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Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

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hinwiederum dem Beicht-Kind seine Sünde. Gründlich dann hierauf zu antworten / so ist das die eigentliche Meynung S. Jacobi, daß je einer mit dem andern sich friedlich vereinigen und einander aufrichtig bekennen sollen/ worinnen je einer gegen den andern der Sachen zuviel/ oder zu wenig gethan habe: Drum setzet er auch hinzu: Bittet für einander/ auf daß ihr selig werdet. Zu welcher Brüderlichen Vereinigung dann auch Christus alle Menschen treulich vermahnet Matth. 5. v. 24.

VI. Wann schon S. Jacob spricht: Es solle einer dem andern seine Sünde bekennen oder beichten: so folget doch aus diesem Spruch nicht/ daß der Beicht-Vater hinwiederum müsse dem Beicht-Kinde beichten: dann auch S. Petrus schreibt: Seyd Gastfrey und herberget einander I. Petr. 4. v. 8. da doch ein Armer nicht kan hinwiederum Gastfrey seyen gegen den Reichen/ noch ihn beherbergen.

Antwort. Wo nichts ist/ da hat des Käysers sein Recht ein Ende: Sünden aber gibts beyderseits auch bey den Pfaffen gnug/ und heist es hie: Es ist kein Mensch/ der nicht sündige. Eccles. 7. v. 21.

VII. Hat doch GOTT selbsten so wohl den Adam als Cain zum Privat-Verhör und Beicht gefordert/ da er zu Adam sprach: Adam/ wo bist du? Gen. 3. v. 9. und zu Cain: Wo ist dein Bruder Abel? Gen. 4. v. 9.

Antwort. Das füget sich schön auf eure Ohren-Beicht: dann weder Adam weder Cain haben mit ihrer endlichen Bekänntnüs/ welche GOtt aus ihnen heraus trunge: da sie sich sonsten wolten auf das Entschüldigen und vertuschen begeben/ etwas erworben: dann Cain hat verzweifflet: Adam aber/ so da glaubte an den gebenedeyeten Weibes-Saamen/ ist durch den Glauben/ und nicht durch die Bekanntnüs seiner Sünden seelig worden. Im übrigen gibts der Text klar daß GOtt nur habe diese beyde angemahnet zur Erkandtnüs ihrer Sünden in ihren eigenen Hertzen/ und Abbittung für GOtt.

VIII. Spricht doch Salomon: Wer seine Missethat laugnet/ dem wirds nicht gelingen/ wer sie aber bekenner/ und läst/ der wird Barmhertzigkeit empfangen. Prov. 28. v. 13. So spricht auch David: Da ichs wolte verschweigen/ verschmachteten meine Gebeine Psal. 32. v. 3. Item, S. Joannes spricht: Wann wir unsre Sünde bekennen so ist er getreu und gerecht / daß er uns die Sünde verzeihet I. Joh. I. v. 9. Aus diesen Sprüchen erscheinet ja/ daß die Ohren-Beicht in der H. Schrifft Grund habe.

Antwort. Ihr wühlet in der Schrifft wie die blinde Maulwürff denen der Pabst die Augen hat benommen/ und könnet doch nichts finden zu eurem Vortheil: und möget ihr die Kuh ziehen bey den Hörnern/ oder bey dem Schwantz/ ihr bekommt sie nicht fort. Dann die Schrifft redet von der Beicht/ die einer thut für GOtt/ da er seine Sünde und Ubertretung bekennet/ und für ihm bereuet: darvon David spricht: Ich will dem HErrn meine Ubertretung bekennen Ps. 32. v. 5. oder auch bißweilen redet sie von einer solchen Beicht und Bekandtnüs/ da einer seinem Nechsten die Ubelthat/ so er an ihm begangen/ bekennet / mit Renmühtiger Abbitt sc. Wie weit ist dis entfernet von eurer Abergläubischen Ohren-Beicht?

IX. Haben doch die Juden schon im Alten Testament/ wie es Bellarminus l. 3. de poenit. c. 3. beweiset/ nicht allein überhaupt in genere, oder ins gemein: sondern auch in specie, ins besonders/ und nahmhafft ihre Sünden beichten müssen: Dann die Schrifft sagt Num. 5. v. 6. Wann ein Mann oder Weib irgend eins Sünde an einem Menschen thut/ von allen Sünden die den Leuten wie-

hinwiederum dem Beicht-Kind seine Sünde. Gründlich dann hierauf zu antworten / so ist das die eigentliche Meynung S. Jacobi, daß je einer mit dem andern sich friedlich vereinigen und einander aufrichtig bekennen sollen/ worinnen je einer gegen den andern der Sachen zuviel/ oder zu wenig gethan habe: Drum setzet er auch hinzu: Bittet für einander/ auf daß ihr selig werdet. Zu welcher Brüderlichen Vereinigung dann auch Christus alle Menschen treulich vermahnet Matth. 5. v. 24.

VI. Wann schon S. Jacob spricht: Es solle einer dem andern seine Sünde bekennen oder beichten: so folget doch aus diesem Spruch nicht/ daß der Beicht-Vater hinwiederum müsse dem Beicht-Kinde beichten: dann auch S. Petrus schreibt: Seyd Gastfrey und herberget einander I. Petr. 4. v. 8. da doch ein Armer nicht kan hinwiederum Gastfrey seyen gegen den Reichen/ noch ihn beherbergen.

Antwort. Wo nichts ist/ da hat des Käysers sein Recht ein Ende: Sünden aber gibts beyderseits auch bey den Pfaffen gnug/ und heist es hie: Es ist kein Mensch/ der nicht sündige. Eccles. 7. v. 21.

VII. Hat doch GOTT selbsten so wohl den Adam als Cain zum Privat-Verhör und Beicht gefordert/ da er zu Adam sprach: Adam/ wo bist du? Gen. 3. v. 9. und zu Cain: Wo ist dein Bruder Abel? Gen. 4. v. 9.

Antwort. Das füget sich schön auf eure Ohren-Beicht: dann weder Adam weder Cain haben mit ihrer endlichen Bekänntnüs/ welche GOtt aus ihnen heraus trunge: da sie sich sonsten wolten auf das Entschüldigen und vertuschen begeben/ etwas erworben: dann Cain hat verzweifflet: Adam aber/ so da glaubte an den gebenedeyeten Weibes-Saamen/ ist durch den Glauben/ und nicht durch die Bekanntnüs seiner Sünden seelig worden. Im übrigen gibts der Text klar daß GOtt nur habe diese beyde angemahnet zur Erkandtnüs ihrer Sünden in ihren eigenen Hertzen/ und Abbittung für GOtt.

VIII. Spricht doch Salomon: Wer seine Missethat laugnet/ dem wirds nicht gelingen/ wer sie aber bekenner/ und läst/ der wird Barmhertzigkeit empfangen. Prov. 28. v. 13. So spricht auch David: Da ichs wolte verschweigen/ verschmachteten meine Gebeine Psal. 32. v. 3. Item, S. Joannes spricht: Wann wir unsre Sünde bekennen so ist er getreu und gerecht / daß er uns die Sünde verzeihet I. Joh. I. v. 9. Aus diesen Sprüchen erscheinet ja/ daß die Ohren-Beicht in der H. Schrifft Grund habe.

Antwort. Ihr wühlet in der Schrifft wie die blinde Maulwürff denen der Pabst die Augen hat benommen/ und könnet doch nichts finden zu eurem Vortheil: und möget ihr die Kuh ziehen bey den Hörnern/ oder bey dem Schwantz/ ihr bekommt sie nicht fort. Dann die Schrifft redet von der Beicht/ die einer thut für GOtt/ da er seine Sünde und Ubertretung bekennet/ und für ihm bereuet: darvon David spricht: Ich will dem HErrn meine Ubertretung bekennen Ps. 32. v. 5. oder auch bißweilen redet sie von einer solchen Beicht und Bekandtnüs/ da einer seinem Nechsten die Ubelthat/ so er an ihm begangen/ bekennet / mit Renmühtiger Abbitt sc. Wie weit ist dis entfernet von eurer Abergläubischen Ohren-Beicht?

IX. Haben doch die Juden schon im Alten Testament/ wie es Bellarminus l. 3. de poenit. c. 3. beweiset/ nicht allein überhaupt in genere, oder ins gemein: sondern auch in specie, ins besonders/ und nahmhafft ihre Sünden beichten müssen: Dann die Schrifft sagt Num. 5. v. 6. Wann ein Mann oder Weib irgend eins Sünde an einem Menschen thut/ von allen Sünden die den Leuten wie-

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        <p>VI. Wann schon S. Jacob spricht: Es solle einer dem andern seine Sünde bekennen oder            beichten: so folget doch aus diesem Spruch nicht/ daß der Beicht-Vater hinwiederum müsse            dem Beicht-Kinde beichten: dann auch S. Petrus schreibt: Seyd Gastfrey und herberget            einander I. Petr. 4. v. 8. da doch ein Armer nicht kan hinwiederum Gastfrey seyen gegen            den Reichen/ noch ihn beherbergen.</p>
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        <p>Antwort. Das füget sich schön auf eure Ohren-Beicht: dann weder Adam weder Cain haben mit            ihrer endlichen Bekänntnüs/ welche GOtt aus ihnen heraus trunge: da sie sich sonsten            wolten auf das Entschüldigen und vertuschen begeben/ etwas erworben: dann Cain hat            verzweifflet: Adam aber/ so da glaubte an den gebenedeyeten Weibes-Saamen/ ist durch den            Glauben/ und nicht durch die Bekanntnüs seiner Sünden seelig worden. Im übrigen gibts der            Text klar daß GOtt nur habe diese beyde angemahnet zur Erkandtnüs ihrer Sünden in ihren            eigenen Hertzen/ und Abbittung für GOtt.</p>
        <p>VIII. Spricht doch Salomon: Wer seine Missethat laugnet/ dem wirds nicht gelingen/ wer            sie aber bekenner/ und läst/ der wird Barmhertzigkeit empfangen. Prov. 28. v. 13. So            spricht auch David: Da ichs wolte verschweigen/ verschmachteten meine Gebeine Psal. 32.            v. 3. Item, S. Joannes spricht: Wann wir unsre Sünde bekennen so ist er getreu und gerecht           / daß er uns die Sünde verzeihet I. Joh. I. v. 9. Aus diesen Sprüchen erscheinet ja/ daß            die Ohren-Beicht in der H. Schrifft Grund habe.</p>
        <p>Antwort. Ihr wühlet in der Schrifft wie die blinde Maulwürff denen der Pabst die Augen            hat benommen/ und könnet doch nichts finden zu eurem Vortheil: und möget ihr die Kuh            ziehen bey den Hörnern/ oder bey dem Schwantz/ ihr bekommt sie nicht fort. Dann die            Schrifft redet von der Beicht/ die einer thut für GOtt/ da er seine Sünde und            Ubertretung bekennet/ und für ihm bereuet: darvon David spricht: Ich will dem HErrn meine            Ubertretung bekennen Ps. 32. v. 5. oder auch bißweilen redet sie von einer solchen Beicht            und Bekandtnüs/ da einer seinem Nechsten die Ubelthat/ so er an ihm begangen/ bekennet           / mit Renmühtiger Abbitt sc. Wie weit ist dis entfernet von eurer Abergläubischen            Ohren-Beicht?</p>
        <p>IX. Haben doch die Juden schon im Alten Testament/ wie es Bellarminus l. 3. de poenit.            c. 3. beweiset/ nicht allein überhaupt in genere, oder ins gemein: sondern auch in            specie, ins besonders/ und nahmhafft ihre Sünden beichten müssen: Dann die Schrifft sagt            Num. 5. v. 6. Wann ein Mann oder Weib irgend eins Sünde an einem Menschen thut/ von allen            Sünden die den Leuten wie-
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[47/0347] hinwiederum dem Beicht-Kind seine Sünde. Gründlich dann hierauf zu antworten / so ist das die eigentliche Meynung S. Jacobi, daß je einer mit dem andern sich friedlich vereinigen und einander aufrichtig bekennen sollen/ worinnen je einer gegen den andern der Sachen zuviel/ oder zu wenig gethan habe: Drum setzet er auch hinzu: Bittet für einander/ auf daß ihr selig werdet. Zu welcher Brüderlichen Vereinigung dann auch Christus alle Menschen treulich vermahnet Matth. 5. v. 24. VI. Wann schon S. Jacob spricht: Es solle einer dem andern seine Sünde bekennen oder beichten: so folget doch aus diesem Spruch nicht/ daß der Beicht-Vater hinwiederum müsse dem Beicht-Kinde beichten: dann auch S. Petrus schreibt: Seyd Gastfrey und herberget einander I. Petr. 4. v. 8. da doch ein Armer nicht kan hinwiederum Gastfrey seyen gegen den Reichen/ noch ihn beherbergen. Antwort. Wo nichts ist/ da hat des Käysers sein Recht ein Ende: Sünden aber gibts beyderseits auch bey den Pfaffen gnug/ und heist es hie: Es ist kein Mensch/ der nicht sündige. Eccles. 7. v. 21. VII. Hat doch GOTT selbsten so wohl den Adam als Cain zum Privat-Verhör und Beicht gefordert/ da er zu Adam sprach: Adam/ wo bist du? Gen. 3. v. 9. und zu Cain: Wo ist dein Bruder Abel? Gen. 4. v. 9. Antwort. Das füget sich schön auf eure Ohren-Beicht: dann weder Adam weder Cain haben mit ihrer endlichen Bekänntnüs/ welche GOtt aus ihnen heraus trunge: da sie sich sonsten wolten auf das Entschüldigen und vertuschen begeben/ etwas erworben: dann Cain hat verzweifflet: Adam aber/ so da glaubte an den gebenedeyeten Weibes-Saamen/ ist durch den Glauben/ und nicht durch die Bekanntnüs seiner Sünden seelig worden. Im übrigen gibts der Text klar daß GOtt nur habe diese beyde angemahnet zur Erkandtnüs ihrer Sünden in ihren eigenen Hertzen/ und Abbittung für GOtt. VIII. Spricht doch Salomon: Wer seine Missethat laugnet/ dem wirds nicht gelingen/ wer sie aber bekenner/ und läst/ der wird Barmhertzigkeit empfangen. Prov. 28. v. 13. So spricht auch David: Da ichs wolte verschweigen/ verschmachteten meine Gebeine Psal. 32. v. 3. Item, S. Joannes spricht: Wann wir unsre Sünde bekennen so ist er getreu und gerecht / daß er uns die Sünde verzeihet I. Joh. I. v. 9. Aus diesen Sprüchen erscheinet ja/ daß die Ohren-Beicht in der H. Schrifft Grund habe. Antwort. Ihr wühlet in der Schrifft wie die blinde Maulwürff denen der Pabst die Augen hat benommen/ und könnet doch nichts finden zu eurem Vortheil: und möget ihr die Kuh ziehen bey den Hörnern/ oder bey dem Schwantz/ ihr bekommt sie nicht fort. Dann die Schrifft redet von der Beicht/ die einer thut für GOtt/ da er seine Sünde und Ubertretung bekennet/ und für ihm bereuet: darvon David spricht: Ich will dem HErrn meine Ubertretung bekennen Ps. 32. v. 5. oder auch bißweilen redet sie von einer solchen Beicht und Bekandtnüs/ da einer seinem Nechsten die Ubelthat/ so er an ihm begangen/ bekennet / mit Renmühtiger Abbitt sc. Wie weit ist dis entfernet von eurer Abergläubischen Ohren-Beicht? IX. Haben doch die Juden schon im Alten Testament/ wie es Bellarminus l. 3. de poenit. c. 3. beweiset/ nicht allein überhaupt in genere, oder ins gemein: sondern auch in specie, ins besonders/ und nahmhafft ihre Sünden beichten müssen: Dann die Schrifft sagt Num. 5. v. 6. Wann ein Mann oder Weib irgend eins Sünde an einem Menschen thut/ von allen Sünden die den Leuten wie-

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Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/347>, abgerufen am 23.11.2024.