"und verschencken. Jch werde keine andere Er- "ben haben, als meinen Bruder und meine "Schwester: und ich will mir von meinem Va- "ter nur ein jährliches Einkommen, so viel ihm "beliebig ist zu geben ausbitten, und zwar dieses "nicht als eine Schadloshaltung für das Gut, "sondern als eine blosse Gütigkeit, die er auch "wieder soll zurücknehmen können, so bald ich "ihm Ursache gebe, mit mir übel zufrieden zu "seyn.
"Solte man diesen Vorschlag wohl misbilli- "gen können? Jch hoffe es warlich nicht! Jch "bitte Sie, allertheurester Onckle, ihn vorzutra- "gen, und so viel als möglich ist zu unterstützen. "Ein jeder wird hiebey seinen Endzweck errei- "chen. Meine Schwester hat eine sehr gute "Meinung von Herrn Solmes/ die ich niemals "von ihm fassen kan, wenn er mein Bräutigam "werden soll. Wenn er aber in eine Verbin- "dung mit meiner Schweister tritt, so gebühret "ihm Ehrerbietung von meiner Seite, und diese "ihm zu erzeigen, werde ich nie ermangeln.
"Wenn dieser Vorschlag angenommen wird, "so beehren Sir mich mit Jhrem Besuch, und "beglücken Sie mich dadurch, daß Sie mich zu "meiner unaussprechlichen Freude, meinen lieben "Eltern wiederum zuführen, damit ich ihnen zu "Fusse fallen, und sie an mir das allergehorsam- "ste Kind haben mögen. Führen Sie mich wie- "der in die Arme meines Bruders und meiner
"Schwe-
Die Geſchichte
„und verſchencken. Jch werde keine andere Er- „ben haben, als meinen Bruder und meine „Schweſter: und ich will mir von meinem Va- „ter nur ein jaͤhrliches Einkommen, ſo viel ihm „beliebig iſt zu geben ausbitten, und zwar dieſes „nicht als eine Schadloshaltung fuͤr das Gut, „ſondern als eine bloſſe Guͤtigkeit, die er auch „wieder ſoll zuruͤcknehmen koͤnnen, ſo bald ich „ihm Urſache gebe, mit mir uͤbel zufrieden zu „ſeyn.
„Solte man dieſen Vorſchlag wohl misbilli- „gen koͤnnen? Jch hoffe es warlich nicht! Jch „bitte Sie, allertheureſter Onckle, ihn vorzutra- „gen, und ſo viel als moͤglich iſt zu unterſtuͤtzen. „Ein jeder wird hiebey ſeinen Endzweck errei- „chen. Meine Schweſter hat eine ſehr gute „Meinung von Herrn Solmes/ die ich niemals „von ihm faſſen kan, wenn er mein Braͤutigam „werden ſoll. Wenn er aber in eine Verbin- „dung mit meiner Schweiſter tritt, ſo gebuͤhret „ihm Ehrerbietung von meiner Seite, und dieſe „ihm zu erzeigen, werde ich nie ermangeln.
„Wenn dieſer Vorſchlag angenommen wird, „ſo beehren Sir mich mit Jhrem Beſuch, und „begluͤcken Sie mich dadurch, daß Sie mich zu „meiner unausſprechlichen Freude, meinen lieben „Eltern wiederum zufuͤhren, damit ich ihnen zu „Fuſſe fallen, und ſie an mir das allergehorſam- „ſte Kind haben moͤgen. Fuͤhren Sie mich wie- „der in die Arme meines Bruders und meiner
„Schwe-
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Die Geſchichte
„und verſchencken. Jch werde keine andere Er-
„ben haben, als meinen Bruder und meine
„Schweſter: und ich will mir von meinem Va-
„ter nur ein jaͤhrliches Einkommen, ſo viel ihm
„beliebig iſt zu geben ausbitten, und zwar dieſes
„nicht als eine Schadloshaltung fuͤr das Gut,
„ſondern als eine bloſſe Guͤtigkeit, die er auch
„wieder ſoll zuruͤcknehmen koͤnnen, ſo bald ich
„ihm Urſache gebe, mit mir uͤbel zufrieden zu
„ſeyn.
„Solte man dieſen Vorſchlag wohl misbilli-
„gen koͤnnen? Jch hoffe es warlich nicht! Jch
„bitte Sie, allertheureſter Onckle, ihn vorzutra-
„gen, und ſo viel als moͤglich iſt zu unterſtuͤtzen.
„Ein jeder wird hiebey ſeinen Endzweck errei-
„chen. Meine Schweſter hat eine ſehr gute
„Meinung von Herrn Solmes/ die ich niemals
„von ihm faſſen kan, wenn er mein Braͤutigam
„werden ſoll. Wenn er aber in eine Verbin-
„dung mit meiner Schweiſter tritt, ſo gebuͤhret
„ihm Ehrerbietung von meiner Seite, und dieſe
„ihm zu erzeigen, werde ich nie ermangeln.
„Wenn dieſer Vorſchlag angenommen wird,
„ſo beehren Sir mich mit Jhrem Beſuch, und
„begluͤcken Sie mich dadurch, daß Sie mich zu
„meiner unausſprechlichen Freude, meinen lieben
„Eltern wiederum zufuͤhren, damit ich ihnen zu
„Fuſſe fallen, und ſie an mir das allergehorſam-
„ſte Kind haben moͤgen. Fuͤhren Sie mich wie-
„der in die Arme meines Bruders und meiner
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/156>, abgerufen am 23.11.2024.
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