den Ufern der Flüsse und Seen, ziemlich bevölkert, in allen trocknen, obgleich fruchtbaren Gegenden aber wüste. Von Thieren waren blos solche anzu- treffen, die denen in China und Jndien glichen.
Man sahe kein schickliches Mittel hier, wie auf den andern von Halbthieren oder Thiermen- schen bewohnten Jnseln, einen Statthalter und ei- nen Lehrer zur Erziehung anzustellen. Dies Ele- phantenvolk schien sehr stolz zu sein. Da aber der Verstand unendlich über die Stärke erhaben ist, so kam es nur darauf an, ihre natürlichen An- lagen hinlänglich zu ergründen, um zu wissen, wel- chen Vortheil man von ihnen ziehn könte. Sie wa- ren deshalb in keiner geringen Verlegenheit. Wie solten sie zwei von diesen ungeheuren Klumpen weg- führen, und nicht etwa auf die Christininsel son- dern nur auf das Schif, das eben die Jnsel er- reicht hatte, bringen! Nachdem Hermantin und seine Gefährten lange darüber nachgedacht hatten, erfunden sie endlich eine Maschine, welche ihrer drei tragen konnten, und die zugleich zur Schlin- ge dienen solte, einen iungen Elephantenmenschen zu fangen und fortzuschaffen. Als sie fertig war, versuchten sie solche an sich selbst, und an grossen Thieren. Nach einigen Verbesserungen, fand sich dieselbe zur Entführung eines iungen Elephanten- menschen tauglich. Jm Kurzen verfertigten sie ei- ne zweite, um auch ein iunges Elephantenmädchen zu fangen, damit das Männchen vor Gram über die Entfernung von seinem Vaterlande nicht sterben
möchte.
den Ufern der Fluͤſſe und Seen, ziemlich bevoͤlkert, in allen trocknen, obgleich fruchtbaren Gegenden aber wuͤſte. Von Thieren waren blos ſolche anzu- treffen, die denen in China und Jndien glichen.
Man ſahe kein ſchickliches Mittel hier, wie auf den andern von Halbthieren oder Thiermen- ſchen bewohnten Jnſeln, einen Statthalter und ei- nen Lehrer zur Erziehung anzuſtellen. Dies Ele- phantenvolk ſchien ſehr ſtolz zu ſein. Da aber der Verſtand unendlich uͤber die Staͤrke erhaben iſt, ſo kam es nur darauf an, ihre natuͤrlichen An- lagen hinlaͤnglich zu ergruͤnden, um zu wiſſen, wel- chen Vortheil man von ihnen ziehn koͤnte. Sie wa- ren deshalb in keiner geringen Verlegenheit. Wie ſolten ſie zwei von dieſen ungeheuren Klumpen weg- fuͤhren, und nicht etwa auf die Chriſtininſel ſon- dern nur auf das Schif, das eben die Jnſel er- reicht hatte, bringen! Nachdem Hermantin und ſeine Gefaͤhrten lange daruͤber nachgedacht hatten, erfunden ſie endlich eine Maſchine, welche ihrer drei tragen konnten, und die zugleich zur Schlin- ge dienen ſolte, einen iungen Elephantenmenſchen zu fangen und fortzuſchaffen. Als ſie fertig war, verſuchten ſie ſolche an ſich ſelbſt, und an groſſen Thieren. Nach einigen Verbeſſerungen, fand ſich dieſelbe zur Entfuͤhrung eines iungen Elephanten- menſchen tauglich. Jm Kurzen verfertigten ſie ei- ne zweite, um auch ein iunges Elephantenmaͤdchen zu fangen, damit das Maͤnnchen vor Gram uͤber die Entfernung von ſeinem Vaterlande nicht ſterben
moͤchte.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0259"n="251"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
den Ufern der Fluͤſſe und Seen, ziemlich bevoͤlkert,<lb/>
in allen trocknen, obgleich fruchtbaren Gegenden<lb/>
aber wuͤſte. Von Thieren waren blos ſolche anzu-<lb/>
treffen, die denen in China und Jndien glichen.</p><lb/><p>Man ſahe kein ſchickliches Mittel hier, wie<lb/>
auf den andern von Halbthieren oder Thiermen-<lb/>ſchen bewohnten Jnſeln, einen Statthalter und ei-<lb/>
nen Lehrer zur Erziehung anzuſtellen. Dies Ele-<lb/>
phantenvolk ſchien ſehr ſtolz zu ſein. Da aber<lb/>
der Verſtand unendlich uͤber die Staͤrke erhaben<lb/>
iſt, ſo kam es nur darauf an, ihre natuͤrlichen An-<lb/>
lagen hinlaͤnglich zu ergruͤnden, um zu wiſſen, wel-<lb/>
chen Vortheil man von ihnen ziehn koͤnte. Sie wa-<lb/>
ren deshalb in keiner geringen Verlegenheit. Wie<lb/>ſolten ſie zwei von dieſen ungeheuren Klumpen weg-<lb/>
fuͤhren, und nicht etwa auf die Chriſtininſel ſon-<lb/>
dern nur auf das Schif, das eben die Jnſel er-<lb/>
reicht hatte, bringen! Nachdem Hermantin und<lb/>ſeine Gefaͤhrten lange daruͤber nachgedacht hatten,<lb/>
erfunden ſie endlich eine Maſchine, welche ihrer<lb/>
drei tragen konnten, und die zugleich zur Schlin-<lb/>
ge dienen ſolte, einen iungen Elephantenmenſchen<lb/>
zu fangen und fortzuſchaffen. Als ſie fertig war,<lb/>
verſuchten ſie ſolche an ſich ſelbſt, und an groſſen<lb/>
Thieren. Nach einigen Verbeſſerungen, fand ſich<lb/>
dieſelbe zur Entfuͤhrung eines iungen Elephanten-<lb/>
menſchen tauglich. Jm Kurzen verfertigten ſie ei-<lb/>
ne zweite, um auch ein iunges Elephantenmaͤdchen<lb/>
zu fangen, damit das Maͤnnchen vor Gram uͤber<lb/>
die Entfernung von ſeinem Vaterlande nicht ſterben<lb/><fwplace="bottom"type="catch">moͤchte.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[251/0259]
den Ufern der Fluͤſſe und Seen, ziemlich bevoͤlkert,
in allen trocknen, obgleich fruchtbaren Gegenden
aber wuͤſte. Von Thieren waren blos ſolche anzu-
treffen, die denen in China und Jndien glichen.
Man ſahe kein ſchickliches Mittel hier, wie
auf den andern von Halbthieren oder Thiermen-
ſchen bewohnten Jnſeln, einen Statthalter und ei-
nen Lehrer zur Erziehung anzuſtellen. Dies Ele-
phantenvolk ſchien ſehr ſtolz zu ſein. Da aber
der Verſtand unendlich uͤber die Staͤrke erhaben
iſt, ſo kam es nur darauf an, ihre natuͤrlichen An-
lagen hinlaͤnglich zu ergruͤnden, um zu wiſſen, wel-
chen Vortheil man von ihnen ziehn koͤnte. Sie wa-
ren deshalb in keiner geringen Verlegenheit. Wie
ſolten ſie zwei von dieſen ungeheuren Klumpen weg-
fuͤhren, und nicht etwa auf die Chriſtininſel ſon-
dern nur auf das Schif, das eben die Jnſel er-
reicht hatte, bringen! Nachdem Hermantin und
ſeine Gefaͤhrten lange daruͤber nachgedacht hatten,
erfunden ſie endlich eine Maſchine, welche ihrer
drei tragen konnten, und die zugleich zur Schlin-
ge dienen ſolte, einen iungen Elephantenmenſchen
zu fangen und fortzuſchaffen. Als ſie fertig war,
verſuchten ſie ſolche an ſich ſelbſt, und an groſſen
Thieren. Nach einigen Verbeſſerungen, fand ſich
dieſelbe zur Entfuͤhrung eines iungen Elephanten-
menſchen tauglich. Jm Kurzen verfertigten ſie ei-
ne zweite, um auch ein iunges Elephantenmaͤdchen
zu fangen, damit das Maͤnnchen vor Gram uͤber
die Entfernung von ſeinem Vaterlande nicht ſterben
moͤchte.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/259>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.