schen. Entheiligt es nicht durch Zank und Uneinig- keit! - - - Wer von beiden ist das Haupt?
"Der Mann; gleich wie die göttliche Sonne der Gatte und der Herr der Erde, des Mondes, und der übrigen Fixsterne, seiner Gemalinnen ist."
Zur Frau: Erinnert euch, meine Tochter, eu- rem Manne unterwürfig zu seyn; denn der Mann ist das hervorbringende, die Frau aber nur das entwi- ckelnde Wesen. Sie giebt blos den Körper, der Mann aber Seele und Leben. ... Nun die almäch- tige Sonne erwärme, erleuchte und erfreue euch! die wohlthätige Erde verschaffe euch angenehme Gefilde, und kühle Schatten, schenke euch wohlschmeckende Früchte, klare Quellen, und blumichte Ruheplätze zum Genuß eurer Wonne. Sonne und Erde müssen euch segnen und lieben, wie ich euch liebe und segne! Die Sonne erwärme mit ihrem göttlichen Feuer den Mann; die Erde bereite der Gattin ein Bette von Moos, worauf sie die erste Frucht eurer Ehe in Ru- he erndte! O Sonne! o Erde! verbindet eure Kin- der. ... Sind eure Herzen vereinigt?
"Ja, frommer Alter."
So sei es auch euer Körper, vermöge der mir iezt übertragenen unverletzlichen Gewalt der ganzen Nation. --
Dies ist die patagonische Formel; bei den dama- ligen Umständen fügte man noch zwei Hälbkugeln hin- zu, die der ehrwürdige Alte mit den Worten vereinig-
te:
ſchen. Entheiligt es nicht durch Zank und Uneinig- keit! ‒ ‒ ‒ Wer von beiden iſt das Haupt?
„Der Mann; gleich wie die goͤttliche Sonne der Gatte und der Herr der Erde, des Mondes, und der uͤbrigen Fixſterne, ſeiner Gemalinnen iſt.‟
Zur Frau: Erinnert euch, meine Tochter, eu- rem Manne unterwuͤrfig zu ſeyn; denn der Mann iſt das hervorbringende, die Frau aber nur das entwi- ckelnde Weſen. Sie giebt blos den Koͤrper, der Mann aber Seele und Leben. … Nun die almaͤch- tige Sonne erwaͤrme, erleuchte und erfreue euch! die wohlthaͤtige Erde verſchaffe euch angenehme Gefilde, und kuͤhle Schatten, ſchenke euch wohlſchmeckende Fruͤchte, klare Quellen, und blumichte Ruheplaͤtze zum Genuß eurer Wonne. Sonne und Erde muͤſſen euch ſegnen und lieben, wie ich euch liebe und ſegne! Die Sonne erwaͤrme mit ihrem goͤttlichen Feuer den Mann; die Erde bereite der Gattin ein Bette von Moos, worauf ſie die erſte Frucht eurer Ehe in Ru- he erndte! O Sonne! o Erde! verbindet eure Kin- der. … Sind eure Herzen vereinigt?
„Ja, frommer Alter.‟
So ſei es auch euer Koͤrper, vermoͤge der mir iezt uͤbertragenen unverletzlichen Gewalt der ganzen Nation. —
Dies iſt die patagoniſche Formel; bei den dama- ligen Umſtaͤnden fuͤgte man noch zwei Haͤlbkugeln hin- zu, die der ehrwuͤrdige Alte mit den Worten vereinig-
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ſchen. Entheiligt es nicht durch Zank und Uneinig-
keit! ‒ ‒ ‒ Wer von beiden iſt das Haupt?
„Der Mann; gleich wie die goͤttliche Sonne
der Gatte und der Herr der Erde, des Mondes, und
der uͤbrigen Fixſterne, ſeiner Gemalinnen iſt.‟
Zur Frau: Erinnert euch, meine Tochter, eu-
rem Manne unterwuͤrfig zu ſeyn; denn der Mann iſt
das hervorbringende, die Frau aber nur das entwi-
ckelnde Weſen. Sie giebt blos den Koͤrper, der
Mann aber Seele und Leben. … Nun die almaͤch-
tige Sonne erwaͤrme, erleuchte und erfreue euch! die
wohlthaͤtige Erde verſchaffe euch angenehme Gefilde,
und kuͤhle Schatten, ſchenke euch wohlſchmeckende
Fruͤchte, klare Quellen, und blumichte Ruheplaͤtze
zum Genuß eurer Wonne. Sonne und Erde muͤſſen
euch ſegnen und lieben, wie ich euch liebe und ſegne!
Die Sonne erwaͤrme mit ihrem goͤttlichen Feuer den
Mann; die Erde bereite der Gattin ein Bette von
Moos, worauf ſie die erſte Frucht eurer Ehe in Ru-
he erndte! O Sonne! o Erde! verbindet eure Kin-
der. … Sind eure Herzen vereinigt?
„Ja, frommer Alter.‟
So ſei es auch euer Koͤrper, vermoͤge der mir
iezt uͤbertragenen unverletzlichen Gewalt der ganzen
Nation. —
Dies iſt die patagoniſche Formel; bei den dama-
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zu, die der ehrwuͤrdige Alte mit den Worten vereinig-
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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/166>, abgerufen am 21.11.2024.
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