"verspricht, künftig immer vorsichtiger in Reden "und Handlungen zu werden, damit beyde ver- "dienen mögen, daß ich sie billige; und damit "ich hiedurch eine vorläuffige Versicherung be- "kommen möge, daß ein Grund der Besserung "bey ihm gelegt sey, die künftig durch meinem "Vorgang und Beyspiel vollständiger werden "sollte, wenn er anders so glücklich wird, mich "die Seinige zu nennen.
"Wenn ich zu meinem Onckle Anton reise, "so giebt er mich gantz verlohren. Meine dor- "tige Einschränckung, das verschantzte Haus, die "Capelle, die Unversöhnlichkeit meines Bruders "und meiner Schwester, der Einfluß, den sie in "die gantze Familie haben, sind ihm lauter ge- "fährliche Umstände, die er mir sehr fürchterlich "vorstellet. Er giebt mir zu erkennen, er wür- "de etwas wagen müssen, um es zu hindern, daß "ich nicht dorthin geführet würde.
Jch hoffe, daß Jhre gütige und edle Vor- bitte für mich bey Jhrer Frau Mutter verhüten wird, daß es mit mir nicht auf das äusserste komme. Zu Jhnen will ich fliehen, wenn es mir erlaubt ist, und alles heiliglich halten, was ich versprochen habe, an niemanden zu schreiben, und niemand zu sprechen, ohne Jhren und Jhrer Frau Mutter Rath darüber zu hören und zu befolgen. Jch schliesse, und will diesen Brief für Sie hin-
legen.
Die Geſchichte
„verſpricht, kuͤnftig immer vorſichtiger in Reden „und Handlungen zu werden, damit beyde ver- „dienen moͤgen, daß ich ſie billige; und damit „ich hiedurch eine vorlaͤuffige Verſicherung be- „kommen moͤge, daß ein Grund der Beſſerung „bey ihm gelegt ſey, die kuͤnftig durch meinem „Vorgang und Beyſpiel vollſtaͤndiger werden „ſollte, wenn er anders ſo gluͤcklich wird, mich „die Seinige zu nennen.
„Wenn ich zu meinem Onckle Anton reiſe, „ſo giebt er mich gantz verlohren. Meine dor- „tige Einſchraͤnckung, das verſchantzte Haus, die „Capelle, die Unverſoͤhnlichkeit meines Bruders „und meiner Schweſter, der Einfluß, den ſie in „die gantze Familie haben, ſind ihm lauter ge- „faͤhrliche Umſtaͤnde, die er mir ſehr fuͤrchterlich „vorſtellet. Er giebt mir zu erkennen, er wuͤr- „de etwas wagen muͤſſen, um es zu hindern, daß „ich nicht dorthin gefuͤhret wuͤrde.
Jch hoffe, daß Jhre guͤtige und edle Vor- bitte fuͤr mich bey Jhrer Frau Mutter verhuͤten wird, daß es mit mir nicht auf das aͤuſſerſte komme. Zu Jhnen will ich fliehen, wenn es mir erlaubt iſt, und alles heiliglich halten, was ich verſprochen habe, an niemanden zu ſchreiben, und niemand zu ſprechen, ohne Jhren und Jhrer Frau Mutter Rath daruͤber zu hoͤren und zu befolgen. Jch ſchlieſſe, und will dieſen Brief fuͤr Sie hin-
legen.
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Die Geſchichte
„verſpricht, kuͤnftig immer vorſichtiger in Reden
„und Handlungen zu werden, damit beyde ver-
„dienen moͤgen, daß ich ſie billige; und damit
„ich hiedurch eine vorlaͤuffige Verſicherung be-
„kommen moͤge, daß ein Grund der Beſſerung
„bey ihm gelegt ſey, die kuͤnftig durch meinem
„Vorgang und Beyſpiel vollſtaͤndiger werden
„ſollte, wenn er anders ſo gluͤcklich wird, mich
„die Seinige zu nennen.
„Wenn ich zu meinem Onckle Anton reiſe,
„ſo giebt er mich gantz verlohren. Meine dor-
„tige Einſchraͤnckung, das verſchantzte Haus, die
„Capelle, die Unverſoͤhnlichkeit meines Bruders
„und meiner Schweſter, der Einfluß, den ſie in
„die gantze Familie haben, ſind ihm lauter ge-
„faͤhrliche Umſtaͤnde, die er mir ſehr fuͤrchterlich
„vorſtellet. Er giebt mir zu erkennen, er wuͤr-
„de etwas wagen muͤſſen, um es zu hindern, daß
„ich nicht dorthin gefuͤhret wuͤrde.
Jch hoffe, daß Jhre guͤtige und edle Vor-
bitte fuͤr mich bey Jhrer Frau Mutter verhuͤten
wird, daß es mit mir nicht auf das aͤuſſerſte
komme. Zu Jhnen will ich fliehen, wenn es mir
erlaubt iſt, und alles heiliglich halten, was ich
verſprochen habe, an niemanden zu ſchreiben, und
niemand zu ſprechen, ohne Jhren und Jhrer Frau
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 288. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/294>, abgerufen am 22.11.2024.
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