gern beraubet sehen, welches das Gefühl der Menschen-Liebe mit sich bringt.
Als ich mich von ihr wandte, fragte sich mich, ob sie unten sagen sollte, daß ich mich bequemen würde.
Jhr möget sagen, daß ich mich zu allem beque- men will, was sie fodern, wenn ich nur von Herrn Solmes erlöset werde.
Jst das alles, was ihr jetzt verlanget, Schlei- cherin? (Was für Worte hat meine Schwe- ster.) Wird aber nicht der andere Feuer und Flammen speyen, und gantz erschrecklich brüllen, wenn ihm seine gewisse Beute aus den Klauen gerissen wird.
Jch muß euch auf eure Weise reden lassen, sonst werden wir uns einander nie verstehen kön- nen. Jch will nach seinem Brüllen (mit euch zu reden) nicht viel fragen. Jch will ihm versprechen, daß wenn ich ja einen andern heyrathe, es nicht geschehen soll, so lange er unverheurathet ist. Wenn er damit nicht zufrieden seyn will, so wird er es seyn müssen, und ich will genugsahme Ver- sicherung davon geben, daß ich weder Briefe mit ihm wechseln noch ihn sprechen will. Dieses wird doch genug seyn.
Allein ich hoffe, ihr werdet nichts gegen einen blos höflichen Umgang mit Herrn Solmes als einem guten Freunde eures Vaters einzuwenden haben.
Nein! Es muß mir frey stehen, mich zu entfer- nen, wenn er kommt. Jch will mit dem einen so
wenig
Die Geſchichte
gern beraubet ſehen, welches das Gefuͤhl der Menſchen-Liebe mit ſich bringt.
Als ich mich von ihr wandte, fragte ſich mich, ob ſie unten ſagen ſollte, daß ich mich bequemen wuͤrde.
Jhr moͤget ſagen, daß ich mich zu allem beque- men will, was ſie fodern, wenn ich nur von Herrn Solmes erloͤſet werde.
Jſt das alles, was ihr jetzt verlanget, Schlei- cherin? (Was fuͤr Worte hat meine Schwe- ſter.) Wird aber nicht der andere Feuer und Flammen ſpeyen, und gantz erſchrecklich bruͤllen, wenn ihm ſeine gewiſſe Beute aus den Klauen geriſſen wird.
Jch muß euch auf eure Weiſe reden laſſen, ſonſt werden wir uns einander nie verſtehen koͤn- nen. Jch will nach ſeinem Bruͤllen (mit euch zu reden) nicht viel fragen. Jch will ihm verſprechen, daß wenn ich ja einen andern heyrathe, es nicht geſchehen ſoll, ſo lange er unverheurathet iſt. Wenn er damit nicht zufrieden ſeyn will, ſo wird er es ſeyn muͤſſen, und ich will genugſahme Ver- ſicherung davon geben, daß ich weder Briefe mit ihm wechſeln noch ihn ſprechen will. Dieſes wird doch genug ſeyn.
Allein ich hoffe, ihr werdet nichts gegen einen blos hoͤflichen Umgang mit Herrn Solmes als einem guten Freunde eures Vaters einzuwenden haben.
Nein! Es muß mir frey ſtehen, mich zu entfer- nen, wenn er kommt. Jch will mit dem einen ſo
wenig
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Die Geſchichte
gern beraubet ſehen, welches das Gefuͤhl der
Menſchen-Liebe mit ſich bringt.
Als ich mich von ihr wandte, fragte ſich mich,
ob ſie unten ſagen ſollte, daß ich mich bequemen
wuͤrde.
Jhr moͤget ſagen, daß ich mich zu allem beque-
men will, was ſie fodern, wenn ich nur von
Herrn Solmes erloͤſet werde.
Jſt das alles, was ihr jetzt verlanget, Schlei-
cherin? (Was fuͤr Worte hat meine Schwe-
ſter.) Wird aber nicht der andere Feuer und
Flammen ſpeyen, und gantz erſchrecklich bruͤllen,
wenn ihm ſeine gewiſſe Beute aus den Klauen
geriſſen wird.
Jch muß euch auf eure Weiſe reden laſſen,
ſonſt werden wir uns einander nie verſtehen koͤn-
nen. Jch will nach ſeinem Bruͤllen (mit euch zu
reden) nicht viel fragen. Jch will ihm verſprechen,
daß wenn ich ja einen andern heyrathe, es nicht
geſchehen ſoll, ſo lange er unverheurathet iſt.
Wenn er damit nicht zufrieden ſeyn will, ſo wird
er es ſeyn muͤſſen, und ich will genugſahme Ver-
ſicherung davon geben, daß ich weder Briefe mit
ihm wechſeln noch ihn ſprechen will. Dieſes
wird doch genug ſeyn.
Allein ich hoffe, ihr werdet nichts gegen einen
blos hoͤflichen Umgang mit Herrn Solmes als
einem guten Freunde eures Vaters einzuwenden
haben.
Nein! Es muß mir frey ſtehen, mich zu entfer-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 492. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/512>, abgerufen am 16.02.2025.
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