Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.XXXIII. Wie viel nahmhaffter Wunderwercke haben sich doch nur bey der Meß zugetragen: warum sollte man sie dann verwerffen? Antwort. Eben das ist/ was St. Paulus von dem Anti-Christ weissaget: Seine Ankunfft werde geschehen mit allerley lügenhafftigen Kräfften/ und Zeichen und Wundern 2. Thess. 2. v. 9. Dann eure vermeynentlich hochberühmte Wunder-Werck seynd doch mehrentheils dermassen beschaffen/ und so glaubwürdig/ daß sich verständige Papisten der Bücher/ in welchen sie verfasset/ selbsten schämen. Und es sollte einen nicht unbillig Wunder nehmen / warum doch auf den heutigen Tag so gar keine/ oder je gar langsam und darzu ertichtete Wunderwercke bey der Opffer-Meß sich zutragen/ da doch dasselbige jetz mehr als vorzeiten vonnöhten thäte/ dieweil damahls die Opffer-Meß bey jederman für gut/ auf den heutigen Tag aber von unzahlbaren für bös und unrecht gehalten wird. Es gibt uns aber GOttes Wort eine richtige Anweisung/ wie wir uns gegen solche hochgerühmte Wunderwercke/ welche ausser GOttes Wort und Verheissung geschehen/ verhalten sollen: nemlich/ wann uns einer auf und nach einem solchen geschehenen und erfolgten Wunder-Werck auf eine frömde Lehr verführen wollte/ so sollen wir nicht folgen: sondern Gottsollen wir folgen und seine Gebothalten/ und seiner Stimm gehorchen/ und ihm dienen und anhangen. Deut. 13. v. I. Wann ein Prophet oder Träumer unter euch wird aufstehen/ und gibt dir ein Zeichen und Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kommt/ davon er dir gesagt hat/ und spricht: laß uns andern Göttern folgen und ihnen dienen/ so solltu nicht gehorchen den Worten solches Propheten oder Träumers: dann der HErr eur GOtt versucht euch/ daß er erfahre / ob ihr ihn von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen lieb habt: dann ihr sollt dem HErrn eurem GOtt folgen und ihn fürchten/ und seine Gebot halten/ und seiner Stimm gehorchen/ und ihm dienen und ihm anhangen. XXXIV. Erzählet doch Jacobus Marchantius in candelab. Myst. f. 554. daß Anno 1574. etliche Spey-Vögel in Holland/ so die Messe mit dem gewöhnlichen Kirchen-Gepräng verspottet haben/ durch GOttes Verhängnüß zur billigen Abstraffung seynd mit der Pest behafftet worden: so ist ja die Messe ein überaus heiliges Werck/ welches mit solchen Mirackeln wird bekräfftiget. Antwort. Die Pest ist kein Mirackel. So ist auch aus den Historischen Geschichten/ und dem päbstischen Brevier 25. Augusti bekannt/ daß Ludowig IX. König in Franckreich mit seinem Krieges-Heer gegen die Saracenen ins Feld gezogen ihnen Jerusalem und Palaestinam wieder abzutringen; er aber erstlich mit dem/ also von den Saracenen spöttisch genannten / unter den Gestalten des Brodts verborgenen Gott der Christen/ seye ins Gefängnüß gezogen/ und nachmahls samt seinem Krieges-Heer mit der Pestilentzischen Sucht überfallen: und hat er Ludowig selbsten müssen sein Leben einbüssen. Wöllen aber hieraus die Papisten schliessen/ daß es ein GOtt-verhäßiges Werck seye/ zur Ehren GOttes die heilige Oerter denen Ungläubigen wieder aus den Klauen reissen? Summa auf diese Art zu folgern/ können auch die Ungläubigen ihres Glaubens Unwarheit mit solchen Mirackeln erweisen und behaupten. XXXV. Es erzehlt aber Nirenbergus l. I. de mirac. c. 32. für eine unfehlbare Warheit: Es seye in Irrland eine Insul/ und in derselbigen eine zu Ehren des H. Micha- XXXIII. Wie viel nahmhaffter Wunderwercke haben sich doch nur bey der Meß zugetragen: warum sollte man sie dann verwerffen? Antwort. Eben das ist/ was St. Paulus von dem Anti-Christ weissaget: Seine Ankunfft werde geschehen mit allerley lügenhafftigen Kräfften/ und Zeichen und Wundern 2. Thess. 2. v. 9. Dann eure vermeynentlich hochberühmte Wunder-Werck seynd doch mehrentheils dermassen beschaffen/ und so glaubwürdig/ daß sich verständige Papisten der Bücher/ in welchen sie verfasset/ selbsten schämen. Und es sollte einen nicht unbillig Wunder nehmen / warum doch auf den heutigen Tag so gar keine/ oder je gar langsam und darzu ertichtete Wunderwercke bey der Opffer-Meß sich zutragen/ da doch dasselbige jetz mehr als vorzeiten vonnöhten thäte/ dieweil damahls die Opffer-Meß bey jederman für gut/ auf den heutigen Tag aber von unzahlbaren für bös und unrecht gehalten wird. Es gibt uns aber GOttes Wort eine richtige Anweisung/ wie wir uns gegen solche hochgerühmte Wunderwercke/ welche ausser GOttes Wort und Verheissung geschehen/ verhalten sollen: nemlich/ wann uns einer auf und nach einem solchen geschehenen und erfolgten Wunder-Werck auf eine frömde Lehr verführen wollte/ so sollen wir nicht folgen: sondern Gottsollen wir folgen und seine Gebothalten/ und seiner Stimm gehorchen/ und ihm dienen und anhangen. Deut. 13. v. I. Wann ein Prophet oder Träumer unter euch wird aufstehen/ und gibt dir ein Zeichen und Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kom̃t/ davon er dir gesagt hat/ und spricht: laß uns andern Göttern folgen und ihnen dienen/ so solltu nicht gehorchen den Worten solches Propheten oder Träumers: dann der HErr eur GOtt versucht euch/ daß er erfahre / ob ihr ihn von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen lieb habt: dann ihr sollt dem HErrn eurem GOtt folgen und ihn fürchten/ und seine Gebot halten/ und seiner Stim̃ gehorchen/ und ihm dienen und ihm anhangen. XXXIV. Erzählet doch Jacobus Marchantius in candelab. Myst. f. 554. daß Anno 1574. etliche Spey-Vögel in Holland/ so die Messe mit dem gewöhnlichen Kirchen-Gepräng verspottet haben/ durch GOttes Verhängnüß zur billigen Abstraffung seynd mit der Pest behafftet worden: so ist ja die Messe ein überaus heiliges Werck/ welches mit solchen Mirackeln wird bekräfftiget. Antwort. Die Pest ist kein Mirackel. So ist auch aus den Historischen Geschichten/ und dem päbstischen Brevier 25. Augusti bekannt/ daß Ludowig IX. König in Franckreich mit seinem Krieges-Heer gegen die Saracenen ins Feld gezogen ihnen Jerusalem und Palaestinam wieder abzutringen; er aber erstlich mit dem/ also von den Saracenen spöttisch genannten / unter den Gestalten des Brodts verborgenen Gott der Christen/ seye ins Gefängnüß gezogen/ und nachmahls samt seinem Krieges-Heer mit der Pestilentzischen Sucht überfallen: und hat er Ludowig selbsten müssen sein Leben einbüssen. Wöllen aber hieraus die Papisten schliessen/ daß es ein GOtt-verhäßiges Werck seye/ zur Ehren GOttes die heilige Oerter denen Ungläubigen wieder aus den Klauen reissen? Summa auf diese Art zu folgern/ können auch die Ungläubigen ihres Glaubens Unwarheit mit solchen Mirackeln erweisen und behaupten. XXXV. Es erzehlt aber Nirenbergus l. 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Und es sollte einen nicht unbillig Wunder nehmen / warum doch auf den heutigen Tag so gar keine/ oder je gar langsam und darzu ertichtete Wunderwercke bey der Opffer-Meß sich zutragen/ da doch dasselbige jetz mehr als vorzeiten vonnöhten thäte/ dieweil damahls die Opffer-Meß bey jederman für gut/ auf den heutigen Tag aber von unzahlbaren für bös und unrecht gehalten wird. Es gibt uns aber GOttes Wort eine richtige Anweisung/ wie wir uns gegen solche hochgerühmte Wunderwercke/ welche ausser GOttes Wort und Verheissung geschehen/ verhalten sollen: nemlich/ wann uns einer auf und nach einem solchen geschehenen und erfolgten Wunder-Werck auf eine frömde Lehr verführen wollte/ so sollen wir nicht folgen: sondern Gottsollen wir folgen und seine Gebothalten/ und seiner Stimm gehorchen/ und ihm dienen und anhangen. Deut. 13. v. I. Wann ein Prophet oder Träumer unter euch wird aufstehen/ und gibt dir ein Zeichen und Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kom̃t/ davon er dir gesagt hat/ und spricht: laß uns andern Göttern folgen und ihnen dienen/ so solltu nicht gehorchen den Worten solches Propheten oder Träumers: dann der HErr eur GOtt versucht euch/ daß er erfahre / ob ihr ihn von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen lieb habt: dann ihr sollt dem HErrn eurem GOtt folgen und ihn fürchten/ und seine Gebot halten/ und seiner Stim̃ gehorchen/ und ihm dienen und ihm anhangen.</p> <p>XXXIV. Erzählet doch Jacobus Marchantius in candelab. Myst. f. 554. daß Anno 1574. etliche Spey-Vögel in Holland/ so die Messe mit dem gewöhnlichen Kirchen-Gepräng verspottet haben/ durch GOttes Verhängnüß zur billigen Abstraffung seynd mit der Pest behafftet worden: so ist ja die Messe ein überaus heiliges Werck/ welches mit solchen Mirackeln wird bekräfftiget.</p> <p>Antwort. Die Pest ist kein Mirackel. So ist auch aus den Historischen Geschichten/ und dem päbstischen Brevier 25. Augusti bekannt/ daß Ludowig IX. König in Franckreich mit seinem Krieges-Heer gegen die Saracenen ins Feld gezogen ihnen Jerusalem und Palaestinam wieder abzutringen; er aber erstlich mit dem/ also von den Saracenen spöttisch genannten / unter den Gestalten des Brodts verborgenen Gott der Christen/ seye ins Gefängnüß gezogen/ und nachmahls samt seinem Krieges-Heer mit der Pestilentzischen Sucht überfallen: und hat er Ludowig selbsten müssen sein Leben einbüssen. Wöllen aber hieraus die Papisten schliessen/ daß es ein GOtt-verhäßiges Werck seye/ zur Ehren GOttes die heilige Oerter denen Ungläubigen wieder aus den Klauen reissen? Summa auf diese Art zu folgern/ können auch die Ungläubigen ihres Glaubens Unwarheit mit solchen Mirackeln erweisen und behaupten.</p> <p>XXXV. Es erzehlt aber Nirenbergus l. 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XXXIII. Wie viel nahmhaffter Wunderwercke haben sich doch nur bey der Meß zugetragen: warum sollte man sie dann verwerffen?
Antwort. Eben das ist/ was St. Paulus von dem Anti-Christ weissaget: Seine Ankunfft werde geschehen mit allerley lügenhafftigen Kräfften/ und Zeichen und Wundern 2. Thess. 2. v. 9. Dann eure vermeynentlich hochberühmte Wunder-Werck seynd doch mehrentheils dermassen beschaffen/ und so glaubwürdig/ daß sich verständige Papisten der Bücher/ in welchen sie verfasset/ selbsten schämen. Und es sollte einen nicht unbillig Wunder nehmen / warum doch auf den heutigen Tag so gar keine/ oder je gar langsam und darzu ertichtete Wunderwercke bey der Opffer-Meß sich zutragen/ da doch dasselbige jetz mehr als vorzeiten vonnöhten thäte/ dieweil damahls die Opffer-Meß bey jederman für gut/ auf den heutigen Tag aber von unzahlbaren für bös und unrecht gehalten wird. Es gibt uns aber GOttes Wort eine richtige Anweisung/ wie wir uns gegen solche hochgerühmte Wunderwercke/ welche ausser GOttes Wort und Verheissung geschehen/ verhalten sollen: nemlich/ wann uns einer auf und nach einem solchen geschehenen und erfolgten Wunder-Werck auf eine frömde Lehr verführen wollte/ so sollen wir nicht folgen: sondern Gottsollen wir folgen und seine Gebothalten/ und seiner Stimm gehorchen/ und ihm dienen und anhangen. Deut. 13. v. I. Wann ein Prophet oder Träumer unter euch wird aufstehen/ und gibt dir ein Zeichen und Wunder/ und das Zeichen oder Wunder kom̃t/ davon er dir gesagt hat/ und spricht: laß uns andern Göttern folgen und ihnen dienen/ so solltu nicht gehorchen den Worten solches Propheten oder Träumers: dann der HErr eur GOtt versucht euch/ daß er erfahre / ob ihr ihn von gantzem Hertzen und von gantzer Seelen lieb habt: dann ihr sollt dem HErrn eurem GOtt folgen und ihn fürchten/ und seine Gebot halten/ und seiner Stim̃ gehorchen/ und ihm dienen und ihm anhangen.
XXXIV. Erzählet doch Jacobus Marchantius in candelab. Myst. f. 554. daß Anno 1574. etliche Spey-Vögel in Holland/ so die Messe mit dem gewöhnlichen Kirchen-Gepräng verspottet haben/ durch GOttes Verhängnüß zur billigen Abstraffung seynd mit der Pest behafftet worden: so ist ja die Messe ein überaus heiliges Werck/ welches mit solchen Mirackeln wird bekräfftiget.
Antwort. Die Pest ist kein Mirackel. So ist auch aus den Historischen Geschichten/ und dem päbstischen Brevier 25. Augusti bekannt/ daß Ludowig IX. König in Franckreich mit seinem Krieges-Heer gegen die Saracenen ins Feld gezogen ihnen Jerusalem und Palaestinam wieder abzutringen; er aber erstlich mit dem/ also von den Saracenen spöttisch genannten / unter den Gestalten des Brodts verborgenen Gott der Christen/ seye ins Gefängnüß gezogen/ und nachmahls samt seinem Krieges-Heer mit der Pestilentzischen Sucht überfallen: und hat er Ludowig selbsten müssen sein Leben einbüssen. Wöllen aber hieraus die Papisten schliessen/ daß es ein GOtt-verhäßiges Werck seye/ zur Ehren GOttes die heilige Oerter denen Ungläubigen wieder aus den Klauen reissen? Summa auf diese Art zu folgern/ können auch die Ungläubigen ihres Glaubens Unwarheit mit solchen Mirackeln erweisen und behaupten.
XXXV. Es erzehlt aber Nirenbergus l. I. de mirac. c. 32. für eine unfehlbare Warheit: Es seye in Irrland eine Insul/ und in derselbigen eine zu Ehren des H. Micha-
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