Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

Bild:
<< vorherige Seite



Hier legten sie ihre Vorräthe ab, und da sie so
lebhaft darauf bestanden, so erlaubt' ihnen Alexan-
der in das Jnnere einzudringen, er aber blieb bei
den Vorrathskörben.

Als Hermantin und Dagobert ans Ufer des
Sees kamen, wurden sie einige Amphibien gewahr,
die ins Wasser sprangen, noch mehrere aber die
darin herumschwammen. Hermantin lief hinzu,
und wolte eins von diesen Thieren zu erhaschen su-
chen, aber das Geräusch seines Ganges, so leise
er auch war, hatte sie erschreckt. Sie tauchten
sogleich unter, daß man keine weiter, als weit
entfernt gegen die Mitte des Sees sah. Weil die
iungen Fliegenden ihnen aber nicht beikommen kon-
ten, so flogen sie nach dem andern Ufer. Kaum
hatten sie sich einige hundert Schritte erhoben,
als ein tausend Köpfe aus dem Wasser hervor guck-
ten und sie betrachteten. Sie fanden Jenseits des
Sees eben so wenig, und entschlossen sich daher,
die ganze Einfassung des Sees, welche das Land
der Jnsel ausmacht, zu umgehn. Sie liefen
zwei Tage ohn' ein ander lebendes Wesen als Vö-
gel zu entdecken. Von Zeit zu Zeit hörten sie
blos, daß Amphibien mit einem sehr grossen Ge-
räusch in den See stürzten. Diese wiederhohlte
Erscheinung machte sie stutzig, sie wurden eins,
sich eine Nacht über zu verstecken, und mit Hülfe
ihres englischen Sehglases, womit man die Ge-
genstände im Dunkeln erkennen kan, zu versuchen,
ob sie die Einwohner dieser Jnsel, oder wenig-

stens



Hier legten ſie ihre Vorraͤthe ab, und da ſie ſo
lebhaft darauf beſtanden, ſo erlaubt’ ihnen Alexan-
der in das Jnnere einzudringen, er aber blieb bei
den Vorrathskoͤrben.

Als Hermantin und Dagobert ans Ufer des
Sees kamen, wurden ſie einige Amphibien gewahr,
die ins Waſſer ſprangen, noch mehrere aber die
darin herumſchwammen. Hermantin lief hinzu,
und wolte eins von dieſen Thieren zu erhaſchen ſu-
chen, aber das Geraͤuſch ſeines Ganges, ſo leiſe
er auch war, hatte ſie erſchreckt. Sie tauchten
ſogleich unter, daß man keine weiter, als weit
entfernt gegen die Mitte des Sees ſah. Weil die
iungen Fliegenden ihnen aber nicht beikommen kon-
ten, ſo flogen ſie nach dem andern Ufer. Kaum
hatten ſie ſich einige hundert Schritte erhoben,
als ein tauſend Koͤpfe aus dem Waſſer hervor guck-
ten und ſie betrachteten. Sie fanden Jenſeits des
Sees eben ſo wenig, und entſchloſſen ſich daher,
die ganze Einfaſſung des Sees, welche das Land
der Jnſel ausmacht, zu umgehn. Sie liefen
zwei Tage ohn’ ein ander lebendes Weſen als Voͤ-
gel zu entdecken. Von Zeit zu Zeit hoͤrten ſie
blos, daß Amphibien mit einem ſehr groſſen Ge-
raͤuſch in den See ſtuͤrzten. Dieſe wiederhohlte
Erſcheinung machte ſie ſtutzig, ſie wurden eins,
ſich eine Nacht uͤber zu verſtecken, und mit Huͤlfe
ihres engliſchen Sehglaſes, womit man die Ge-
genſtaͤnde im Dunkeln erkennen kan, zu verſuchen,
ob ſie die Einwohner dieſer Jnſel, oder wenig-

ſtens
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0245" n="237"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Hier legten &#x017F;ie ihre Vorra&#x0364;the ab, und da &#x017F;ie &#x017F;o<lb/>
lebhaft darauf be&#x017F;tanden, &#x017F;o erlaubt&#x2019; ihnen Alexan-<lb/>
der in das Jnnere einzudringen, er aber blieb bei<lb/>
den Vorrathsko&#x0364;rben.</p><lb/>
          <p>Als Hermantin und Dagobert ans Ufer des<lb/>
Sees kamen, wurden &#x017F;ie einige Amphibien gewahr,<lb/>
die ins Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;prangen, noch mehrere aber die<lb/>
darin herum&#x017F;chwammen. Hermantin lief hinzu,<lb/>
und wolte eins von die&#x017F;en Thieren zu erha&#x017F;chen &#x017F;u-<lb/>
chen, aber das Gera&#x0364;u&#x017F;ch &#x017F;eines Ganges, &#x017F;o lei&#x017F;e<lb/>
er auch war, hatte &#x017F;ie er&#x017F;chreckt. Sie tauchten<lb/>
&#x017F;ogleich unter, daß man keine weiter, als weit<lb/>
entfernt gegen die Mitte des Sees &#x017F;ah. Weil die<lb/>
iungen Fliegenden ihnen aber nicht beikommen kon-<lb/>
ten, &#x017F;o flogen &#x017F;ie nach dem andern Ufer. Kaum<lb/>
hatten &#x017F;ie &#x017F;ich einige hundert Schritte erhoben,<lb/>
als ein tau&#x017F;end Ko&#x0364;pfe aus dem Wa&#x017F;&#x017F;er hervor guck-<lb/>
ten und &#x017F;ie betrachteten. Sie fanden Jen&#x017F;eits des<lb/>
Sees eben &#x017F;o wenig, und ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich daher,<lb/>
die ganze Einfa&#x017F;&#x017F;ung des Sees, welche das Land<lb/>
der Jn&#x017F;el ausmacht, zu umgehn. Sie liefen<lb/>
zwei Tage ohn&#x2019; ein ander lebendes We&#x017F;en als Vo&#x0364;-<lb/>
gel zu entdecken. Von Zeit zu Zeit ho&#x0364;rten &#x017F;ie<lb/>
blos, daß Amphibien mit einem &#x017F;ehr gro&#x017F;&#x017F;en Ge-<lb/>
ra&#x0364;u&#x017F;ch in den See &#x017F;tu&#x0364;rzten. Die&#x017F;e wiederhohlte<lb/>
Er&#x017F;cheinung machte &#x017F;ie &#x017F;tutzig, &#x017F;ie wurden eins,<lb/>
&#x017F;ich eine Nacht u&#x0364;ber zu ver&#x017F;tecken, und mit Hu&#x0364;lfe<lb/>
ihres engli&#x017F;chen Sehgla&#x017F;es, womit man die Ge-<lb/>
gen&#x017F;ta&#x0364;nde im Dunkeln erkennen kan, zu ver&#x017F;uchen,<lb/>
ob &#x017F;ie die Einwohner die&#x017F;er Jn&#x017F;el, oder wenig-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;tens</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[237/0245] Hier legten ſie ihre Vorraͤthe ab, und da ſie ſo lebhaft darauf beſtanden, ſo erlaubt’ ihnen Alexan- der in das Jnnere einzudringen, er aber blieb bei den Vorrathskoͤrben. Als Hermantin und Dagobert ans Ufer des Sees kamen, wurden ſie einige Amphibien gewahr, die ins Waſſer ſprangen, noch mehrere aber die darin herumſchwammen. Hermantin lief hinzu, und wolte eins von dieſen Thieren zu erhaſchen ſu- chen, aber das Geraͤuſch ſeines Ganges, ſo leiſe er auch war, hatte ſie erſchreckt. Sie tauchten ſogleich unter, daß man keine weiter, als weit entfernt gegen die Mitte des Sees ſah. Weil die iungen Fliegenden ihnen aber nicht beikommen kon- ten, ſo flogen ſie nach dem andern Ufer. Kaum hatten ſie ſich einige hundert Schritte erhoben, als ein tauſend Koͤpfe aus dem Waſſer hervor guck- ten und ſie betrachteten. Sie fanden Jenſeits des Sees eben ſo wenig, und entſchloſſen ſich daher, die ganze Einfaſſung des Sees, welche das Land der Jnſel ausmacht, zu umgehn. Sie liefen zwei Tage ohn’ ein ander lebendes Weſen als Voͤ- gel zu entdecken. Von Zeit zu Zeit hoͤrten ſie blos, daß Amphibien mit einem ſehr groſſen Ge- raͤuſch in den See ſtuͤrzten. Dieſe wiederhohlte Erſcheinung machte ſie ſtutzig, ſie wurden eins, ſich eine Nacht uͤber zu verſtecken, und mit Huͤlfe ihres engliſchen Sehglaſes, womit man die Ge- genſtaͤnde im Dunkeln erkennen kan, zu verſuchen, ob ſie die Einwohner dieſer Jnſel, oder wenig- ſtens

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/245
Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/245>, abgerufen am 21.11.2024.