Der drey und zwanzigste Brief von Fräulein Howe an Fräulein Clarissa Harlowe.
Donnerstag Abends, den 30. März.
Machen Sie sich gefaßt, die Neuigkeiten zu vernehmen, die ich von der Aufführung von der niederträchtigen Aufführung Jhres ab- scheulichen Menschen in dem elenden Bier-Hau- se erfahren habe.
Sperlinge und Miß-Fincken sind für diesen Habicht nicht zu geringe, sie als einen Raub zu suchen. Sie müssen seine Emsigkeit, sein Wa- chen, seine Gefahr bey nächtlicher Zeit, das üble Wetter dem er trotzet, nicht alles auf ihre Rech- nung schreiben. Er hat ein Mittel, sich alles die- ses leicht und erträglich zu machen: nehmlich ein artiges angenehmes Mädchen, (wie man mir sagt) das unschuldig gewesen ist, bis er in das Haus kam, nun aber - - Wer weiß, was nun aus dem armen Mädchen geworden ist!
Das Mädchen ist kaum siebzehn Jahr alt! Sein Freund und Bruder in der Bosheit, ein lustiger und verschmitzter Kopf, hält sich bey ihm auf, den brüderlichen Sauf-Becher mit ihm zu theilen. Bisweilen ist noch ein oder zwey Bö- sewichter bey ihnen. Kein Kummer nähert sich ihrem Hertzen; seyn Sie auch nur wegen sei-
ner
Die Geſchichte
Der drey und zwanzigſte Brief von Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa Harlowe.
Donnerſtag Abends, den 30. Maͤrz.
Machen Sie ſich gefaßt, die Neuigkeiten zu vernehmen, die ich von der Auffuͤhrung von der niedertraͤchtigen Auffuͤhrung Jhres ab- ſcheulichen Menſchen in dem elenden Bier-Hau- ſe erfahren habe.
Sperlinge und Miß-Fincken ſind fuͤr dieſen Habicht nicht zu geringe, ſie als einen Raub zu ſuchen. Sie muͤſſen ſeine Emſigkeit, ſein Wa- chen, ſeine Gefahr bey naͤchtlicher Zeit, das uͤble Wetter dem er trotzet, nicht alles auf ihre Rech- nung ſchreiben. Er hat ein Mittel, ſich alles die- ſes leicht und ertraͤglich zu machen: nehmlich ein artiges angenehmes Maͤdchen, (wie man mir ſagt) das unſchuldig geweſen iſt, bis er in das Haus kam, nun aber ‒ ‒ Wer weiß, was nun aus dem armen Maͤdchen geworden iſt!
Das Maͤdchen iſt kaum ſiebzehn Jahr alt! Sein Freund und Bruder in der Bosheit, ein luſtiger und verſchmitzter Kopf, haͤlt ſich bey ihm auf, den bruͤderlichen Sauf-Becher mit ihm zu theilen. Bisweilen iſt noch ein oder zwey Boͤ- ſewichter bey ihnen. Kein Kummer naͤhert ſich ihrem Hertzen; ſeyn Sie auch nur wegen ſei-
ner
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Die Geſchichte
Der drey und zwanzigſte Brief
von
Fraͤulein Howe an Fraͤulein Clariſſa
Harlowe.
Donnerſtag Abends, den 30.
Maͤrz.
Machen Sie ſich gefaßt, die Neuigkeiten zu
vernehmen, die ich von der Auffuͤhrung
von der niedertraͤchtigen Auffuͤhrung Jhres ab-
ſcheulichen Menſchen in dem elenden Bier-Hau-
ſe erfahren habe.
Sperlinge und Miß-Fincken ſind fuͤr dieſen
Habicht nicht zu geringe, ſie als einen Raub zu
ſuchen. Sie muͤſſen ſeine Emſigkeit, ſein Wa-
chen, ſeine Gefahr bey naͤchtlicher Zeit, das uͤble
Wetter dem er trotzet, nicht alles auf ihre Rech-
nung ſchreiben. Er hat ein Mittel, ſich alles die-
ſes leicht und ertraͤglich zu machen: nehmlich
ein artiges angenehmes Maͤdchen, (wie man mir
ſagt) das unſchuldig geweſen iſt, bis er in das
Haus kam, nun aber ‒ ‒ Wer weiß, was nun
aus dem armen Maͤdchen geworden iſt!
Das Maͤdchen iſt kaum ſiebzehn Jahr alt!
Sein Freund und Bruder in der Bosheit, ein
luſtiger und verſchmitzter Kopf, haͤlt ſich bey ihm
auf, den bruͤderlichen Sauf-Becher mit ihm zu
theilen. Bisweilen iſt noch ein oder zwey Boͤ-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 246. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/252>, abgerufen am 22.11.2024.
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