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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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nen: und folgens/ weilen die Verdiensten bey diesen frommen Leuten seyn so überflüssig/ so können sie andere gute Wohlthäter in ihre confraternität oder Brüderschafft ausnehmen/ und selbige unter ihren Flügelen in den Himmel helffen.

Antwort: Die Abtheilung der unterschiedenen Wirckungen in einem jeden guten Werck ist nichts/ als falsche gegen Gottes Wort gemachte Rechnung. Darneben ist dis Beginnen nicht nur Gotteslästerlich/ sondern auch die aller abergläubigste Einfalt und thörichste vermessenheit/ die unter der Sonnen mag gefunden werden. Hätte nur eine jede Ordens-Person so viel guts an sich/ daß sie sich selbsten zum Himmel durchbringen mögte / der Uber-rest wird sich ja nicht hoch belauffen/ und gebe ich meinestheils keinen Pfefferling darfür. Summa, es ist ein groß Glück/ daß/ da die Welt-Leut und Wohlthäter der Geistlichen in ihre Confraternität werden aufgenommen/ sie nur theilhafftig werden der guten Wercken: Dann/ wann sie auch theilhafftig gemacht würden der bösen Wercken / hohlte sie wohl offtermahls der Teuffel zusammen.

II. Spricht doch S. Paulus: Ich erstatte an meinem Fleisch was noch manglet an Trübsalen in Christo für seinen Leib/ welcher ist die Gemeinde Colos. I. v. 24. So hat ja Paulus den Uberfluß seiner Verdiensten/ der Gemeinde können mittheilen: Warum solten dann soches auch nicht können die Geistliche Ordens-Personen?

Antwort. S Paulus redet daselbsten nicht von der vollkommenen Erfüllung des Gesetzes: Vielweniger von dem Uberfluß seiner Verdiensten: Dann solche Stoltzheit und Ubermuht herschte nicht in Paulo: Sondern er redet daselbst von der geringen Last des Creutzes / welches GOtt seiner Kirchen und derselbigen Gliedmassen zu tragen aufferlegt/ auf daß sie dem Ebenbild seines Sohnes gleichförmig werden mögen. Rom. 8. v. 29. Und will S. Paulus so viel sagen: Demnach der Christlichen Kirchen gewisse Trübfahl von GOtt bestimmet seyn/ so trage er seiner seits nicht einen geringen Theil und portion derselbigen auf das also die maas des Leydens und der Trübsalen in dem geistlichen Leib Christi erfüllet werde. Wie reimet sich das auf die Wercke der Ubermaaß der Päbstischen Pfaffen und Ordens-Geistlichen?

Die Siebende Frage.

Ob die gute Wercke der Wiedergebohrnen und gerechtfertigten in diesem Leben/ was die Erfüllung des Gesetzes betrifft/ dermassen vollkommen seyn/ das/ da GOtt mit ihnen rechten wolte/ er nichts an ihren guten Wercken finden würde/ das er billig und von rechts wegen verdammen könnte? oder: Ob der Mensch die Gebot Gottes vollkommentlich halten und erfüllen könne?

DIe Papisten schreiben ihnen solche jetzt besagte Vollkommenheit zu: Wir aber keines weges.

Dann erstlich: So ist die Natur und Eygenschafft des Gesetzes also beschaffen/ das dardurch auch allen wiedergebohrnen und gerechtfertigten Menschen in diesem Leben/ die Vollkommenheit Gerad und zumahl abgesprochen wird: In Betrachtung/ daß das Gesetz eine unerträgliche Last ist allen Menschen/ wie S. Petrus spricht: Was versucht ihr GOTT mit aufflegen des Jochs auf der Jünger Hälse/ welches weder unsre

nen: und folgens/ weilen die Verdiensten bey diesen frommen Leuten seyn so überflüssig/ so können sie andere gute Wohlthäter in ihre confraternität oder Brüderschafft ausnehmen/ und selbige unter ihren Flügelen in den Himmel helffen.

Antwort: Die Abtheilung der unterschiedenen Wirckungen in einem jeden guten Werck ist nichts/ als falsche gegen Gottes Wort gemachte Rechnung. Darneben ist dis Begiñen nicht nur Gotteslästerlich/ sondern auch die aller abergläubigste Einfalt und thörichste vermessenheit/ die unter der Sonnen mag gefunden werden. Hätte nur eine jede Ordens-Person so viel guts an sich/ daß sie sich selbsten zum Himmel durchbringen mögte / der Uber-rest wird sich ja nicht hoch belauffen/ und gebe ich meinestheils keinen Pfefferling darfür. Summa, es ist ein groß Glück/ daß/ da die Welt-Leut und Wohlthäter der Geistlichen in ihre Confraternität werden aufgenommen/ sie nur theilhafftig werden der guten Wercken: Dann/ wann sie auch theilhafftig gemacht würden der bösen Wercken / hohlte sie wohl offtermahls der Teuffel zusammen.

II. Spricht doch S. Paulus: Ich erstatte an meinem Fleisch was noch manglet an Trübsalen in Christo für seinen Leib/ welcher ist die Gemeinde Colos. I. v. 24. So hat ja Paulus den Uberfluß seiner Verdiensten/ der Gemeinde können mittheilen: Warum solten dann soches auch nicht können die Geistliche Ordens-Personen?

Antwort. S Paulus redet daselbsten nicht von der vollkommenen Erfüllung des Gesetzes: Vielweniger von dem Uberfluß seiner Verdiensten: Dann solche Stoltzheit und Ubermuht herschte nicht in Paulo: Sondern er redet daselbst von der geringen Last des Creutzes / welches GOtt seiner Kirchen und derselbigen Gliedmassen zu tragen aufferlegt/ auf daß sie dem Ebenbild seines Sohnes gleichförmig werden mögen. Rom. 8. v. 29. Und will S. Paulus so viel sagen: Demnach der Christlichen Kirchen gewisse Trübfahl von GOtt bestimmet seyn/ so trage er seiner seits nicht einen geringen Theil und portion derselbigen auf das also die maas des Leydens und der Trübsalen in dem geistlichen Leib Christi erfüllet werde. Wie reimet sich das auf die Wercke der Ubermaaß der Päbstischen Pfaffen und Ordens-Geistlichen?

Die Siebende Frage.

Ob die gute Wercke der Wiedergebohrnen und gerechtfertigten in diesem Leben/ was die Erfüllung des Gesetzes betrifft/ dermassen vollkommen seyn/ das/ da GOtt mit ihnen rechten wolte/ er nichts an ihren guten Wercken finden würde/ das er billig und von rechts wegen verdammen könnte? oder: Ob der Mensch die Gebot Gottes vollkommentlich halten und erfüllen könne?

DIe Papisten schreiben ihnen solche jetzt besagte Vollkommenheit zu: Wir aber keines weges.

Dann erstlich: So ist die Natur und Eygenschafft des Gesetzes also beschaffen/ das dardurch auch allen wiedergebohrnen und gerechtfertigten Menschen in diesem Leben/ die Vollkommenheit Gerad und zumahl abgesprochen wird: In Betrachtung/ daß das Gesetz eine unerträgliche Last ist allen Menschen/ wie S. Petrus spricht: Was versucht ihr GOTT mit aufflegen des Jochs auf der Jünger Hälse/ welches weder unsre

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[261/0281] nen: und folgens/ weilen die Verdiensten bey diesen frommen Leuten seyn so überflüssig/ so können sie andere gute Wohlthäter in ihre confraternität oder Brüderschafft ausnehmen/ und selbige unter ihren Flügelen in den Himmel helffen. Antwort: Die Abtheilung der unterschiedenen Wirckungen in einem jeden guten Werck ist nichts/ als falsche gegen Gottes Wort gemachte Rechnung. Darneben ist dis Begiñen nicht nur Gotteslästerlich/ sondern auch die aller abergläubigste Einfalt und thörichste vermessenheit/ die unter der Sonnen mag gefunden werden. Hätte nur eine jede Ordens-Person so viel guts an sich/ daß sie sich selbsten zum Himmel durchbringen mögte / der Uber-rest wird sich ja nicht hoch belauffen/ und gebe ich meinestheils keinen Pfefferling darfür. Summa, es ist ein groß Glück/ daß/ da die Welt-Leut und Wohlthäter der Geistlichen in ihre Confraternität werden aufgenommen/ sie nur theilhafftig werden der guten Wercken: Dann/ wann sie auch theilhafftig gemacht würden der bösen Wercken / hohlte sie wohl offtermahls der Teuffel zusammen. II. Spricht doch S. Paulus: Ich erstatte an meinem Fleisch was noch manglet an Trübsalen in Christo für seinen Leib/ welcher ist die Gemeinde Colos. I. v. 24. So hat ja Paulus den Uberfluß seiner Verdiensten/ der Gemeinde können mittheilen: Warum solten dann soches auch nicht können die Geistliche Ordens-Personen? Antwort. S Paulus redet daselbsten nicht von der vollkommenen Erfüllung des Gesetzes: Vielweniger von dem Uberfluß seiner Verdiensten: Dann solche Stoltzheit und Ubermuht herschte nicht in Paulo: Sondern er redet daselbst von der geringen Last des Creutzes / welches GOtt seiner Kirchen und derselbigen Gliedmassen zu tragen aufferlegt/ auf daß sie dem Ebenbild seines Sohnes gleichförmig werden mögen. Rom. 8. v. 29. Und will S. Paulus so viel sagen: Demnach der Christlichen Kirchen gewisse Trübfahl von GOtt bestimmet seyn/ so trage er seiner seits nicht einen geringen Theil und portion derselbigen auf das also die maas des Leydens und der Trübsalen in dem geistlichen Leib Christi erfüllet werde. Wie reimet sich das auf die Wercke der Ubermaaß der Päbstischen Pfaffen und Ordens-Geistlichen? Die Siebende Frage. Ob die gute Wercke der Wiedergebohrnen und gerechtfertigten in diesem Leben/ was die Erfüllung des Gesetzes betrifft/ dermassen vollkommen seyn/ das/ da GOtt mit ihnen rechten wolte/ er nichts an ihren guten Wercken finden würde/ das er billig und von rechts wegen verdammen könnte? oder: Ob der Mensch die Gebot Gottes vollkommentlich halten und erfüllen könne? DIe Papisten schreiben ihnen solche jetzt besagte Vollkommenheit zu: Wir aber keines weges. Dann erstlich: So ist die Natur und Eygenschafft des Gesetzes also beschaffen/ das dardurch auch allen wiedergebohrnen und gerechtfertigten Menschen in diesem Leben/ die Vollkommenheit Gerad und zumahl abgesprochen wird: In Betrachtung/ daß das Gesetz eine unerträgliche Last ist allen Menschen/ wie S. Petrus spricht: Was versucht ihr GOTT mit aufflegen des Jochs auf der Jünger Hälse/ welches weder unsre

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/281>, abgerufen am 22.11.2024.