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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Hauß-vnd Ehestande.
Legibus Ceremonialib. vnd Forensibus, so den Juden gegeben vnd durch das newe
Testament auff gehoben. vid. Hugon. Grot. de jure Belli lib. 2. Cap. 5. n. 13. David
Chytrae. in Levitic. C. 18. & 19. fol. m.
593. Die gemeine Keyserliche beschriebene/
wie auch die Canonische vnnd Päbstliche Rechte sampt allen Christlichen Kirchen
Ordnungen stimmen damit allerdings vber ein. So haben auch die ehrbahre ver-
nünfftige Heyden/ auß obangeregtem eingepflantzeten Liecht der Natur die Ver-
heuratungen in diesen gradibus vor abominabel, abschewlich vnd der natürlichen
Rechten zu wider gehalten. wie ex Corn. Tacit. lib. 12. Annal. zuersehen. (Jure gen-
tium incestum committit, qui ex gradu ascendentiu vel descendentiu uxoren duxerit,

spricht der Heydnische Rechs Lehrer l. jure gentium 68. ff. de rit. Nupt.) Als Keyser
Claudius seines Brudern Tochter die Agrippinam sich vermählen vnd zu Hauß füh-
ren wollen/ ist solches den Römischen Volck/ sehr frembd vnd vngewöhnlich vorkom-
men/ gestalt Tacitus an angezogenem Orte darvon schreibet: Nullo exemplo, dedu-
ctam fratris filia, in patrui domum.
Ja er nennet daselbsten solche Conjunction vnd
Vermählung einen incestum oder Blutschande vnd amorem illicitu mit fernerem
vermelden/ daß vber solche Heurath deß Keysers Claudij/ das Römische Volck
also beweget vnnd schwürig worden/ daß man sich fast eines gemeinen Auffstandts
zu Rom dahero befahret/ deme aber vorzukommen/ Keyser Claudius, ein Decretum
a Senatu
durch seinen Gewalt erhalten/ nachfolgenden Jnhalts: Ut in posterum,
justae Nuptiae inter patruos, fratrumque filias statuerentur:
Daß nemblich ins
künfftig erlaubet seyn solte/ seines Bruders Tochter zu heyrathen/ vnnd zeiget
Tacitus gar denckwürdig darneben an/ daß die Römer dannoch so ehrbar vnnd die
veneratio Conjuncti Sanguinis so groß von Natur bey jhnen gewesen/ daß nurrent
ein einiger Talledius, Severus genant/ der Keyserin zu complaciren vnnd den
Fuchsschwantz zustreichen dieses gefolget/ vnnd seines Brudern Tochter geheura-
thet. Es haben aber hernacher die Heydnische Keyser Coccejus, Nerva vnnd an-
dere/ propter Reverentiam Sanguinis vnter so nahen Blutsfreunden die an El-
tern vnd Kinderstatt/ vnter sich seynd/ durch widrige Gesetze auff gehoben vnd der-
gleichen Ehe verbotten. Worauß dann zuschliessen/ daß diese in Levitico verbot-
tene gradus, auch de jure Naturae vnnd ex sanae rationis dictamine vor vnzimblich
gehalten vnd der Regul nach heisset: Lex Natura, Lex Dei.

Wann man auch auff die Vnglückseelige eventus vnnd Straffen GOttes
die auff diese deß Claudij/ Agrippinae vnd dergleichen conjunctionen in Historien
befindliche exempla siehet/ hat GOTT ins gemein ein Mißfallen daran/ vnd seynd
nicht wol gerathen.

Dann auff deß Claudij vnnd Agrippinae, Vermählung ist erfolget. 1. Daß
sie die Agrippina auß grosser Begierde zu regiren vnnd zu herrschen/ jhren Herrn
vnd Ehegemahl den Röm. Keyser/ mit Gifft hinrichten lassen. 2. Jst auß solcher
Ehe der abschewliche Tyrann Nero, der Recht vnd wol portentum generis humani

genant/
b iij

Von dem Hauß-vnd Eheſtande.
Legibus Ceremonialib. vnd Forenſibus, ſo den Juden gegeben vnd durch das newe
Teſtament auff gehoben. vid. Hugon. Grot. de jure Belli lib. 2. Cap. 5. n. 13. David
Chytræ. in Levitic. C. 18. & 19. fol. m.
593. Die gemeine Keyſerliche beſchriebene/
wie auch die Canoniſche vnnd Paͤbſtliche Rechte ſampt allen Chriſtlichen Kirchen
Ordnungen ſtimmen damit allerdings vber ein. So haben auch die ehrbahre ver-
nünfftige Heyden/ auß obangeregtem eingepflantzeten Liecht der Natur die Ver-
heuratungen in dieſen gradibus vor abominabel, abſchewlich vnd der natuͤrlichen
Rechten zu wider gehalten. wie ex Corn. Tacit. lib. 12. Annal. zuerſehen. (Jure gen-
tium inceſtum committit, qui ex gradu aſcendentiũ vel deſcẽdentiũ uxorẽ duxerit,

ſpricht der Heydniſche Rechs Lehrer l. jure gentium 68. ff. de rit. Nupt.) Als Keyſer
Claudius ſeines Brudern Tochter die Agrippinam ſich vermaͤhlen vñ zu Hauß fuͤh-
ren wollen/ iſt ſolches dẽ Roͤmiſchen Volck/ ſehr frembd vnd vngewoͤhnlich vorkom-
men/ geſtalt Tacitus an angezogenem Orte darvon ſchreibet: Nullo exemplo, dedu-
ctam fratris filiã, in patrui domum.
Ja er nennet daſelbſten ſolche Conjunction vnd
Vermaͤhlung einen inceſtum oder Blutſchande vnd amorem illicitũ mit fernerem
vermelden/ daß vber ſolche Heurath deß Keyſers Claudij/ das Roͤmiſche Volck
alſo beweget vnnd ſchwuͤrig worden/ daß man ſich faſt eines gemeinen Auffſtandts
zu Rom dahero befahret/ deme aber vorzukommen/ Keyſer Claudius, ein Decretum
à Senatu
durch ſeinen Gewalt erhalten/ nachfolgenden Jnhalts: Ut in poſterum,
juſtæ Nuptiæ inter patruos, fratrumque filias ſtatuerentur:
Daß nemblich ins
kuͤnfftig erlaubet ſeyn ſolte/ ſeines Bruders Tochter zu heyrathen/ vnnd zeiget
Tacitus gar denckwuͤrdig darneben an/ daß die Roͤmer dannoch ſo ehrbar vnnd die
veneratio Conjuncti Sanguinis ſo groß von Natur bey jhnen geweſen/ daß nurꝛent
ein einiger Talledius, Severus genant/ der Keyſerin zu complaciren vnnd den
Fuchsſchwantz zuſtreichen dieſes gefolget/ vnnd ſeines Brudern Tochter geheura-
thet. Es haben aber hernacher die Heydniſche Keyſer Coccejus, Nerva vnnd an-
dere/ propter Reverentiam Sanguinis vnter ſo nahen Blutsfreunden die an El-
tern vnd Kinderſtatt/ vnter ſich ſeynd/ durch widrige Geſetze auff gehoben vnd der-
gleichen Ehe verbotten. Worauß dann zuſchlieſſen/ daß dieſe in Levitico verbot-
tene gradus, auch de jure Naturæ vnnd ex ſanæ rationis dictamine vor vnzimblich
gehalten vnd der Regul nach heiſſet: Lex Natura, Lex Dei.

Wann man auch auff die Vngluͤckſeelige eventus vnnd Straffen GOttes
die auff dieſe deß Claudij/ Agrippinæ vnd dergleichen conjunctionen in Hiſtorien
befindliche exempla ſiehet/ hat GOTT ins gemein ein Mißfallen daran/ vnd ſeynd
nicht wol gerathen.

Dann auff deß Claudij vnnd Agrippinæ, Vermaͤhlung iſt erfolget. 1. Daß
ſie die Agrippina auß groſſer Begierde zu regiren vnnd zu herꝛſchen/ jhren Herꝛn
vnd Ehegemahl den Roͤm. Keyſer/ mit Gifft hinrichten laſſen. 2. Jſt auß ſolcher
Ehe der abſchewliche Tyrann Nero, der Recht vnd wol portentum generis humani

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[13/0647] Von dem Hauß-vnd Eheſtande. Legibus Ceremonialib. vnd Forenſibus, ſo den Juden gegeben vnd durch das newe Teſtament auff gehoben. vid. Hugon. Grot. de jure Belli lib. 2. Cap. 5. n. 13. David Chytræ. in Levitic. C. 18. & 19. fol. m. 593. Die gemeine Keyſerliche beſchriebene/ wie auch die Canoniſche vnnd Paͤbſtliche Rechte ſampt allen Chriſtlichen Kirchen Ordnungen ſtimmen damit allerdings vber ein. So haben auch die ehrbahre ver- nünfftige Heyden/ auß obangeregtem eingepflantzeten Liecht der Natur die Ver- heuratungen in dieſen gradibus vor abominabel, abſchewlich vnd der natuͤrlichen Rechten zu wider gehalten. wie ex Corn. Tacit. lib. 12. Annal. zuerſehen. (Jure gen- tium inceſtum committit, qui ex gradu aſcendentiũ vel deſcẽdentiũ uxorẽ duxerit, ſpricht der Heydniſche Rechs Lehrer l. jure gentium 68. ff. de rit. Nupt.) Als Keyſer Claudius ſeines Brudern Tochter die Agrippinam ſich vermaͤhlen vñ zu Hauß fuͤh- ren wollen/ iſt ſolches dẽ Roͤmiſchen Volck/ ſehr frembd vnd vngewoͤhnlich vorkom- men/ geſtalt Tacitus an angezogenem Orte darvon ſchreibet: Nullo exemplo, dedu- ctam fratris filiã, in patrui domum. Ja er nennet daſelbſten ſolche Conjunction vnd Vermaͤhlung einen inceſtum oder Blutſchande vnd amorem illicitũ mit fernerem vermelden/ daß vber ſolche Heurath deß Keyſers Claudij/ das Roͤmiſche Volck alſo beweget vnnd ſchwuͤrig worden/ daß man ſich faſt eines gemeinen Auffſtandts zu Rom dahero befahret/ deme aber vorzukommen/ Keyſer Claudius, ein Decretum à Senatu durch ſeinen Gewalt erhalten/ nachfolgenden Jnhalts: Ut in poſterum, juſtæ Nuptiæ inter patruos, fratrumque filias ſtatuerentur: Daß nemblich ins kuͤnfftig erlaubet ſeyn ſolte/ ſeines Bruders Tochter zu heyrathen/ vnnd zeiget Tacitus gar denckwuͤrdig darneben an/ daß die Roͤmer dannoch ſo ehrbar vnnd die veneratio Conjuncti Sanguinis ſo groß von Natur bey jhnen geweſen/ daß nurꝛent ein einiger Talledius, Severus genant/ der Keyſerin zu complaciren vnnd den Fuchsſchwantz zuſtreichen dieſes gefolget/ vnnd ſeines Brudern Tochter geheura- thet. Es haben aber hernacher die Heydniſche Keyſer Coccejus, Nerva vnnd an- dere/ propter Reverentiam Sanguinis vnter ſo nahen Blutsfreunden die an El- tern vnd Kinderſtatt/ vnter ſich ſeynd/ durch widrige Geſetze auff gehoben vnd der- gleichen Ehe verbotten. Worauß dann zuſchlieſſen/ daß dieſe in Levitico verbot- tene gradus, auch de jure Naturæ vnnd ex ſanæ rationis dictamine vor vnzimblich gehalten vnd der Regul nach heiſſet: Lex Natura, Lex Dei. Wann man auch auff die Vngluͤckſeelige eventus vnnd Straffen GOttes die auff dieſe deß Claudij/ Agrippinæ vnd dergleichen conjunctionen in Hiſtorien befindliche exempla ſiehet/ hat GOTT ins gemein ein Mißfallen daran/ vnd ſeynd nicht wol gerathen. Dann auff deß Claudij vnnd Agrippinæ, Vermaͤhlung iſt erfolget. 1. Daß ſie die Agrippina auß groſſer Begierde zu regiren vnnd zu herꝛſchen/ jhren Herꝛn vnd Ehegemahl den Roͤm. Keyſer/ mit Gifft hinrichten laſſen. 2. Jſt auß ſolcher Ehe der abſchewliche Tyrann Nero, der Recht vnd wol portentum generis humani genant/ b iij

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/647>, abgerufen am 23.11.2024.