Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653.

Bild:
<< vorherige Seite
Das dritte Buch/

Es seynd viel Leuthe/ Männlichen vnd Weiblichen Geschlechtes sonderlich
in den grossen Städten/ welche gar von keinem höfflichen Schertz hören oder wis-
sen wollen/ sondern sitzen wie die Holtzböcke/ wollen jhre Gravität sehen lassen/ wie
der Tölpische reiche Nabal/ lachen nicht einmahl/ es gehe dann ein Dorff vnter/ von
einem solchen Sawertopff hat ein Weib wenig Frewde/ vnnd ein Mann wenig
Trost. Jsaac vnd Rebecca haben freundlich mit einander geschertzet vnd damit jhr
Hauß-Creutz/ das sie in frembden Landen gehabt erleichtert. Syrach saget:

Ein freundlich Weib/ erfrewet jhren Mann/ vnnd wenn sie vernünfftig mit
ihmevmbgehet/ erfrischet sie jhme sein Hertz/ Cap. 26. v. 17. Es ist nicht zu zweiffeln
wann vnsere erste Eltern in jhrer anerschaffenen Heyligkeit vnnd Gerechtigkeit
deß Ebenbildes GOttes geblieben vnd nicht so schwer gefallen wären/ daß auch die
eheliche Pflichte vnnd Beywohnung/ ohne alle Beschämung vnnd Ergernuß/ wie
droben Axiom. 1. gemeldet/ nicht weniger als andere natürliche Actiones vnnd
Handlung/ essen/ trincken/ ruhen vnnd dergleichen ohne Schew vnnd Scham vor-
gehen vnd geschehen können/ (Nullus (ante lapsum) erat in corpore motus, cui
verecundia deberetur:nihil putabat homo velandum, quia nihil sentiebat refrenan-
dum, Ex Augustin. 11. de Gen. ad. lit. c. 1. refert D. Gerhard. in Aphorism. Cap. 8.
Aphorism.
21.) davon D. Luth. in Comment. ad Genes. Cap. 2. schreibet/ welches
dann mit dem Text. Genes. Cap. 2. v. fin. gar wol zu behaupten/ daselbsten gedacht/
daß Adam vnd Eva nach beschehener Trawung vnd Heimbführung beyde nacket
gewesen/ der Mensch vnd sein Weib/ vnnd sich nicht geschämet/ ist also die Scham-
hafftigkeit vnd Bedeckung der Geburts-Glieder/ erst nach dem Fall entstanden/
wie zulesen im folgenden dritten Capittel v. 7. da sie erst gewar worden/
daß sie nacket gewesen/ vnnd jhre nach dem Fall erkandte Schame
vnd Bloßheit zu bedecken/ Feygenblätter zusammen
geflochten vnd Schürtzen darvon ge-
machet.



AXIO-
Das dritte Buch/

Es ſeynd viel Leuthe/ Maͤnnlichen vnd Weiblichen Geſchlechtes ſonderlich
in den groſſen Staͤdten/ welche gar von keinem hoͤfflichen Schertz hoͤren oder wiſ-
ſen wollen/ ſondern ſitzen wie die Holtzboͤcke/ wollen jhre Gravitaͤt ſehen laſſen/ wie
der Toͤlpiſche reiche Nabal/ lachen nicht einmahl/ es gehe dann ein Dorff vnter/ von
einem ſolchen Sawertopff hat ein Weib wenig Frewde/ vnnd ein Mann wenig
Troſt. Jſaac vnd Rebecca haben freundlich mit einander geſchertzet vnd damit jhr
Hauß-Creutz/ das ſie in frembden Landen gehabt erleichtert. Syrach ſaget:

Ein freundlich Weib/ erfrewet jhren Mann/ vnnd wenn ſie vernuͤnfftig mit
ihmevmbgehet/ erfriſchet ſie jhme ſein Hertz/ Cap. 26. v. 17. Es iſt nicht zu zweiffeln
wann vnſere erſte Eltern in jhrer anerſchaffenen Heyligkeit vnnd Gerechtigkeit
deß Ebenbildes GOttes geblieben vnd nicht ſo ſchwer gefallen waͤren/ daß auch die
eheliche Pflichte vnnd Beywohnung/ ohne alle Beſchaͤmung vnnd Ergernuß/ wie
droben Axiom. 1. gemeldet/ nicht weniger als andere natuͤrliche Actiones vnnd
Handlung/ eſſen/ trincken/ ruhen vnnd dergleichen ohne Schew vnnd Scham vor-
gehen vnd geſchehen koͤnnen/ (Nullus (ante lapſum) erat in corpore motus, cui
verecundia deberetur:nihil putabat homo velandum, quia nihil ſentiebat refrenan-
dum, Ex Auguſtin. 11. de Gen. ad. lit. c. 1. refert D. Gerhard. in Aphoriſm. Cap. 8.
Aphoriſm.
21.) davon D. Luth. in Comment. ad Genes. Cap. 2. ſchreibet/ welches
dann mit dem Text. Genes. Cap. 2. v. fin. gar wol zu behaupten/ daſelbſten gedacht/
daß Adam vnd Eva nach beſchehener Trawung vnd Heimbfuͤhrung beyde nacket
geweſen/ der Menſch vnd ſein Weib/ vnnd ſich nicht geſchaͤmet/ iſt alſo die Scham-
hafftigkeit vnd Bedeckung der Geburts-Glieder/ erſt nach dem Fall entſtanden/
wie zuleſen im folgenden dritten Capittel v. 7. da ſie erſt gewar worden/
daß ſie nacket geweſen/ vnnd jhre nach dem Fall erkandte Schame
vnd Bloßheit zu bedecken/ Feygenblaͤtter zuſammen
geflochten vnd Schuͤrtzen darvon ge-
machet.



AXIO-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0678" n="44"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das dritte Buch/</hi> </fw><lb/>
          <p>Es &#x017F;eynd viel Leuthe/ Ma&#x0364;nnlichen vnd Weiblichen Ge&#x017F;chlechtes &#x017F;onderlich<lb/>
in den gro&#x017F;&#x017F;en Sta&#x0364;dten/ welche gar von keinem ho&#x0364;fflichen Schertz ho&#x0364;ren oder wi&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en wollen/ &#x017F;ondern &#x017F;itzen wie die Holtzbo&#x0364;cke/ wollen jhre Gravita&#x0364;t &#x017F;ehen la&#x017F;&#x017F;en/ wie<lb/>
der To&#x0364;lpi&#x017F;che reiche Nabal/ lachen nicht einmahl/ es gehe dann ein Dorff vnter/ von<lb/>
einem &#x017F;olchen Sawertopff hat ein Weib wenig Frewde/ vnnd ein Mann wenig<lb/>
Tro&#x017F;t. J&#x017F;aac vnd Rebecca haben freundlich mit einander ge&#x017F;chertzet vnd damit jhr<lb/>
Hauß-Creutz/ das &#x017F;ie in frembden Landen gehabt erleichtert. Syrach &#x017F;aget:</p><lb/>
          <p>Ein freundlich Weib/ erfrewet jhren Mann/ vnnd wenn &#x017F;ie vernu&#x0364;nfftig mit<lb/>
ihmevmbgehet/ erfri&#x017F;chet &#x017F;ie jhme &#x017F;ein Hertz/ <hi rendition="#aq">Cap. 26. v.</hi> 17. Es i&#x017F;t nicht zu zweiffeln<lb/>
wann vn&#x017F;ere er&#x017F;te Eltern in jhrer aner&#x017F;chaffenen Heyligkeit vnnd Gerechtigkeit<lb/>
deß Ebenbildes GOttes geblieben vnd nicht &#x017F;o &#x017F;chwer gefallen wa&#x0364;ren/ daß auch die<lb/>
eheliche Pflichte vnnd Beywohnung/ ohne alle Be&#x017F;cha&#x0364;mung vnnd Ergernuß/ wie<lb/>
droben <hi rendition="#aq">Axiom.</hi> 1. gemeldet/ nicht weniger als andere natu&#x0364;rliche <hi rendition="#aq">Actiones</hi> vnnd<lb/>
Handlung/ e&#x017F;&#x017F;en/ trincken/ ruhen vnnd dergleichen ohne Schew vnnd Scham vor-<lb/>
gehen vnd ge&#x017F;chehen ko&#x0364;nnen/ (<hi rendition="#aq">Nullus (ante lap&#x017F;um) erat in corpore motus, cui<lb/>
verecundia deberetur:nihil putabat homo velandum, quia nihil &#x017F;entiebat refrenan-<lb/>
dum, Ex Augu&#x017F;tin. 11. de Gen. ad. lit. c. 1. refert D. Gerhard. in Aphori&#x017F;m. Cap. 8.<lb/>
Aphori&#x017F;m.</hi> 21.) davon D. Luth. <hi rendition="#aq">in Comment. ad Genes. Cap.</hi> 2. &#x017F;chreibet/ welches<lb/>
dann mit dem <hi rendition="#aq">Text. Genes. Cap. 2. v. fin.</hi> gar wol zu behaupten/ da&#x017F;elb&#x017F;ten gedacht/<lb/>
daß Adam vnd Eva nach be&#x017F;chehener Trawung vnd Heimbfu&#x0364;hrung beyde nacket<lb/>
gewe&#x017F;en/ der Men&#x017F;ch vnd &#x017F;ein Weib/ vnnd &#x017F;ich nicht ge&#x017F;cha&#x0364;met/ i&#x017F;t al&#x017F;o die Scham-<lb/>
hafftigkeit vnd Bedeckung der Geburts-Glieder/ er&#x017F;t nach dem Fall ent&#x017F;tanden/<lb/><hi rendition="#c">wie zule&#x017F;en im folgenden dritten Capittel v. 7. da &#x017F;ie er&#x017F;t gewar worden/<lb/>
daß &#x017F;ie nacket gewe&#x017F;en/ vnnd jhre nach dem Fall erkandte Schame<lb/>
vnd Bloßheit zu bedecken/ Feygenbla&#x0364;tter zu&#x017F;ammen<lb/>
geflochten vnd Schu&#x0364;rtzen darvon ge-<lb/>
machet.</hi></p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">AXIO-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[44/0678] Das dritte Buch/ Es ſeynd viel Leuthe/ Maͤnnlichen vnd Weiblichen Geſchlechtes ſonderlich in den groſſen Staͤdten/ welche gar von keinem hoͤfflichen Schertz hoͤren oder wiſ- ſen wollen/ ſondern ſitzen wie die Holtzboͤcke/ wollen jhre Gravitaͤt ſehen laſſen/ wie der Toͤlpiſche reiche Nabal/ lachen nicht einmahl/ es gehe dann ein Dorff vnter/ von einem ſolchen Sawertopff hat ein Weib wenig Frewde/ vnnd ein Mann wenig Troſt. Jſaac vnd Rebecca haben freundlich mit einander geſchertzet vnd damit jhr Hauß-Creutz/ das ſie in frembden Landen gehabt erleichtert. Syrach ſaget: Ein freundlich Weib/ erfrewet jhren Mann/ vnnd wenn ſie vernuͤnfftig mit ihmevmbgehet/ erfriſchet ſie jhme ſein Hertz/ Cap. 26. v. 17. Es iſt nicht zu zweiffeln wann vnſere erſte Eltern in jhrer anerſchaffenen Heyligkeit vnnd Gerechtigkeit deß Ebenbildes GOttes geblieben vnd nicht ſo ſchwer gefallen waͤren/ daß auch die eheliche Pflichte vnnd Beywohnung/ ohne alle Beſchaͤmung vnnd Ergernuß/ wie droben Axiom. 1. gemeldet/ nicht weniger als andere natuͤrliche Actiones vnnd Handlung/ eſſen/ trincken/ ruhen vnnd dergleichen ohne Schew vnnd Scham vor- gehen vnd geſchehen koͤnnen/ (Nullus (ante lapſum) erat in corpore motus, cui verecundia deberetur:nihil putabat homo velandum, quia nihil ſentiebat refrenan- dum, Ex Auguſtin. 11. de Gen. ad. lit. c. 1. refert D. Gerhard. in Aphoriſm. Cap. 8. Aphoriſm. 21.) davon D. Luth. in Comment. ad Genes. Cap. 2. ſchreibet/ welches dann mit dem Text. Genes. Cap. 2. v. fin. gar wol zu behaupten/ daſelbſten gedacht/ daß Adam vnd Eva nach beſchehener Trawung vnd Heimbfuͤhrung beyde nacket geweſen/ der Menſch vnd ſein Weib/ vnnd ſich nicht geſchaͤmet/ iſt alſo die Scham- hafftigkeit vnd Bedeckung der Geburts-Glieder/ erſt nach dem Fall entſtanden/ wie zuleſen im folgenden dritten Capittel v. 7. da ſie erſt gewar worden/ daß ſie nacket geweſen/ vnnd jhre nach dem Fall erkandte Schame vnd Bloßheit zu bedecken/ Feygenblaͤtter zuſammen geflochten vnd Schuͤrtzen darvon ge- machet. AXIO-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/678
Zitationshilfe: Reinkingk, Dietrich: Biblische Policey. Frankfurt (Main), 1653, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reinkingk_policey_1653/678>, abgerufen am 22.11.2024.