Nein/ gnädige Fräulein/ sagte er spöttisch, auch nicht einmahl an Fräulein Howe. Denn sie haben ja selbst gestanden/ daß Lovelace der Liebling von der Fräulein Howe sey.
Sehen sie es wohl, meine liebe Fräulein? Meynet ihr aber, Bruder, sagte ich, daß dis der rechte Weg sey?
Bekümmert ihr euch darum? Wisset! man wird eure Briefe auffangen, ich kans euch ver- sichern. Mit diesen Worten lief er fort.
Meine Schwester kam bald darauf zu mir, und sagte: Nun Klärchen/ ich höre ihr seyd auf guten Wegen. Man hat aber Verdacht auf einige Leute, daß sie euch in eurem Ungehorsam stärcken, und deswegen soll ich euch ankündi- gen, daß man gerne sehe, wenn ihr ein paar Wochen lang, bis auf weitere Erlaubniß, kei- nen Besuch gebt, und auch keinen annehmet.
Befehlen das die, welche über mich zu befeh- len haben, sagte ich?
Fragt sie, fragt sie, mein Kind! sprach sie, und drohete mir mit dem Finger. Jch habe euch das gesagt, was ich zu sagen hatte. Euer Vater verlangt Gehorsam von euch. Er hat die gute Hoffnung von euch, daß ihr gehorsam seyn wer- det, und wollte gern allen Verführungen zum Ungehorsam vorbeugen.
Jch antwortete: Jch weiß meine Pflicht. Jch hoffe aber, daß man von mir nichts un- mögliches fordern werde.
Hier-
Die Geſchichte
Nein/ gnaͤdige Fraͤulein/ ſagte er ſpoͤttiſch, auch nicht einmahl an Fraͤulein Howe. Denn ſie haben ja ſelbſt geſtanden/ daß Lovelace der Liebling von der Fraͤulein Howe ſey.
Sehen ſie es wohl, meine liebe Fraͤulein? Meynet ihr aber, Bruder, ſagte ich, daß dis der rechte Weg ſey?
Bekuͤmmert ihr euch darum? Wiſſet! man wird eure Briefe auffangen, ich kans euch ver- ſichern. Mit dieſen Worten lief er fort.
Meine Schweſter kam bald darauf zu mir, und ſagte: Nun Klaͤrchen/ ich hoͤre ihr ſeyd auf guten Wegen. Man hat aber Verdacht auf einige Leute, daß ſie euch in eurem Ungehorſam ſtaͤrcken, und deswegen ſoll ich euch ankuͤndi- gen, daß man gerne ſehe, wenn ihr ein paar Wochen lang, bis auf weitere Erlaubniß, kei- nen Beſuch gebt, und auch keinen annehmet.
Befehlen das die, welche uͤber mich zu befeh- len haben, ſagte ich?
Fragt ſie, fragt ſie, mein Kind! ſprach ſie, und drohete mir mit dem Finger. Jch habe euch das geſagt, was ich zu ſagen hatte. Euer Vater verlangt Gehorſam von euch. Er hat die gute Hoffnung von euch, daß ihr gehorſam ſeyn wer- det, und wollte gern allen Verfuͤhrungen zum Ungehorſam vorbeugen.
Jch antwortete: Jch weiß meine Pflicht. Jch hoffe aber, daß man von mir nichts un- moͤgliches fordern werde.
Hier-
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Die Geſchichte
Nein/ gnaͤdige Fraͤulein/ ſagte er ſpoͤttiſch,
auch nicht einmahl an Fraͤulein Howe.
Denn ſie haben ja ſelbſt geſtanden/ daß
Lovelace der Liebling von der Fraͤulein
Howe ſey.
Sehen ſie es wohl, meine liebe Fraͤulein?
Meynet ihr aber, Bruder, ſagte ich, daß dis
der rechte Weg ſey?
Bekuͤmmert ihr euch darum? Wiſſet! man
wird eure Briefe auffangen, ich kans euch ver-
ſichern. Mit dieſen Worten lief er fort.
Meine Schweſter kam bald darauf zu mir,
und ſagte: Nun Klaͤrchen/ ich hoͤre ihr ſeyd
auf guten Wegen. Man hat aber Verdacht auf
einige Leute, daß ſie euch in eurem Ungehorſam
ſtaͤrcken, und deswegen ſoll ich euch ankuͤndi-
gen, daß man gerne ſehe, wenn ihr ein paar
Wochen lang, bis auf weitere Erlaubniß, kei-
nen Beſuch gebt, und auch keinen annehmet.
Befehlen das die, welche uͤber mich zu befeh-
len haben, ſagte ich?
Fragt ſie, fragt ſie, mein Kind! ſprach ſie,
und drohete mir mit dem Finger. Jch habe euch
das geſagt, was ich zu ſagen hatte. Euer Vater
verlangt Gehorſam von euch. Er hat die gute
Hoffnung von euch, daß ihr gehorſam ſeyn wer-
det, und wollte gern allen Verfuͤhrungen zum
Ungehorſam vorbeugen.
Jch antwortete: Jch weiß meine Pflicht.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 1. Göttingen, 1748, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa01_1748/96>, abgerufen am 27.11.2024.
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