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Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785.

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stern, und wiederhohlten die Zeichen der Freund-
schaft, indem sie den Vögelmenschen Brod und
Früchte darboten: doch nahmen sie niemand an,
sondern alle verkrochen sich in ihre Nester und ver-
schlossen die Oefnung, wenn einer von den Prin-
zen sich näherte. Endlich nahm iedoch ein Vo-
gelkind, minder furchtsam als die übrigen, ein
Stück Brod, und ließ sich berühren. Es kam
sogar ans dem Neste und flog mit den Prinzen,
die ihm in Anblick aller seiner Landsleute tausender-
lei Liebkosungen erwiesen. Nun konten sie den
sonderbaren Bau dieser Menschen betrachten. Sie
haben beinah einen Menschenkopf, aber ihre Nase
ist eine Art von beinernen Schnabel, durch wel-
chen die Nasenlöcher wie bei dem Vogelschnäbeln
gehen. Statt der Haare haben sie einen Feder-
busch: die Flügel sind an den Armen befestigt, so
daß blos die Faust frei bleibt, und die stärksten
Federn aus den Elbogen hervorgehen. Der
Schwanz ist so lang wie bei den Pfauen. Jhre
dürren dünnen Beine endigen sich in der Gestalt
eines Vogelfußes. Der Körper ist mit kleinen
Federn, den Haaren ähnlich, deren Farben wie
ein Entenkopf spielen, bekleidet. Jn der fliegen-
den Bewegung sahen sie einem Menschen ähnlich,
der springend lauft, und die Arme beständig da-
zu bewegt. Daraus folgt, daß diese Vogelmen-
schen mit ihren Händen nichts als leichte Sachen als
zum Beispiel ihre Lebensmittel tragen können. Sie
machen noch darzu eine halbe Krümmung, wenn
sie dieselben an den Mund nehmen. Sie

leben



ſtern, und wiederhohlten die Zeichen der Freund-
ſchaft, indem ſie den Voͤgelmenſchen Brod und
Fruͤchte darboten: doch nahmen ſie niemand an,
ſondern alle verkrochen ſich in ihre Neſter und ver-
ſchloſſen die Oefnung, wenn einer von den Prin-
zen ſich naͤherte. Endlich nahm iedoch ein Vo-
gelkind, minder furchtſam als die uͤbrigen, ein
Stuͤck Brod, und ließ ſich beruͤhren. Es kam
ſogar ans dem Neſte und flog mit den Prinzen,
die ihm in Anblick aller ſeiner Landsleute tauſender-
lei Liebkoſungen erwieſen. Nun konten ſie den
ſonderbaren Bau dieſer Menſchen betrachten. Sie
haben beinah einen Menſchenkopf, aber ihre Naſe
iſt eine Art von beinernen Schnabel, durch wel-
chen die Naſenloͤcher wie bei dem Vogelſchnaͤbeln
gehen. Statt der Haare haben ſie einen Feder-
buſch: die Fluͤgel ſind an den Armen befeſtigt, ſo
daß blos die Fauſt frei bleibt, und die ſtaͤrkſten
Federn aus den Elbogen hervorgehen. Der
Schwanz iſt ſo lang wie bei den Pfauen. Jhre
duͤrren duͤnnen Beine endigen ſich in der Geſtalt
eines Vogelfußes. Der Koͤrper iſt mit kleinen
Federn, den Haaren aͤhnlich, deren Farben wie
ein Entenkopf ſpielen, bekleidet. Jn der fliegen-
den Bewegung ſahen ſie einem Menſchen aͤhnlich,
der ſpringend lauft, und die Arme beſtaͤndig da-
zu bewegt. Daraus folgt, daß dieſe Vogelmen-
ſchen mit ihren Haͤnden nichts als leichte Sachen als
zum Beiſpiel ihre Lebensmittel tragen koͤnnen. Sie
machen noch darzu eine halbe Kruͤmmung, wenn
ſie dieſelben an den Mund nehmen. Sie

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[278/0286] ſtern, und wiederhohlten die Zeichen der Freund- ſchaft, indem ſie den Voͤgelmenſchen Brod und Fruͤchte darboten: doch nahmen ſie niemand an, ſondern alle verkrochen ſich in ihre Neſter und ver- ſchloſſen die Oefnung, wenn einer von den Prin- zen ſich naͤherte. Endlich nahm iedoch ein Vo- gelkind, minder furchtſam als die uͤbrigen, ein Stuͤck Brod, und ließ ſich beruͤhren. Es kam ſogar ans dem Neſte und flog mit den Prinzen, die ihm in Anblick aller ſeiner Landsleute tauſender- lei Liebkoſungen erwieſen. Nun konten ſie den ſonderbaren Bau dieſer Menſchen betrachten. Sie haben beinah einen Menſchenkopf, aber ihre Naſe iſt eine Art von beinernen Schnabel, durch wel- chen die Naſenloͤcher wie bei dem Vogelſchnaͤbeln gehen. Statt der Haare haben ſie einen Feder- buſch: die Fluͤgel ſind an den Armen befeſtigt, ſo daß blos die Fauſt frei bleibt, und die ſtaͤrkſten Federn aus den Elbogen hervorgehen. Der Schwanz iſt ſo lang wie bei den Pfauen. Jhre duͤrren duͤnnen Beine endigen ſich in der Geſtalt eines Vogelfußes. Der Koͤrper iſt mit kleinen Federn, den Haaren aͤhnlich, deren Farben wie ein Entenkopf ſpielen, bekleidet. Jn der fliegen- den Bewegung ſahen ſie einem Menſchen aͤhnlich, der ſpringend lauft, und die Arme beſtaͤndig da- zu bewegt. Daraus folgt, daß dieſe Vogelmen- ſchen mit ihren Haͤnden nichts als leichte Sachen als zum Beiſpiel ihre Lebensmittel tragen koͤnnen. Sie machen noch darzu eine halbe Kruͤmmung, wenn ſie dieſelben an den Mund nehmen. Sie leben

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Zitationshilfe: Rétif de La Bretonne, Nicolas-Edme: Der fliegende Mensch. Übers. v. Wilhelm Christhelf Siegmund Mylius. 2. Aufl. Dresden u. a., 1785, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/retif_mensch_1785/286>, abgerufen am 26.11.2024.