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[Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700.

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charmante Mine gemacht/ vielweniger/
daß sie ihm für das geschenckte Damaste-
ne Kleid sonsten seinen Willen erfüllen
sollen.
Courag. Ja/ es geht bißweilen so/ wenn alte
Männer mit jungen Mädgen löffeln
wollen/ allein es geschicht ihnen gar
recht/ wenn sie hernachmahls für ihre
Spendagen ins Fäustgen neinaus gelacht
werden.
Leon. Ein artiges Histörgen erzehlte mir
die Wirthin von diesem so genandten
Fleck-Schreiber: Er hätte einsmahls
auff einer Hochzeit nach einer Bären-
Music mit Frauenzimmer nackend um
einen Dannen-Baum herumgetantzet/
welches ihm diese Stunde noch übel
ausgeleget würde.
Courag. Ey das kan ich mir leicht einbilden/
nackend zu tantzen! es kömmt gar zu är-
gerlich heraus/ wenns doch noch im Hem-
de gewesen wäre.
Leon. Hernach so sagte mir die Wirthin
auch/ wie daß dieser Fleck-Schreiber al-
len Leuten dienete/ sie möchten recht oder
unrecht haben/ wer ihm nur Geld
brächte/ der wäre ihm angenehm.
Courag. Das muß mir gar einer von den rech-
ten seyn.
Leon. Uber eines muste ich recht hertzlich la-
chen.
Courag. Uber was denn?
Leon.
D 4
charmante Mine gemacht/ vielweniger/
daß ſie ihm fuͤꝛ das geſchenckte Damaſte-
ne Kleid ſonſten ſeinen Willen erfuͤllen
ſollen.
Courag. Ja/ es geht bißweilen ſo/ wenn alte
Maͤnner mit jungen Maͤdgen loͤffeln
wollen/ allein es geſchicht ihnen gar
recht/ wenn ſie hernachmahls fuͤr ihre
Spendagen ins Faͤuſtgen neinaus gelacht
werden.
Leon. Ein artiges Hiſtoͤrgen erzehlte mir
die Wirthin von dieſem ſo genandten
Fleck-Schreiber: Er haͤtte einsmahls
auff einer Hochzeit nach einer Baͤren-
Muſic mit Frauenzimmer nackend um
einen Dannen-Baum herumgetantzet/
welches ihm dieſe Stunde noch uͤbel
ausgeleget wuͤrde.
Courag. Ey das kan ich mir leicht einbilden/
nackend zu tantzen! es koͤmmt gar zu aͤr-
gerlich heraus/ weñs doch noch im Hem-
de geweſen waͤre.
Leon. Hernach ſo ſagte mir die Wirthin
auch/ wie daß dieſer Fleck-Schreiber al-
len Leuten dienete/ ſie moͤchten recht oder
unrecht haben/ wer ihm nur Geld
braͤchte/ der waͤre ihm angenehm.
Courag. Das muß mir gar einer von den rech-
ten ſeyn.
Leon. Uber eines muſte ich recht hertzlich la-
chen.
Courag. Uber was denn?
Leon.
D 4
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[55/0064] charmante Mine gemacht/ vielweniger/ daß ſie ihm fuͤꝛ das geſchenckte Damaſte- ne Kleid ſonſten ſeinen Willen erfuͤllen ſollen. Courag. Ja/ es geht bißweilen ſo/ wenn alte Maͤnner mit jungen Maͤdgen loͤffeln wollen/ allein es geſchicht ihnen gar recht/ wenn ſie hernachmahls fuͤr ihre Spendagen ins Faͤuſtgen neinaus gelacht werden. Leon. Ein artiges Hiſtoͤrgen erzehlte mir die Wirthin von dieſem ſo genandten Fleck-Schreiber: Er haͤtte einsmahls auff einer Hochzeit nach einer Baͤren- Muſic mit Frauenzimmer nackend um einen Dannen-Baum herumgetantzet/ welches ihm dieſe Stunde noch uͤbel ausgeleget wuͤrde. Courag. Ey das kan ich mir leicht einbilden/ nackend zu tantzen! es koͤmmt gar zu aͤr- gerlich heraus/ weñs doch noch im Hem- de geweſen waͤre. Leon. Hernach ſo ſagte mir die Wirthin auch/ wie daß dieſer Fleck-Schreiber al- len Leuten dienete/ ſie moͤchten recht oder unrecht haben/ wer ihm nur Geld braͤchte/ der waͤre ihm angenehm. Courag. Das muß mir gar einer von den rech- ten ſeyn. Leon. Uber eines muſte ich recht hertzlich la- chen. Courag. Uber was denn? Leon. D 4

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Zitationshilfe: [Reuter, Christian]: Graf Ehrenfried. 1700, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/reuter_ehrenfried_1700/64>, abgerufen am 23.11.2024.