitungsgeschichte im Abendlande ist nicht ohne Interesse. Im Jahre 1784 erschien zuerst Thunbergs Beschreibung der Pflanze. Ein Jahr zuvor hatte John Graeffer ein weibliches Exemplar mit pa- nachierten Blättern (Aucuba japonica var. punctata) (ungleiche, gelb- weisse Flecken zerstreut über den gelbgrünen Grund der Blatt- fläche) nach England gebracht.*) Von dieser Pflanze stammen die meisten der unzähligen Büsche, welche man jetzt in Europa und Nord- amerika, sei es im Freien oder als beliebten Zimmerschmuck findet. Die Vermehrung erfolgt allenthalben und leicht durch Stecklinge. An- fangs hielt man die Aucuba (auch in Frankreich) ängstlich im Warm- haus, fand dann, dass sie sich besser fürs Kalthaus eigne, und wagte endlich auch die Verpflanzung ins freie Land. Das feuchte Klima Englands mit seinen milden Wintern und kühlen, feuchten Sommern sagt ihr am meisten zu. Der Strauch ist in London verbreiteter, wie irgend ein anderer, und fehlt kaum dem bescheidensten Gärtchen. Man kann dort schönere Büsche sehen, als irgendwo in Japan selbst. Auch in den Niederlanden und in Frankreich, sowie in den milderen Theilen Deutschlands, zumal in Bonn und Nachbarschaft, spielt Aucuba als immergrüne Freilandpflanze eine grosse Rolle und ist viel häufiger, als Kirschlorbeer, Ilex und andere. Im übrigen Deutschland erfriert sie während des Winters und kann, obwohl sie in der Regel von der
*) Aiton: Hortus Kewensis V. pg. 257.
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I. Land- und Forstwirthschaft.
immergrüner Blätter. Zu dieser schönen und vollen Belaubung gesellen
sich bei den weiblichen Exemplaren im Sommer hin und wieder noch
prächtige scharlachrothe Steinfrüchte, welche in Färbung und Gestalt
an die viel grösseren, verwandten Cornelkirschen erinnern, doch nicht
wie diese auch eine Verwendung finden. Dagegen sind die bräun-
lichen, zweihäusigen Blüthchen, welche im Mai in Rispenstellung am
Ende der Zweige auftreten, ziemlich unscheinbar.
Sehen wir ab von der Camellie, so hat sich kaum eine andere
der zahlreichen japanischen Zierpflanzen einer grösseren Beliebtheit
und weiteren Verbreitung zu erfreuen gehabt, als die Aucuba. Dabei
haben auch hier Natur, Zufall und Cultur schon in ihrer Heimat, mehr
aber noch bei uns eine Menge Abarten ausgebildet, die sich vornehm-
lich durch Grösse, Form und Art der Panachierung der Blätter von
einander unterscheiden.
Japan und China sind die Heimat der ursprünglichen einfachen
Form. Dort findet man dieselbe, ebenso die geflecktblätterige, als
1—2 m hohen Strauch ziemlich häufig, besonders in Buschwaldungen
der Hügellandschaften, sowie angepflanzt in Tempelhainen und Gärten.
Ihre Verbreitungsgeschichte im Abendlande ist nicht ohne Interesse.
Im Jahre 1784 erschien zuerst Thunbergs Beschreibung der Pflanze.
Ein Jahr zuvor hatte John Graeffer ein weibliches Exemplar mit pa-
nachierten Blättern (Aucuba japonica var. punctata) (ungleiche, gelb-
weisse Flecken zerstreut über den gelbgrünen Grund der Blatt-
fläche) nach England gebracht. *) Von dieser Pflanze stammen die
meisten der unzähligen Büsche, welche man jetzt in Europa und Nord-
amerika, sei es im Freien oder als beliebten Zimmerschmuck findet.
Die Vermehrung erfolgt allenthalben und leicht durch Stecklinge. An-
fangs hielt man die Aucuba (auch in Frankreich) ängstlich im Warm-
haus, fand dann, dass sie sich besser fürs Kalthaus eigne, und wagte
endlich auch die Verpflanzung ins freie Land. Das feuchte Klima
Englands mit seinen milden Wintern und kühlen, feuchten Sommern
sagt ihr am meisten zu. Der Strauch ist in London verbreiteter, wie
irgend ein anderer, und fehlt kaum dem bescheidensten Gärtchen.
Man kann dort schönere Büsche sehen, als irgendwo in Japan selbst.
Auch in den Niederlanden und in Frankreich, sowie in den milderen
Theilen Deutschlands, zumal in Bonn und Nachbarschaft, spielt Aucuba
als immergrüne Freilandpflanze eine grosse Rolle und ist viel häufiger,
als Kirschlorbeer, Ilex und andere. Im übrigen Deutschland erfriert
sie während des Winters und kann, obwohl sie in der Regel von der
*) Aiton: Hortus Kewensis V. pg. 257.
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Rein, Johann Justus: Japan nach Reisen und Studien. Bd. 2. Leipzig, 1886, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rein_japan02_1886/362>, abgerufen am 22.11.2024.
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