Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

zu sterben/ und mit Paulo auffgelöset zu werden / da doch alle Christen zum Sterben sollen willig seyn? Daß hiesse ja nicht aus allem Unglück durch den Tod errettet werden: Sondern aus dem Regen erst recht in den Bach gerahten: Dann ja das Fegfeur (wie es die Papisten selbst fürmahlen) viel erschröcklicher seyn soll/ als jhe eine Marter auff der Welt kan erfunden werden. Auch spricht S. Paulus daselbst ferner v. 14. daß GOtt die/ so da entschlaffen seyn durch Christum/ mit ihm führen/ und nicht allererst aus dem Fegfeur hohlen werde. Weswegen dann auch Joannes, gemäß der Päbstischen Dolmetschung Apoc. 14. v. 13. schreibet: Seelig seynd die Todten / die in dem HErrn sterben: Von nun an/ jetzt spricht der Geist/ daß sie ruhen sollen von ihren Arbeiten.

Zum vierten: So ist das Päbstische Fegfeur wieder das eintzige wahrhafftige Fegfeur der Christen/ so da ist das Verdienst und kostbahre Bluht Christi durch den Glauben ergriffen: Dann durch den Glauben/ nicht durchs Fegfeur/ werden die Hertzen gereiniget. Act. 15. v. 9. item Das Bluht JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen unsren Sünden. I. Joh. I. v. 7. item Lasset euch nicht verführen: Weder die Hurer/ noch die Abgöttischen/ noch die Ehebrecher/ noch die Weichlinge/ noch die Knaben-Schänder sc. werden das Reich GOttes ererben: Und solche seynd euer etliche gewesen (nun folget das Fegfeur) aber ihr seyet abgewaschen/ ihr seyet geheiliget/ ihr seyet gerecht worden durch den Nahmen des HErrn JEsu/ und durch den Geist unsers GOttes. I. Cor 6. v. 9.

Zum fünfften: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur gerad zuwieder der vollkommenen Gnugthuung und Verdienst Christi: Dann Christus hat sein Mittler-Ampt nicht dergestalt mit uns getheilet/ daß er einen Theil/ und wir den andern Theil unsrer Sünden büssen/ und uns selbst durch unser Leyden reinigen solten: Sondern allein sein Bluth reiniget uns von aller Sünde I. Joh. I. v. 7. Er ist allein die Versöhnung nicht allein für unsere / sondern auch für der gantzen Welt Sünde I. Joh. 2. v. 2. Und Esaias spricht: Fürwar er trug unsere Kranckheit/ Er ist um unser Missethat verwundet/ durch seine Wunden seynd wir geheilet/ der HErr warff unser aller Sünde auff ihn/ Er ist aus dem Land der Lebendigen weggerissen/ da er um der Missethat meines Volcks geplaget war/ dann Er trägt ihre Sünde. Esa. 53.

Zum sechsten: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur wieder den Articul des Glaubens / darinnen wir glauben Vergebung/ nicht die eigene Bezahlung/ der Sünden. Wo bleybet da das Fegfeur?

Einrede der Papisten.

I. Haben doch nicht alle Menschen einen vollkommenen gleichen starcken Glauben: Derowegen so können nicht alle Menschen nach ihrem Todt gleich vollkommentlich selig werden: Sondern etliche müssen zuvor im Fegfeur gereiniget werden.

Antwort. Wann Christus dem Glauben die Seligkeit zuschreibet/ so setzet er dem Glauben keine gewisse Maaß und Ziel: Macht auch keinen Un-

zu sterben/ und mit Paulo auffgelöset zu werden / da doch alle Christen zum Sterben sollen willig seyn? Daß hiesse ja nicht aus allem Unglück durch den Tod errettet werden: Sondern aus dem Regen erst recht in den Bach gerahten: Dann ja das Fegfeur (wie es die Papisten selbst fürmahlen) viel erschröcklicher seyn soll/ als jhe eine Marter auff der Welt kan erfunden werden. Auch spricht S. Paulus daselbst ferner v. 14. daß GOtt die/ so da entschlaffen seyn durch Christum/ mit ihm führen/ und nicht allererst aus dem Fegfeur hohlen werde. Weswegen dann auch Joannes, gemäß der Päbstischen Dolmetschung Apoc. 14. v. 13. schreibet: Seelig seynd die Todten / die in dem HErrn sterben: Von nun an/ jetzt spricht der Geist/ daß sie ruhen sollen von ihren Arbeiten.

Zum vierten: So ist das Päbstische Fegfeur wieder das eintzige wahrhafftige Fegfeur der Christen/ so da ist das Verdienst und kostbahre Bluht Christi durch den Glauben ergriffen: Dann durch den Glauben/ nicht durchs Fegfeur/ werden die Hertzen gereiniget. Act. 15. v. 9. item Das Bluht JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen unsren Sünden. I. Joh. I. v. 7. item Lasset euch nicht verführen: Weder die Hurer/ noch die Abgöttischen/ noch die Ehebrecher/ noch die Weichlinge/ noch die Knaben-Schänder sc. werden das Reich GOttes ererben: Und solche seynd euer etliche gewesen (nun folget das Fegfeur) aber ihr seyet abgewaschen/ ihr seyet geheiliget/ ihr seyet gerecht worden durch den Nahmen des HErrn JEsu/ und durch den Geist unsers GOttes. I. Cor 6. v. 9.

Zum fünfften: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur gerad zuwieder der vollkommenen Gnugthuung und Verdienst Christi: Dann Christus hat sein Mittler-Ampt nicht dergestalt mit uns getheilet/ daß er einen Theil/ und wir den andern Theil unsrer Sünden büssen/ und uns selbst durch unser Leyden reinigen solten: Sondern allein sein Bluth reiniget uns von aller Sünde I. Joh. I. v. 7. Er ist allein die Versöhnung nicht allein für unsere / sondern auch für der gantzen Welt Sünde I. Joh. 2. v. 2. Und Esaias spricht: Fürwar er trug unsere Kranckheit/ Er ist um unser Missethat verwundet/ durch seine Wunden seynd wir geheilet/ der HErr warff unser aller Sünde auff ihn/ Er ist aus dem Land der Lebendigen weggerissen/ da er um der Missethat meines Volcks geplaget war/ dann Er trägt ihre Sünde. Esa. 53.

Zum sechsten: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur wieder den Articul des Glaubens / darinnen wir glauben Vergebung/ nicht die eigene Bezahlung/ der Sünden. Wo bleybet da das Fegfeur?

Einrede der Papisten.

I. Haben doch nicht alle Menschen einen vollkommenen gleichen starcken Glauben: Derowegen so können nicht alle Menschen nach ihrem Todt gleich vollkommentlich selig werden: Sondern etliche müssen zuvor im Fegfeur gereiniget werden.

Antwort. Wann Christus dem Glauben die Seligkeit zuschreibet/ so setzet er dem Glauben keine gewisse Maaß und Ziel: Macht auch keinen Un-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0491" n="191"/>
zu sterben/ und mit Paulo auffgelöset zu werden           / da doch alle Christen zum Sterben sollen willig seyn? Daß hiesse ja nicht aus allem            Unglück durch den Tod errettet werden: Sondern aus dem Regen erst recht in den Bach            gerahten: Dann ja das Fegfeur (wie es die Papisten selbst fürmahlen) viel erschröcklicher            seyn soll/ als jhe eine Marter auff der Welt kan erfunden werden. Auch spricht S. Paulus            daselbst ferner v. 14. daß GOtt die/ so da entschlaffen seyn durch Christum/ mit ihm            führen/ und nicht allererst aus dem Fegfeur hohlen werde. Weswegen dann auch Joannes,            gemäß der Päbstischen Dolmetschung Apoc. 14. v. 13. schreibet: Seelig seynd die Todten /            die in dem HErrn sterben: Von nun an/ jetzt spricht der Geist/ daß sie ruhen sollen von            ihren Arbeiten.</p>
        <p>Zum vierten: So ist das Päbstische Fegfeur wieder das eintzige wahrhafftige Fegfeur der            Christen/ so da ist das Verdienst und kostbahre Bluht Christi durch den Glauben            ergriffen: Dann durch den Glauben/ nicht durchs Fegfeur/ werden die Hertzen gereiniget.            Act. 15. v. 9. item Das Bluht JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen unsren            Sünden. I. Joh. I. v. 7. item Lasset euch nicht verführen: Weder die Hurer/ noch die            Abgöttischen/ noch die Ehebrecher/ noch die Weichlinge/ noch die Knaben-Schänder sc.            werden das Reich GOttes ererben: Und solche seynd euer etliche gewesen (nun folget das            Fegfeur) aber ihr seyet abgewaschen/ ihr seyet geheiliget/ ihr seyet gerecht worden            durch den Nahmen des HErrn JEsu/ und durch den Geist unsers GOttes. I. Cor 6. v. 9.</p>
        <p>Zum fünfften: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur gerad zuwieder der vollkommenen            Gnugthuung und Verdienst Christi: Dann Christus hat sein Mittler-Ampt nicht dergestalt mit            uns getheilet/ daß er einen Theil/ und wir den andern Theil unsrer Sünden büssen/ und            uns selbst durch unser Leyden reinigen solten: Sondern allein sein Bluth reiniget uns von            aller Sünde I. Joh. I. v. 7. Er ist allein die Versöhnung nicht allein für unsere /            sondern auch für der gantzen Welt Sünde I. Joh. 2. v. 2. Und Esaias spricht: Fürwar er            trug unsere Kranckheit/ Er ist um unser Missethat verwundet/ durch seine Wunden seynd            wir geheilet/ der HErr warff unser aller Sünde auff ihn/ Er ist aus dem Land der            Lebendigen weggerissen/ da er um der Missethat meines Volcks geplaget war/ dann Er trägt            ihre Sünde. Esa. 53.</p>
        <p>Zum sechsten: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur wieder den Articul des Glaubens /            darinnen wir glauben Vergebung/ nicht die eigene Bezahlung/ der Sünden. Wo bleybet da            das Fegfeur?</p>
        <p>Einrede der Papisten.</p>
        <p>I. Haben doch nicht alle Menschen einen vollkommenen gleichen starcken Glauben: Derowegen            so können nicht alle Menschen nach ihrem Todt gleich vollkommentlich selig werden: Sondern            etliche müssen zuvor im Fegfeur gereiniget werden.</p>
        <p>Antwort. Wann Christus dem Glauben die Seligkeit zuschreibet/ so setzet er dem Glauben            keine gewisse Maaß und Ziel: Macht auch keinen Un-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[191/0491] zu sterben/ und mit Paulo auffgelöset zu werden / da doch alle Christen zum Sterben sollen willig seyn? Daß hiesse ja nicht aus allem Unglück durch den Tod errettet werden: Sondern aus dem Regen erst recht in den Bach gerahten: Dann ja das Fegfeur (wie es die Papisten selbst fürmahlen) viel erschröcklicher seyn soll/ als jhe eine Marter auff der Welt kan erfunden werden. Auch spricht S. Paulus daselbst ferner v. 14. daß GOtt die/ so da entschlaffen seyn durch Christum/ mit ihm führen/ und nicht allererst aus dem Fegfeur hohlen werde. Weswegen dann auch Joannes, gemäß der Päbstischen Dolmetschung Apoc. 14. v. 13. schreibet: Seelig seynd die Todten / die in dem HErrn sterben: Von nun an/ jetzt spricht der Geist/ daß sie ruhen sollen von ihren Arbeiten. Zum vierten: So ist das Päbstische Fegfeur wieder das eintzige wahrhafftige Fegfeur der Christen/ so da ist das Verdienst und kostbahre Bluht Christi durch den Glauben ergriffen: Dann durch den Glauben/ nicht durchs Fegfeur/ werden die Hertzen gereiniget. Act. 15. v. 9. item Das Bluht JEsu Christi des Sohns GOttes reiniget uns von allen unsren Sünden. I. Joh. I. v. 7. item Lasset euch nicht verführen: Weder die Hurer/ noch die Abgöttischen/ noch die Ehebrecher/ noch die Weichlinge/ noch die Knaben-Schänder sc. werden das Reich GOttes ererben: Und solche seynd euer etliche gewesen (nun folget das Fegfeur) aber ihr seyet abgewaschen/ ihr seyet geheiliget/ ihr seyet gerecht worden durch den Nahmen des HErrn JEsu/ und durch den Geist unsers GOttes. I. Cor 6. v. 9. Zum fünfften: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur gerad zuwieder der vollkommenen Gnugthuung und Verdienst Christi: Dann Christus hat sein Mittler-Ampt nicht dergestalt mit uns getheilet/ daß er einen Theil/ und wir den andern Theil unsrer Sünden büssen/ und uns selbst durch unser Leyden reinigen solten: Sondern allein sein Bluth reiniget uns von aller Sünde I. Joh. I. v. 7. Er ist allein die Versöhnung nicht allein für unsere / sondern auch für der gantzen Welt Sünde I. Joh. 2. v. 2. Und Esaias spricht: Fürwar er trug unsere Kranckheit/ Er ist um unser Missethat verwundet/ durch seine Wunden seynd wir geheilet/ der HErr warff unser aller Sünde auff ihn/ Er ist aus dem Land der Lebendigen weggerissen/ da er um der Missethat meines Volcks geplaget war/ dann Er trägt ihre Sünde. Esa. 53. Zum sechsten: So strebt auch die Lehr vom Fegfeur wieder den Articul des Glaubens / darinnen wir glauben Vergebung/ nicht die eigene Bezahlung/ der Sünden. Wo bleybet da das Fegfeur? Einrede der Papisten. I. Haben doch nicht alle Menschen einen vollkommenen gleichen starcken Glauben: Derowegen so können nicht alle Menschen nach ihrem Todt gleich vollkommentlich selig werden: Sondern etliche müssen zuvor im Fegfeur gereiniget werden. Antwort. Wann Christus dem Glauben die Seligkeit zuschreibet/ so setzet er dem Glauben keine gewisse Maaß und Ziel: Macht auch keinen Un-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/491
Zitationshilfe: Rempen, Johann: Schau-Bühne Der Evangelischen Warheit. Leipzig, 1721, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rempen_schaubuehne_1721/491>, abgerufen am 22.11.2024.