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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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mene Haltung der Göttlichen Geboten. Zudem / können wirs auch beten/ anzuzeigen/ daß wir gern wolten/ ob wir schon nicht können. Es spricht auch Christus Matt. 9. v. 24. Es ist leichter das ein Cameel durch ein Nadel-Oehr gehe als das ein Reicher ins Reich GOttes komme: Setzet aber bald darauff: Was beyden Menschen unmöglich ist/ daß ist möglich bey GOtt: Und dessentwegen kan man immerhin um den kräfftigeren Beystand und Krafft GOttes flehentlich anhalten im Vater Unser. Es bleybet dannoch darneben die ausgemachte Warheit/ das wir/ nach dem Fall/ bey gegenwärtiger Schwachheit des Fleisches/ die Gebot vollkommentlich nicht halten werden noch Vermögen: Sondern so gar bey dem inbrünstigsten Gebet für GOtt sündigen.

XV. Es ist doch unglaublich/ daß auch die gerechten Menschen bey dem andächtigsten Werck ihres Gebets immerhin sündigen sollen: Dann wann das wäre/ müste man das Gebeht hindan setzen/ damit man sich hüte für Sünden: Da doch Christus uns ernstlich ermahnet und anstrenget zum eyffrigen Gebeht.

Antwort. In so weit/ als das gläubige Gebeht eines gerechten inbrünstig zu GOtt aus Regung der göttlichen Gnade geschicht/ ist selbiges an und vor sich kein sündliches Werck: Ist auch eigentlich nicht ein Werck des Menschen: Sondern ein Werck des H. Geistes / welcher ist ein Geist der Gnaden und des Gebers Zachar. 12. v. 10. Welcher auch mit den betenden schreyet in dessen Hertzen Abba lieber Vater Rom. 8. v. 15. Und ein solches Gebeht kan ja nicht trotzen auff Erhörung wegen des eigenen Thuens und eigener Gerechtigkeit: Sondern bloß wegen der Gerechtigkeit Christi Joan. 16. v. 23. Dannoch auch / weil der Mensch niemals zu keiner Zeit/ auch unter Verrichtung des inbrünstigen Gebehts / ohne Schwachheiten ist/ in Ansehung der durch den Fall verderbten Kräfften: Sondern so gar/ in dem er ihm am meisten hat vorgenommen allein zu GOtt sein Hertz zu wenden/ in einem mühseligen Kampff mit dem Teuffel/ der Welt und seinem Fleische/ gar offt durch die verteuffelste Gedancken zu kämpften hat: So ist freylich diese Unvermögenheit/ darin er durch muhtwillige Ubertretung unser ersten Eltern gerahten/ für GOtt warhafftig Sünde / so dannoch dem Gläubigen/ wegen der Gerechtigkeit Christi/ nicht wird zugerechnet. Drum auch wohl ein gerechter im seinen Gebeht seufftzen kan mit David: HErr seye mir gnädig/ dann ich bin schwach. Ps. 6. v. 3.

XVI. Christus spricht: Also soll scheinen eur Licht für den Menschen/ daß sie sehen eure gute Wercke/ und preisen euren Vatter der im Himmel ist. Matth. 5. v. 16. item S. Paulus ermahnet die Reichen/ daß sie sich unterstehen sollen reich zu werden an guten Wercken. I. Tim. 6. v. 18. So haben ja die Gottselige Wercke der Gerechtfertigten etwas guts an sich/ und seynd keine Sünde für GOtt.

Antwort. Der Gold schuldig ist/ und gibt Kupffer/ der gibt freylich etwas guts: Thut aber dar durch seiner Schuldigkeit nicht gnug. Gold seyn wir GOtt schuldig/ und hättens wohl bezahlen können/ wann wir unsre Güter im Paradeiß nicht hätten verschwendet: Nun aber läst sich GOtt von den Gerechtfertigten/ wegen der Verdiensten Christi/ mit Kupfferner Müntze bezahlen: Darum treibet Christus/ wie auch S. Paulus/ billig darauff / daß wir durch die gute Wercke/ so schlecht und geringschätzig sie auch immer seyn/ GOtt geben was wir können/ obschon wir nicht geben können was wir solten. Und dieser Abgang ist freylich an sich Sünde: Wird aber um Christi Willen den Gläubigen nicht zugerechnet: Dannoch schreibt auch S. Paulus wohl/ daß man sich un-

mene Haltung der Göttlichen Geboten. Zudem / können wirs auch beten/ anzuzeigen/ daß wir gern wolten/ ob wir schon nicht können. Es spricht auch Christus Matt. 9. v. 24. Es ist leichter das ein Cameel durch ein Nadel-Oehr gehe als das ein Reicher ins Reich GOttes komme: Setzet aber bald darauff: Was beyden Menschen unmöglich ist/ daß ist möglich bey GOtt: Und dessentwegen kan man immerhin um den kräfftigeren Beystand und Krafft GOttes flehentlich anhalten im Vater Unser. Es bleybet dannoch darneben die ausgemachte Warheit/ das wir/ nach dem Fall/ bey gegenwärtiger Schwachheit des Fleisches/ die Gebot vollkommentlich nicht halten werden noch Vermögen: Sondern so gar bey dem inbrünstigsten Gebet für GOtt sündigen.

XV. Es ist doch unglaublich/ daß auch die gerechten Menschen bey dem andächtigsten Werck ihres Gebets immerhin sündigen sollen: Dann wann das wäre/ müste man das Gebeht hindan setzen/ damit man sich hüte für Sünden: Da doch Christus uns ernstlich ermahnet und anstrenget zum eyffrigen Gebeht.

Antwort. In so weit/ als das gläubige Gebeht eines gerechten inbrünstig zu GOtt aus Regung der göttlichen Gnade geschicht/ ist selbiges an und vor sich kein sündliches Werck: Ist auch eigentlich nicht ein Werck des Menschen: Sondern ein Werck des H. Geistes / welcher ist ein Geist der Gnaden und des Gebers Zachar. 12. v. 10. Welcher auch mit den betenden schreyet in dessen Hertzen Abba lieber Vater Rom. 8. v. 15. Und ein solches Gebeht kan ja nicht trotzen auff Erhörung wegen des eigenen Thuens und eigener Gerechtigkeit: Sondern bloß wegen der Gerechtigkeit Christi Joan. 16. v. 23. Dannoch auch / weil der Mensch niemals zu keiner Zeit/ auch unter Verrichtung des inbrünstigen Gebehts / ohne Schwachheiten ist/ in Ansehung der durch den Fall verderbten Kräfften: Sondern so gar/ in dem er ihm am meisten hat vorgenommen allein zu GOtt sein Hertz zu wenden/ in einem mühseligen Kampff mit dem Teuffel/ der Welt und seinem Fleische/ gar offt durch die verteuffelste Gedancken zu kämpften hat: So ist freylich diese Unvermögenheit/ darin er durch muhtwillige Ubertretung unser ersten Eltern gerahten/ für GOtt warhafftig Sünde / so dannoch dem Gläubigen/ wegen der Gerechtigkeit Christi/ nicht wird zugerechnet. Drum auch wohl ein gerechter im seinen Gebeht seufftzen kan mit David: HErr seye mir gnädig/ dann ich bin schwach. Ps. 6. v. 3.

XVI. Christus spricht: Also soll scheinen eur Licht für den Menschen/ daß sie sehen eure gute Wercke/ und preisen euren Vatter der im Himmel ist. Matth. 5. v. 16. item S. Paulus ermahnet die Reichen/ daß sie sich unterstehen sollen reich zu werden an guten Wercken. I. Tim. 6. v. 18. So haben ja die Gottselige Wercke der Gerechtfertigten etwas guts an sich/ und seynd keine Sünde für GOtt.

Antwort. Der Gold schuldig ist/ und gibt Kupffer/ der gibt freylich etwas guts: Thut aber dar durch seiner Schuldigkeit nicht gnug. Gold seyn wir GOtt schuldig/ und hättens wohl bezahlen können/ wann wir unsre Güter im Paradeiß nicht hätten verschwendet: Nun aber läst sich GOtt von den Gerechtfertigten/ wegen der Verdiensten Christi/ mit Kupfferner Müntze bezahlen: Darum treibet Christus/ wie auch S. Paulus/ billig darauff / daß wir durch die gute Wercke/ so schlecht und geringschätzig sie auch immer seyn/ GOtt geben was wir können/ obschon wir nicht geben können was wir solten. Und dieser Abgang ist freylich an sich Sünde: Wird aber um Christi Willen den Gläubigen nicht zugerechnet: Dannoch schreibt auch S. Paulus wohl/ daß man sich un-

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        <p>XVI. Christus spricht: Also soll scheinen eur Licht für den Menschen/ daß sie sehen eure            gute Wercke/ und preisen euren Vatter der im Himmel ist. Matth. 5. v. 16. item S. Paulus            ermahnet die Reichen/ daß sie sich unterstehen sollen reich zu werden an guten Wercken.            I. Tim. 6. v. 18. So haben ja die Gottselige Wercke der Gerechtfertigten etwas guts an            sich/ und seynd keine Sünde für GOtt.</p>
        <p>Antwort. Der Gold schuldig ist/ und gibt Kupffer/ der gibt freylich etwas guts: Thut            aber dar durch seiner Schuldigkeit nicht gnug. Gold seyn wir GOtt schuldig/ und hättens            wohl bezahlen können/ wann wir unsre Güter im Paradeiß nicht hätten verschwendet: Nun            aber läst sich GOtt von den Gerechtfertigten/ wegen der Verdiensten Christi/ mit            Kupfferner Müntze bezahlen: Darum treibet Christus/ wie auch S. Paulus/ billig darauff /            daß wir durch die gute Wercke/ so schlecht und geringschätzig sie auch immer seyn/ GOtt            geben was wir können/ obschon wir nicht geben können was wir solten. Und dieser Abgang            ist freylich an sich Sünde: Wird aber um Christi Willen den Gläubigen nicht zugerechnet:            Dannoch schreibt auch S. Paulus wohl/ daß man sich un-
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[268/0288] mene Haltung der Göttlichen Geboten. Zudem / können wirs auch beten/ anzuzeigen/ daß wir gern wolten/ ob wir schon nicht können. Es spricht auch Christus Matt. 9. v. 24. Es ist leichter das ein Cameel durch ein Nadel-Oehr gehe als das ein Reicher ins Reich GOttes komme: Setzet aber bald darauff: Was beyden Menschen unmöglich ist/ daß ist möglich bey GOtt: Und dessentwegen kan man immerhin um den kräfftigeren Beystand und Krafft GOttes flehentlich anhalten im Vater Unser. Es bleybet dannoch darneben die ausgemachte Warheit/ das wir/ nach dem Fall/ bey gegenwärtiger Schwachheit des Fleisches/ die Gebot vollkommentlich nicht halten werden noch Vermögen: Sondern so gar bey dem inbrünstigsten Gebet für GOtt sündigen. XV. Es ist doch unglaublich/ daß auch die gerechten Menschen bey dem andächtigsten Werck ihres Gebets immerhin sündigen sollen: Dann wann das wäre/ müste man das Gebeht hindan setzen/ damit man sich hüte für Sünden: Da doch Christus uns ernstlich ermahnet und anstrenget zum eyffrigen Gebeht. Antwort. In so weit/ als das gläubige Gebeht eines gerechten inbrünstig zu GOtt aus Regung der göttlichen Gnade geschicht/ ist selbiges an und vor sich kein sündliches Werck: Ist auch eigentlich nicht ein Werck des Menschen: Sondern ein Werck des H. Geistes / welcher ist ein Geist der Gnaden und des Gebers Zachar. 12. v. 10. Welcher auch mit den betenden schreyet in dessen Hertzen Abba lieber Vater Rom. 8. v. 15. Und ein solches Gebeht kan ja nicht trotzen auff Erhörung wegen des eigenen Thuens und eigener Gerechtigkeit: Sondern bloß wegen der Gerechtigkeit Christi Joan. 16. v. 23. Dannoch auch / weil der Mensch niemals zu keiner Zeit/ auch unter Verrichtung des inbrünstigen Gebehts / ohne Schwachheiten ist/ in Ansehung der durch den Fall verderbten Kräfften: Sondern so gar/ in dem er ihm am meisten hat vorgenommen allein zu GOtt sein Hertz zu wenden/ in einem mühseligen Kampff mit dem Teuffel/ der Welt und seinem Fleische/ gar offt durch die verteuffelste Gedancken zu kämpften hat: So ist freylich diese Unvermögenheit/ darin er durch muhtwillige Ubertretung unser ersten Eltern gerahten/ für GOtt warhafftig Sünde / so dannoch dem Gläubigen/ wegen der Gerechtigkeit Christi/ nicht wird zugerechnet. Drum auch wohl ein gerechter im seinen Gebeht seufftzen kan mit David: HErr seye mir gnädig/ dann ich bin schwach. Ps. 6. v. 3. XVI. Christus spricht: Also soll scheinen eur Licht für den Menschen/ daß sie sehen eure gute Wercke/ und preisen euren Vatter der im Himmel ist. Matth. 5. v. 16. item S. Paulus ermahnet die Reichen/ daß sie sich unterstehen sollen reich zu werden an guten Wercken. I. Tim. 6. v. 18. So haben ja die Gottselige Wercke der Gerechtfertigten etwas guts an sich/ und seynd keine Sünde für GOtt. Antwort. Der Gold schuldig ist/ und gibt Kupffer/ der gibt freylich etwas guts: Thut aber dar durch seiner Schuldigkeit nicht gnug. Gold seyn wir GOtt schuldig/ und hättens wohl bezahlen können/ wann wir unsre Güter im Paradeiß nicht hätten verschwendet: Nun aber läst sich GOtt von den Gerechtfertigten/ wegen der Verdiensten Christi/ mit Kupfferner Müntze bezahlen: Darum treibet Christus/ wie auch S. Paulus/ billig darauff / daß wir durch die gute Wercke/ so schlecht und geringschätzig sie auch immer seyn/ GOtt geben was wir können/ obschon wir nicht geben können was wir solten. Und dieser Abgang ist freylich an sich Sünde: Wird aber um Christi Willen den Gläubigen nicht zugerechnet: Dannoch schreibt auch S. Paulus wohl/ daß man sich un-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/288>, abgerufen am 22.11.2024.