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Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

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Von dem Hauß-vnd Ehestande.
ingratum trahit: & si quando ad praelia ventum est.
Ut quondam in stipulis, magnus sine viribus ignis,
In cassum furit.
)

Solches bezeuget die betagte Sara genugsam/ dann als sie hörete/ daß
sie in jhrem Alter noch einen Sohn gebehren solte/ hat sie nicht allein darüber ge-
lachet/ sondern diese motiva darbey angezogen: Nun ich alt bin sol ich Wollust pfle-
gen vnd mein Herr auch alt ist/ Gen. C. 18. v. 12. hat damit so viel zu erkennen gegeben/
daß der Alten thun nit mehr sey eheliche Wollust zupflegen/ vnd Kinder zu zeugen.

Dem alten Priester Zacharias kam es auch etwas befrembt vor wie jhme der
Engel ankündete daß seine alte Elisabeth jhme noch einen Sohn gebähren vnd zur
Welt bringen solte/ movirte alsobald dem Engel dieß Dubium: worbey sol ich das
erkennen? Denn ich bin alt vnd mein Weib ist betaget/ Luc. Cap. 1. v. 18. Dieses
hat auch erwogen jene gute Frawe/ welche nachfolgende/ denckwürdige wie wol
schlecht gesetzete Reime forn in jhr Betbuch geschrieben:

David vnd Salomon/
Das waren GOttes Männer.
Sie hatten die Weiber lieb
Vnd ziehleten viel Kinder
Da sie aber kamen ins Alter
Da machten sie Psalter
Als sie nicht mehr künten
Hielten sie es vor Sünde
Darumb ist mein getrewer Rath
Es liebe ein jeder weil ers im vermögen hat/
Dann es jhm hernacher wol vergeht
Wann jhm der Handel nicht mehr ansteht.

Ein gar mißliche vnd gefährliche resolution ist es/ wann ein alter Greiser ein
gar junges Mägdlein/ im Ehebett haben wil/ dann zwischen solchen ist keine pro-
portion
der Jahre vnnd deß Leibes kräffte/ vnd kan schwerlich seine Schüldigkeit
vnnd eheliche Pflicht/ darzu er gehalten/ ablegen/ auch da er sich vber vermögen an-
greiffen wil debilitiret er seine vorhin vom Alter erschöpffete Kräffte vnd Glieder.
(Puella ducta a sene, potest tuto feretrum deferre secum, pro tumulando marito,
ex Bernhardin. refert Nevizan. in sylv. Nupt. Cap. An seni Nubendum
) dardurch
das annoch vbrige humidum radicale sampt dem nativo calore geschwechet vnnd
er täglich zur Todtenbahr praepariret vnd bequehm gemachet wird. (Senes dum ju-
venculas ducunt, in vivum sepulchrum properare, & equam quaerere, qua vehantur
ad coelos, ut vulgo dicitur. Arnis. de Conjug. C. 2. v.
16.) König Heinrich der vierdte
in Franckreich/ hat eins mahls wie er gesehen/ daß ein Alter mit einem gar jungen
Mägdlein Hochzeit gehalten darzu gesaget; Diese würde dem Alten eine gute be-

quehme
e iij

Von dem Hauß-vnd Eheſtande.
ingratum trahit: & ſi quando ad prælia ventum eſt.
Ut quondam in ſtipulis, magnus ſine viribus ignis,
In caſſum furit.
)

Solches bezeuget die betagte Sara genugſam/ dann als ſie hoͤrete/ daß
ſie in jhrem Alter noch einen Sohn gebehren ſolte/ hat ſie nicht allein daruͤber ge-
lachet/ ſondern dieſe motiva darbey angezogen: Nun ich alt bin ſol ich Wolluſt pfle-
gen vnd mein Herꝛ auch alt iſt/ Gen. C. 18. v. 12. hat damit ſo viel zu erkennen gegebẽ/
daß der Alten thun nit mehr ſey eheliche Wolluſt zupflegen/ vnd Kinder zu zeugen.

Dem alten Prieſter Zacharias kam es auch etwas befrembt vor wie jhme der
Engel ankuͤndete daß ſeine alte Eliſabeth jhme noch einen Sohn gebaͤhren vnd zur
Welt bringen ſolte/ movirte alſobald dem Engel dieß Dubium: worbey ſol ich das
erkennen? Denn ich bin alt vnd mein Weib iſt betaget/ Luc. Cap. 1. v. 18. Dieſes
hat auch erwogen jene gute Frawe/ welche nachfolgende/ denckwuͤrdige wie wol
ſchlecht geſetzete Reime forn in jhr Betbuch geſchrieben:

David vnd Salomon/
Das waren GOttes Maͤnner.
Sie hatten die Weiber lieb
Vnd ziehleten viel Kinder
Da ſie aber kamen ins Alter
Da machten ſie Pſalter
Als ſie nicht mehr künten
Hielten ſie es vor Suͤnde
Darumb iſt mein getrewer Rath
Es liebe ein jeder weil ers im vermoͤgen hat/
Dann es jhm hernacher wol vergeht
Wann jhm der Handel nicht mehr anſteht.

Ein gar mißliche vnd gefaͤhrliche reſolution iſt es/ wann ein alter Greiſer ein
gar junges Maͤgdlein/ im Ehebett haben wil/ dann zwiſchen ſolchen iſt keine pro-
portion
der Jahre vnnd deß Leibes kraͤffte/ vnd kan ſchwerlich ſeine Schüldigkeit
vnnd eheliche Pflicht/ darzu er gehalten/ ablegen/ auch da er ſich vber vermoͤgen an-
greiffen wil debilitiret er ſeine vorhin vom Alter erſchoͤpffete Kraͤffte vnd Glieder.
(Puella ducta à ſene, poteſt tutò feretrum deferre ſecum, pro tumulando marito,
ex Bernhardin. refert Nevizan. in ſylv. Nupt. Cap. An ſeni Nubendum
) dardurch
das annoch vbrige humidum radicale ſampt dem nativo calore geſchwechet vnnd
er taͤglich zur Todtenbahr præpariret vnd bequehm gemachet wird. (Senes dum ju-
venculas ducunt, in vivum ſepulchrum properare, & equam quærere, quâ vehantur
ad cœlos, ut vulgo dicitur. Arnis. de Conjug. C. 2. v.
16.) Koͤnig Heinrich der vierdte
in Franckreich/ hat eins mahls wie er geſehen/ daß ein Alter mit einem gar jungen
Maͤgdlein Hochzeit gehalten darzu geſaget; Dieſe wuͤrde dem Alten eine gute be-

quehme
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[37/0671] Von dem Hauß-vnd Eheſtande. ingratum trahit: & ſi quando ad prælia ventum eſt. Ut quondam in ſtipulis, magnus ſine viribus ignis, In caſſum furit.) Solches bezeuget die betagte Sara genugſam/ dann als ſie hoͤrete/ daß ſie in jhrem Alter noch einen Sohn gebehren ſolte/ hat ſie nicht allein daruͤber ge- lachet/ ſondern dieſe motiva darbey angezogen: Nun ich alt bin ſol ich Wolluſt pfle- gen vnd mein Herꝛ auch alt iſt/ Gen. C. 18. v. 12. hat damit ſo viel zu erkennen gegebẽ/ daß der Alten thun nit mehr ſey eheliche Wolluſt zupflegen/ vnd Kinder zu zeugen. Dem alten Prieſter Zacharias kam es auch etwas befrembt vor wie jhme der Engel ankuͤndete daß ſeine alte Eliſabeth jhme noch einen Sohn gebaͤhren vnd zur Welt bringen ſolte/ movirte alſobald dem Engel dieß Dubium: worbey ſol ich das erkennen? Denn ich bin alt vnd mein Weib iſt betaget/ Luc. Cap. 1. v. 18. Dieſes hat auch erwogen jene gute Frawe/ welche nachfolgende/ denckwuͤrdige wie wol ſchlecht geſetzete Reime forn in jhr Betbuch geſchrieben: David vnd Salomon/ Das waren GOttes Maͤnner. Sie hatten die Weiber lieb Vnd ziehleten viel Kinder Da ſie aber kamen ins Alter Da machten ſie Pſalter Als ſie nicht mehr künten Hielten ſie es vor Suͤnde Darumb iſt mein getrewer Rath Es liebe ein jeder weil ers im vermoͤgen hat/ Dann es jhm hernacher wol vergeht Wann jhm der Handel nicht mehr anſteht. Ein gar mißliche vnd gefaͤhrliche reſolution iſt es/ wann ein alter Greiſer ein gar junges Maͤgdlein/ im Ehebett haben wil/ dann zwiſchen ſolchen iſt keine pro- portion der Jahre vnnd deß Leibes kraͤffte/ vnd kan ſchwerlich ſeine Schüldigkeit vnnd eheliche Pflicht/ darzu er gehalten/ ablegen/ auch da er ſich vber vermoͤgen an- greiffen wil debilitiret er ſeine vorhin vom Alter erſchoͤpffete Kraͤffte vnd Glieder. (Puella ducta à ſene, poteſt tutò feretrum deferre ſecum, pro tumulando marito, ex Bernhardin. refert Nevizan. in ſylv. Nupt. Cap. An ſeni Nubendum) dardurch das annoch vbrige humidum radicale ſampt dem nativo calore geſchwechet vnnd er taͤglich zur Todtenbahr præpariret vnd bequehm gemachet wird. (Senes dum ju- venculas ducunt, in vivum ſepulchrum properare, & equam quærere, quâ vehantur ad cœlos, ut vulgo dicitur. Arnis. de Conjug. C. 2. v. 16.) Koͤnig Heinrich der vierdte in Franckreich/ hat eins mahls wie er geſehen/ daß ein Alter mit einem gar jungen Maͤgdlein Hochzeit gehalten darzu geſaget; Dieſe wuͤrde dem Alten eine gute be- quehme e iij

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Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/671>, abgerufen am 13.06.2024.