"wenn er durch eine verwegene That "Herrn Solmes aus dem Wege räumen/ "und zugleich seine eigene Tage verkürtzen "würde.
"Er sagt: es schmertze ihn sehr, daß seine "Furcht mich auf ewig zu verlieren, ihn zu sol- "chen Ausdrücken verleitet hätte, die ich mit so "vielem Recht ahnden könnte.
Er bekennet, daß er hefftig sey: er sagt aber, "alle Leute, die ein gutes Gemüth haben, wären "hefftig: denn ein ehrlicher Mann hielte nicht "hinter dem Berge. Er überlässt mir selbst "zu beurtheilen, ob seine hefftigen Ausdrücke "nicht einigermassen durch die sürchterlichen Um- "stände entschuldiget würden, in die ihn meine "Kaltsinnigkeit und die Bosheit seiner Feinde "gesetzt hätte: wo anders etwas in der Welt "im Stande wäre ihn zu entschuldigen.
"Er meint in dem Jnhalt meines letzten "Briefes genugsame Ursache zu finden, zu fürch- "ten, daß ich mich durch Güte oder Gewalt "möchte bewegen lassen, meines Bruders Ab- "sichten Gehör zu geben: und er merckte, daß "ich ihn schon auf diesen Fall gleichsam zuzube- "reiten suchte, damit er ihn desto geduldiger er- "tragen möchte.
"Zum vorausgesetzt, daß diese Furcht nicht "gantz ungegründet sey, bittet er mich ernstlich, "der Bosheit seiner Feinde kein Gehör zu ge- "ben.
Er
L 2
der Clariſſa.
„wenn er durch eine verwegene That „Herrn Solmes aus dem Wege raͤumen/ „und zugleich ſeine eigene Tage verkuͤrtzen „wuͤrde.
„Er ſagt: es ſchmertze ihn ſehr, daß ſeine „Furcht mich auf ewig zu verlieren, ihn zu ſol- „chen Ausdruͤcken verleitet haͤtte, die ich mit ſo „vielem Recht ahnden koͤnnte.
Er bekennet, daß er hefftig ſey: er ſagt aber, „alle Leute, die ein gutes Gemuͤth haben, waͤren „hefftig: denn ein ehrlicher Mann hielte nicht „hinter dem Berge. Er uͤberlaͤſſt mir ſelbſt „zu beurtheilen, ob ſeine hefftigen Ausdruͤcke „nicht einigermaſſen durch die ſuͤrchterlichen Um- „ſtaͤnde entſchuldiget wuͤrden, in die ihn meine „Kaltſinnigkeit und die Bosheit ſeiner Feinde „geſetzt haͤtte: wo anders etwas in der Welt „im Stande waͤre ihn zu entſchuldigen.
„Er meint in dem Jnhalt meines letzten „Briefes genugſame Urſache zu finden, zu fuͤrch- „ten, daß ich mich durch Guͤte oder Gewalt „moͤchte bewegen laſſen, meines Bruders Ab- „ſichten Gehoͤr zu geben: und er merckte, daß „ich ihn ſchon auf dieſen Fall gleichſam zuzube- „reiten ſuchte, damit er ihn deſto geduldiger er- „tragen moͤchte.
„Zum vorausgeſetzt, daß dieſe Furcht nicht „gantz ungegruͤndet ſey, bittet er mich ernſtlich, „der Bosheit ſeiner Feinde kein Gehoͤr zu ge- „ben.
Er
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der Clariſſa.
„wenn er durch eine verwegene That
„Herrn Solmes aus dem Wege raͤumen/
„und zugleich ſeine eigene Tage verkuͤrtzen
„wuͤrde.
„Er ſagt: es ſchmertze ihn ſehr, daß ſeine
„Furcht mich auf ewig zu verlieren, ihn zu ſol-
„chen Ausdruͤcken verleitet haͤtte, die ich mit ſo
„vielem Recht ahnden koͤnnte.
Er bekennet, daß er hefftig ſey: er ſagt aber,
„alle Leute, die ein gutes Gemuͤth haben, waͤren
„hefftig: denn ein ehrlicher Mann hielte nicht
„hinter dem Berge. Er uͤberlaͤſſt mir ſelbſt
„zu beurtheilen, ob ſeine hefftigen Ausdruͤcke
„nicht einigermaſſen durch die ſuͤrchterlichen Um-
„ſtaͤnde entſchuldiget wuͤrden, in die ihn meine
„Kaltſinnigkeit und die Bosheit ſeiner Feinde
„geſetzt haͤtte: wo anders etwas in der Welt
„im Stande waͤre ihn zu entſchuldigen.
„Er meint in dem Jnhalt meines letzten
„Briefes genugſame Urſache zu finden, zu fuͤrch-
„ten, daß ich mich durch Guͤte oder Gewalt
„moͤchte bewegen laſſen, meines Bruders Ab-
„ſichten Gehoͤr zu geben: und er merckte, daß
„ich ihn ſchon auf dieſen Fall gleichſam zuzube-
„reiten ſuchte, damit er ihn deſto geduldiger er-
„tragen moͤchte.
„Zum vorausgeſetzt, daß dieſe Furcht nicht
„gantz ungegruͤndet ſey, bittet er mich ernſtlich,
„der Bosheit ſeiner Feinde kein Gehoͤr zu ge-
„ben.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/169>, abgerufen am 24.11.2024.
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