Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.neuen materie sich vermehrt und vergrössert/ so ist und bleibt aldar die Natürliche proportion: aber wan man durch ein schlechtes/ nichts wehrtiges/ und mit tausend Titulen GOtt verpflichtetes/ und zudem aus dessen blosser Gnade herrührendes Werck will von GOtt verdienen ein unendliches Gut/ da ist eben eine solche proportion als zwischen einem Augenblick und der Ewigkeit/ zwischen Finsternüß und Licht/ zwischen Nichts und Alles. VII. Verdienet doch der Mensch durch eine augenblickliche Wollust die ewige Pein: warum solte er dan auch nicht durch ein geringschätziges gutes Werck verdienen die ewige Freud? Antwort. Die unendliche Majestät Gottes erzürnen ist eine grosse Boßheit einer verwürfflichen Creatur: aber ein gutes (also genanntes) Werck/ welches GOtt mit allem Fug gebühret/ und darzu er selbsten muß Krafft und Wirckung letsten/ ist nichts gegen GOtt und in Ansehung der glückseligen Ewigkeit. VIII. Warum treibt dan GOtt so starck auf die gute Wercke? Antwort. Nicht auf daß wir etwas dardurch verdienen: sondern als gehorsame Kinder den Willen des himmlischen Vaters erfüllen. IX. Wird doch das ewige Leben der Gerechtfertigten ein Lohn genennet: Eur Lohn ist groß im Himmel/ Matt. 5. v. 12. Buffe die Arbeiter und gebe ihnen den Lohn/ Matt. 20. v. 8. Sihe eur Lohn ist groß im Himmel/ Luc. 6. v. 23. Ich komme bald und mein Lohn ist mit mir / apoc. 22. v. 12. So werden sie es ja auch als ein Lohn durch Wercke verdienen müssen. Antwort. Das ewige Leben wird genennet nicht ein verdienter Lohn: sondern ein Gnaden-Lohn / welchen GOtt den Glaubigen verheisset: eben als wie ein Vater seinem Sohn einen Lohn verheisset für seine Arbeit/ da doch ohne dem die Väterliche Erbschafft dem Sohn angehört / und der Sohn dem Vater zu gehorsamen schuldig ist/ obschon der Vater ihm keinen Lohn verhiesse Sonsten wird das ewige Leben in der Schrifft genennet ein Geschenck/ Eph. 2. v. 8. eine Erbschafft/ Gal. 4. v. 7. Zudem wird in H. Schrifft durch das Wörtlein Lohn nicht bloß dahin verstanden das ewige Leben: sondern die Vermehrung der Herrlichkeit in dem ewigen Leben. Er wird groß heissen im Himmelreich Matt. 5. v. 19. Selig seyd ihr so euch die Menschen hassen um des Menschen Sohns willen &c. dan eur Lohn ist groß im Himmel / Luc. 6. v. 22. Massen die Herrlichkeit der Auserwehlten in dem ewigen Leben wird nicht einerley seyn: dan eine andere Klarheit hat die Sonne/ eine andere Klarheit hat der Mond / eine andere Klarheit haben die Sternen: also auch die Aufferstehung der Todten/ I. Cor. 15. v. 41. Haben demnach auch die gute Wercke ihren Gnaden-Lohn: aber nicht einen Verdienst der Rechtfertigung weder decongruo (wie die Papisten insgemein wollen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X.) vielweniger de condigno. X. Christus spricht Matt. 20. daß die Arbeiter des Weinberges/ obschon sie ungleich hatten gearbeitet/ dannoch der einer so wohl als der ander/ die letzten so wohl als die ersten ihren Groschen oder Taglohn empfangen haben: So wird ja im Himmel wegen der guten Wercken nicht seyn ein Unterscheid der Belohnung. Antwort. Durch die Ersten werden verstanden die Menschen welche zwar dem Berueff gefolget / und durch Ubung der Wercken mit grossem Ungemach gearbeitet: aber nur den Lohn gesuchet / und dannenhero auf Verdienst ihrer neuen materie sich vermehrt und vergrössert/ so ist und bleibt aldar die Natürliche proportion: aber wan man durch ein schlechtes/ nichts wehrtiges/ und mit tausend Titulen GOtt verpflichtetes/ und zudem aus dessen blosser Gnade herrührendes Werck will von GOtt verdienen ein unendliches Gut/ da ist eben eine solche proportion als zwischen einem Augenblick und der Ewigkeit/ zwischen Finsternüß und Licht/ zwischen Nichts und Alles. VII. Verdienet doch der Mensch durch eine augenblickliche Wollust die ewige Pein: warum solte er dan auch nicht durch ein geringschätziges gutes Werck verdienen die ewige Freud? Antwort. Die unendliche Majestät Gottes erzürnen ist eine grosse Boßheit einer verwürfflichen Creatur: aber ein gutes (also genanntes) Werck/ welches GOtt mit allem Fug gebühret/ und darzu er selbsten muß Krafft und Wirckung letsten/ ist nichts gegen GOtt und in Ansehung der glückseligen Ewigkeit. VIII. Warum treibt dan GOtt so starck auf die gute Wercke? Antwort. Nicht auf daß wir etwas dardurch verdienen: sondern als gehorsame Kinder den Willen des himmlischen Vaters erfüllen. IX. Wird doch das ewige Leben der Gerechtfertigten ein Lohn genennet: Eur Lohn ist groß im Himmel/ Matt. 5. v. 12. Buffe die Arbeiter und gebe ihnen den Lohn/ Matt. 20. v. 8. Sihe eur Lohn ist groß im Himmel/ Luc. 6. v. 23. Ich komme bald und mein Lohn ist mit mir / apoc. 22. v. 12. So werden sie es ja auch als ein Lohn durch Wercke verdienen müssen. Antwort. Das ewige Leben wird genennet nicht ein verdienter Lohn: sondern ein Gnaden-Lohn / welchen GOtt den Glaubigen verheisset: eben als wie ein Vater seinem Sohn einen Lohn verheisset für seine Arbeit/ da doch ohne dem die Väterliche Erbschafft dem Sohn angehört / und der Sohn dem Vater zu gehorsamen schuldig ist/ obschon der Vater ihm keinen Lohn verhiesse Sonsten wird das ewige Leben in der Schrifft genennet ein Geschenck/ Eph. 2. v. 8. eine Erbschafft/ Gal. 4. v. 7. Zudem wird in H. Schrifft durch das Wörtlein Lohn nicht bloß dahin verstanden das ewige Leben: sondern die Vermehrung der Herrlichkeit in dem ewigen Leben. Er wird groß heissen im Himmelreich Matt. 5. v. 19. Selig seyd ihr so euch die Menschen hassen um des Menschen Sohns willen &c. dan eur Lohn ist groß im Himmel / Luc. 6. v. 22. Massen die Herrlichkeit der Auserwehlten in dem ewigen Leben wird nicht einerley seyn: dan eine andere Klarheit hat die Sonne/ eine andere Klarheit hat der Mond / eine andere Klarheit haben die Sternen: also auch die Aufferstehung der Todten/ I. Cor. 15. v. 41. Haben demnach auch die gute Wercke ihren Gnaden-Lohn: aber nicht einen Verdienst der Rechtfertigung weder decongruo (wie die Papisten insgemein wollen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X.) vielweniger de condigno. X. Christus spricht Matt. 20. daß die Arbeiter des Weinberges/ obschon sie ungleich hatten gearbeitet/ dannoch der einer so wohl als der ander/ die letzten so wohl als die ersten ihren Groschen oder Taglohn empfangen haben: So wird ja im Himmel wegen der guten Wercken nicht seyn ein Unterscheid der Belohnung. Antwort. Durch die Ersten werden verstanden die Menschen welche zwar dem Berueff gefolget / und durch Ubung der Wercken mit grossem Ungemach gearbeitet: aber nur den Lohn gesuchet / und dannenhero auf Verdienst ihrer <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0183" n="163"/> neuen materie sich vermehrt und vergrössert/ so ist und bleibt aldar die Natürliche proportion: aber wan man durch ein schlechtes/ nichts wehrtiges/ und mit tausend Titulen GOtt verpflichtetes/ und zudem aus dessen blosser Gnade herrührendes Werck will von GOtt verdienen ein unendliches Gut/ da ist eben eine solche proportion als zwischen einem Augenblick und der Ewigkeit/ zwischen Finsternüß und Licht/ zwischen Nichts und Alles.</p> <p>VII. Verdienet doch der Mensch durch eine augenblickliche Wollust die ewige Pein: warum solte er dan auch nicht durch ein geringschätziges gutes Werck verdienen die ewige Freud?</p> <p>Antwort. Die unendliche Majestät Gottes erzürnen ist eine grosse Boßheit einer verwürfflichen Creatur: aber ein gutes (also genanntes) Werck/ welches GOtt mit allem Fug gebühret/ und darzu er selbsten muß Krafft und Wirckung letsten/ ist nichts gegen GOtt und in Ansehung der glückseligen Ewigkeit.</p> <p>VIII. Warum treibt dan GOtt so starck auf die gute Wercke?</p> <p>Antwort. Nicht auf daß wir etwas dardurch verdienen: sondern als gehorsame Kinder den Willen des himmlischen Vaters erfüllen.</p> <p>IX. Wird doch das ewige Leben der Gerechtfertigten ein Lohn genennet: Eur Lohn ist groß im Himmel/ Matt. 5. v. 12. Buffe die Arbeiter und gebe ihnen den Lohn/ Matt. 20. v. 8. Sihe eur Lohn ist groß im Himmel/ Luc. 6. v. 23. Ich komme bald und mein Lohn ist mit mir / apoc. 22. v. 12. So werden sie es ja auch als ein Lohn durch Wercke verdienen müssen.</p> <p>Antwort. Das ewige Leben wird genennet nicht ein verdienter Lohn: sondern ein Gnaden-Lohn / welchen GOtt den Glaubigen verheisset: eben als wie ein Vater seinem Sohn einen Lohn verheisset für seine Arbeit/ da doch ohne dem die Väterliche Erbschafft dem Sohn angehört / und der Sohn dem Vater zu gehorsamen schuldig ist/ obschon der Vater ihm keinen Lohn verhiesse Sonsten wird das ewige Leben in der Schrifft genennet ein Geschenck/ Eph. 2. v. 8. eine Erbschafft/ Gal. 4. v. 7. Zudem wird in H. Schrifft durch das Wörtlein Lohn nicht bloß dahin verstanden das ewige Leben: sondern die Vermehrung der Herrlichkeit in dem ewigen Leben. Er wird groß heissen im Himmelreich Matt. 5. v. 19. Selig seyd ihr so euch die Menschen hassen um des Menschen Sohns willen &c. dan eur Lohn ist groß im Himmel / Luc. 6. v. 22. Massen die Herrlichkeit der Auserwehlten in dem ewigen Leben wird nicht einerley seyn: dan eine andere Klarheit hat die Sonne/ eine andere Klarheit hat der Mond / eine andere Klarheit haben die Sternen: also auch die Aufferstehung der Todten/ I. Cor. 15. v. 41. Haben demnach auch die gute Wercke ihren Gnaden-Lohn: aber nicht einen Verdienst der Rechtfertigung weder decongruo (wie die Papisten insgemein wollen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X.) vielweniger de condigno.</p> <p>X. Christus spricht Matt. 20. daß die Arbeiter des Weinberges/ obschon sie ungleich hatten gearbeitet/ dannoch der einer so wohl als der ander/ die letzten so wohl als die ersten ihren Groschen oder Taglohn empfangen haben: So wird ja im Himmel wegen der guten Wercken nicht seyn ein Unterscheid der Belohnung.</p> <p>Antwort. Durch die Ersten werden verstanden die Menschen welche zwar dem Berueff gefolget / und durch Ubung der Wercken mit grossem Ungemach gearbeitet: aber nur den Lohn gesuchet / und dannenhero auf Verdienst ihrer </p> </div> </body> </text> </TEI> [163/0183]
neuen materie sich vermehrt und vergrössert/ so ist und bleibt aldar die Natürliche proportion: aber wan man durch ein schlechtes/ nichts wehrtiges/ und mit tausend Titulen GOtt verpflichtetes/ und zudem aus dessen blosser Gnade herrührendes Werck will von GOtt verdienen ein unendliches Gut/ da ist eben eine solche proportion als zwischen einem Augenblick und der Ewigkeit/ zwischen Finsternüß und Licht/ zwischen Nichts und Alles.
VII. Verdienet doch der Mensch durch eine augenblickliche Wollust die ewige Pein: warum solte er dan auch nicht durch ein geringschätziges gutes Werck verdienen die ewige Freud?
Antwort. Die unendliche Majestät Gottes erzürnen ist eine grosse Boßheit einer verwürfflichen Creatur: aber ein gutes (also genanntes) Werck/ welches GOtt mit allem Fug gebühret/ und darzu er selbsten muß Krafft und Wirckung letsten/ ist nichts gegen GOtt und in Ansehung der glückseligen Ewigkeit.
VIII. Warum treibt dan GOtt so starck auf die gute Wercke?
Antwort. Nicht auf daß wir etwas dardurch verdienen: sondern als gehorsame Kinder den Willen des himmlischen Vaters erfüllen.
IX. Wird doch das ewige Leben der Gerechtfertigten ein Lohn genennet: Eur Lohn ist groß im Himmel/ Matt. 5. v. 12. Buffe die Arbeiter und gebe ihnen den Lohn/ Matt. 20. v. 8. Sihe eur Lohn ist groß im Himmel/ Luc. 6. v. 23. Ich komme bald und mein Lohn ist mit mir / apoc. 22. v. 12. So werden sie es ja auch als ein Lohn durch Wercke verdienen müssen.
Antwort. Das ewige Leben wird genennet nicht ein verdienter Lohn: sondern ein Gnaden-Lohn / welchen GOtt den Glaubigen verheisset: eben als wie ein Vater seinem Sohn einen Lohn verheisset für seine Arbeit/ da doch ohne dem die Väterliche Erbschafft dem Sohn angehört / und der Sohn dem Vater zu gehorsamen schuldig ist/ obschon der Vater ihm keinen Lohn verhiesse Sonsten wird das ewige Leben in der Schrifft genennet ein Geschenck/ Eph. 2. v. 8. eine Erbschafft/ Gal. 4. v. 7. Zudem wird in H. Schrifft durch das Wörtlein Lohn nicht bloß dahin verstanden das ewige Leben: sondern die Vermehrung der Herrlichkeit in dem ewigen Leben. Er wird groß heissen im Himmelreich Matt. 5. v. 19. Selig seyd ihr so euch die Menschen hassen um des Menschen Sohns willen &c. dan eur Lohn ist groß im Himmel / Luc. 6. v. 22. Massen die Herrlichkeit der Auserwehlten in dem ewigen Leben wird nicht einerley seyn: dan eine andere Klarheit hat die Sonne/ eine andere Klarheit hat der Mond / eine andere Klarheit haben die Sternen: also auch die Aufferstehung der Todten/ I. Cor. 15. v. 41. Haben demnach auch die gute Wercke ihren Gnaden-Lohn: aber nicht einen Verdienst der Rechtfertigung weder decongruo (wie die Papisten insgemein wollen mit Adamo Burghaber controv. LVIII. doct. X.) vielweniger de condigno.
X. Christus spricht Matt. 20. daß die Arbeiter des Weinberges/ obschon sie ungleich hatten gearbeitet/ dannoch der einer so wohl als der ander/ die letzten so wohl als die ersten ihren Groschen oder Taglohn empfangen haben: So wird ja im Himmel wegen der guten Wercken nicht seyn ein Unterscheid der Belohnung.
Antwort. Durch die Ersten werden verstanden die Menschen welche zwar dem Berueff gefolget / und durch Ubung der Wercken mit grossem Ungemach gearbeitet: aber nur den Lohn gesuchet / und dannenhero auf Verdienst ihrer
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-11-26T12:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |